Was ist ein Mandala?
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Mandalas sind typische Merkmale einer religiösen Bildsprache, die sich durch den Buddhismus von Indien aus in allen umliegenden asiatischen Kulturen verbreitet hat. Ein maṇḍalamaṇḍala मण्डल „Kreis“, schematische Darstellung der kosmischen Ordnung, jap. mandara 曼荼羅 Buddhas Leben (jap. mandaramandara 曼荼羅 Repräsentation eines religiösen Kosmos; japanische Aussprache von skt. maṇḍala Shinto-GoetterAstrologie) ist im wesentlichen eine schematische Darstellung der kosmischen Ordnung. Die klassischen Mandalas besitzen meist eine geometrische Struktur, die den vier Himmelsrichtungen entspricht. Man findet sie unter anderem im tibetischen Buddhismus, wo Mönche im Verlauf einer spektakulären Zeremonie kunstvolle Mandalas mit buntem Sand auf den Boden malen, um sie nach Beendigung der Zeremonie wieder zu verwischen. Dieser Ritus wird in Japan nicht praktiziert, doch spielen Mandalas auch hier eine zentrale Rolle, ganz besonders im sogenannten esoterischen Buddhismus (mikkyōmikkyō 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō VajrapaniKukaiBuddhismusBuddhismus Lehre... mehr).
Vajra-Welt und Mutterschoß-Welt
Vajra-Welt Mandala (Kongōkai mandara)
- Hängerollbild, mandara (Seide, Farbe). Heian-Zeit, 9. Jh.; „Nationalschatz“; Saiin Kyōōgokoku-ji (Tōji Tempel), Kyōto; 183,5 x 163 cm
Bildquelle: Wikimedia Commons. (Letzter Zugriff: 2016/9/19)
Der Hauptbuddha dieses Kongōkai mandara, Dainichi mit der Weisheits-mudrā, befindet sich im mittleren, oberen Feld. Dieses Mandala ist einer Hauptstadt mit dem Palast im Norden nachempfunden. (s.a. ten Grotenhuis 1999, Japanese Mandalas, plate 6.)
Mutterschoßwelt Mandala (Taizōkai mandara)
- Hängerollbild, mandara (Seide, Farbe). Heian-Zeit, 9. Jh.; „Nationalschatz“; Saiin Kyōōgokoku-ji (Tōji Tempel), Kyōto; 183,6 x 164,2 cm
Bildquelle: Wikimedia Commons. (Letzter Zugriff: 2016/9/18)
Der Hauptbuddha dieses Taizōkai mandara-Mandalas, Dainichi mit der Meditations-mudrā, befindet sich im Zentrum des Bildes. Dieses Mandala ist einem Palast nachempfunden. (s.a. ten Grotenhuis 1999, Japanese Mandalas, plate 8.)
Taizōkai mit shūji-Zeichen
- Mandala. Heian-Zeit, 9. Jh.
Bild © Bukkyō no benkyōshitsu. (Letzter Zugriff: 2016/8)
Taizōkai mandara mit shuji (skt. bīja), Silbenzeichen in einer indischen Schrift namens siddham, die jeweils für einen Buddha stehen.
Die rituelle Verwendung von Mandalas lässt sich in Japan bis zu KūkaiKūkai 空海 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi FeuergangShikokuBekannte SchreineFushimiBekannte Tempel... mehr, dem Begründer des ShingonShingon-shū 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan AhnenkultMoencheYamabushiBekannte TempelBerg Koya... mehr Buddhismus, zurückverfolgen. Kūkai stellte zwei Mandalas in den Mittelpunkt seiner Lehre, die bis heute alle anderen an Bedeutung übertreffen: Das Kongōkai mandaraKongōkai mandara 金剛界曼陀羅 Vajra-Welt-Mandala, Diamant-Welt-Mandala; Mandala des Buddha Dainichi (Vajra-Welt-Mandala) und das Taizōkai mandaraTaizōkai mandara 胎蔵界曼陀羅 Mutterschoß-Welt-Mandala; Mandala des Buddha Dainichi (Mutterschoß-Welt Mandala). In beiden nimmt Dainichi NyoraiDainichi Nyorai 大日如来 Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“ Schreinanlage IseVajrapaniShotoku TaishiKukaiShinto Mittelalter... mehr (Buddha VairocanaVairocana वैरोचन „Sonne, sonnenhaft“, Buddha-Name, jap. Birushana/Rushana 毘盧舎那/盧舎那 oder Dainichi 大日 StupaDaibutsu StatuenKukais InitiationDainichi), der Hauptbuddha des Shingon Buddhismus, die zentrale Position ein, aber jeweils in einer anderen Haltung, was zwei unterschiedliche, aber einander entsprechende Aspekte dieses Buddhas symbolisiert. Die beiden Mandalas bilden also ein Paar und werden daher auch Ryōgai mandaraRyōgai mandara 両界曼荼羅 wtl. Mandalas der beiden Welten; Doppelset von Mandalas im Shingon Buddhismus oder Ryōbu mandara, Mandalas der beiden Welten, genannt.
Laut Shingon-Lehre repräsentieren die beiden Welten die abstrakte Daseinsform (vajravajra वज्र „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus, jap. kongō 金剛 Berg KoyaVajrapaniKukaiKukais InitiationBuddhismus... mehr), und die konkret erfahrbare Daseinsform (Mutterschoß) des Dainichi, der im Shingon Buddhismus als kosmischer Buddha gilt. Auch andere Gegensätze wie Weisheit-Mitgefühl oder Prinzip-Realität und ähnliche mehr werden mit den beiden Mandalas verknüpft. In der Praxis ist die genaue Bedeutung der beiden Mandalas aber weniger wichtig als ihre rituelle Funktion.
Varianten
Taima Mandara
- Mandala (Seide, Farbe). 1721; im Besitz des Shōkaku-ji, Takefu-shi, Fukui-ken; 388,7 × 399,2 cm
Bild © Historisches Museum der Stadt Fukui. (Letzter Zugriff: 2016/8)
Das Taima mandara stellt des Buddhas Amida Reines Land dar.
Nicht alle Mandalas sind so streng geometrisch gegliedert, wie die beiden oben abgebildeten. Das in Japan ebenfalls weithin bekannte Taima mandaraTaima mandara 当麻曼陀羅 Darstellung von Amidas Reinem Land Paradiese ist beispielsweise ein vergleichsweise „realistisches“ Abbild des Reinen Landes von Buddha AmidaAmida 阿弥陀 Buddha Amitābha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū) JahrNikkoDaibutsu StatuenAmidismusAmidas Geluebde... mehr, eine Art Paradies, das als prunkvoller Palast erscheint.
Kasuga mandara
- Hängerollbild, mandara (Seide). Kamakura-Zeit, 14. Jh.; 159,4 x 68,9 cm
Bild © Victor Harris, Shintō (Tōkyō: Seikandō bunko, 2001), S. 167.
Schreinmandala (mandara) des Kasuga Taisha.
In Japan hat man den Begriff mandara darüber hinaus auch auf die eigene Landschaft bezogen. Es gibt daher verschiedene Mandalas, die vergleichsweise realistisch ein bestimmtes lokales Heiligtum — einen Tempel oder Schrein — inmitten einer heiligen Landschaft darstellen, die von zahlreichen Buddhas, Göttern und Dämonen des einheimischen Pantheons bevölkert ist. Das lokale Heiligtum wird auf diese Weise als Zentrum eines spirituellen Kosmos dargestellt, in dem sowohl Figuren aus dem Diesseits, als auch aus dem Jenseits (z.B. aus den sogenannten sechs Bereichen der Wiedergeburt) vertreten sind. Diese Mandalas erfreuten sich vor allem im Zusammenhang mit dem Pilgerwesen besonderer Beliebtheit, denn sie dienten als eine Art Guidebook und Werbemittel in einem. Einerseits stellten sie die charakteristischen Merkmale der Bauwerke und Statuen zur Schau, andererseits wurden sie aber auch verwendet, um der allgemeinen Bevölkerung eine Vorstellung von der buddhistischen Hölle und dem buddhistischen Paradies zu vermitteln und sie dazu anzuhalten, sich durch eine Pilgerfahrt um eine möglichst günstige Wiedergeburt zu bemühen. Berühmte Beispiele sind um das Pilgerzentrum Kumano (Präfektur Wakayama) oder um den Kasuga SchreinKasuga Taisha 春日大社 Kasuga Schrein, Nara; ehemals Ahnenschrein der Fujiwara Bekannte SchreineItsukushimaKasugaBekannte TempelOkuninushi... mehr in NaraNara 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); ehemals: Heijō-kyō EmaYamabushiBautenHachimanItsukushima... mehr entstanden.
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