REGESTENEditionsrichtlinien

Briefkonvolut Starhemenberg
OÖLA FA Starhemberg (Bestand Riedegg), 47


7 Briefe der Anna Sabina geb. Dietrichstein (1600-1645), am 5.11.1623 mit Gundaker von Starhemberg (1594-1638) verheiratet, an ihre verwitwete Schwiegermutter Juliana Starhemberg geb. Roggendorf (1574-1633).



Einzelbrief:1

Eigenhändiger Brief der Anna Sabina aus Freistatt an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 4.8.1630.


Anna Sabinas Mann wird sich einige Wochen hier [im Freihaus der Starhemberg in Freistadt] aufhalten, zumal der Gersecker, der alte Richter von Grünbach [Herrschaft des Gundarker], gestorben ist, und er einen neuen einstzen muß, da die Untertanen ungehorsam werden.
Gegenreformation in Freistadt:
... diese wochen hat man wider ein reformation mit den noch lutrischen weibern alhie vorgehabt, liegen ir ein sechs noch auf dem rathaus, ein theil haben sich schon erkhlert, darunter die Hauffin und Nusbaumerin, aus dem lant zu ziehen, wirdt also der lantrichter hie erwartt, der sie auf Linz firn soll, aldort man ihn irn urlaub und 5 gulden und ein stäbl geben wird, unser hergott sterkh sie undt erhalt sie im warn glauben bestendig, das sie alle schmach die ihn umb des namnes Cristi willen angethan wirdt gedultig überwinten, man will sagen, daß man unter den bauren auf dem landt auch anheben will, undt sollen etlich fändl kaiserisch volkh ir winter quartier ihn disen landt haben, welches auf die reformation der baurschafft angesehen sein solle, gott aber hat alles in seiner handt, der wierdts hinaus fiern wie es seinen khlein betrengten heufl nuz und selg ...
Sie berichtet über das Gesinde und die Kinder:
... die ander hab ich auch schon wider abgefertigt, will mir gar nicht tauglich sein, hat mir das khleinst khindt schon einmal aus der wiegen geworffen, ist zu aller glikh noch die äml da gwessn, die gschwindt ein bolster auf die erd gworffen das khindt drauff gfallen, das ihm gott lob khein schaden bringt, ich hab aber des Wäxler einaugigs mensch, die ist gar auf ein endt fleisig bey den khindern, und geht gar sauber und guet mit im umb, hat die khinder überaus lieb und ist nit verschlaffen, der hab ich gleich das klein biebl vertraut die weil er schon zimblich übervüthert und ein hübsch krefftigs starkhs biebl ist, die weil ich auch iez so baldt khein khleines zu erwarten, der Gothartl hebt schon an zu lauffen also das ich nebn ier noch ein mensch das den khindern wescht, der Gotthardl ist ein liebs froms khindt, gilt überaus viel bey sein vattern, khan sich auch über die massn bei im zu machen, aber gar wenig redt er noch, und ist gleich wol imerzue übel auff, vermain nur wen er seine zent wirdt alle haben, so werds besser werden, sonst bin ich noch gar schlecht mit menschern versehen, hab niemandt als der Herschsteinerin meydl, die will sich auch gar nicht anlassn, die khöchin will auch nit lenger den bis auf ier halb jar bleibn, begert über die mas vil und khan nichts, also das ich mich iez auch mus umb ein ander versehen, es hat mir die Soffel von Regenspurg von ein fein menschen fier mich geschribn hab aber noch khein antwort auf mein schreiben ob sie noch gwis khombt oder nicht, hab neulich zu Scheling auch ein mensch aufgenomben, ist sie mit dem dran gelt fort und gar nit khomben ..
Bericht  über die Getreideernte:
... erinder auch mein frau muetter das wier unsern khornschnidt schon an beidn ortn vericht, was dreit geben hat mues ich erst von mein lieben herrn bericht einemen, alhie auf den hoff hats 60 schöber geben, hoff es soll ein 5 mut wägen, den es gar schön volkhomen an ehren gewest, die gersten ist hie überaus schön undt wirdt heur etwas  starks mer als weiz geben, aber sie ligt noch alle im feldt, het auf dato des regenweter halbn nicht khönen in stadl gebracht werden ...
Ihr Vater [Bartolomäus von Dietrichstein] und dessen zweite Frau [Elisabeth geb. Franking]  sind mit ihrer Tochter [Juliana Elisabeth] in Regensburg und wollen von dort weiter nach Nürnberg reisen [Emigration]. Die Tochter ist mit der Schwester der Mutter, Frau von Khevenhüller, schon weiter gereist, und hat dort das verletzte Bein der Juliana behandeln lassen.Sie hat von Erasmus gehört, daß die Judith Sabina sich bei Juliana in Wallsee im Kindbett befindet.



Einzelbrief:2

Eigenhändiger Brief der Anna Sabina aus Schelings an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 9.1630.


Anna Sabina beklagt den plötzlichen Tot der Judith Sabina. Sie hätten sich in Linz treffen wollen, wo sich alle über den unerwarteten Tot einer so jungen und schönen Frau betroffen gezeigt haben.
Sie bedankt sich bei ihrem Schwager Erasmus für die Sachen seiner verstorbenen Frau, die sie von ihm bekommen hat.
Sie bittet die Juliana ihr zu sagen was mit dem Gesinde ihrer Schwägerin geschehen ist, da sie Mangel an Gesinde hat. Sie möchte auch die Anna Sabina bei sich aufnehemen, ... im fal mir die frau mueter khönte zu der Anna Sabinl verhülfflich sein wolt ich ier gar schen dankhen, vermainet sie soll mier in mein wirtsschaffts sachen nützlich sein wie ich den von ierer mutter gehört, das sies gern an ein ort da sie etwas wiertschafft lernet ... Sie müßte auch keine schwere Arbeit verrichten, sie braucht nur jemanden, dem sie vertrauen kann.
Ihr Mann Gundaker läßt seine Mutter bitten, daß sie die Frau des Gotthart von Scherffenberg an die geliehenen 500 fl erinnert, die er zu Ostern gerne zurück hätte. Sie schickt Juliana etliche kleine Vögel zum essen.



Einzelbrief:3

Eigenhändiger Brief der Anna Sabina aus Schelings an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 20.11.1630.


Anna Sabina bittet die Juliana ihr eine Magt zu besorgen, da sie eine verläßt.
Sie wird auf die Hochzeit des Fräulein [Barbara Magdalena] von Puchheim mit [Georg Ehrenreich] von Völderndorf [Ritterstand] gehen.



Einzelbrief:4

Eigenhändiger Brief der Anna Sabina aus Schelings an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 31.11.1630.
Anna Sabinas erzählt, daß die Hochzeit des Fräulein von Puchheim recht fröhlich war und über 30 Gäste gekommen sind, obwohl keine Verwandte der Braut da waren,  ... ursach aber ist, das khein mensch von der freundschafft  diese heirat gern gesehen, den diese däma wie auch ire schwester, die den Boiger [Hans Wenzel Peuger von Reitzenschlag, Ritterstand] hat, so jung und überaus woll erzogen das sie ihres glükhs noch vill besser heten erwelen und ihn iren stand heten bleiben khönen, es ist aber nunmehr vorüber und nimber zu aindern, unser hergott geb ihnen allen glikhselligkheit ...



Einzelbrief:5

Eigenhändiger Brief der Anna Sabina aus Wien an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 11.12.1630
Anna Sabinas berichtet Juliana, daß der Georg [Reichart, Sohn ihrer verstorbenen Schwägerin] wieder gut ißt und schläft, aber noch sehr bleich und traurig ist. Es wäre besser gewesen wenn er bei ihr in Wallsee geblieben wäre, da die Pest in Wien noch Opfer fordert. In der Nachbarschaft hat es zwei oder drei erwischt. Ihr Mann will sie mit ihren Buben nach Heirichstein im Wald bringen.
Sie berichtet von angeblichen Konversionen in der Verwandtschaft, und berichtet von der Witwe und dritten Frau des Ludwig von Starhemberg (1564-1620] Barbara geb. Herberstein
... frau Ludwigin von Starhemberg ist iezo hie mit ihrn khindern, und schon angenumben zur hoffmeisterin unser khinigin, sie zeigt ein solchen eifer in der khadolischen religion, fil mer als zufor, und rödt und schwezt gwis mit solchen fundamenda darfun als der glerdeste jesuwiter, wie den mein libe frau mueter weis, das sie gar ein guettes maul zumb schäzen hat, sie will alle leit pekhern, ist wol hardt verblendt, gott pehidt mich und uns alle for dem abfal von dem rechten glauben, und göb uns sterkh und pestendigkheit pis ans endt amen, ...
Bemerkung zu Linz nach den Vertreibungen:
... das her von Khuefstein unser landtshaubman im land ob der enz worn ist wir die frau mutter wissen, die frau sichts wol iber alle massen ungern, den sie fircht sich also ser auff die langeweil, und ich hab ihrs wol nit feribl, den ich weis das die Linzer stadt iezo örger ist als ein dorff ...



Einzelbrief:6

Eigenhändiger Brief der Anna Sabina aus Schelings an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 24.12.1630.


Anna Sabina glaubt schwanger zu sein:
... ich befindt mich iez imerzu übel auff und in einer hoffnung, wais aber khein wort wie lang undt allerlei zustendt darbei das ich nicht weis wie mir dismal geschiht, nichts lebendigs trag ich zwar noch nit, bei mein zustenden aber hab ich zu besorgen es mecht vor der zeit abgehn, oder doch gar etwas schwachs draus werden ...
Sie hat solche Zustände noch nie gehabt, und bittet die Juliana ihr einen Rat zu geben.



Einzelbrief:7


Eigenhändiger Brief der Anna Sabina aus Schelings an ihre Schwiegermutter in Nieder-Wallsee vom 25.1.1631.

Anna Sabina glaubt, daß sie mit einem Mädchen schwanger ist:
 ... ein schwermütigere und faulere tracht hab ich woll als zuvor nie, vermain es werdt wider ein dochter draus entstehen ...
Ihr Vater hat aus Nürnberg [Exil] geschrieben, daß es ihrer Tochter Juliana Elisabeth besser geht, sie hinkt nur noch wenig. Sie bittet Juliana ihr eine neue Dienerin zu besorgen, da die jetzige das Gesinde untereinander aufhetze, sie muß aber warten bis sie ihr Gelegenheit zum Eingreifen giebt.
Die Juliana [Dorothea ?, Tochter des Paul Jakob geb. 1616] von Starhemberg ist zu ihr gekommen, und ist ihr eine große Hilfe. Sie hat sie leider nur im Kinderzimmer unterbringen können, was dieser aber nichts macht, da sie froh ist von ihrer Frau [Mutter ?] weggekommen zu sein, da diese sie schlecht behandelt hat.