Benzai-ten

Aus Kamigraphie
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Haritsu Ogawa Benzaitenzu.jpg
Seiten-Infobox
Themengruppe Gottheiten (Götter, numinose Erscheinungen)
Name Benzai-ten 弁財天 oder 弁才天
Religiöse Titel Ten 天 (Skt. Deva)
Sonstige Namen Benten 弁天; Myōon-ten 妙音天; Bion-ten 美音天
Rel. Zugehörigkeiten Shinto; Buddhismus
Herkunft Indien
Ikonographie manchmal mit acht Armen
Attribute, Begleiter Laute (biwa), Schlange
Funktion, Wirkkraft Göttin der Kunst und Musik
Bemerkung Einzige weibliche Göttin der shichifukujin 七福神

Benzai-ten (jap. 弁財天 oder 弁才天, Sanskrit: Sarasvatī सरस्वती), Benten 弁天, Bionten 美音天 oder Myōonten 妙音天 ist unter den sieben Glücksgöttern als einzige weiblich. Sie ist die Göttin der Kunst und Musik und wird meist mit einer Laute (biwa) dargestellt.

Ursprung

In ihrer ursprünglichen Form in der indischen Mythologie ist sie eine Flussgottheit des gleichnamigen Flusses Saravatī, was sich auch in ihrem Namen widerspiegelt, der aus dem Sanskrit übersetzt „fließendes Wasser“ bedeutet. Sie wurde später im Buddhismus adaptiert und dann in den Shintō-Pantheon als eine der sieben Glücksgottheiten aufgenommen. Ihre glückbringende Funktion wird dabei in ihrer vedischen Vergangenheit vorausgedeutet: Sie wird erstmals bereits im Ṛgveda, der ältesten heiligen Schrift der Arier erwähnt. [1] Da Flüsse als Beherberger von Schätzen und Reichtümern angesehen werden, wird Sarasvatī um Wohlstand, Glück, Nahrungsmittel und Fruchtbarkeit, da Wasser die Quelle des Lebens symbolisiert, angebetet (Ṛgveda 7.96.3-6 [2]; 2.41.17 [3]; 10.30.12 [4]).

Verehrung

Benzaiten wird in Japan seit der Nara-Zeit verehrt. Sie tritt vor allem im Sutra des goldenen Lichts (Konkōmyō-kyō 金光明經) auf, welches zu dieser Zeit aus China importiert wurde. Sie wurde am Hof und unter Musikern als Schutzpatron der Musik und als achtarmige Kriegergottheit, die vor Katastrophen und Unheil bewahren kann verehrt. [5] Später gewann sie vor allem bei blinden Sängern als Schutzpatron an Bedeutung, bis schließlich sogar Legenden über sie erzählt wurden, in denen sie Augenleiden heilte und sie von in den Blinden neue Anhängerschaft fand. [6]

Sie wurde wahrscheinlich in der Muromachi-Zeit in die Gruppe der Sieben Glücksgötter aufgenommen und seit dem als solche verehrt. [7]

Nach dem zweiten Weltkrieg gründete sich um Benzaiten die bentenshū 辯天宗 eine neue reiligiöse Gruppe, welche Benzaiten als zentrale Göttin verehrt. Diese Gruppe wurde in Ōsaka gegründet, hat dort ihren Hauptsitz und sie veranstalten jedes Jahr am 8. August ein großes Feuerwerk zu Ehren Bentens . [8]

Da Benzaiten eine Göttin des Wassers ist, wird sie häufig in der Nähe vom Meeresufer, an Küsten und Seen verehrt. Besonders berühmt sind die als „sanbenten“ 三弁天 bekannten heiligen Stätten auf Enoshima 江ノ島 bei Kamakura, Chikubushima 竹生島 beim Biwa-See und Itsukushima 厳島 in Miyajima.

Enoshima Schrein 江島神社

Dieser Schrein befindet sich auf der Insel Enoshima in der Sagami Bucht, etwa 50 Kilometer südlich von Tokyo und 7 Kilometer von Kamakura. Ursprünglich wurden auf Enoshima die drei Munakata Gottheiten verehrt, von denen Ichikisha-Hime die wichtigste war. Benzaiten gelangte erst später auf die Insel. Sie kommt gemeinsam mit einem Drachen im Enoshima Engi 江嶋縁起, der Geschichte von Enoshima die im Jahr 1047 von einem japanischen Mönch namens Kōkei 皇慶 geschrieben wurde, vor. Enoshima wurde zu einer sehr populären Schreininsel im 18. Und 19. Jahrhundert, da die Insel einen spektakulären Ausblick auf den Berg Fuji bietet, der einer der heiligsten Orte Japans ist. Zur Zeit der Trennung von Buddhismus und Shinto in der frühen Meiji-Zeit entschieden sich die Priester der Insel für den Shino, was zur Folge hatte, dass alle buddhistischen Objekte, zu denen auch alle Figuren der Benzaiten gehörten, abgeschafft wurden. Allerdings wurde die oben bereits erwähnte Ichikishima-hime viele Jahre zuvor als Manifestation Benzaitens identifiziert und diente somit als Ersatz während der Abwesenheit Benzaitens.

Religiöse Reformen nach dem Zweiten Weltkrieg verhalfen Benzaiten zu ihrer Rückkehr. Im Schrein gab es zwei Statuen von Benzaiten die über 600 Jahre alt waren. Eine war nackt und die andere hatte 8 Arme. Während der Trennung von Buddhismus und Shinto wurden diese Statuen jedoch in eine Ecke des Schreins verbannt in der lokale Kinder mit ihnen spielten. Als Benzaiten nach dem Krieg wieder zurückkehrte, fehlte der berühmten nackten Statue eine linke Hand und ein linker Fuß. Diese wurden ersetzt. Heute kann man beide Statuen in einem Schrein auf Enoshima sehen.

Auch was die 8 armige Benzaiten-Statue betrifft gibt es Geschichten. Der berühmte Krieger Minamoto Yoritomo 源頼朝 (1147-1199) soll um göttliche Hilfe von Benzaiten in Enoshima gebeten haben. Er fragte den buddhistischen Mönch Mongaku, ob er die Statue dazu bringen könne, seine Feinde zu verfluchen. Seit der Edo-Zeit wurde die Statue von Samurai angebetet, die Schutz auf dem Schlachtfeld suchten. Minamoto Yoritomo betete für den Sieg über den Fujiwara Klan und gewann den Krieg auch im Jahr 1189. Somit gewann der Tempel und Benzaiten das Vertrauen der Menschen. Im Jahr 1600 besuchte Tokugawa Ieyasu 徳川家康 (1542-1616) den Schrein und machte ihn zu der offiziellen Gebets-Sätte der Tokugawa Familie. In der Edo-Zeit wurde der Schrein endlich für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Da er nur 50 Kilometer von Tokyo entfernt ist wurde er zum populärsten und überfülltesten heiligen Ort in der letzten Hälfte der Edo-Zeit.

Der Ursprung des Enoshima Schreines wird im Enoshima Engi Emaki 江の島縁起絵巻 beschrieben, das am Ende der Muromachi Periode von dem Mönch Kōkei verfasst worden ist. Die Geschichte beginnt mit der Erschaffung der Welt und beschreibt dann einen 5 köpfigen Drachen, der sich neben einem Dorf niederließ und anfing die Kinder der Dorfbewohner zu fressen. Plötzlich, im Jahr 552, tauchten dunkle Wolken über dem See nahe des Dorfes auf und eine Insel erschien. Dies war die Insel Enoshima. Sarasvatī stieg vom Himmel herab und ließ sich auf dieser Insel nieder. Eines Tages sag der Drache Sarasvatī und verliebte sich sofort in sie. Der Drache wollte seinem Verlangen nachgeben und Sarasvatī stimmte zu solange er seine Bosheit aufgab und die Lehren des Buddhas akzeptierte. Der Drache versprach es und sein Wunsch wurde erfüllt. Daraufhin verwandelte er sich in einen Hügel. Die Verbindung zwischen Benzaiten und dem Drachen ist keine Überraschung. Benzaitens Hauptbegleiter ist eine Schlange und Drachen werden als eine Art von Schlange klassifiziert. Sowohl Drachen als auch Schlangen sind Kreaturen des Wassers und Beschützer von Schätzen und passen perfekt zu Benzaitens Rolle als Gottheit des Wassers und des Reichtums. [9]

Chikubushima Schrein 竹生島神社

Dieser Schrein wurde als einer drei großen Heiligtümer der Benzaiten im frühen 14. Jahrhundert in dem japanischen Text keiran shūyōshū beschrieben. Er befindet sich am nördlichen Ende des Biwa Sees in der Präfektur Shiga. Der Chikubushima Schrein ist einer der ältesten heiligen Stätten in der Benzaiten vererehrt wird. Sie wurde aber erst in der späten Heian- Zeit die zentrale Gottheit dieses Schreines. Vor Benzaiten wurde hier die Wassergottheit Azaihime no Mikoto verehrt, die für die Sicherheit des Wasserverkehrs auf dem See sorgen sollte. Ab er Heian-Zeit wurde Benzaiten hier als ursprüngliche Form der lokalen Gottheit verehrt. Ihr wird nachgesagt, hoch über der Insel Chikubushima zu leben, während die lokale Drachengottheit tief unten im See lebt.

Die mythologischen Ursprünge der Insel werden in verschiedenen Texten beschrieben. Im mittlerweile verlorenen Ōmi no Kuni Fudoki 近江国風土記 (Aufzeichnungen der Kultur und Geographie der Omi Provinz) aus dem 8. Jahrhundert soll die Gottheit Tatamihiko no Mikoto 多多美比古命 von dem Berg Ibuki mit Azaihime no Mikoto 浅井姫命 von dem Berg Azai gekämpft und verloren haben. Aus Zorn Schnitt er Azaihime no Mikoto den Kopf ab der in den See fiel und zu der Chikubushima Insel wurde. Eine andere Legende besagt, dass der Kopf beim Versinken im Wasser das Geräusch „tsuku tsuku“ machte, woraus der alternative Name der Insel „Tsukubujima“ entstand. Im Chikubushima Engi 竹生島縁起 aus dem Jahr 931 steht geschrieben, dass zwischen den Geschwistern Ibukio no Mikoto und Azaihime no Mikoto ein Wettkampf und Stärke stattgefunden hat. Azaihime no mikoto soll sich daraufhin im nördlichen Teil des Biwa Sees niedergelassen haben. Sie verhärtete Wasser um eine Steinküste zu bilden und häufte Staub an, der eine Insel bildete. Sie befahl den Vögeln Steine auf der Insel anzuhäufen und Samen von verschiedenen Bäumen zu verteilen. Der Bambus soll hier als erstes Gewachsen sein, weshalb der Name für die Insel mit den Zeichen für „Bambus“ und „wachsen“ geschrieben wird.

Im berühmten Heike Monogatari besucht Taira no Tsunemasa 平経正, ein berühmter Poet und Musiker den Chikubushima Schrein, wo er sich hinkniet und zu Daibenkudokuten, einer der vielen Formen der Benzaiten, betet. Daraufhin fängt er auf seiner biwa an zu spielen. Benzaiten war so gerührt von seier Musik, dass sie über seinem Kopf in Form eines weißen Drachens erschien. Auch in den Texten Genpei Jōsuiki 源平盛衰記 und Sankō Genpei Jōsuiki 参考源平盛衰記 wird das Erscheinen der Benzaiten während Tsunemasas Pilgerreise beschrieben. Diesmal wird Benzaiten aber als weißer Fuchs beschrieben, der von einem Altar springt.

Während der Trennung des Buddhismus und des Shintoismus in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurden Objekte die mit Benzaiten in Verbindung gebracht wurden durch shintoistische Objekte ersetzt und Azaihime no Mikoto erlangte ihren Status als zentrale Gottheit zurück. Doch heute ist wieder Benzaiten die Hauptgottheit, die im Hōgonji Temple 宝厳寺 der Shingon-Linie verehrt während man im Tsukubusuma Schrein 都久夫須麻神社 sowohl zu Azaihime, Ichikishima, die eine Manifestation Benzaitens ist, uga no mitama, ein Essens-Gott, und ryujin, dem Drachenkönig 龍神, betet.

Das Hauptevent auf Chukubushima ist das jährliche Lotus-Fest, das Mitte August stattfindet und bei dem man die Kräfte der Benzaiten feiert. Jedes Jahr wird im Hogonji Tempel eine neue Statue von Bentaiten aufgestellt. [10]


Tsukushima Schrein 厳島神社

Liste der Tempel

Darstellung

Happi-Benzaiten

Die achtarmige Darstellung Benzaitens basiert auf dem Sutra des goldenen Lichts, welches im 7. Jahrhundert nach Japan importiert wurde, wo sie als achtarmige Gottheit dargestellt wird, die in ihren Händen Waffen hält, was ihre Rolle als Beschützer vor Katastrophen und Unheil darstellen soll.

Benzaiten mit Laute

Seit der Nara- und Heian-Zeit wird Benzaiten mit zwei Armen und einer Laute, entweder spielend oder einfach bei sich tragend, dargestellt. In der Kamakura-Zeit begannen Künstler für shintoistische und buddhistische Gottheiten nackte Skulpturen herzustellen, die dann bekleidet wurden. [11]

Darstellung mit Schlange

Benzaiten wird generell mit der Schlange assoziiert und oft dargestellt. Alternativ kann sie auch mit einem Drachen verbunden werden, wie beispielsweise in Enoshima. In den Tempeln, in denen Benzaiten verehrt wird, gibt es auch oft einen Brunnen, von dem gesagt wird, dass in ihm eine Schlange wohnt, die Benzaiten dient.

Bildgalerie

Sonstiges

Ähnlichkeiten tauchen bei Suijin, einer shintoistischen Gottheit, auf, der oft als weiße Schlange dargestellt wird und ebenfalls mit Wasser assoziiert wird.

Verweise

Anmerkungen

  1. Als Entstehungszeit wird 1500 bis 1200 v. Chr. genannt, aber erst zwischen 500 und 600 n. Chr. wird der Ṛgveda schriftlich greifbar (Knott 1998).
  2. Geldner 1951, Bd. 2:266.
  3. Geldner 1951, Bd. 1:329.
  4. Geldner 1951, Bd.3:177.
  5. Fritsch 1996:19-20
  6. Fritsch 1996
  7. Shichifukujin(Stand: 2012/09/30). aisf.or.jp/~jaanus
  8. Bentenshu Hauptseite(Stand: 2012/09/30). bentenshu.or.jp
  9. Enoshima Schrein(Stand: 2014/02/12). onmarkproductions.com
  10. Chikubushima Schrein(Stand: 2014/02/12). onmarkproductions.com
  11. Bakshi 1979:115

Quellen

  • Dwijendra Nath Bakshi 1979
    Hindu divinities in Japanese Buddhist pantheon. Calcutta: Benten Publishers 1979.
  • Ingrid Fritsch 1996
    Japans blinde Sänger im Schutz der Gottheit Myōon-Benzaiten. München: Iudicium-Verlag 1996.
  • Friedrich Geldner 1951
    Der Rig-Veda. Cambridge: Harvard Univ. Press 1951. (3 Bände.)
  • Kim Knott 1998
    Hinduism: A very short introduction. Oxford: Oxford University Press 1998.
  • http://www.onmarkproductions.com/html/benzaiten-sanctuaries.html (12.02.2014)