Ariadne – Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte (Web) /  Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung, Kassel

Einreichfrist: 16.06.2008

„Eine neue Sittlichkeit!“ – Die sexuelle Frage um 1900: Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann – nicht nur im deutschen Kaiserreich – eine von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen getragene Diskussion um Sexualität, Prostitution, Mädchenhandel, Geschlechtskrankheiten, gleichgeschlechtliche Liebe, Geburtenrückgang und andere „sittliche“ Themen, die unter dem weiten Begriff der sexuellen Frage zusammengefasst wurden. ÄrztInnen und SozialpolitikerInnen, Frauenrechtlerinnen und JuristenInnen sowie die großen Konfessionen rangen um eine neue Definition dessen, was normal und unnormal, gesund und krank, moralisch und unmoralisch, sittlich und unsittlich war. Dabei entstand ein vielstimmiger Chor von unterschiedlichen Stimmen, die sich in ihren Argumenten unterstützen oder widersprachen.Neben den ModernisiererInnen, die die Morgenröte einer neuen sexuellen Zeit anbrechen sahen, gab es auch die Konservativen, die nur in einer Umkehr in die alten „sittlicheren“ Zeiten den Fortbestand der Zivilisation gewährleistet sahen. Gerade aber zwischen diesen Polen fand eine breite gesellschaftliche Sexualdebatte statt, die sehr vielschichtig und komplex geführt wurde.

Ariadne ist die Zeitschrift der Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung und erscheint zwei Mal im Jahr. Im Zentrum der verschiedenen Hefte stehen immer die (historischen) Frauenbewegungen, die mit ihrer politischen Arbeit ein lebendiger Teil der Gesellschaft des beginnenden 20. Jhds. waren. Mit diesem Heft sollen die Verbindungen und Diskussionen der sexuellen Frage vorgestellt und in ihrer Vielgestaltigkeit dargestellt werden.

Folgende Fragen könnten dabei im Zentrum des Heftes stehen:

• Welche gesellschaftlichen Gruppen und Einzelpersonen trugen die Debatten um die sexuelle Frage und wie waren sie miteinander verbunden, bzw. wie grenzten sie sich voneinander ab?
• Wie trugen die verschiedenen Vereine der Frauenbewegungen zur Entstehung der sexuellen Frage bei? Welche Wege wurden von welchen Gruppieren bevorzugt und welche Medien standen ihnen hierbei zur Verfügung?
• Welche (Geschlechter-)Rollen wurden in diesen Debatten für Männer und Frauen neu entworfen? Welche (Vor)urteile über die Geschlechter wurden transportiert? Welche Folgen hatte die Verwissenschaftlichung der Sexualität und damit auch die des Geschlechtes?
• Welche Konzepte von Sittlichkeit und Moral stellten die verschiedenen Gruppen auf und wer berief sich dabei auf wen?
• Wie wurde die Diskussion über die sexuelle Frage für andere Debatten instrumentalisiert?
• Wie sah die praktische Arbeit der verschiedenen Gruppierungen aus?
• Gibt es Verbindungen zwischen den Diskursen um 1900 und dem sexuellen Aufbruch der späten 1960er Jahre?

Die einzelnen Beiträge sollten einen Umfang von ca. 26.000 bis 35.000 Zeichen, d.h. ca. 9-12 Manuskriptseiten haben. In Ausnahmefällen (zum Beispiel für einen einleitenden Artikel) kann von dieser Maßgabe abgesehen werden. Redaktionsschluss wird der 1.12.2008 sein, das Heft erscheint im Mai 2009. Wenn Sie Interesse an der Abfassung eines Artikels haben, reichen Sie uns bitte bis zum 16.6.2008 ein aussagekräftiges Exposé (1-1½ Seiten) ein.

Da sich die genaue inhaltliche Gestaltung des Heftes nach den eingehenden Exposés richtet, reichen Sie bitte auch Aufsatzideen ein, die am Rande des Themas zu liegen scheinen. Sie können sich auch gerne direkt mit uns in Verbindung setzen, wir stehen Ihnen für weitere Informationen jeder Zeit zur Verfügung.

Redaktionsteam:
Bettina Hollerbach, Universität Hamburg und Dr.in Kerstin Wolff, Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung

Ansprechpartnerin: Dr.in Kerstin Wolff. Bitte richten Sie ihre Anfragen sowie ihre Exposés (bis zum 16.6.2008) an ff. Mailadresse: wolff#addf-kassel.de

Kontakt:
Kerstin Wolff
Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung
wolff#addf-kassel.de

URL des CfP: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=9377