Projektbeschreibung

Als Publikationsprojekt ist der ‚Theuerdank‘ singulär. Kaiser Maximilian ließ dafür eine spezielle Type anfertigen, die nur für dieses Buch verwendet werden durfte. Ganz in der Aufmachung einer mittelalterlichen Handschrift sollte nach dem Tod des Kaisers an vorbestimmten Orten seines Reiches das Buch verteilt werden. Ein beigebender Schlüssel klärt die Leser dabei auf, dass hinter dem Ritter Theuerdank der Kaiser selbst sich verbirgt. Damit ist der ‚Theuerdank‘ der erste Schlüsselroman in deutscher Sprache. Dieses exklusive Projekt jedoch ist gescheitert: Dem Erstdruck von 1517, der erst 1526 verteilt wurde, kam 1519 ein Raubdruck zuvor. Trotzdem oder gerade deshalb trat der ‚Theuerdank‘ und seine Holzschnitte damit eine beispiellose Karriere an, die bis 1693 zu elf Drucken führte. Aus dem exklusiven, im ‚Privatdruck‘ erschienenen Schlüsselroman wurde ein breit rezipierter Bestseller, wobei der Text stark modifiziert und durch verschiedene Begleittexte angereichert wurde.

Diese sprachlichen, inhaltlichen und konzeptionellen Textveränderungen und Erweiterungen des Textensembles sind bislang nie systematisch untersucht worden. Auch die Modifikationen des Druckbildes und der Buchaufmachung gerieten nie übergreifend in den Blick, da ein vergleichender Zugriff auf die Gesamtüberlieferung des exklusiven Buches, das wegen seiner wertvollen Holzschnitte bis heute oft blattweise verkauft wird, kaum möglich war: In keiner Bibliothek liegen alle Ausgaben beieinander. Eine solche Bibliothek und eine vergleichende Erschließung und Kommentierung aller Drucke soll es in Zukunft geben. Hochwertige Digitalisate aller Theuerdankdrucke wurden im Zuge der Projektvorbereitung angeschafft und werden – neben den bereits online verfügbaren Drucken – als digitale ‚Theuerdank‘- Bibliothek in Form einer kommentierten Linksammlung bereitgestellt. Zugleich ist dies die Arbeitsgrundlage des geplanten Projekts, das alle Druckfassungen kommentieren und vergleichen will. Diese Kommentierung soll die Arbeit an den Digitalisaten stimulieren und damit exemplarisch vorführen, welche Möglichkeiten aber auch Herausforderungen der immer inflationärer werdende Umgang mit Digitalisaten bedeutet und wie man forschungsstrategisch darauf reagieren kann. Wichtiger aber ist, dass dabei eine Monographie entsteht, die zeigt, welchen Transformationen der Text und das Druckbild des ‚Theuerdank‘ unterlag. Schon jetzt zeichnet sich dabei ab, dass dabei grundlegende Veränderungen in Literaturverständnis und Medienpraxis der Rezeptionskontexte, sowie ein radikal sich veränderndes Verhältnis zum Mittelalter und zu Maximilian I. zu greifen sein werden.

Die Druckgeschichte des Theuerdank