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Willkommen auf der Homepage der
Ethikkommission für Psychologie
der Universität Wien |
Die Ethikkommission für Psychologie hat mit 31.12.2010 ihre
Kommissionstätigkeit eingestellt. Bei Interesse an Begutachtungen wenden
Sie sich bitte an die Ethikkommission der Universität Wien.
Seit Mai 2009 ist die Ethikkommission für Psychologie der Universität Wien Mitglied des Forums Österreichischer Ethikkommissionen
siehe http://www.ethikkommissionen.at.
Ethische Fragestellungen in der psychologischen Forschung
Historische Entwicklung
Die Ethikkommission an der Fakultät für Psychologie
Vorgehensweise der Ethikkommission
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Ethische Fragestellungen in der psychologischen Forschung
Psychologische Forschung beschäftigt sich mit persönlichen, emotionalen und manchmal sogar
intimen Bereichen von Menschen. Psychologische Interventionen (psychologische Beratung, Behandlung, Psychotherapie)
zielen auf Verhaltens-, Emotions- und Einstellungsänderungen, Neuorientierung im Leben, bis hin zur Förderung
von Reifung bzw. Weiterentwicklung der Persönlichkeit ab. Um der sich hieraus ergebenden Verantwortung gerecht zu
werden, müssen PsychologInnen ihre Forschungsvorhaben unter ethischen Gesichtspunkten überprüfen.
Für psychologische ForscherInnen stellen sich beispielsweise folgende Fragen:
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Übersteigt der Nutzen die in ethischer Hinsicht entstehenden Risiken einer Studie?
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Sind die ForschungsteilnehmerInnen damit einverstanden, zum Zwecke wissenschaftlicher Erkenntnisse
Fragen zu ihrem Privatbereich zu beantworten, das heißt haben sie der Teilnahme am Forschungsprojekt nicht nur
zugestimmt, sondern haben sie zuvor auch die notwendigen Informationen zur Studie und ihrer Durchführung erhalten,
um eine kompetente Entscheidung für oder gegen eine Teilnahme treffen zu können? Wurden diese Informationen
in einer Weise präsentiert, dass davon auszugehen ist, dass sie verstanden werden konnten?
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Manchmal ist es unzweckmäßig, die ForschungsteilnehmerInnen über den Ablauf eines
Experiments hinreichend zu informieren, da einige Hypothesen in der Psychologie ohne entsprechende Erklärung bzw.
nur durch "Täuschungen" der Versuchspersonen überprüft werden können. Eventuelle Folgen
der Forschungsteilnahme sind daher durch den/die ForscherIn in besonderem Maße zu bedenken: Ist die
Zurückhaltung von Informationen über den Untersuchungszweck durch den voraussichtlichen Erkenntnisgewinn
gerechtfertigt? Betrifft die Täuschung Aspekte, von denen angenommen werden muss, dass sie ernsthafte physische
und/oder psychische Belastungen erzeugen?
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Weiterhin treten psychologische ForscherInnen häufig in Kontakt mit Personengruppen, die in besonderem
Maße vulnerabel sind, wie etwa Kinder, ältere Menschen oder psychisch belastete Personen. Insbesondere für
diese Personengruppen sind Fragen der Zumutbarkeit psychologischer Mess- bzw. Interventionsmethoden sorgfältig
abzuwägen.
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Schließlich geht es in der Evaluation von Interventionen um die Nachvollziehbarkeit sowie Wiederholbarkeit
von therapeutischen Effekten. Effizienz- und Wirkfaktorenforschung kann nur auf Basis einer systematischen Erfassung bzw. Erhebung
von Veränderungen erfolgen, weshalb auch in diesem Zusammenhang häufig der Terminus "Experiment"
verwendet wird. Dies den TeilnehmerInnen von Therapieeffizienzstudien in einer für sie verständlichen Art zu vermitteln, stellt
ebenso ein ethisches Problem dar wie die Zumutbarkeit von therapiebegleitender Diagnostik abzuschätzen: Ist dieser Mehraufwand
auch mit einem Mehrwert für die Betroffenen verbunden bzw. inwieweit stellt die Erhebung dieser Parameter ein Selektionskriterium
dar oder führt gar zu Therapieabbrüchen?
weitere Fragestellungen
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Historische Entwicklung
Überlegungen zu diesen und weiteren Fragen sind in der Psychologie nicht neu: Schon 1952 wurden durch die
American Psychological Association (APA) ethische Richtlinien formuliert, verschiedene Versionen unterschiedlicher
Psychologenverbände folgten, nicht zuletzt angeregt durch umstrittene psychologische Experimente wie beispielsweise das
Milgram- oder das Stanford-Prison-Experiment (siehe
http://www.prisonexp.org,
http://www.stanleymilgram.com/). Jünger sind Entwicklungen auf staatlicher und universitärer Ebene, im Rahmen
derer Ethikkommissionen zur Überprüfung der Einhaltung dieser Richtlinien eingesetzt werden; bisher existieren
Ethikkommissionen jedoch fast ausschließlich im medizinischen Bereich, jedenfalls im deutschsprachigen Raum sind
psychologische Ethikkommissionen an Universitäten bisher eine Seltenheit.
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Die Ethikkommission an der Fakultät für Psychologie
Veranlasst durch diese Überlegungen und Entwicklungen wurden von Frau Prof. Kryspin-Exner zu
Beginn des Jahres 2006 alle wesentlichen Vorarbeiten für die Etablierung einer Ethikkommission an der Fakultät
für Psychologie der Universität Wien geleistet. Ein zweiter Umstand in Zusammenhang mit der Umstrukturierung
der Universität Wien trug zur Dringlichkeit ihres Anliegens bei: Durch die Abspaltung der medizinischen vormaligen
Fakultät, heutigen Universität von der Universität Wien, wurde auch die medizinische Ethikkommission
von der Universität Wien getrennt. Ethische Problemstellungen in der Forschung werden häufig vorwiegend mit Fragen
im medizinischen Kontext assoziiert, aktuell beispielsweise in Zusammenhang mit der Stammzellenforschung. Vor allem dann,
wenn medizinische Forschung invasiv durchgeführt wird, erscheint die Notwendigkeit des Schutzes der TeilnehmerInnen an
systematischen Untersuchungen offensichtlich und damit die Einhaltung ethischer Richtlinien notwendig. Weil ethische Fragen in der
Forschung demnach in der Vergangenheit vorwiegend den medizinischen Bereich betrafen, wurden sie für die Psychologie
bestenfalls im Zusammenhang mit klinisch-psychologischen Fragestellungen relevant. Zudem wird in der Psychologie invasive
Forschung äußerst selten durchgeführt, psychologische Forscher greifen in der Regel nicht in "Leib und
Leben" der TeilnehmerInnen im herkömmlichen Sinne ein, sehr wohl aber im Sinne einer möglichen psychischen
Beeinträchtigung und ihrer Konsequenzen. Demnach erscheint es dringend erforderlich, an der Universität Wien ein
eigenes Gremium für ethische Fragestellungen in der sozial- und verhaltenwissenschaftlichen Forschung zu etablieren.
Durch die Überzeugung verschiedener MitarbeiterInnen nicht nur der Fakultät für Psychologie, sondern
auch der philosophischen, theologischen und juridischen Fakultät sowie auch der medizinischen Universität
von der Notwendigkeit einer Ethikkommission an der Universität Wien im Rahmen der Psychologie und die daraus folgende
Zusammenarbeit gelang am 4. April 2006 die Konstituierung der Ethikkommission an der Fakultät für Psychologie der
Universität Wien.
Die Ethikkommission basiert unter anderem auf der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGP), an Universitäten lokale
Ethikkommissionen einzurichten (http://www.dgps.de/_download/2009/Ordnung_EK_Muster.pdf, PDF 54 KB). In diesem Zusammenhang stützt sich die Ethikkommission auf die von der
DGP zur Verfügung gestellte und ebenfalls für Ethikkommissionen außerhalb der Bundesrepublik Deutschland (z.B. in Österreich, in der Schweiz)
empfohlene Geschäftsordnung:
http://www.dgps.de/_download/2009/Geschaeftsordnung_EK_Muster.pdf (PDF 57 KB).
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Ihre Vorgehensweise
Seit der Konstituierung der Ethikkommission treffen ihre
Mitglieder in regelmäßigen Sitzungen zusammen. Auf Antrag der für ein psychologisches Forschungsvorhaben
verantwortlichen Personen nimmt die Ethikkommission zur ethischen Vertretbarkeit der Ziele und Verfahrensweisen dieses
Vorhabens Stellung und überprüft zugleich anhand jeder Anfrage deren Angemessenheit und Vollständigkeit.
Grundlage jeder Stellungnahme bilden dabei die von den Kommissionsmitgliedern erarbeiteten ethischen Richtlinien für
die psychologische Forschung. Erhebt die Kommission Einwände gegen die Durchführung einer Studie in der
eingereichten Form, so können fehlende Informationen oder beanstandete Punkte von dem/der AntragstellerIn nachgereicht
bzw. in geänderter Fassung eingereicht werden.
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Wien, im Januar 2010 |
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