Alltag/Pilgerschaft/Shikoku: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Wie auch auf anderen Pilgerrouten führen die meisten Pilger in Shikoku eine Art Log·buch mit sich, in das sie sich von jedem be·such·ten Tempel einen Stempel ({{glossar:shuin}}) und eine Kalligraphie ein·tra·gen lassen. Die Kalli·graphien enthalten meist den Tempel·namen und ein Sanskrit·zeichen ({{glossar:shuji}}), das den Haupt·buddha ({{glossar:honzon}}) des be·tref·fenden Tempels sym·bolisiert. Diese Bestätigungen belegen den Besuch des Tempels und sind als Nachweis der erbrachten Übung ({{g|shuugyou}}) extrem wichtig. | ||
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− | + | Umgekehrt spielen auch die sog. {{glossar:osamefuda|''osame-fuda''}} eine große Rolle. Das sind Pa·pier·streifen, die mit einem Bild Kūkais und dem Spruch: „Ehre der Pilger·schaft zu den 88 heiligen Orten“ bedruckt sind. Die Pilger kaufen sie in Blöcken, schreiben auf die Rück·seite ihren eigenen Namen und opfern diese Zettel an jedem Tempel, den sie besuchen. Unter·schied·liche Farben re·präsen·tieren den „Rang“ eines Pilgers, abhängig davon, wie oft er die Route bereits absolviert hat. ''Osame-fuda'' sind also „Visiten·karten“ im wörtlichen Sinn und bedeuten nichts anderes als: „I was here.“ | |
Auf vielen Pilger·routen ist es sogar üblich, dass Pilger ''osame-fuda'' mit ihrem eigenen Namen mit·führen und diese an den be·such·ten Tempeln oder Schreinen aufkleben. Be·lieb·te Pilgerstätten sind daher oft über und über mit ''osame-fuda'' überzogen. Gegen diese Art von Graffiti be·ste·hen keiner·lei Vorbehalte in Japan. Aller·dings sind solche „Visiten·karten“ stets nach einem fest·ge·legten Muster gestaltet. | Auf vielen Pilger·routen ist es sogar üblich, dass Pilger ''osame-fuda'' mit ihrem eigenen Namen mit·führen und diese an den be·such·ten Tempeln oder Schreinen aufkleben. Be·lieb·te Pilgerstätten sind daher oft über und über mit ''osame-fuda'' überzogen. Gegen diese Art von Graffiti be·ste·hen keiner·lei Vorbehalte in Japan. Aller·dings sind solche „Visiten·karten“ stets nach einem fest·ge·legten Muster gestaltet. | ||
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− | | Eine Gruppe Pilger hat unter einem Tempeldach Schutz vor dem Regen ge·fun·den. Ein Pilger nützt die Ge·le·gen·heit, um seinen Na·mens·zug an·zu·brin·gen. | + | | Pilger im Regen |
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− | + | Auch Ausländer beteiligen sich manchmal an der Wallfahrt in Shikoku, um in die Geheimnisse des japanischen Bud·dhis·mus einzudringen. Einer von ihnen, der Amerikaner Don Weiss, hat seine Er·fah·run·gen auf dem Shikoku Pilgerweg in seinem Buch ''Echoes of Incense'' ver·öffent·licht, das auch über das Internet zugänglich ist. 2006 brachte der Schweizer Ethnologe Tommi Mendel eine sehr sensible filmische Dokumentation heraus, die vor allem nach den Motiven jüngerer Shikoku Pilger fragt. Nach den über 60-jährigen bilden sie die zweit·größte Alters·kohorte, die sich auf den aufwendigen Fuß·marsch einlässt. Schließlich hat sich auch der Deutsche Gerald Koll zu einem „filmischen Selbstversuch“ mit einer Kamera im Gepäck auf den Weg der 88 Tempel begeben. Sein Do·ku·men·tar·film versteht sich als hin·ter·grün·di·ger Kom·men·tar zur Erfahrung des Pilgerns im All·ge·mei·nen, verrät aber auch viel über Japan aus einer unvoreingenommenen, nicht-japanologischen Perspektive. | |
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+ | | links= | ||
+ | * [https://web.archive.org/web/20080509135342/http://echoes.bluemandala.com/ ''Echoes of Incense, A Pilgrimage in Japan''], Don Weiss (en.; inaktiv, Zugang über Internet Archive)<br/>Erfahrungsbericht eines amerikanischen Pilgers aus dem Jahr 1993. | ||
+ | * ''[http://www.tigertoda.ch/ARUKIHENRO.html Aruki henro]'', Tommi Mendel (en.)<br/> Website des gleichnamigen Dokumentarfilms, 2006. | ||
+ | *''[http://www.88-pilgern-auf-japanisch.de/ 88 — Pilgern auf Japanisch]'' Gerald Koll<br/> Website des gleichnamigen Dokumentarfilms, 2008. | ||
+ | * [http://www.shikokuhenrotrail.com/index.html Pilgrimage to the 88 Sacred Places of Shikoku], David Turkington (en.)<br/>Dokumentation und ausführliche Hintergrundinformationen. | ||
+ | * [http://www.kms.ac.jp/%7Ehsc/henro/henro.htm ''Shikoku Henro Shashinshū''] (jap.)<br/> Photodokumentation der Pilgerstätten von Shikoku. | ||
+ | | update= Sept. 2016 | ||
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Aktuelle Version vom 23. Januar 2019, 14:54 Uhr
Shikoku ist die Geburtsinsel von Kōbō DaishiKōbō Daishi 弘法大師 Ehrentitel von Kūkai Berg KoyaShotoku TaishiKukaiHeilige... mehr KūkaiKūkai 空海 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi FeuergangBekannte SchreineFushimiBekannte Tempel... mehr (774–835), des vielleicht populärsten Mönchs der japanischen Religionsgeschichte. Kūkai gründete den ShingonShingon-shū 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan ReichseinigungMyooFudo Buddhismus, der besonders in Shikoku auch heute noch sehr stark vertreten ist. Daher entstand in Shikoku eine Pilgerroute von 88 Tempeln (Shikoku hachijū hakkashoShikoku hachijū hakkasho 四国八十八箇所 Die 88 Pilgerstätten von Shikoku. Pilgerschaft), die zu Ehren Kūkais unternommen wird und dem europäischen Jakobsweg — sowohl hinsichtlich ihrer steigenden Popularität als auch hinsichtlich ihrer physischen Ansprüche — in nichts nachsteht.
Auf dieser Seite

- Bild © Mainichi Shinbun.
Pilger auf dem berühmten Pilgerweg von Shikoku (Shikoku hachijū hakkasho).

- Bild © Wada Yoshio, 2002. (Letzter Zugriff: 2016/9/18).
Rüstige Pilgerinnen bei der Ankunft auf Berg Kōya .

- Shikoku
Bild © Shikoku henro no tabi, 2003. (Letzter Zugriff: 2016/8).
Pilger bei Tempel Nr. 11 des 88-Tempel-Rundwegs (Shikoku hachijū hakkasho).

- Tempeltor (Holz); Shōsan-ji, Tokushima-ken, Shikoku
Bild © Shikoku henro shashinshū. (Letzter Zugriff: 2016/9/6).
Winterlich beschneiter Tempel der Shikoku Pilgerroute (Shikoku hachijū hakkasho) mit einer Statue Kūkais. Kūkai gilt als Begründer der Shikoku Pilgerroute. Seine Statue findet sich vor fast jedem der 88 Tempel.

- Shikoku
Bild © tigertoda productions, Tommi Mendel. (Letzter Zugriff: 2016/8).
Szene aus dem Dokumentarfilm Aruki henro von Tommi Mendel, 2006.
Die Pilgerroute führt rund um die gesamte Insel. Der Fußweg beträgt je nach gewählter Route zwischen 1100 und 1400km und kann bei guter Kondition in etwa 40 bis 50 Tagen bewältigt werden. Üblicherweise beginnt man mit Tempel 1 und umrundet die Insel im Uhrzeigersinn bis Tempel 88. Anfang und Ende befinden sich in unmittelbarer Nähe der Naruto-Meerenge, dem natürlichen Zugangsweg von Shikoku, der über die Insel Awaji führt. Die Tempel sind einzeln nummeriert und verschiedenen BuddhasBuddha बुद्ध „Der Erleuchtete“, jap. butsu (hotoke) 仏 oder Budda 仏陀 AlltagAhnenkultFriedhofGorinto... mehr geweiht, gehören aber fast alle dem Shingon Buddhismus an. Sie ballen sich in fruchtbaren Tälern zu Gruppen zusammen und sind dazwischen oft spärlich gesät, verteilen sich jedoch gleichmäßig auf die vier Provinzen,1 denen ShikokuShikoku 四国 kleinste der vier jap. Hauptinseln; wtl. Vier-Land, da es seit dem Altertum aus vier Provinzen besteht (wtl. Vier-Land) seinen Namen verdankt.
Pilger (henrohenro 遍路 Pilger; Pilgerschaft Pilgerschaft oder o-henro-san) werden in Shikoku sehr freundlich aufgenommen. Der Brauch verlangt es, dass man ihnen kleine Geschenke (o-settaio-settai お接待 Almosen ) — z.B. Essen, aber auch Geld — gibt, um auf diese Weise ein bisschen an ihrem frommen Werk zu partizipieren. Theoretisch ist es daher möglich, auch gänzlich ohne eigene Mittel eine Pilgerschaft in Shikoku zu bestreiten. Tatsächlich profitiert aber die lokale Tourismusbranche nicht unerheblich von den Pilgern.
Osame-fuda und go-shuin
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Eintrag ins Pilgerlogbuch Bilder: D. Weiss |
Wie auch auf anderen Pilgerrouten führen die meisten Pilger in Shikoku eine Art Logbuch mit sich, in das sie sich von jedem besuchten Tempel einen Stempel (shuinshuin 朱印 wtl. „roter (=offizieller) Stempel“; auch für rel. Zwecke, z.B. Stempel ins Pilgerlogbuch verwendet ) und eine Kalligraphie eintragen lassen. Die Kalligraphien enthalten meist den Tempelnamen und ein Sanskritzeichen (shujishuji 種子 Symbolische Sanskrit-Zeichen; wtl. Samen (Skt. bija) GorintoRyogai Mandara), das den Hauptbuddha (honzonhonzon 本尊 Hauptheiligtum eines Tempels FushimiAsakusaSchreineTempel... mehr) des betreffenden Tempels symbolisiert. Diese Bestätigungen belegen den Besuch des Tempels und sind als Nachweis der erbrachten Übung (shūgyōshūgyō 修業 Übung, Ausbildung; im rel. Kontext meist verbunden mit körperlichem Einsatz und/oder Askese Pilgerschaft) extrem wichtig.

Umgekehrt spielen auch die sog. osame-fudaosame-fuda, nōsatsu 納札 „Visitenkarte“ eines Pilgers, Votivzettel eine große Rolle. Das sind Papierstreifen, die mit einem Bild Kūkais und dem Spruch: „Ehre der Pilgerschaft zu den 88 heiligen Orten“ bedruckt sind. Die Pilger kaufen sie in Blöcken, schreiben auf die Rückseite ihren eigenen Namen und opfern diese Zettel an jedem Tempel, den sie besuchen. Unterschiedliche Farben repräsentieren den „Rang“ eines Pilgers, abhängig davon, wie oft er die Route bereits absolviert hat. Osame-fuda sind also „Visitenkarten“ im wörtlichen Sinn und bedeuten nichts anderes als: „I was here.“
Auf vielen Pilgerrouten ist es sogar üblich, dass Pilger osame-fuda mit ihrem eigenen Namen mitführen und diese an den besuchten Tempeln oder Schreinen aufkleben. Beliebte Pilgerstätten sind daher oft über und über mit osame-fuda überzogen. Gegen diese Art von Graffiti bestehen keinerlei Vorbehalte in Japan. Allerdings sind solche „Visitenkarten“ stets nach einem festgelegten Muster gestaltet.

- Farbholzschnitt (Papier, Farbe) von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit; aus der Serie Kisokaidō rokujūkyū tsugi no uchi (Die 69 Stationen des Kisokaidō), Blatt 40, 1835–38; 22,7 x 35,3 cm
Bild © Museum of Fine Arts, Boston. (Letzter Zugriff: 2016/9/19).
In Suhara, einem Ort an der Inlandsroute zwischen Edo und Kyōto (dem Kisokaidō), werden Reisende von einem plötzlichen Sommergewitter überrascht. Unter dem Dach eines kleinen Tempels hat auch eine Gruppe Pilger Unterschlupf gefunden. Ein Pilger nützt die Gelegenheit, um eine Botschaft an einen Pfosten zu pinseln — wahrscheinlich seinen Namen, ähnlich wie es heutige Pilger mit Hilfe einer „Visitenkarte“ (osame-fuda, nōsatsu) tun. Die Figur mit dem korbartigen Hut ist ein komusō, ein flötenspielender Bettelmönch, und gehört nicht zur Pilgergruppe. Zwei Bauern kommen herbeigelaufen, während im Hintergrund ein Reiter und sein Diener ihre Reise trotz des Regens fortsetzen. Das Motiv der vom Regen überraschten Reisenden findet sich häufig in den Motiven der ukiyo-e Künstler. Für dieses Bild Hiroshiges gibt es ein unmittelbares Vorbild in der Bildersammlung Itchō gafū von Suzuki Rinshō (1732-1803), wo ebenfalls ein Pilger mit Reiseschreibgerät dargestellt ist.
Ausländische Pilger
Auch Ausländer beteiligen sich manchmal an der Wallfahrt in Shikoku, um in die Geheimnisse des japanischen Buddhismus einzudringen. Einer von ihnen, der Amerikaner Don Weiss, hat seine Erfahrungen auf dem Shikoku Pilgerweg in seinem Buch Echoes of Incense veröffentlicht, das auch über das Internet zugänglich ist. 2006 brachte der Schweizer Ethnologe Tommi Mendel eine sehr sensible filmische Dokumentation heraus, die vor allem nach den Motiven jüngerer Shikoku Pilger fragt. Nach den über 60-jährigen bilden sie die zweitgrößte Alterskohorte, die sich auf den aufwendigen Fußmarsch einlässt. Schließlich hat sich auch der Deutsche Gerald Koll zu einem „filmischen Selbstversuch“ mit einer Kamera im Gepäck auf den Weg der 88 Tempel begeben. Sein Dokumentarfilm versteht sich als hintergründiger Kommentar zur Erfahrung des Pilgerns im Allgemeinen, verrät aber auch viel über Japan aus einer unvoreingenommenen, nicht-japanologischen Perspektive.


Bilder: Don Weiss
Verweise
Fußnoten
- ↑
Die alten Provinzen hatten dieselben Grenzen wie die heutigen Präfekturen:
- Awa, heute Tokushima-ken, Tempel 1–23
- Tosa, heute Kōchi-ken, 24–39
- Iyo, heute Ehime-ken, 40–65
- Sanuki, heute Kagawa-ken, 66–88
Bilderläuterungen
- ↑ Suhara (Reisende im Regen).
- Farbholzschnitt (Papier, Farbe) von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit; aus der Serie Kisokaidō rokujūkyū tsugi no uchi (Die 69 Stationen des Kisokaidō), Blatt 40, 1835–38; 22,7 x 35,3 cm
Bild © Museum of Fine Arts, Boston. (Letzter Zugriff: 2016/9/19).
In Suhara, einem Ort an der Inlandsroute zwischen Edo und Kyōto (dem Kisokaidō), werden Reisende von einem plötzlichen Sommergewitter überrascht. Unter dem Dach eines kleinen Tempels hat auch eine Gruppe Pilger Unterschlupf gefunden. Ein Pilger nützt die Gelegenheit, um eine Botschaft an einen Pfosten zu pinseln — wahrscheinlich seinen Namen, ähnlich wie es heutige Pilger mit Hilfe einer „Visitenkarte“ (osame-fuda, nōsatsu) tun. Die Figur mit dem korbartigen Hut ist ein komusō, ein flötenspielender Bettelmönch, und gehört nicht zur Pilgergruppe. Zwei Bauern kommen herbeigelaufen, während im Hintergrund ein Reiter und sein Diener ihre Reise trotz des Regens fortsetzen. Das Motiv der vom Regen überraschten Reisenden findet sich häufig in den Motiven der ukiyo-e Künstler. Für dieses Bild Hiroshiges gibt es ein unmittelbares Vorbild in der Bildersammlung Itchō gafū von Suzuki Rinshō (1732-1803), wo ebenfalls ein Pilger mit Reiseschreibgerät dargestellt ist.
- Farbholzschnitt (Papier, Farbe) von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit; aus der Serie Kisokaidō rokujūkyū tsugi no uchi (Die 69 Stationen des Kisokaidō), Blatt 40, 1835–38; 22,7 x 35,3 cm
Links
- Echoes of Incense, A Pilgrimage in Japan, Don Weiss (en.; inaktiv, Zugang über Internet Archive)
Erfahrungsbericht eines amerikanischen Pilgers aus dem Jahr 1993. - Aruki henro, Tommi Mendel (en.)
Website des gleichnamigen Dokumentarfilms, 2006. - 88 — Pilgern auf Japanisch Gerald Koll
Website des gleichnamigen Dokumentarfilms, 2008. - Pilgrimage to the 88 Sacred Places of Shikoku, David Turkington (en.)
Dokumentation und ausführliche Hintergrundinformationen. - Shikoku Henro Shashinshū (jap.)
Photodokumentation der Pilgerstätten von Shikoku.
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