Berner,
Maria (Mizzi)
Deckname: Paula
Betriebsrätin, Fabrikarbeiterin und Widerstandskämpferin
* 24.7. 1904 Wien
† 16.8. 2000 Wien
Maria
Berner wird am 24. Juli 1904 als Kind einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie
in Wien geboren. Ihr Vater ist bei der Bahn angestellt, die Mutter stirbt
bereits im Alter von 36 Jahren an einer Blutvergiftung in Folge einer
selbst durchgeführten Abtreibung mit einer Haarnadel. Bis dahin hatte
sie vier Kinder geboren, von denen eines gestorben war. Maria bleibt
bei ihrem Vater, der in seiner zweiten Ehe noch weitere Kinder zeugt.
Im Alter von 14 Jahren, nach Abschluss der Volks- und Bürgerschule, muss Maria
eine Arbeit als Hausgehilfin annehmen. Später ist sie in den „Österreichischen
Heilmittelwerkstätten“ beschäftigt. Sie wird Betriebsrätin und betätigt sich
breits 1934 im Widerstand, zunächst noch gegen das austrofaschistische Regime.
Als Sozialdemokratin arbeitet sie mit den KommunistInnen zusammen und beteiligt
sich an Aktionen der Roten Hilfe unter
dem Decknamen „Paula“.
Die Rote Hilfe in Österreich wurde
zu Beginn der 1920er Jahre gegründet und organisierte sowohl Sammlungen von Spenden
für internationale Solidaritätsaktionen als auch für Bedürftige in den eigenen
Reihen. Als Teil der KPÖ wird diese ArbeiterInnenselbsthilfe im Juni 1933 verboten
und die Teilnahme durch Sammeln und Verteilen von Spenden gilt als Hochverrat.
Trotz der verschärften Gesetze und höheren Strafandrohungen unter der nationalsozialistischen
Herrschaft nach 1938 setzt Maria Berner ihre Widerstandstätigkeit auch gegen
diese fort und wird im August 1939 verhaftet. Vom Landesgericht Krems wird sie
wegen Vorbereitung zum Hochverrat und „kommunistischer Umtriebe“ zu dreieinhalb
Jahren Zuchthaus und sechs Jahren Ehrverlust verurteilt. Nach Verbüßung ihrer
Haftstrafe in Krems und Aichach wird sie nicht freigelassen, sondern - mit
dem Aktenvermerk „Rückkehr unerwünscht“ (!) - im Sommer 1943 zur
Umerziehung in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert.
Sie kommt in den Block von Rosa Jochmann, welche sie noch
aus ihrer Haft in Krems kennt, und wird zum Arbeitseinsatz im Lagerbüro eingeteilt.
Dort kann sie aufgrund ihrer Position – sie führt die Kartei der neu angekommen
Häftlinge - vielen Mitgefangenen helfen. Drei jüdische Kommunistinnen bewahrt
sie mit der Hilfe anderer Mitgefangener sogar vor dem Tod: ein Beispiel dafür,
dass aktiver Widerstand von Frauen auch im Konzentrationslager geleistet worden
ist. In Ravensbrück lernt Maria Berner auch ihre spätere Lebensgefährtin Anna
Hand kennen.
Anfang 1944 wird in Ravensbrück von der kommunistischen
Widerstands- und Spanienkämpferin Mela Ernst ein internationales illegales
Widerstandskomitee gegründet, in dem sich auch Maria Berner engagiert. Anfang
1945 kann Maria Berner mithelfen, einigen aus dem aufgelösten Lager von Auschwitz
nach Ravensbrück deportierten Frauen, darunter Antonia Lehr und Gerti Schindel,
das Leben zu retten.
Nach der Befreiung des Lagers Ravensbrück durch die Rote
Armee kehrt Maria Berner 1945 gemeinsam mit ihrer Freundin Anni Hand über die
Tschechoslowakei nach Wien zurück. Dort wird ihnen von der KPÖ eine kleine
Wohnung zugewiesen und Maria Berner beginnt wieder in den Heilmittelwerkstätten
zu arbeiten. 1946 adoptiert sie gemeinsam mit Anni Hand eine Kriegswaise (Ilse)
und lebt von nun an als Hausfrau. Sie ist nebenbei für das Frauenreferat der
KPÖ tätig, während Anni Hand hauptberuflich für die KPÖ arbeitet. 1987 stirbt
Anni Hand. Maria Berner verbringt ihren Lebensabend in einem Altersheim. Am
16. August 2000 stirbt Maria Berner im Alter von 96 Jahren in Wien.
Literatur
und Quellen:
Amesberger, Helga und Brigitte Halbmayr: Vom Leben und Überleben – Wege
nach Ravensbrück. Das Frauenkonzentrationslager in der Erinnerung. Bd.
2: Lebensgeschichten. Wien 2001
Baier, Susanne: Der Widerstand von Kommunistinnen in Österreich. Wien
1987 (Dipl. Arbeit)
Berger, Karin u.a. (Hg.): Ich geb dir einen Mantel, daß du ihn noch in
Freiheit tragen kannst. Widerstehen im KZ. Österreichische Frauen erzählen.
Wien 1987
Brauneis, Inge: Widerstand von Frauen in Österreich gegen den Nationalsozialismus.
1938-1945.Wien 1974 (Diss.)
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.): Widerstand
und Verfolgung in Wien 1934 – 1945. Eine Dokumentation. Bd. 2. Wien 1984
Bearbeiterin: Karin Nusko
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