Konkordanz der Bildseiten der Handschriften von
Udalricus Campililiensis (Ulrich von Lilienfeld), Concordantiae caritatis
Zusammengestellt von Martin Roland
Allgemeine Informationen zur 'Typologischen Methode'
Die banal klingende Frage, was Typologie sei, wird von Theologen recht
unterschiedlich beantwortet. Unbestritten ist: Eine Begebenheit aus dem
Leben Jesu wird mit vorbildlichen Handlungen aus dem Alten Testament
verbunden.
Schon die Evangelien berichten, Jesus habe – wenn er von seinem
Tod sprach – typologische Vergleiche verwendet: Johannes berichtet von dem Gespraech Jesu mit Nikodemus (Joh 3,
14–16), in dem Jusus seinen Tod mit der Erhoehung der Ehernen
Schlange (Num 21, 4–9) in Verbindung bringt. Der Evangelist
Matthaeus (Mt 12, 38–41) ueberliefert eine Antwort Jesu:
So wie Jona drei Tage im Bauch des Fisches war (Jona 2, 1), so wird der
Menschensohn drei Tage im Inneren der Erde sein.
Diese Tradition setzten die Kirchenvaeter fort,
wobei vor allem der hl. Augustinus die Typologie des Mittelalters durch
seine Schriften praegte. Ab dem 12. Jahrhundert entwickelten sich
Texte, die tabellenartig Szenen aus dem Neuen Testament (Antitypen) mit
Vorbildern (Typen) verbanden. Dabei wurden einerseits die Antitypen um
Szenen aus der Apostelgeschichte und der Apokalypse erweitert,
andererseits wurden aber bereits Typen aus anderen Bereichen verwendet,
vor allem aus der Naturgeschichte.
Fuer Oesterreich und damit für die Concordantiae caritatis ist auf einen aus England stammenden Text (Pictor in carmine)
zu verweisen, dessen tabellarischer Teil (138 Gruppen) hier seit dem
13. Jahrhundert bekannt war und die Grundlage für eine gestraffte,
bereits in Oesterreich entstandene Version bildete (Rota in medio rotae
– 68 Gruppen). Zu diesen beiden Texten siehe F. Roehrig, Rota in
medio rotae. Ein typologischer Zyklus aus Oesterreich, in: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg NF 5 (1965), S. 7–113, und zuletzt zum Pictor grundlegend: K.-A. Wirth, Pictor in Carmine. Ein Handbuch der Typologie aus der Zeit um 1200; nach MS 300 des Corpus Christi College in Cambridge. Berlin 2006.
Typologie und Bild
Schon in der Spaetantike wurden die Vergleiche zweier einander
entsprechender Szenen auch bildlich festgehalten. Von entscheidender
Bedeutung keinesfalls nur für Oesterreich war jedoch der 1181
entstandene ,Verduner Altar‘ in Stift Klosterneuburg.
Die erste typologische Bilderhandschrift ist heute unter der Bezeichnung Bible moralisée
bekannt. Sie entstand in Frankreich, war kostbar ausgestattet und
ungeheuer umfangreich, weil sie anders als alle anderen typologischen
Werke vom Alten Testament ausging und für dessen Szenen
Parallelszenen darstellte.
Wohl in Oesterreich oder Sueddeutschland entstand um die Mitte des 13. Jahrhunderts die Biblia pauperum,
ein weit verbreitetes, offenbar zur Belehrung dienendes Bilderbuch (34
Gruppen), das Ulrich sicher kannte. Dies gilt auch für das Speculum humanae salvationis,
das den typologischen Bilderzyklus mit begleitendem Text versah (45
Gruppen). Zu diesen Werken vgl. H. Cornell, Biblia Pauperum, Stockholm
1925, bzw. G. Schmidt, Die Armenbibeln des XIV. Jahrhunderts,
Graz–Köln 1959, sowie J. Lutz, P. Perdrizet, Speculum
humanae salvationis, 2 Bde, Mulhouse 1907, bzw. E. Breitenbach,
Speculum humanae salvationis. Eine typengeschichtliche Untersuchung,
Straßburg 1936.
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