ZWEIFELSFÄLLE
1. VERB
Im Bereich der Konjugation –
starke/schwache Verben/Mischformen
in der Kategorie
der Person:
fragen – du fragst – er fragt
(umgspr. frägst – frägt) (Stammvokaländerung ja/nein?)
in der Kategorie des Tempus:
hauen – hieb – gehauen (umgspr.
gehaut) (Endungen)
starke und schwache Konjugation
bestehen nebeneinander:
senden – sandte – gesandt
senden – sendete – gesendet ohne
Bedeutngsunterschied
kreischen – kreischte –
gekreischt
kreischen – krisch –
gekrischen (veraltet)
hängen – hängte – gehängt
hängen – hing – gehangen mit
Bedeutungsunterschied
1.)
backen – ich backe – du bäckst (auch du backst)
– er bäckt (auch er backt) – backte/buk/büke
– hat gebacken; im Sinne von kleben jedoch: Der Schnee backt/backte/hat
gebackt
2.)
sich befleißen – befliss – hat sich beflissen; dagegen sich
befleißigen (regelmäßig)
3.)
erkiesen – erkor – hat erkoren; selten auch regelmäßig: erkieste
– hat erkiest
4.)
dingen – dang (meist regelmäßig: dingte) – hat
gedungen (selten: gedingt)
5.)
fechten – du fichtst (heute oft du fichst, weil
sonst kaum auszusprechen) – usw.
6.)
brechen: Das Eis ist gebrochen. ABER: Er hat sein
Wort gebrochen.
7.)
biegen – bog – gebogen: Sie ist um die Ecke gebogen.
ABER: Er hat das Rohr gebogen.
8.)
dringen – drang – gedrungen: Sie hat darauf gedrungen.
ABER: Der Feind ist in die Stadt gedrungen.
9.)
fahren – fuhr – gefahren: Er ist über die
Brücke gefahren. ABER: Sie hat ein Auto gefahren.
10.)
gären – gor – gegoren
gären – gärte – gegärt
11.)
gebären – du gebierst – sie gebiert; üblicher: du gebärst – sie gebärt – gebäre
12.)
gedeihen – gedieh – gediehen (Das alte Partizip gediegen
ist zum Adjektiv geworden.)
13.)
gleiten – glitt – geglitten (veraltet: gleite, gegleitet)
14.) hauen – hieb – hat
gehauen (hieb wird standardsprachlich für das Schlagen mit einer
Waffe verwendet. Sonst wird allgemein haute gebraucht – gehaut
ist umgangssprachlich.)
15.)
heißen – hieß – hat geheißen (gehießen ist
umgangssprachlich)
16.)
kreischen – krisch – hat gekrischen (heute eher regelm. üblich)
17.)
küren – kor – hat gekoren ( heute ist kürte
– gekürt üblicher)
18.) pflegen – pflog –
gepflogen (in den Bedeutungen „Kranke pflegen“ oder „Gewohnheiten pflegen“
nur noch regelmäßig!)
19.) schallen –
scholl/schölle – hat geschallt (bei Präfixbildung erschallen sind
neben den Formen erschall/erschollen auch erschallte/erschallt
möglich.)
20.)
scheinen – schien – geschienen (landschaftl. scheinte/hat
gescheint)
21.) schinden – schund –
hat geschunden (das Präterium wird meist gemieden – wenn jedoch gebraucht,
dann schindete.)
22.) senden – sendete –
hat gesendet im Gs: senden – sandte – hat gesandt
(in der Bedeutung „übertragen“ nur regelmäßig.)
23.)
sieden – sott – gesotten (heute sind regelmäßige Formen
gebräuchlicher.)
24.)
sinnen – sann – gesonnen (stammt von einem heute ausgestorbenen
Verb.)
25.)
verderben – verdarb – verdorben (verderbt wird nur noch
als Adjektiv gebraucht.)
26.) winken – winkte –
hat gewinkt; gewunken dringt heute, obwohl es hochsprachlich nicht als
korrekt gilt, über das Mundartliche hinaus vor.
Im Bereich der Konjugation –
Verben auf –eln, ern
ich hoble (hobele
selten, aber nicht falsch), radle (radele),… ebenso beim
Imperativ
… - Wegfall von e:
*Ich denk an dich; ich denke
an dich,… Standardsprache
… - Verben auf –sch:
*du forscht;
richtig: du forschst
Imperativ
Verben auf lm, rm, ln, rn
– Imperativ kann mit/ohne –e gebildet werden: Bitte film(e) die
ganze Feier!
Verben auf –d oder –t:
Bade nicht in diesem Fluss! Aber
auch: Bad nicht in diesem Fluss – ohne Apostroph
Erschrecken: Erschreck(e)
ihn nicht! Aber: erschrick nicht! Bedeutungsunterschied!
e/i-Wechsel bei diesem Verb
abhängig davon, ob transitiv oder intransitiv gebraucht.
Präteritum – e einfügen?
Starke Verben – einfügen
von e:
blasen – du bliesest – du bliest (beide
Varianten korrekt)
Perfekt Bildung mit haben
oder sein?
Ich bin/habe den ganzen Tag
geschwommen. Beides möglich; aber: Ich bin ans andere Ufer geschwommen.
Konjunktiv – Bildung/Anwendung
Es gibt beim Konjunktiv II noch
einige Verben (starke und schwache), wo es noch (zwei) Formen gibt, die als
veraltet gilt (gelten) und meist durch die würde-Form ersetzt werden: schwimmen
– schwämme – schwömme; wenn ich ihn kennte – wenn ich ihn kennen
würde; aber: Wenn es regnete, spielten wir zu Hause Schach;
gelegentlich noch als nicht korrekt angesehen: *Wenn es regnen würde, würden
wir zu Hause Schach spielen.
Konjugation von Verben aus dem
Englischen
Grundsätzlich wie ursprünglich
deutsche Verben; Zweifelsfälle etwa bei saven, timen: ich save
– du savst – er savt/aber auch: du savest – er savet
// gesavt/gesaved; downloaden – trennbares oder untrennbares
Verb? Ich downloade/loade down, hast du dir die neuste
Version gedownloaded/downgeloadet?
Verben mit Präfixen
Ein Zweifelsfall zB: überführen: Der Wagen ist nach
Deutschland übergeführt/überführt worden. Die Firma führt
den Wagen nach Deutschland über / Die Firma überführt den Wagen
nach Deutschland; aber: Er ist des Diebstahls überführt worden. *Er ist
des Diebstahls übergeführt worden.
Verben mit zwei Präfixen: Man erkannte
ihm alle Rechte ab. Seltener: Man aberkannte ihm alle Rechte.
Zusammensetzungen aus
Substantiv plus Verb
kopfrechnen:
nur im Infinitiv; *du hast kopfgerechnet
Relativ häufige Frage: Zusammengesetztes
Verb oder Substantiv plus Verb (Wortfolge)?
Er staubsaugt. Er saugt
Staub. / Er hat gestaubsaugt. Er hat staubgesaugt. Er hat Staub
gesaugt.
2.
SUBSTANTIV
·
gleiche Bedeutung: der Name – der Namen,
Fleck – Flecken, Nutz – Nutzen Diese Formen
stehen gleichberechtigt nebeneinander. Eine der beiden Formen kann veraltet
sein (z.B. Nutz).
·
differenzierte Bedeutung: unterschiedliche
Endungen
Manchmal sind bei diesen Doppelformen (endlungslos oder auf –e) die e-losen
Formen umgangssprachlich oder mundartlich. zB Bursch – Bursche.
Oft bezeichnet die Form mit –e im Gegensatz zur neutralen e-losen Form ein
fortgesetztes, für andere unangenehmes Tun, das getadelt wird:
z.B. das Geschreie – das Geschrei, das Geheule – das Geheul
·
differenzierte Bedeutung: unterschiedlicher
Genus, unterschiedliche Endung
Hier ist das Streben nach Bedeutungsdifferenzierung größer. Bei dieser
Gruppe handelt es sich vor allem um Substantive, die in der Umgangssprache, in
der Mundart ihr früheres maskulines oder neutrales Genus mit abweichender
Endung gegenüber der standartsprachlichen femininen Form behauptet haben.
differenzierte Bedeutung:
die Akte (schriftliche Unterlagen) – der Akt (Handlung), die Etikette
(Gesamtheit guter gesellschaftl. Umfangsformen) – das Etikett
(Schildchen).
Schwanken zwischen Umlaut und
Nichtumlaut im Plural: Admirale/Admiräle, Nachlasse/Nachlässe, Zwiebacke/Zwiebäcke
(beides Standard)
die Bogen/Bögen
die Kragen/Krägen die
Wagen/Wägen
(süddt. Variante)
die Boden/Böden
die Kästen/Kasten die
Schlucke/Schlücke (selten oder
veraltet)
Bei einigen Wörtern mit mehreren
Bedeutungen wird der Plural unterschiedlich gebildet:
der Druck – die Drucke/Drücke,
der Block – die Blöcke/Blocks
Plurale auf –s
Ungewöhnliche Plurale in Fachsprachen
·
Substantive, die in der Allgemeinsprache nur
eine Singularform haben, werden in Fachsprachen häufig auch im Plural
gebraucht: Betone, Blute, Elektrizitäten, Gersten, Verbräuche, Zuwächse
·
Wo bei Stoffbezeichnungen keine solche
Pluralbildung üblich ist, werden Ersatzformen gebraucht: Fleischsorten,
Butterarten.
·
Manchmal sind beide Formen gebräuchlich: Wollarten/Wollen,
Mehlsorten/Mehle,…
Ungewöhnliche Plurale in der Dichtung
In der Dichtung werden
ungewöhnliche Plurale als Stilmittel gebraucht: Dürste, Schilfe, Zukünfte.
Pluralformen von Ländernamen
In bestimmten Fällen können von
Ländernamen Plurale gebildet werden, wenn eine Zweiheit besteht: die beiden
Amerika[s], die zwei Deutschland[s] (zur Zeit der DDR).
Maß-, Mengen- und Münzangaben
Bei Maskulina und Neutra nach
Zahlen wird häufig die ungebeugte Form (statt des Plurals) verwendet: 3 Zoll,
10 Stück Torte, 100 Pfund, 4 Fass Bier, 30 Schuss Munition, 7 Paar.
Im Dativ schwankt dagegen
manchmal der Sprachgebrauch: Mit 5 Litern Benzin kommen wir nicht weit.
Die Verwendung ist nicht
eindeutig geregelt, obwohl man Regeln für die häufigere Verwendung angeben kann
(mit oder ohne Artikel oder vorhergehendem Adjektiv, lexikalisierte Maßangabe
oder nicht,…)
In der Umgangssprache wird die
Maßangabe oft weggelassen: drei Kaffee[s], zwei Bier,…
Personennamen
Familien-, Personen- oder
Vornamen bilden nur einen Plural, wenn sie zu Gattungsbezeichnungen geworden
sind (Krösusse), Personen mit Namensträgern verglichen werden (Napoleons)
sämtliche Mitglieder einer Gruppe gemeint sind (die Meyers).
die Heinriche, Rudolfe,… (umgangssprachlich:
Heinrichs, Rudolfs,…) Saschas, Nicos, Lilos, Cindys,… Annas/Annen (beide
Formen sind möglich).
Fremdwörter
·
Bei manchen Fremdwörtern werden fremde durch
deutsche Pluralendungen ersetzt: Museen, Firmen, Praxen,…
·
Andere haben ihre fremdsprachige Endung
beibehalten: Fratres, Celli,…
·
Bei manchen Wörtern sind zwei Formen möglich: Themen/Themata,
Synonyme/Synonyma,…
·
-y: Bei im Deutschen geläufigen Wörtern aus dem Englischen
gilt nach der neuen Rechtschreibung nur mehr die Pluralbildung mit –s: Babys,
Teddys, Ponys,… Ausnahmen sind Zitatwörter, z.B. Grand Old Ladies.
·
-ma: Fremdwörter auf –ma haben im Normalfall die
Pluralendung –en (Dogma – Dogmen), es kommen aber auch andere vor: Komma
– Kommas/Kommata, Aroma – Aromas/Aromata,…
-ia
Substantive auf –ia bilden im
Allgemeinen den Plural auf -ien (Tertia
– Tertien); es gibt aber auch Fälle, bei denen unterschiedliche Formen
möglich sind: Razzia – Razzien/Razzias
3.
KONGRUENZ
Unter
grammatischer Kongruenz (Übereinstimmung) versteht man die grammatisch-formale
Abstimmung von Satzgliedern. Die Kongruenz zeigt sich im Numerus, in
der Person, im Genus und im Kasus.
Numeruskongruenz
(Kongruenz von Subjekt und Prädikat)
1) Subjekt
im Singular
a) Wenn
das Subjekt im Singular steht und dennoch eine Mehrzahl bezeichnet,
oder das Subjekt aus mehreren Teilen besteht kann es zu Konflikten
bezüglich der Kongruenz im Numerus kommen.
Eine Reihe von Leuten hat (auch: haben) sich
beschwert.
Ein Kilogramm Erbsen wurde (auch: wurden) gekocht.
Das Gelächter, die Heiterkeit klangen (auch: klang)
aufgesetzt.
à Die finite Verbform kann in
diesen Fällen sowohl im Singular als auch im Plural stehen. Eine feste
Regel gibt es nicht.
b) Wenn einem Mengenbegriff im Singular wie Anzahl,
Gruppe, Hälfte, Hand voll, Haufen, Heer etc. das Gezählte im Plural
folgt, dann steht das Verb überwiegend im Singular:
Eine Menge faule Äpfel lag unter dem Baum.
Es war wie immer eine Menge Leute da.
Daneben kommt
bei solch unbestimmten Mengenangaben auch der Plural des Verbs
vor:
Eine Menge faule Äpfel lagen unter dem Baum.
Es waren eine Menge Leute da.
c) Wenn
in einem Satz „es“ Subjekt ist, dann muss das Verb im Singular
stehen:
Es ist schon spät.
Wenn „es“ nicht Subjekt ist und daher im Satz auch wegfallen
kann, dann ist Singular und Plural des Verbs möglich:
Es wird (auch: werden) acht Stunden dazu benötigt.
d) Wenn das Subjekt eine Maß- od. Mengenangabe im
Singular ist, das Gemessene aber im Plural steht, dann muss das
Prädikat nicht zwingend im Singular stehen, auch wenn es üblich ist:
Ein Gramm Diamantkristalle ging (auch: gingen)
verloren.
Ein Zentner Kartoffeln wurde (auch: wurden)
eingekellert.
Eine Reihe von Leuten hat (auch: haben) sich
beschwert.
e) Folgt einer Bruch-, Dezimal- und Prozentangabe im Singular
ein Substantiv im Genitiv Plural, kann das Prädikat sowohl im
Singular als auch im Plural stehen:
Ein Fünftel der Leute ist
(auch: sind) krank.
Ein Prozent der Abwesenden war (auch: waren)
entschuldigt.
2) Subjekt
im Plural
a) Wenn das Subjekt
eine Maß- oder Mengenangabe im Plural ist, kann das Prädikat im Singular
stehen. Das gilt für die Prädikate aus(reichen),
genügen, aus- reichend/genug/viel/wenig.
Zwei Liter Bier reichen (auch: reicht) nicht aus, um
mich betrunken zu machen.
Drei LKW Sand sind (auch: ist) genug für unsere
Zwecke.
Hundert Gramm Zucker sind (auch: ist) zu schon zu
viel.
b) Folgt
einer Bruch-, Dezimal- und Prozentangabe im Plural ein Substantiv im
Nominativ Singular als Subjekt, kann das Prädikat im Singular
oder Plural stehen:
Drei Fünftel Strom wird (auch: werden) atomar erzeugt.
50% Zucker wird (auch: werden) dem Produkt entzogen.
Bei
Prozentangaben kommt der Singular des Prädikats nur vor, wenn der Prozentangabe
ein Substantiv im Genitiv Singular folgt, nicht bei einem Substantiv
im Genitiv Plural:
50% des Zuckers werden (auch: wird) dem Produkt
entzogen.
c) Bei Rechenaufgaben
steht das Prädikat bei allen Zahlen im Singular:
Fünf und vier ist/macht/gibt neun.
Nur beim Verb
sein kann das Prädikat auch im Plural stehen, solange
das Ergebnis nicht eins ist:
Fünf und vier sind neun.
d) Kongruenz
bei anders/mehr/nichts/weniger als
Bei der Verbindung von anders, mehr, nichts, und weniger mit
einem mit als eingeleiteten Attribut im Plural
kann das Prädikat sowohl im Singular als auch im Plural stehen:
An den letzten Wahlen hat (auch: haben) weniger als
die Hälfte der Stimmberechtigten teilgenommen.
Mehr als ein Dutzend Randalierer wurde (auch: wurden)
festgenommen.
3)
Kongruenz bei mehrteiligen Subjekten
Mehrteilige
unverbundene oder mit und verbundene Subjekte erfordern in der
Regel ein Prädikat im Plural: Peter und Paul rauben gemeinsam
eine Bank aus.
Wenn alle
Subjektteile im Singular stehen, kommt gelegentlich auch das Prädikat im
Singular vor.
Seine Beredsamkeit, sein Charme haben (auch: hat) mich
tief beeindruckt.
Das Gelächter, die Heiterkeit klangen (auch: klang)
aufgesetzt.
b)
Stehen bei Subjekten mit Apposition Subjekt und Apposition nicht im selben
Numerus, kann das Prädikat sowohl mit dem Numerus des Subjekts
als auch mit dem Numerus der Apposition kongruieren.
Die Mannschaft, vorrangig die Stürmer, ist (auch: sind)
zu loben.
Tritt zu
Subjektteilen im Singular jeder, kein
oder mancher hinzu, steht das
Prädikat in der Regel im Singular, kann aber auch im Plural stehen:
Manches Gedicht und mancher Roman wäre (auch: wären)
besser ungedruckt geblieben.
Das gleiche
gilt für mehrteilige Subjekte, deren zweiter Teil mit und damit,
und somit, und mithin oder Ähnlichem angeschlossen wird:
Das Auto
und damit auch die individuelle Mobilität muss (auch: müssen)
sich angesichts der Luftverschmutzung zunehmend rechtfertigen.
d) Sind
die aneinander gereihten Subjektteile Infinitive, dann steht das Verb
im Singular:
Zu Hause sitzen und nichts tun können und auf eine Nachricht warten ist
grauenvoll.
e) Wenn beide Infinitive Artikel
haben, scheint der Plural häufiger zu sein:
Das Wandern und das Schwimmen machten ihn müde.
f) Kongruenz
im Genus
Der Motor ist ein treuer Helfer der Menschheit.
à Maskulines Genus (der Motor), daher ein
treuer Helfer…
Haben
Sachbezeichnungen ein feminines Genus, dann muss die Kongruenz im Genus nicht
durchgeführt werden.
Die Autoindustrie ist der beste Abnehmer für Kunststoffe oder
Die
Autoindustrie ist die beste Abnehmerin für Kunststoffe.
4.
ADJEKTIV
nach langem, schwerem Leiden / nach langem schweren Leiden
Die Deklination mehrerer attributiver Adjektive oder Partizipien erfolgt in
gleicher Weise (parallel).
Auch wenn das unmittelbar vor dem Substantiv stehende Adjektiv mit dem
Substantiv einen Gesamtbegriff (Einschließung) bildet (kein Komma zwischen
dieser Fügung und dem Adjektiv) wird parallel gebeugt.
z.B. bei dunklem bayrischem Bier, nach anerkanntem internationalem Strafrecht.
frohen Sinnes / frohes Sinnes
Eigentlich müsste stark dekliniert werden: frohes Sinnes, gutes Mutes,
trauriges Herzens.
Im heutigen Sprachgebrauch wird aber schwach gebeugt. Die starke Deklination
hat sich nur innerhalb festgewordener Fügungen und Zusammensetzungen erhalten:
reines Herzens (auch: reinen Herzens) geradeswegs (auch: gerade(n)wegs).
manch-
Nach unreflektiertem manch wird stark gebeugt.
z.B. manch schönes Geschenk, manch Kranker (substantiviertes Adjektiv)
Nach flektiertem manch- wird im Singular schwach gebeugt.
z.B. mancher Beamte, manches schöne Kleid, die Ansicht manches bedeutenden
Gelehrten, in manchem schwierigen Fall
Nach flektiertem manch- kann im Plural schwach oder stark gebeugt
werden.
z.B. manche schöne/schönen Aussichten, die Ansicht mancher Gelehrter/Gelehrten,
die Kleider mancher schöner/schönen Frauen
5.
ATTRIBUT
Steht nach Maß-
oder Mengenangaben das Gemessene im Plural, so kann es die Form der Apposition
(= Beifügung im selben Kasus) oder des Genitivattributs haben:
eine Menge nette (auch: netter) Leute.
einen Strauß weiße (auch: weißer) Rosen.
6.
ADVERB
In bestimmten
Fällen kann das Lokaladverb wo
einen Relativsatz einleiten (v.a. bei räumlichem Bezug) anstelle von
Präposition und Relativpronomen:
Der Ort, wo (statt:
an dem) ich geboren wurde.
Die Stadt, wo (statt:
in der) ich wohne.
7. PRONOMEN
Ist ein
Pronomen zu deklinieren ja/nein?
Dieses Buch ist grün
(dekliniert). Auch: Dies Buch ist grün (undekliniert)
Wenn
dekliniert wird, dann stark oder schwach?
Ende dieses Jahres (starke
Form) gleichermaßen korrekt wie Ende diesen
Jahres (schwache Form).
Formenbildung:
mit/ohne e, andere Formen,…
Dieses Buch ist deines.
Standardspr.
Dieses Buch ist deins.
Umgangssprache/gesprochene Sprache
Dieses Buch ist das deine.
Gehoben
Dieses Buch ist das deinige.
Veraltet
Dieses Buch ist dein.
Veraltet
Interrogativpronomen: welcher/ Fügung: was für ein
Welche Hose (von denen,
die ich anhabe) soll ich anziehen?
Was für eine Hose soll ich
anziehen? (eine lange oder eine kurze)
Einzelprobleme:
Die ganzen Menschen…
umgangssprachlich für alle Menschen
In keinster Weise
stark umgangssprachlich für in keiner
Weise
Was (umgspr) statt etwas
als Indefinitpronomen:
Ich sehe etwas, was du
nicht siehst. Standard
Ich sehe was, was du nicht
siehst. Umgsprl
Derer/deren
Die Situation derer,
die an erster Stelle steht. (Nicht nur: Die Situation derer, die
an erster Stelle stehen).
Besser: Die Situation der Frau,
die an erster Stelle steht.
Pronomen es:
Kennst du unseren Nachbarn? Es/er
ist ein bekannter Ingenieur.
Es vermeiden: an es,
auf es,… sondern: daran, darauf…
Sich: sich
oder Personalpronomen wählen?
Sie fühlte das Unglück auf sich
zukommen. Besser eigentlich: …auf sie…
Sich oder einander?
Die Freunde begrüßten einander
stürmisch. (gehobene Stilebene) für … sich…
Falsch: Die Freunde begrüßten sich
einander stürmisch.
Veraltet: Die Freunde begrüßten einer
den anderen stürmisch.
Falsch: Sie waschen einander
gegenseitig die Haare. (richtig: …sich gegenseitig…)
8.
PRÄPOSITION
t
Welcher Kasus wird regiert?
zB.: Dativ/Akkusativ? Ab nächstem
DI/ab nächsten DI
Dativ oder Genitiv? entsprechend den
Anweisungen… falsch: entsprechend der Anweisungen
Welcher Kasus bei mehreren
Präpositionen?
Kommen Sie mit oder ohne Ihren
Mann, aber kommen Sie!
Kommen Sie ohne oder mit Ihrem
Mann, aber kommen Sie!
t
Nachstellung einer Präposition? (häufig mit Kasuswechsel)
Des Umbaus wegen bleibt
das Hotel geschlossen. gehoben
Seinen Aussagen
zufolge… häufiger als zufolge seiner Aussagen
t
Ist das folgende Substantiv überhaupt zu flektieren?
Trotz Geldmangels
kaufte sie einen neuen Computer. Gehoben
Trotz Geldmangel kaufte
sie einen neuen Computer.
t
Welche Präposition ist zu verwenden?
z.B.: aus - von
Ich bin aus Wien. Falsch:
Ich bin von Wien.
Aber: Wir kommen gerade aus
Wien/von Wien und fahren noch heute weiter nach Salzburg.
t
Verschmelzung von Präposition und Artikel ist fest oder auflösbar?
Feste Verbindung (Verbindung ist
Standardsprache):
An + dem => am
Teils als standardsprachlich,
teils als umgangssprachlich gesehen:
An, auf, … + das : ans, aufs,…
Aber: Sie lobte ihn aufs
höchste. Aufs = standard, auf das höchste eher selten
Verschmelzung
wird als umgangssprachlich betrachtet: Hinter + dem => hinterm
9.
KONJUNKTION
Verwechslung einzelner
Konjunktionen (mit Adverbien)
t
dass – ob
ob leitet indirekte Fragesätze ein. z.B. Sie fragt, ob es wahr ist.
dass leitet Inhaltssätze ein, auch dann wenn im Vordersatz die
tatsächlich des Geschehens nur als möglich hingestellt oder verneint wird.
z.B. Ich weiß, dass sie kommt (= sie kommt). Ich weiß nicht, dass sie kommt.
In Fällen, in denen Möglichkeit, Wahrscheinlichkeit oder Zweifel vorliegt, ist
der Sprecher leicht geneigt, ob an die Stelle von dass
zu setzen, weil er die Unsicherheit des Geschehens mit der Frage nach dem
Geschehen verwechselt.
t wann – wenn
wann wird bei der Frage nach einem Zeitpunkt oder einer Bedingung
gebraucht.
z.B. Wann trifft die Delegation ein?
wenn ist eine untergeordnete Konjunktion.
z.B. Wenn die Ferien kommen, verreisen wir. Immer wenn er sich einsam fühlte,
griff er zur Flasche.
Literatur:
Wahrig. Fehlerfreies und gutes
Deutsch. Gütersloh/München 2003.
Duden. Richtiges und gutes
Deutsch. Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. Mannheim 2001.