Die Tagebücher und Tagzettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667). Edition und Kommentar

Projekt am Institut für Geschichte der Universität Wien, in Kooperation mit der Historischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, gefördert durch den Fonds zur Förderung der Wissenschaften
       

Projektleiter: Prof. Dr. Thomas Winkelbauer

Dr. Alessandro Catalano   |  Univ. Doz. Dr. Katrin Keller

Publikation: im Juni 2010 im Böhlau Verlag erschienen

Preis: € 890,-

       
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Die Tagebücher und Tagzettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667). Edition und Kommentar
In der historischen Forschung lässt sich europaweit in den letzten Jahren ein verstärkter Trend zur kulturhistorischen Erweiterung von Fragestellungen auch in traditionellen Forschungsbereichen erkennen. In diesem Kontext werden neue Quellengruppen erschlossen und bekannte Materialien neu gelesen. An prominenter Stelle sind hierbei Selbstzeugnisse zu nennen: Briefe, Chroniken, Autobiographien, Tagebücher etc. Ziel des Projektes war es, eine solche Quelle, die Diarien und Tagzettel des Kardinal-Erzbischofs von Prag Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667), der internationalen Forschung durch eine Edition zugänglich zu machen.
Die 54 überlieferten Jahrgänge der Diarien in italienischer und Tagzetteln in deutscher Sprache stellen nicht nur eine erstrangige Quelle zur Geschichte der Habsburgermonarchie gerade für die schlecht dokumentierten Regierungszeiten Ferdinands II. und Ferdinands III. dar. In ihrem Umfang, ihrer inhaltlichen Differenziertheit und ihrer Aussagekraft sind die Texte Quellen, deren Bedeutung den mitteleuropäischen Raum weit überschreitet. Sie dokumentieren weit mehr als den Lebensweg und die Lebensräume eines Adligen; sie machen ein System des Informationsaustausches innerhalb adliger Familien- und Freundschaftskreise sichtbar, das sich im Bezugsfeld Wien – Prag – Rom im 17. Jahrhundert etabliert hatte. Der Kardinal stellte eine Schnittstelle, einen Vermittler innerhalb dieses Bezugsfeldes dar. Somit sind seine Diarien und Tagzettel nicht nur Dokumente, die Handlungsfelder einer Person in ihrem Amt, im familiären Kontext oder im Rahmen der adligen Gesellschaft der habsburgischen Erblande erkennbar und beschreibbar machen. In den Niederschriften Kardinal Ernst Adalberts von Harrach verbinden sich europäische Politik und Entwicklungen in den habsburgischen Erblanden, kulturelle Einflüsse aus Italien mit solchen aus Mitteleuropa ebenso wie Gegenreformation und Pietas Austriaca.
Kennzeichnend für die Tagebücher und Tagzettel ist insbesondere ihre inhaltliche Vieldimensionalität, die sie zu Quellen für zahlreiche Forschungsfelder und historisch arbeitende Fächer macht. Germanistisch-sprachwissenschaftliche Arbeiten erhalten hier ebenso umfangreiches Material wie romanistische Studien – 27 Jahrgänge sind in italienischer Sprache verfasst. Kunstgeschichte, Theatergeschichte, Musikgeschichte sind ebenso zu nennen wie Medizingeschichte, Volkskunde oder historische Klimaforschung. Das Vorhaben stellt nicht nur der Forschung umfangreiche und inhaltlich sehr differenzierte Quellen zur Verfügung. Der Kommentarband dient zugleich der historischen Einordnung des umfangreichen Corpus und zeigt mögliche inhaltliche Auswertungsrichtungen auf.

Aktualisiert 01.07.2010