Latein im Film ^

(Referat von Evamaria Klietmann)
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie viel Latein heutzutage im Fernsehen verwendet wird? Ich möchte es Ihnen anhand dreier Beispiele demonstrieren. Als erstes Beispiel habe ich den Horrorfilm "The Black Cat" von 1934 gewählt, in den Hauptrollen Boris Karloff und Bela Lugosi.
Zuerst möchte ich die Handlung des Films erzählen:
Die jung verheirateten Joan und Peter Alison fahren in die Flitterwochen. In ihrem Abteil im Zug treffen sie Dr. Vitus Werdegast, dessen Akzent darauf hindeutet, dass er Ungar ist. Werdegast sagt, er sei auf dem Weg zu einem alten Freund. Bei der nächsten Haltestelle steigen sie in einen Autobus um und ein seltsamer Fremder, Thamal, der nie ein Wort sagt, gesellt sich zu ihnen. Der Busfahrer erzählt die Geschichte von Fort Marmaros: Die Hügel neben der Straße waren das größte Schlachtfeld der 1. Weltkrieges, zehntausende Soldaten starben hier. Auf dem großen Hügel, auf dem jetzt das moderne Bauhaus steht, stand damals das Fort. Ingenieur Hjalmar Poelzig baute seinen Palast aus Glas und Stahl auf den Grundmauern des zerstörten Forts.
Sie kommen in ein schreckliches Unwetter, der Busfahrer verliert die Kontrolle und der Bus rammt einen Baum. Der Fahrer ist tot, Joan leicht verletzt, die anderen kommen mit dem Schrecken davon. Dr. Werdegast bringt die anderen zu Poelzigs Haus, wo sie um Hilfe bitten. Werdegast versorgt Joans Wunden und gibt ihr ein Schlafmittel.
Später stehen sich Poelzig und Werdegast allein gegenüber, Werdegast deckt Poelzigs Vergangenheit auf: Der Ingenieur war der Kommandant von Marmaros, er verriet das Fort an die Russen und floh. Werdegast und viele andere wurden für viele Jahre in die Kriegsgefangenschaft verschleppt. Poelzig - in der Meinung, Vitus sei getötet worden - heiratete dessen Frau Kareen und adoptierte ihre Tochter - die ebenfalls Kareen heißt. Bevor Poelzig antworten kann, kommt Peter zufällig in den Raum. Sofort tun die zwei so, als wäre nichts geschehen, gehen extrem freundlich miteinander um. Eine schwarze Katze schleicht in den Raum und Werdegast - der eine Katzenphobie hat - tötet sie, indem er ein Messer nach ihr wirft.
Als Poelzig seinen Gästen ihre Zimmer zeigt, sagt Werdegast, dass die schwarze Katze das Symbol des Bösen ist. Hjalmar ergänzt: "It is just, that the black cat does not die. The black cat is deathless, deathless as evil."
Danach schlendert Hjalmar durch seinen Keller, in seinem Arm hält er liebevoll eine schwarze Katze. Mit einer unheimlichen Faszination betrachtet er einbalsamierte, weibliche Leichen, die er in beleuchteten Glassärgen ausgestellt hat. Schließlich bringt er Vitus in den Keller, zeigt ihm den Sarg mit Kareens Leiche und behauptet, sie und ihre Tochter wären an Lungenentzündung gestorben. Werdegast will Poelzig erschießen, aber die schwarze Katze erschreckt ihn so sehr, dass er die Waffe fallen lässt. Poelzig hat einen sehr interessanten Satz: "Are we any less victims of the war than those, whose bodys were thorn assunder? Are we not both the living dead?" Dieser Satz birgt makabren Humor, den man nur versteht, wenn man weiß, dass Bela Lugosis Ruhm sich auf seine Rolle als Graf Dracula und Boris Karloffs auf seine Rolle als Frankensteins Monster begründet - die lebenden Toten!
Hjalmar bietet Vitus ein "Spiel auf Leben und Tod" an. Nun spielen Poelzig und Werdegast eine Partie Schach, der Siegespreis ist Joan. Poelzig gewinnt.
Die Alisons versuchen das Haus zu verlassen, aber zuerst ist Poelzigs Auto kaputt und dann stellt Peter fest, dass die Telephone nicht funktionieren. Hjalmar bemerkt höhnisch: "You hear that Vitus? The phone is dead. Even the phone is dead." Als sie sich zu Fuß auf den Weg machen wollen, sperren Thamal und Poelzigs Diener sie in verschiedene Zimmer.
Joan trifft eine Frau, von der sie dachte, sie sei tot - Kareen, Werdegasts Tochter. Nach dem Tod ihrer Mutter, heiratete Kareen ihren Stiefvater Hjalmar. Joan sagt Kareen, dass ihr richtiger Vater noch am Leben sei und sie sehen wolle. Zuerst glaubt Kareen ihr nicht, denn ihr Mann hat ihr gesagt, Vitus wäre tot, aber Joan kann Kareen schließlich überzeugen. In dem Moment betritt Hjalmar das Zimmer, drängt Kareen in den Nebenraum und wir hören einen schrecklichen Schrei.
In der Nacht treffen die Anhänger des Satanskults, dessen Hoher Priester Poelzig ist, ein. Joan wird auf einen Opferaltar gebunden. Hjalmar beginnt mit der Zeremonie und spricht eine Art Gebet auf Latein:

Cum grano salis. Fortis cadere, cedere non potest.
Humanum est errare.
Lupus pellem mutat non mentem.
Magna est veritas et praevalebit.
Acta exteriora indicant interiora secreta.
Aequam memento rebus in arduis servare mentem.
Amissum quod nescitur non amatur.
Brutum fulmen.
Cum grano salis. Fortis cadere, cedere non potest.
Fructibus non foliis arborem aestima.
Insanus omnes furere credit ceteros.
Quem poenitet peccasse paene est innocens.

"Mit einem Salzkorn. Der Tapfere kann fallen, weichen kann er nicht.
Irren ist menschlich.
Der Wolf ändert sein Fell, nicht seinen Geist.
Groß ist die Wahrheit und sie wird sich durchsetzen.
Äußerliche Taten verraten die innerlichen Geheimnisse.
Gedenke, in schwierigen Situationen Gleichmut zu bewahren.
Das Verlorene, das man nicht kennt, wird nicht geliebt.
Grausamer Blitz.
Mit einem Salzkorn. Der Tapfere kann fallen, weichen kann er nicht.
Beurteile den Baum nach den Früchten, nicht den Blättern.
Der Wahnsinnige hält alle anderen für verrückt.
Wer es bereut, einen Fehler begangen zu haben, ist beinahe unschuldig."
(Das Wort "Piccasso" ist nur aus lautmalerischen Gründen hier, habe ich in einer Filmanalyse gelesen, und war ursprünglich gar nicht im Script. Deshalb lassen wir es bei der Übersetzung weg und schon ergibt der Satz einen Sinn.)

Eine der Satansanhängerinnen bricht ohnmächtig zusammen und lenkt so die Aufmerksamkeit auf sich. Werdegast und Thamal nutzen die Chance, Joan zu befreien und versuchen, das Haus durch den Keller - der Keller von Fort Marmaros - zu verlassen. Joan will, dass Werdegast Peter auch mitnimmt, aber Vitus drängt zur Eile, er will nicht auf Peter warten. Da sagt Joan, dass Kareen noch lebt.
Inzwischen gelang es Thamal, Poelzigs Diener umzubringen, wobei er selbst verwundet wurde. Dr. Werdegast macht sich auf die Suche nach seiner Tochter und findet ihre Leiche in der Kammer, in der Hjalmar auch die Frauen einbalsamiert hat, die er am Opferaltar vergewaltigt und ermordet hatte, und die nun in den Glassärgen ruhen. Poelzig betritt die Kammer und greift Werdegast an, Thamal kommt seinem Freund zu Hilfe und gemeinsam gelingt es ihnen, Hjalmar an das Einbalsamierungsgerüst zu fesseln, Thamal bricht danach tot zusammen. Joan befindet sich nun ebenfalls in diesem Raum.
Werdegast zieht seinem alten Feind bei lebendigem Leib die Haut ab. Peter taucht auf - es ist ihm irgendwie gelungen, sich zu befreien. Vitus und Joan versuchen dem toten Thamal die Schlüssel für das Haustor abzunehmen, von hinten sieht es so aus, als würden sie miteinander kämpfen. Peter schießt auf Werdegast, der Joan die Schlüssel gibt und das Paar fortschickt. Kaum haben sie das Haus verlassen, zündet Vitus eine Sprengladung, die noch aus Fort Marmaros stammt, mit den Worten: "It has been a good game."
Das lateinische Gebet scheint nur eine Aneinanderreihung von Zitaten zu sein, wenn man es vordergründig betrachtet. Aber die einzelnen Sätze ergeben durchaus einen Sinn, wenn man die Handlung des Films betrachtet. Also:

Mit einem Salzkorn. Der Tapfere kann fallen, weichen kann er nicht. Irren ist menschlich.
Das bezieht sich auf Fort Marmaros, sehr viele tapfere Soldaten sind damals desertiert - "So kann man sich irren!"
Der Wolf ändert sein Fell, nicht seinen Geist.
Der Wolf ist Hjalmar Poelzig, der den sanften, freundlichen Gastgeber spielt und dabei einen grausamen Ritualmord plant. Hjalmars Mimik und Gestik ist eindeutig wolfsähnlich, leider kann ich Ihnen den Film nicht vorführen, wir haben kein Videogerät.
Groß ist die Wahrheit und sie wird sich durchsetzen.
Die Wahrheit - In Kürze wird Vitus Werdegast die ganze Wahrheit von Hjalmars Untaten entdecken. Äußerliche Taten verraten die innerlichen Geheimnisse. Poelzigs Taten zeichnen ihn als wahnsinnigen Serienkiller. Vitus sagt einmal: "He is a mad beast."
Gedenke, in schwierigen Situationen Gleichmut zu bewahren.
Das bezieht sich auf das Schachspiel. Es geht um das Leben einer jungen Frau, Werdegast macht sich Sorgen, hat Angst um sie und verliert deshalb die Nerven - Poelzig bleibt ruhig und gewinnt.
Das Verlorene, das man nicht kennt, wird nicht geliebt.
Werdegast glaubt seine Tochter Kareen tot, er kennt sie nicht, hat sie nie gesehen, wie kann er sie da lieben, wenn er sie doch nicht kennt?
Grausamer Blitz.
Oh ja, Poelzig hat etwas grausames vor: Ein blitzartiger Schmerz und das Opfer ist tot!
Mit einem Salzkorn. Der Tapfere kann fallen, weichen kann er nicht.
Wird Werdegast fliehen oder bleibt er und stellt sich Poelzig?
Beurteile den Baum nach den Früchten, nicht den Blättern.
Wer hat mehr Erfolg im Leben - Peter ist ein erfolgloser Schriftsteller, Werdegast im Augenblick ein arbeitsloser Arzt, beide haben nicht viel Besitz, während der Bösewicht Poelzig sich eine Villa gebaut hat und ein bequemes Leben in Luxus führt.
Der Wahnsinnige hält alle anderen für verrückt.
Poelzig bezieht diesen Satz auf Werdegast. Er wirft ihm in einer Szene vor: "Vitus, you are mad." Werdegast hält wiederum Poelzig für verrückt. Meiner Meinung nach sind sie beide nicht ganz richtig im Oberstübchen!
Wer es bereut, einen Fehler begangen zu haben, ist beinahe unschuldig.
Poelzig bereut gar nichts. Er ist schuldig und ist auch noch stolz darauf. Wer ist dann derjenige, der etwas bereut und beinahe unschuldig ist? Werdegast! Er hat ja die Alisons in Poelzigs Haus gebracht, obwohl er wusste, was für ein Mensch Hjalmar ist. Aber er bereut es bereits, das junge Paar in seinen Kampf gegen Hjalmar mit hineingezogen zu haben.
Sie sehen, es ergibt alles einen Sinn.

Mein zweites Beispiel ist ein Musical: "Der Tanz der Vampire". Dieses Musical ist bis Januar 2000 in Wien gespielt worden, vielleicht kennt es der eine oder andere von Ihnen. Kurz zur Handlung:
Ein leicht verrückter Professor Abronsius und sein ängstlicher Assistent Alfred reisen nach Transsylvanien um Vampire zu erforschen. In einem Dorf sehen sie, dass die Leute Halsketten aus Knoblauch tragen und schließen daraus, dass er in der Nähe Vampire geben muss. Alfred verliebt sich in die Wirtshaustochter Sarah, auf die auch der finstere Graf von Krolock ein Auge geworfen hat. Krolock lädt sie ein auf sein Schloss zum großen Ball zu kommen. Sarahs Vater macht sich auf die Suche nach seiner Tochter und wird von Vampiren getötet. Man bringt seine Leiche ins Dorf zurück, wo er seine Geliebte tötet und so in einen Vampir verwandelt. Sie versucht sich zwar mit einem Kreuz zu schützen, aber der Dorfwirt war Jude und deshalb ist das Kreuz wirkungslos.
Abronsius und Alfred finden das Schloss des Vampirgrafen, der sich als ein Bewunderer des Professors ausgibt und beide einläd. Alfred schläft ein und hat einen furchtbaren Alptraum, der im Song "Carpe Noctem" dargestellt wird. Abronsius und Alfred gelingt es, in die Gruft vorzudringen, in der von Krolock und sein Sohn Herbert schlafen. Da Abronsius am Geländer hängenbleibt, muss Alfred allein hinunter, aber er ist viel zu nervös und sein Versuch, die Vampire zu pfählen, misslingt.
Später landen Professor und Assistent in der Bibliothek. Abronsius ist von den Büchern so begeistert, dass er alles andere vergisst. Alfred findet Sarah, der der Graf offensichtlich sehr gut gefällt, in der Badewanne. Sie schickt ihn fort, damit sie sich anziehen kann. Als Alfred zurückkommt, ist Sarah verschwunden, statt dessen sitzt Herbert im Badezimmer. Herbert ist ein homosexueller Vampir und macht sich an Alfred heran, aber Abronsius rettet ihn im letzen Moment.
Auf dem Turm des Schlosses tritt von Krolock Abronsius und Alfred gegenüber, verspottet den Professor und fordert Alfred auf, sich ihm anzuschließen. Dann verschwindet er in Gestalt einer Fledermaus. Abronsius und Alfred beobachten vom Turm aus, wie die Vampire aus ihren Särgen auf dem Friedhof steigen und sich auf den Weg ins Schloss zum Mitternachtsball machen. Der Vampirgraf geht über den Friedhof und beklagt sein Los als Vampir: Alles, was er segnet muss verderben, alles was er liebt muss er zerstören. In ihm brennt eine unstillbare Gier, die er mit jedem Versuch sie zu stillen nur vergrößert.
Auf dem Ball trinkt Krolock Sarahs Blut, aber sie stirbt noch nicht. Die Vampire erkennen die Sterblichen unter ihnen an ihren Spiegelbildern, aber ehe sie sich auf sie stürzen können, stellen sie ein Kreuz auf, wodurch die Vampire wie festgebannt sind.
Während Abronsius sich noch freut, dass er die Vampire überlistet hat, beißt die inzwischen zum Vampir gewordene Sarah Alfred - was Abronsius nicht bemerkt. Der große Tanz der Vampire beginnt.
Nun zu dem lateinischen Text: Der Refrain des Songs "Carpe Noctem" lautet:

"Dies irae, Kyrie. Libera me, Domine!
Dies irae, Kyrie. Requiem da, Domine!
Exultate Kyrie! Pie Agne, Domine!
Dies irae, Kyrie. Sanctus, Sanctus exultate!
Carpe Noctem
"

"Tag des Zorns, Herr. Befrei mich, Herr!
Tag des Zorns, Herr. Gib Frieden, Herr!
Frohlocket Herr! Frommes Lamm, Herr!
Tag des Zorns, Herr. Heilig, Heilig frohlocket!
Nütze die Nacht!"

Die einzelnen Zeilen werden oft wiederholt. Sie bilden einen starken Kontrast zu dem deutsch gesungenen Text, in dem die Vampire die Zerstörung der Welt, die Dunkelheit, das Chaos, die Gewalt, die Gier und das Verbrechen bejubeln. Das hört man auch in der Musik: Die laute, schrille Musik wechselt mit typisch sakraler ab.

Mein letztes Beispiel bezieht sich nicht auf einen Text, sondern nur auf einzelne Worte, die in den Sprachgebrauch einer Fernsehserie eingeflossen ist. Star Trek. Ich habe eine Liste der auffälligsten zusammengestellt.

Referat von Evamaria Klietmann.