Geschichte/Zen: Unterschied zwischen den Versionen

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Z{{g|zen|en}} wurde ebenso wie die meisten anderen Richtungen des japanischen Buddhismus aus China übernommen, wo man ihn {{g|Chan}} nennt. Der Begriff selbst bedeutet im Grunde „Meditation“, und zwar genau genommen {{s|dhyana}}-Meditation, eine Methode, die auf die Erlangung besonderer Einsichten Wert legt. Diese Methode wurde und wird von vielen Buddhisten praktiziert, auch schon bevor sich Zen als eigene Richtung etablierte. Im Zen wird aber auf diese Methode besonderer Wert gelegt. Die Betonung der Meditation spiegelt sich auch in den Legenden, die sich um den Stammvater des Zen Buddhismus, Bodhidharma, ranken.
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==Die legendäre Gestalt des Bodhidharma==
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Der indische Mönch {{s|Bodhidharma}} (jap. Bodaidaruma oder schlicht {{g|daruma|Daruma}}) soll im Jahr 520 nach China gekommen sein, wo er allein durch sein physisches Erscheinungsbild Aufsehen erregte. Die Ikonographie des Zen zeichnet ihn jedenfalls als stark behaartes, bärtiges Raubein mit hervorquellenden Augen, der stark an die Darstellungen von [[Ikonographie/Waechtergoetter | Wächtergottheiten]] oder {{g|oni}} erinnert. Nachdem er China von Süden nach Norden durchwandert hatte und unter anderem den frommen Kaiser {{g|Liangwudi| Wu}} brüskierte, soll dieser unheimliche Mönch neun Jahre lang gegen eine Mauer gewandt im Meditationssitz ({{g|zazen}}) verharrt haben, ohne sich durch Mitmönche, die sich ihm als Schüler andienten, aus der Ruhe bringen zu lassen. Erst {{g|huike}}, der erste chinesische Chan-Patriarch, soll seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben, indem er sich selbst einen Arm abhackte. Bodhidharma wiederum soll sich die Augenlider abgeschnitten haben, um während der Meditation nicht einzuschlafen. Außer dieser besonderen Neigung zur Meditation ist von Bodhidharma wenig bekannt, doch scheint es gerade seine Rätselhaftigkeit zu sein, die ihn als Gründerfigur des Chan/Zen attraktiv machte.
{{fl|Z}}{{glossar:zen|en}} wurde ebenso wie die meisten anderen Rich·tungen des japa·nischen Bud·dhis·mus aus China über·nommen, wo man ihn {{g|Chan}} nennt. Der Begriff selbst be·deutet im Grunde „Meditation“, und zwar genau ge·nommen ''dhyāna''-Meditation, eine Methode, die auf die Er·langung be·sonderer Einsichten Wert legt. Diese Methode wurde und wird von vielen Buddhisten praktiziert, auch schon bevor sich Zen als eigene Richtung etablierte. Im Zen wird aber auf diese Methode be·sonderer Wert gelegt. Die Beto·nung der Meditation spiegelt sich auch in den Legenden, die sich um den Stamm·vater des Zen Buddhismus, Bodhidharma, ranken.
 
 
 
==Die legendäre Gestalt des Bodhidharma==
 
 
 
Der Indische Mönch {{skt:Bodhidharma}} (jap. Bodaidaruma oder schlicht {{glossar:daruma|Daruma}}) soll im Jahr 520 nach China ge·kommen sein, wo er allein durch sein phy·sisches Er·schei·nungs·bild Aufsehen erregte. Die Ikonographie des Zen zeichnet ihn jeden·falls als stark be·haartes, bärtiges Raubein mit her·vor·quel·lenden Augen, der stark an die Dar·stel·lungen von [[Ikonographie/Waechtergoetter | Wächtergottheiten]] oder {{glossar:oni}} erinnert. Dieser unheimliche Mönch soll nun neun Jahre lang gegen eine Mauer ge·wandt im Medi·tations·sitz ({{glossar:zazen}}) ver·harrt haben, ohne sich durch Mit·mönche, die sich ihm als Schüler andienten, aus der Ruhe bringen zu lassen. Erst {{glossar:huike}}, der erste chinesische Chan-Patriarch, soll seine Auf·merk·sam·keit auf sich ge·lenkt haben, indem er sich selbst einen Arm abhackte. Bo·dhi·dharma wiederum soll sich die Augen·lider ab·ge·schnitten haben, um während der Meditation nicht ein·zu·schlafen. Außer dieser beson·deren Neigung zur Meditation ist von Bo·dhi·dharma wenig bekannt, doch scheint es gerade seine Rätsel·haftig·keit zu sein, die ihn als Gründer·figur des Chan/Zen attraktiv machte.
 
  
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In Japan weiß die Legende von Bo·dhi·dharma außerdem noch zu berichten, dass sich in·folge seiner Meditation seine Arme und Beine rück·gebildet hätten. Die japa·nische Volks·religion hat daraus schließlich die glücks·bringende ''daruma''-Puppe gemacht, ein Steh·auf·männchen, das nur aus Kopf und Rumpf besteht (s. dazu auch [[Alltag/Glücksbringer | Glücks·bringer]]).
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In Japan weiß die Legende von Bodhidharma außerdem noch zu berichten, dass sich infolge seiner Meditation seine Arme und Beine rückgebildet hätten. Die japanische Volksreligion hat daraus schließlich die glücksbringende ''daruma''-Puppe gemacht, ein Stehaufmännchen, das nur aus Kopf und Rumpf besteht (s. dazu auch [[Alltag/Glücksbringer | Glücksbringer]]).
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=== Glaubensbekenntnis ===
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Bodhidharma wird ein chinesisches Gedicht von vier Zeilen zugeschrieben, das die wesentlichen Inhalte seiner Lehre folgendermaßen umschreibt:
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: Eine Überlieferung außerhalb der Schriften,
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: Nicht auf geschriebene Worte gegründet,
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: Direkt gerichtet auf das Herz des Menschen,
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: Die eigene Natur schauen und Buddha werden.<ref>
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In japanischer Umschrift:
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: ''kyōge betsuden'' 教化別伝
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: ''furyū monji'' 不立文字
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: ''jikishi ninshin'' 直指人心
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: ''kenshō jōbutsu'' 見性成佛
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Zitiert nach {{zitiert|Suzuki 1958}}, S. 20.
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Insbesondere innerhalb der Rinzai-Schule (s.u.) gelten diese Verse als so etwas wie das Glaubensbekenntnis des Zen.
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== Chinesische Chan-Patriarchen ==
 
== Chinesische Chan-Patriarchen ==
  
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Auf Bo·dhi·dharma folgte in China eine Reihe berühmter Pa·tri·archen, die jeder ihren eigenen pä·dago·gischen Stil hatten. Besonders be·rühmt ist Meister {{glossar:linji}} (jap. Rinzai), der seine Schüler durch Stock·schläge und Schelt·schreie („{{g|katsu}}!“) zur Erleuchtung führte.  
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Auf Bodhidharma folgte in China eine Reihe berühmter Patriarchen, die jeder ihren eigenen pädagogischen Stil hatten. Besonders berühmt ist Meister {{g|linji}} (jap. {{g|Rinzai}}), der seine Schüler durch Stockschläge und Scheltschreie („{{g|katsu}}!“) zur Erleuchtung führte.  
Die Anek·doten dieser Patriarchen bilden so etwas wie den Kanon des Zen Bud·dhis·mus. In ihnen offen·bart sich ein im Zen funda·mentales Prinzip: Er·leuch·tung kann nicht durch Studium ver·mittelt werden, sondern nur durch un·mittel·bare Er·leuch·tungs·erfah·rung (jap. {{glossar:satori}}). Diese Erfah·rung steht in voll·kommenen Gegen·satz zum All·tags·be·wusst·sein und über·kommt einen überfalls·artig. Um das All·tags·be·wusst·sein außer Kraft zu setzen, hat der Zen Bud·dhis·mus auch jene para·doxen „Zen-Rätsel“ ({{glossar:kouan}}) entwickelt, in die sich die Schüler während der Meditation ver·tiefen sollen. Die ''kōan'' mögen spiele·rischen Cha·rak·ter haben. Zu·gleich drücken sie aber auch aus, dass die Suche nach der Er·leuch·tung nur dann erfolg·reich ist, wenn sie mit dem Ernst einer Ent·scheidung auf Leben und Tod ver·bunden ist. Daher auch das häufige Motiv der physi·schen Gewalt in den Zen-Geschich·ten und auch ein mög·licher Appeal, den Zen für die japa·nische Krieger·klasse hatte.
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Die Anekdoten dieser Patriarchen bilden so etwas wie den Kanon des Zen Buddhismus. In ihnen offenbart sich ein im Zen fundamentales Prinzip: Erleuchtung kann nicht durch Studium vermittelt werden, sondern nur durch unmittelbare Erleuchtungserfahrung (jap. {{g|satori}}). Diese Erfahrung steht in vollkommenen Gegensatz zum Alltagsbewusstsein und überkommt einen überfallsartig. Um das Alltagsbewusstsein außer Kraft zu setzen, hat der Zen Buddhismus auch jene paradoxen „Zen-Rätsel“ ({{g|kouan}}) entwickelt, in die sich die Schüler während der Meditation vertiefen sollen. Die ''kōan'' mögen spielerischen Charakter haben. Zugleich drücken sie aber auch aus, dass die Suche nach der Erleuchtung nur dann erfolgreich ist, wenn sie mit dem Ernst einer Entscheidung auf Leben und Tod verbunden ist. Daher auch das häufige Motiv der physischen Gewalt in den Zen-Geschichten und auch ein möglicher Appeal, den Zen für die japanische Kriegerklasse hatte.
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Hinsichtlich seiner privilegierten Mittel, zur Erleuchtung zu gelangen, lässt sich Zen als das genaue Gegenteil des [[Geschichte/Amidismus | Amidismus]] auffassen. Im Mittelpunkt steht die eigene Anstrengung, das eigene Wollen, das ein absolutes Ausmaß erreichen muss: {{g|jiriki}}, nicht {{g|tariki}}. Die Beherrschung des eigenen Willens, die Selbstdisziplin schiebt sich dabei im Zen gegenüber dem Glauben in den Vordergrund. Was man glaubt, scheint oft gar nicht mehr von Bedeutung. Vor allem darf man sich durch den Gegenstand seiner Glaubensverehrung nicht von seinem Weg der Übung abbringen lassen. Ein berühmter ''kōan'' sagt sogar: „Wenn du den {{s|Buddha}} triffst, töte den Buddha!“
  
Hinsichtlich seiner privi·legierten Mittel, zur Er·leuch·tung zu gelangen, lässt sich Zen als das genaue Gegen·teil des [[Geschichte/Amidismus | Amidismus]] auffassen. Im Mittel·punkt steht die eigene An·stren·gung, das eigene Wollen, das ein absolutes Aus·maß er·rei·chen muss: {{glossar:jiriki}}, nicht {{glossar:tariki}}. Die Be·herr·schung des eigenen Willens, die Selbst·disziplin schiebt sich dabei im Zen gegen·über dem Glauben in den Vor·der·grund. Was man glaubt, scheint oft gar nicht mehr von Be·deu·tung. Vor allem darf man sich durch den Gegen·stand seiner Glau·bens·vereh·rung nicht von seinem Weg der Übung ab·bringen lassen. Ein be·rühmter ''kōan'' sagt sogar: „Wenn du den {{skt:Buddha}} triffst, töte den Buddha!“
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=== ''Kōan'' Beispiel ===
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Dass im Zen nicht nur auf das Was, sondern vor allem auf das Wie ankommt, wird in folgendem ''kōan''-Dialog deutlich. Es handelt sich um ein Treffen zwischen dem chinesischen Chan-Meister Jimyō, auch bekannt als {{g|Sekisousoen}}, und einem Schüler namens Suigan.
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<poem>
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Suigan begab sich zu Meister Jimyō. Jimyō fragte: „Was ist die genaue Bedeutung des Buddha-Gesetzes?“
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: Suigan: „Wenn über den Gipfeln keine Wolken sind, fällt der Mond ins Herz der Wellen.
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Jimyō, verächtlich: „Bis dein Haupt weiß und deine Zähne gelb geworden sind, wirst du dieser Ansicht bleiben.“
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: Suigan strömte der Schweiß aus allen Poren und alles Leben wich aus ihm.
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Da sagte Jimyō: „Nun frage du mich, ich will es dir erklären.
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: Suigan: „Was ist die genaue Bedeutung des Buddha-Gesetzes?“
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Jimyō:  „Wenn über den Gipfeln keine Wolken sind, fällt der Mond ins Herz der Wellen.“
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Durch diese Worte erfuhr Suigan die Erleuchtung.
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</poem>
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|quelle= ''Enzan wadei gassui-shū'' („Sammlung des Enzan, in der sich Schlamm und Wasser mischt“) von {{g|Bassuitokushou}} (1327–1387)<ref>Übersetzung Bernhard Scheid.</ref>
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|Tuschezeichnung von Sengai Gibon (1750–1837)
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==Zen in Japan==  
 
==Zen in Japan==  
  
In der {{glossar:kamakura}}-Zeit entwickelten sich zwei Haupt·strö·mungen des japanischen Zen, {{glossar:soutoushuu}} und {{glossar:rinzaishuu}}. Sōtō Zen war ur·sprüng·lich die asketischere und strengere Richtung. Ihr Begründer, {{glossar:dougenkigen}} (1200–1253), ist heute der viel·leicht be·kann·teste Ver·treter des japanischen Zen überhaupt. Dōgen war je·doch zu seinen Leb·zeiten nicht mehr als der Abt eines sek·tie·rerischen Klosters in einer ab·ge·legenen Provinz. Auch unter seinen Nach·folgern blieb Sōtō Zen weit hinter der Be·deu·tung von Rinzai Zen zurück und ver·breitete sich vor allem in ländlichen Gebieten.
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In der {{g|kamakura}}-Zeit entwickelten sich zwei Hauptströmungen des japanischen Zen, {{g|soutoushuu}} und {{g|rinzaishuu}}. Sōtō Zen war ursprünglich die asketischere und strengere Richtung. Ihr Begründer, {{g|dougenkigen}} (1200–1253), ist heute der vielleicht bekannteste Vertreter des japanischen Zen überhaupt. Dōgen war jedoch zu seinen Lebzeiten nicht mehr als der Abt eines sektiererischen Klosters in einer abgelegenen Provinz. Auch unter seinen Nachfolgern blieb Sōtō Zen weit hinter der Bedeutung von Rinzai Zen zurück und verbreitete sich vor allem in ländlichen Gebieten.
  
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Die Rinzai-Schule erfuhr hingegen eine massive Förde·rung durch das neu ge·gründete {{g|Shougun|Shōgunat}} in Kamakura. Die historische Rolle des Zen ist daher eng mit der Eta·blierung einer neuen Herr·schafts·ordnung durch den Krieger·adel in der Kamakura-Zeit verknüpft.
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Die Rinzai-Schule erfuhr hingegen eine massive Förderung durch das neu gegründete {{g|Shougun|Shōgunat}} in Kamakura. Die historische Rolle des Zen ist daher eng mit der Etablierung einer neuen Herrschaftsordnung durch den Kriegeradel in der Kamakura-Zeit verknüpft.
  
 
===Gozan-Klöster in Kamakura===
 
===Gozan-Klöster in Kamakura===
  
Als bud·dhis·tischer Orden wurde Zen in Japan durch {{glossar:myouaneisai}} (oder {{glossar:yousai}}, 1141–1215) be·gründet, nach·dem er selbst in China in den Chan-Orden ein·ge·weiht worden war. Eisai verdankte die rasche Akzeptanz seiner neuen Richtung zum einen der Tatsache, dass man von chinesischen Chan-Meistern wusste, aber noch nie·mand vor ihm in den Besitz einer formalen Weiter·gabe·be·rechtigung ge·kommen war. Zum anderen ko·operierte Eisai eng mit den etablierten ja·pa·nischen Schulen, vor allem mit der {{glossar:Shingonshuu}}, und be·stand nicht auf einer puristischen, kom·pro·miss·losen Linie, wie sie für den Sōtō Zen charakte·ristisch werden sollte (Dōgen kritisiert die gleiche Kom·pro·miss·bereit·schaft bereits bei den Linji-Kollegen in China). Anderer·seits hatte auch Eisai mit Gegnern, vor allem inner·halb der {{glossar:tendaishuu|Tendai}}-Schule zu kämpfen. Das führte dazu, dass er Kyōto verließ und im neu er·richteten Shōgunat von Kamakura einen wichtigen Gönner fand. Das Shōgunat unter·stützte Eisai dabei, ein Kloster·system, wie es bereits im chinesischen Chan bestand, zu er·richten. Dieses bestand aus fünf Haupt·tempeln und wurde dem·ent·sprechend {{glossar:gozan}} (Fünf Berge) System genannt. Mit der Er·richtung dieser Klöster erhielt Eisais Richtung (Rinzai Zen) in Kamakura eine ähnliche Funktion, wie sie Tendai, Shingon und die [[Geschichte/Nara | Nara Schulen]] für den Kaiserhof in Kyōto hatten.
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Als buddhistischer Orden wurde Zen in Japan durch {{g|myouanyousai}} (oder {{g|eisai}}, 1141–1215) begründet, nachdem er selbst in China in den Chan-Orden eingeweiht worden war. Eisai verdankte die rasche Akzeptanz seiner neuen Richtung zum einen der Tatsache, dass man von chinesischen Chan-Meistern wusste, aber noch niemand vor ihm in den Besitz einer formalen Weitergabeberechtigung gekommen war. Zum anderen kooperierte Eisai eng mit den etablierten japanischen Schulen, vor allem mit der {{g|Shingonshuu}}, und bestand nicht auf einer puristischen, kompromisslosen Linie, wie sie für den Sōtō Zen charakteristisch werden sollte (Dōgen kritisiert die gleiche Kompromissbereitschaft bereits bei den Linji-Kollegen in China). Andererseits hatte auch Eisai mit Gegnern, vor allem innerhalb der {{g|tendaishuu|Tendai}}-Schule zu kämpfen. Das führte dazu, dass er Kyōto verließ und im neu errichteten Shōgunat von Kamakura einen wichtigen Gönner fand. Das Shōgunat unterstützte Eisai dabei, ein Klostersystem, wie es bereits im chinesischen Chan bestand, zu errichten. Dieses bestand aus fünf Haupttempeln und wurde dementsprechend {{g|gozan}} (Fünf Berge) System genannt. Mit der Errichtung dieser Klöster erhielt Eisais Richtung (Rinzai Zen) in Kamakura eine ähnliche Funktion, wie sie Tendai, Shingon und die [[Geschichte/Nara | Nara Schulen]] für den Kaiserhof in Kyōto hatten.
  
Es ist fraglich, ob diese Förderung der neuen bud·dhis·tischen Richtung wirklich aufgrund einer be·sonderen Affinität zwischen der Strenge des Zen und dem Ethos der Krieger erfolgte, wie häufig be·hauptet wird. Eher scheint es der histo·rischen Ko·in·zidenz von der Gründung des Kamakura-Shōgunats (1185) und der Ein·führung einer neuen bud·dhis·tischen Lehre zu·zu·schreiben, dass die noch nicht vom Hof „besetzte“ Richtung des Zen nun von den {{g|Minamoto}} Shōgunen favorisiert wurde.
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Es ist fraglich, ob diese Förderung der neuen buddhistischen Richtung wirklich aufgrund einer besonderen Affinität zwischen der Strenge des Zen und dem Ethos der Krieger erfolgte, wie häufig behauptet wird. Eher scheint es der historischen Koinzidenz von der Gründung des Kamakura-Shōgunats (1185) und der Einführung einer neuen buddhistischen Lehre zuzuschreiben, dass die noch nicht vom Hof „besetzte“ Richtung des Zen nun von den {{g|Minamoto}} Shōgunen favorisiert wurde.
  
 
=== Zen unter den Ashikaga Shōgunen ===  
 
=== Zen unter den Ashikaga Shōgunen ===  
  
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Das Kamakura Shōgunat wurde bekanntlich von der Dynastie der {{g|Ashikaga}} ver·drängt, die das politische Zentrum Japans 1336 wieder nach Kyōto ver·legte. Damit ver·lagerte sich auch der Schwer·punkt der ''gozan''-Klöster in die alte Kaiser·stadt, wo ein neues Set von „Fünf Bergen“ entstand. Die Regierungs·zeit der Ashikaga Shōgune ({{glossar:muromachi}}-Zeit, 1333–1573) gilt als die Blütezeit der ''gozan''-Kloster·kultur. Tusch·malerei und Tee-Kultur bildeten zu·sammen mit chine·sischer und japa·nischer Dichtung die wich·tigsten Künste, die in den Klöstern ge·pflegt und mit dem Adel ge·teilt wurden. {{g|Ashikagayoshimitsu}} wurde nach seinem offiziellen Rück·tritt als Shōgun sogar selbst Zen-Mönch, was ihn aber nicht daran hinderte, weiterhin politische Macht auszuüben.  Zen-Mönche, die nicht das Privileg hatten, Mit·glieder der „Fünf Berge“ zu sein, waren jedoch von dieser Kultur weit·gehend aus·ge·schlossen und geißelten ihre Mit·brüder, sich ganz in welt·lichen Ver·irrungen verloren zu haben. Für sie war Zen keineswegs gleichbedeutend mit Tee, Kalli·graphie und Dichtung.
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Das Kamakura Shōgunat wurde bekanntlich von der Dynastie der {{g|Ashikaga}} verdrängt, die das politische Zentrum Japans 1336 wieder nach Kyōto verlegte. Damit verlagerte sich auch der Schwerpunkt der ''gozan''-Klöster in die alte Kaiserstadt, wo ein neues Set von „Fünf Bergen“ entstand. Die Regierungszeit der Ashikaga Shōgune ({{g|muromachi}}-Zeit, 1333–1573) gilt als die Blütezeit der ''gozan''-Klosterkultur. Tuschmalerei und Tee-Kultur bildeten zusammen mit chinesischer und japanischer Dichtung die wichtigsten Künste, die in den Klöstern gepflegt und mit dem Adel geteilt wurden. {{g|Ashikagayoshimitsu}} wurde nach seinem offiziellen Rücktritt als Shōgun sogar selbst Zen-Mönch, was ihn aber nicht daran hinderte, weiterhin politische Macht auszuüben.  Zen-Mönche, die nicht das Privileg hatten, Mitglieder der „Fünf Berge“ zu sein, waren jedoch von dieser Kultur weitgehend ausgeschlossen und geißelten ihre Mitbrüder, sich ganz in weltlichen Verirrungen verloren zu haben. Für sie war Zen keineswegs gleichbedeutend mit Tee, Kalligraphie und Dichtung.
  
In der künstlerisch überhöhten ''gozan''-Kultur zur Zeit der Ashikaga stellte im übrigen China das große Vorbild dar. Da in den ''gozan''-Klöstern die chinesischen Chan-Patriarchen und ihre Texte einen hohen Stellen·wert hatten, waren Zen-Mönche die besten „Sinologen“ der damaligen Zeit und vor allem in dieser Funk·tion waren sie für die Kultur der Elite wichtig. Das führte unter anderem dazu, dass auch nicht-bud·dhis·tische Denk·traditionen des {{g|jukyou|Kon·fuzianis·mus}} und {{g|doukyou|Daoismus}} gerade in Zen-Klöstern gepflegt wurden. Es ist daher auch kein Wunder, dass die [[Geschichte/Neo-Konfuzianismus | Neo-Konfuzianer]] der frühen {{glossar:edo}}-Zeit (17. Jh.) wie {{g|Fujiwaraseika}} oder {{glossar:Hayashirazan}} ausgebildete Zen-Mönche waren. Es ist also not·wendig, die Ent·wick·lung des Zen in Japan historisch differenziert zu be·trach·ten und zu be·denken, dass nicht alles, was unter Be·teiligung von Zen-Mönchen in Japan ent·stand, zwangsläufig Zen ist.
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In der künstlerisch überhöhten ''gozan''-Kultur zur Zeit der Ashikaga stellte im übrigen China das große Vorbild dar. Da in den ''gozan''-Klöstern die chinesischen Chan-Patriarchen und ihre Texte einen hohen Stellenwert hatten, waren Zen-Mönche die besten „Sinologen“ der damaligen Zeit und vor allem in dieser Funktion waren sie für die Kultur der Elite wichtig. Es war beispielsweise ein Zen-Mönch, {{g|Keiangenju}}, der nach einem siebenjährigen Aufenthalt in China (1467–1473) neue Standards zur Übertragung des Chinesischen ins Japanische (bzw. der Lesung von chinesischen Texten in japanischer Lautung) etablierte.<!--
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Keians Regeln wurden in der Edo-Zeit von einem Mönch in seiner Tradition, {{gb|bunshigenshou}} (1555–1620), in gedruckter Form publiziert. Zugleich entwickelten japanische Konfuzianer die Regeln weiter, bis sie schließlich 1912 in die heute verbindliche Form des japonisierten Chinesisch (''kanbun'') gebracht wurden (Bodiford 2013, S. 286–288).
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-->Außerdem machte er den neo-konfuzianischen Philosophen {{g|zhuxi}} in Japan bekannt und gründete in Kagoshima (Kyūshū) eine neo-konfuzianische Gelehrtenschule. 
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Die sinologische Kompetenz der Zen-Mönche führte also dazu, dass auch nicht-buddhistische Denktraditionen des {{g|jukyou|Konfuzianismus}} und {{g|doukyou|Daoismus}} gerade in Zen-Klöstern gepflegt wurden.  
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Es ist daher auch kein Zufall, dass die [[Geschichte/Neo-Konfuzianismus | Neo-Konfuzianer]] der frühen {{g|edo}}-Zeit (17. Jh.) wie {{g|Fujiwaraseika}} oder {{g|Hayashirazan}} ausgebildete Zen-Mönche waren. Dies zeigt, dass die Entwicklung des Zen in Japan historisch differenziert zu betrachten ist. Man muss außerdem bedenken, dass nicht alles, was unter Beteiligung von Zen-Mönchen in Japan entstand, zwangsläufig Zen ist.
  
 
==Die geschichtliche Rolle des Zen==
 
==Die geschichtliche Rolle des Zen==
  
Es gehört zu den von der japanischen Geschichts·tradition selbst ge·schaf·fenen Mythen, dass alle so·ge·nannten „Krieger“ ({{g|bushi}}, {{g|samurai}}) vom Shōgun bis zum letzten kleinen Vasall Träger einer ge·mein·samen Krieger-Kultur waren, die im Kern vom Zen ge·prägt war. Tat·säch·lich war aber Krieger nicht gleich Krieger, Samurai nicht gleich Samurai. Zen war vor allem eine Religion der Krieger·elite, die sich zu·gleich an der Kultur des Hofes orientierte. Ab·kömmlinge des so·ge·nannten „Schwertadels“ ({{g|buke}}) und des alten Hofadels ({{g|kuge}}) bildeten während der Ashikaga-Herr·schaft zusammen die Kultur der Haupt·stadt und ließen sich dabei ge·mein·sam von Zen-Mönchen in exotischen Ver·gnügen wie dem Tee·trinken beraten. In den Provinzen schlossen sich Krieger und Bauern dagegen zu rebellischen Gruppen zu·sammen, die als {{glossar:ikkoushuu}} bekannt wurden. Sie stellen die Vor·läufer des heute noch weit ver·breiteten {{glossar:joudoshinshuu}} Bud·dhis·mus dar (s. dazu [[Geschichte/Amidismus | Amidismus]]). Die nieder·rangigen Kämpfer in den Pro·vinzen waren also eher für die Lehren des Reinen Landes ({{glossar:joudo}}) empfänglich. Zwischen ihnen und der ''gozan''-Kultur in Kyōto herrschte wohl eine ähn·liche Kluft, wie zwischen Kriegern und Hof·adeligen zur Zeit des {{g|Genjimonogatari}}.
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Es gehört zu den von der japanischen Geschichtstradition selbst geschaffenen Mythen, dass alle sogenannten „Krieger“ ({{g|bushi}}, {{g|samurai}}) vom Shōgun bis zum letzten kleinen Vasall Träger einer gemeinsamen Krieger-Kultur waren, die im Kern vom Zen geprägt war. Tatsächlich war aber Krieger nicht gleich Krieger, Samurai nicht gleich Samurai. Zen war vor allem eine Religion der Kriegerelite, die sich zugleich an der Kultur des Hofes orientierte. Abkömmlinge des sogenannten „Schwertadels“ ({{g|buke}}) und des alten Hofadels ({{g|kuge}}) bildeten während der Ashikaga-Herrschaft zusammen die Kultur der Hauptstadt und ließen sich dabei gemeinsam von Zen-Mönchen in exotischen Vergnügen wie dem Teetrinken beraten. In den Provinzen schlossen sich Krieger und Bauern dagegen zu rebellischen Gruppen zusammen, die als {{g|ikkoushuu}} bekannt wurden. Sie stellen die Vorläufer des heute noch weit verbreiteten {{g|joudoshinshuu}} Buddhismus dar (s. dazu [[Geschichte/Amidismus | Amidismus]]). Die niederrangigen Kämpfer in den Provinzen waren also eher für die Lehren des Reinen Landes ({{g|joudo}}) empfänglich. Zwischen ihnen und der ''gozan''-Kultur in Kyōto herrschte wohl eine ähnliche Kluft, wie zwischen Kriegern und Hofadeligen zur Zeit des {{g|Genjimonogatari}}.
  
Gab es also überhaupt einen Unterschied zwischen Zen-Mönchen und den An·ge·hörigen anderer bud·dhis·tischer Richtungen? Einen guten Ein·blick gibt hier die Ge·schichten·sammlung {{glossar:Shasekishuu}}, deren Autor, {{glossar:mujuuichien}} (1226–1312), selbst dem Zen nahe stand. Seine Be·wun·derung für die neue Richtung äußert sich bei·spiels·weise in der Art, wie er über den Tod damals berühmter Zen-Meister be·richtet. Sie sollen nicht nur jeweils ein Todes·gedicht im chinesischen Stil ge·dichtet haben, das sie vor ihrem Ab·leben rezitierten, sie waren auch in der Lage, den Zeit·punkt ihres Todes vor·her·zu·sagen und ver·schieden dann in auf·rechter Meditations·haltung. Mujū be·richtet mit ähnlicher An·er·kennung aber auch von {{g|Amida}} Bud·dhisten, die bis zu ihrem Tod un·ver·wandt das {{glossar:nenbutsu}} rezitierten. Mujū selbst hat sicher sowohl von Zen- als auch von Jōdo-Techniken Gebrauch ge·macht. Er zeigt Be·wunde·rung für eine Art von kon·sequenter Strenge im Lebens·stil der Zen-Mönche, die anderen Bud·dhisten seiner Zeit oft ab·handen ge·kommen war, er ver·rät aber gleich·zeitig, dass sie sehr wohl auch mit den etablierten Schulen ({{glossar:tendaishuu|Tendai}} und {{glossar:shingonshuu|Shingon}}) ko·operierten, bzw. deren Praktiken in ihre eigene Liturgie inte·grierten. In dieser Hinsicht war Zen wahr·schein·lich weniger radikal als einzelne Ver·treter des {{g|joudoshuu|Amidismus}} oder des {{glossar:nichirenshuu|Nichiren}} Buddhismus, die funda·men·ta·listische Posi·tionen vertraten und sich nicht in das Paradigma des Plura·lismus, das vom Main·stream-Buddhismus vertreten wurde, einordnen ließen.
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Gab es also überhaupt einen Unterschied zwischen Zen-Mönchen und den Angehörigen anderer buddhistischer Richtungen? Einen guten Einblick gibt hier die Geschichtensammlung {{g|Shasekishuu}}, deren Autor, {{g|mujuuichien}} (1226–1312), selbst dem Zen nahe stand. Seine Bewunderung für die neue Richtung äußert sich beispielsweise in der Art, wie er über den Tod damals berühmter Zen-Meister berichtet. Sie sollen nicht nur jeweils ein Todesgedicht im chinesischen Stil gedichtet haben, das sie vor ihrem Ableben rezitierten, sie waren auch in der Lage, den Zeitpunkt ihres Todes vorherzusagen und verschieden dann in aufrechter Meditationshaltung. Mujū berichtet mit ähnlicher Anerkennung aber auch von {{g|Amida}} Buddhisten, die bis zu ihrem Tod unverwandt das {{g|nenbutsu}} rezitierten. Mujū selbst hat sicher sowohl von Zen- als auch von Jōdo-Techniken Gebrauch gemacht. Er zeigt Bewunderung für eine Art von konsequenter Strenge im Lebensstil der Zen-Mönche, die anderen Buddhisten seiner Zeit oft abhanden gekommen war, er verrät aber gleichzeitig, dass sie sehr wohl auch mit den etablierten Schulen ({{g|tendaishuu|Tendai}} und {{g|shingonshuu|Shingon}}) kooperierten, bzw. deren Praktiken in ihre eigene Liturgie integrierten. In dieser Hinsicht war Zen wahrscheinlich weniger radikal als einzelne Vertreter des {{g|joudoshuu|Amidismus}} oder des {{g|nichirenshuu|Nichiren}} Buddhismus, die fundamentalistische Positionen vertraten und sich nicht in das Paradigma des Pluralismus, das vom Mainstream-Buddhismus vertreten wurde, einordnen ließen.
  
 
=== Spätere Entwicklungen ===
 
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Ein Bild vom Leben der Zen-Mönche im späten Mittel·alter gibt der ex·zen·trische Dichter-Mönch {{glossar:ikkyuusoujun}} (1394–1481), der unter anderem für seine erotische Liebes·lyrik be·kannt ist. Bei ihm ist zu er·kennen, wie die rätsel·hafte Strenge, für die die alten Pa·triar·chen be·kannt sind, im Denken der Zen-Mönche immer wieder auf·scheint. In der Praxis be·weist jedoch Ikkyūs eigener Lebens·wandel, dass von dieser Strenge wohl im allgemeinen nicht viel zu spüren war.
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Ein Bild vom Leben der Zen-Mönche im späten Mittelalter gibt der exzentrische Dichter-Mönch {{g|ikkyuusoujun}} (1394–1481), der unter anderem für seine erotische Liebeslyrik bekannt ist. Bei ihm ist zu erkennen, wie die rätselhafte Strenge, für die die alten Patriarchen bekannt sind, im Denken der Zen-Mönche immer wieder aufscheint. In der Praxis beweist jedoch Ikkyūs eigener Lebenswandel, dass von dieser Strenge wohl im allgemeinen nicht viel zu spüren war.
  
In der frühen Edo-Zeit kam es zur Gründung der dritten Haupt·richtung des japanischen Zen, der {{glossar:oubakushuu}}, durch den chinesischen Mönch {{glossar:yinyuanlongqi}} (1592–1673). Die Richtung ist nach einem chinesischen Kloster be·nannt und gilt als noch eklek·tizis·tischer als die beiden anderen Haupt·richtungen, Rinzai-shū und Sōtō-shū.
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In der frühen Edo-Zeit kam es zur Gründung der dritten Hauptrichtung des japanischen Zen, der {{g|oubakushuu}}, durch den chinesischen Mönch {{g|yinyuanlongqi}} (1592–1673). Die Richtung ist nach einem chinesischen Kloster benannt und gilt als noch eklektizistischer als die beiden anderen Hauptrichtungen, Rinzai-shū und Sōtō-shū. Der Ōbakū-Zen schloss unter anderem den {{g|Amida}}-Glauben, einschließlich der Anrufungsformel Amidas, {{g|nenbutsu}}, mit ein. Zugleich zogen neue, „exotisch“ chinesische Elemente wie etwa die Verehrung der „Fünfhundert {{s|Arhat|Arhats}}“ (''gohyaku'' {{g|rakan}}) die Aufmerksamkeit der Eliten und der allgemeinen Bevölkerung auf sich.  
  
Auch innerhalb des Rinzai Zen kam es zu Reformen, u.a. durch {{glossar:hakuinekaku}} (1685–1768), der mit seinen humor·vollen Tusch·zeich·nungen ein eigenes Genre der „Zen-Malerei“ ({{glossar:zenga}}) be·gründete. Er schuf aber auch eine Reihe von schriftlichen Werken in ähnlich un·mittel·bar-persönlichem Stil.
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Auch innerhalb des Rinzai Zen kam es zu Reformen, u.a. durch {{g|hakuinekaku}} (1685–1768), der mit seinen humorvollen Tuschzeichnungen ein eigenes Genre der „Zen-Malerei“ ({{g|zenga}}) begründete. Er schuf aber auch eine Reihe von schriftlichen Werken in ähnlich unmittelbar-persönlichem Stil.
  
 
== Zen und der Westen ==
 
== Zen und der Westen ==
  
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Zen bietet historisch betrachtet ein sehr wider·sprüch·liches Bild und ist auch als Religion die am schwierigsten zu klas·sifi·zie·rende Strö·mung des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus. Zweifel·los liegt aber gerade darin seine be·sondere An·ziehungs·kraft im Westen. Zen ist viel·leicht eben·so aus dem Daoismus ({{g|Doukyou2}}) zu erklären, wie aus dem Bud·dhis·mus, und ist daher auch Anhängern anderer Religionen zu·gäng·licher als jene Varianten des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus, die stärker an konkrete Bilder und Vor·stel·lungen gebunden sind. Daher finden selbst Christen keine allzu großen Schwierig·keiten, Zen mit Jesus in Ein·klang zu bringen. Besonders um die Mitte des zwanzigsten Jahr·hunderts hat sich ein Nahe·ver·hältnis zwischen dem Jesuiten·orden und dem japanischen Zen entwickelt, das die Zen-Be·geisterung der westlichen Welt ent·scheidend prägte. In diese Zeit fiel auch die Ab·fassung von {{g|Herrigeleugen| Eugen Herrigels}} ''[[Grundbegriffe/Stereotype/Zen-Bogenschießen|Zen und die Kunst des Bogenschießens]]'' (1948), das bis heute den Mythos vom todes·ver·achtenden Zen-Mönch bzw. vom Zen-inspirierten Samurai mit beeinflusst. (s. dazu auch [[Grundbegriffe/Stereotype | Stereotype Ansichten über Religion in Japan]].)
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Zen bietet historisch betrachtet ein sehr widersprüchliches Bild und ist auch als Religion die am schwierigsten zu klassifizierende Strömung des japanischen Buddhismus. Zweifellos liegt aber gerade darin seine besondere Anziehungskraft im Westen. Zen ist vielleicht ebenso aus dem Daoismus ({{g|Doukyou2}}) zu erklären, wie aus dem Buddhismus, und ist daher auch Anhängern anderer Religionen zugänglicher als jene Varianten des japanischen Buddhismus, die stärker an konkrete Bilder und Vorstellungen gebunden sind. Daher finden selbst Christen keine allzu großen Schwierigkeiten, Zen mit Jesus in Einklang zu bringen. Besonders um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hat sich ein Naheverhältnis zwischen dem Jesuitenorden und dem japanischen Zen entwickelt, das die Zen-Begeisterung der westlichen Welt entscheidend prägte. In diese Zeit fiel auch die Abfassung von {{g|Herrigeleugen| Eugen Herrigels}} ''[[Grundbegriffe/Stereotype/Zen-Bogenschießen|Zen und die Kunst des Bogenschießens]]'' (1948), das bis heute den Mythos vom todesverachtenden Zen-Mönch bzw. vom Zen-inspirierten Samurai mit beeinflusst (s. dazu auch {{showTitel|Grundbegriffe/Stereotype}}).
  
Dieses Zen-Bild wurde maßgeblich von {{glossar:suzukidaisetsu|Daisetz T. Suzuki}} geprägt. Suzuki ist der vielleicht berühmteste Zen-Autor des 20. Jahr·hunderts und ver·ant·wort·lich für viele moderne Mythen, die rund um Zen ent·standen sind. Dank seiner populären Schriften sind chinesische Chan-Mönche wie Linzi oder Chan-Klassiker wie das {{glossar:Wumenguan}} im Westen unter der japanischen Aussprache „Rinzai“ und ''„Mumonkan“'' viel besser bekannt. Das Zen-Bild Suzukis, der in der Zwischen·kriegs·zeit nicht nur mit dem japa·nischen Ultra·national·ismus, sondern auch mit dem deutschen Faschis·mus sympathisierte, bedient sich einer plaka·tiven Gegen·überstellung von westlicher „Rationalität“ und östlicher „Spiritualität“, die im Zen ihren reinsten Ausdruck findet. Dieses Stereotyp wurde seit den 1990er Jahren einer kritischen Prüfung unterzogen. Be·son·ders auf·schluss·reich ist in diesem Zusammenhang der kurze Artikel „Whose Zen? Zen Nationalism Revisited“ von Robert Sharf (1995).  
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Dieses Zen-Bild wurde maßgeblich von {{g|suzukidaisetsu}} (auch: Daisetz T. Suzuki) geprägt. Suzuki ist der vielleicht berühmteste Zen-Autor des 20. Jahrhunderts und verantwortlich für viele moderne Mythen, die rund um Zen entstanden sind. Dank seiner populären Schriften sind chinesische Chan-Mönche wie Linji oder Chan-Klassiker wie das {{g|Wumenguan}} im Westen unter der japanischen Aussprache „Rinzai“ und ''„Mumonkan“'' viel besser bekannt. Das Zen-Bild Suzukis, der in der Zwischenkriegszeit nicht nur mit dem japanischen Ultranationalismus, sondern auch mit dem deutschen Faschismus sympathisierte, bedient sich einer plakativen Gegenüberstellung von westlicher „Rationalität“ und östlicher „Spiritualität“, die im Zen ihren reinsten Ausdruck findet. Dieses Stereotyp wurde seit den 1990er Jahren einer kritischen Prüfung unterzogen. Besonders pointiert ist in diesem Zusammenhang der kurze Artikel „Whose Zen? Zen Nationalism Revisited“ von {{g|sharfrobert|Robert Sharf}} (1995), dessen Vorworf an Suzuki, Zen als „invented tradition“ neu erfunden zu haben, allerdings in jüngerer Zeit von Zen-Historikern wie {{g|Horivictorsougen}} relativiert wurde (Hori 2016).
 
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Über Zen findet sich im Netz massenweise Information in westlichen Sprachen. Zur Orientierung empfiehlt sich:
 
Über Zen findet sich im Netz massenweise Information in westlichen Sprachen. Zur Orientierung empfiehlt sich:
 
* [http://www.ciolek.com/WWWVL-Zen.html Zen Buddhism WWW Virtual Library] (en.)<br/>Ausführliche Linksammlung zum Thema Zen.
 
* [http://www.ciolek.com/WWWVL-Zen.html Zen Buddhism WWW Virtual Library] (en.)<br/>Ausführliche Linksammlung zum Thema Zen.
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* [https://dharmanet.org/coursesM/27/zenstory0.htm The Story of Zen]<br/>Informationen zum geschichtlichen Hintergrund der Schule.
 
Zen aus philosophischer Sicht:
 
Zen aus philosophischer Sicht:
 
* [http://plato.stanford.edu/entries/japanese-zen/ Japanese Zen Buddhist Philosophy], Shigenori Nagatomo (en.)<br/>  Eintrag in der ''[http://plato.stanford.edu/ Stanford Encyclopedia of Philosophy]''.
 
* [http://plato.stanford.edu/entries/japanese-zen/ Japanese Zen Buddhist Philosophy], Shigenori Nagatomo (en.)<br/>  Eintrag in der ''[http://plato.stanford.edu/ Stanford Encyclopedia of Philosophy]''.
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{{Literatur:Dumoulin_1986|  Dumoulin gilt auch im englischen Sprachraum als exzellenter Kenner sowohl der japanischen als auch der chinesischen Geschichte des Zen. Seine Sicht ist jedoch nicht ganz unbeeinflusst von seinem Bemühen, Zen und Christentum einander anzunähern. Dumoulin war Jesuitenpater und Missionar.}}
 
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Aktuelle Version vom 15. April 2024, 14:37 Uhr

Zen Buddhismus

Zen [Zen (jap.) chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus] wurde ebenso wie die meisten anderen Richtungen des japanischen Buddhismus aus China übernommen, wo man ihn Chan [Chan (chin.) jap. Zen, wtl. Meditation; chin. Bez. des Zen Buddhismus] nennt. Der Begriff selbst bedeutet im Grunde „Meditation“, und zwar genau genommen dhyana [dhyāna (skt.) ध्यान „Meditation, Konzentration“ (jap. Zen 禅)]-Meditation, eine Methode, die auf die Erlangung besonderer Einsichten Wert legt. Diese Methode wurde und wird von vielen Buddhisten praktiziert, auch schon bevor sich Zen als eigene Richtung etablierte. Im Zen wird aber auf diese Methode besonderer Wert gelegt. Die Betonung der Meditation spiegelt sich auch in den Legenden, die sich um den Stammvater des Zen Buddhismus, Bodhidharma, ranken.

Die legendäre Gestalt des Bodhidharma

Der indische Mönch Bodhidharma [Bodhidharma (skt.) बोधिधर्म legendärer buddh. Mönch aus Indien, in China aktiv; gilt als Begründer des Chan (Zen) Buddhismus (jap. Daruma 達磨 oder Bodaidaruma 菩提達磨)] (jap. Bodaidaruma oder schlicht Daruma [Daruma (jap.) 達磨 Spitzname des Mönchs Bodhidharma; Bezeichnung der daruma-Puppe als Glücksbringer]) soll im Jahr 520 nach China gekommen sein, wo er allein durch sein physisches Erscheinungsbild Aufsehen erregte. Die Ikonographie des Zen zeichnet ihn jedenfalls als stark behaartes, bärtiges Raubein mit hervorquellenden Augen, der stark an die Darstellungen von Wächtergottheiten oder oni [oni (jap.) Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister] erinnert. Nachdem er China von Süden nach Norden durchwandert hatte und unter anderem den frommen Kaiser Wu [Liang Wu Di (chin.) 梁武帝 464–549; auch: Kaiser Wu, r. 502–549; Gründer der kurzlebigen Liang-Dynastie (502–557/587) und bedeutender Förderer des chinesischen Buddhismus] brüskierte, soll dieser unheimliche Mönch neun Jahre lang gegen eine Mauer gewandt im Meditationssitz (zazen [zazen (jap.) 座禅 Meditationssitz]) verharrt haben, ohne sich durch Mitmönche, die sich ihm als Schüler andienten, aus der Ruhe bringen zu lassen. Erst Huike [Huike (chin.) 慧可 487–593; chin. Chan Patriarch; ältere Umschrift: Hui k‘o], der erste chinesische Chan-Patriarch, soll seine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben, indem er sich selbst einen Arm abhackte. Bodhidharma wiederum soll sich die Augenlider abgeschnitten haben, um während der Meditation nicht einzuschlafen. Außer dieser besonderen Neigung zur Meditation ist von Bodhidharma wenig bekannt, doch scheint es gerade seine Rätselhaftigkeit zu sein, die ihn als Gründerfigur des Chan/Zen attraktiv machte.

Daruma shokokuji.jpg
1 Bodhidharma meditierend
Bodhidharma bei der Meditation. In der oberen Hälfte befindet sich ein Gedicht.
Werk von Mushō Jōshō (1234-1306). Kamakura-Zeit. Jotenkaku Museum, via Web Archive.
Daruma armoffering.jpg
2 Huike opfert seinen Arm
Der spätere Zen-Patriarch Huike bietet Bodhidharma seinen abgehackten Arm als Zeichen seiner Ernsthaftigkeit dar.
Werk von Sesshū Tōyō (1420–1506). Muromachi-Zeit, 1496. Wikimedia Commons.

In Japan weiß die Legende von Bodhidharma außerdem noch zu berichten, dass sich infolge seiner Meditation seine Arme und Beine rückgebildet hätten. Die japanische Volksreligion hat daraus schließlich die glücksbringende daruma-Puppe gemacht, ein Stehaufmännchen, das nur aus Kopf und Rumpf besteht (s. dazu auch Glücksbringer).

Glaubensbekenntnis

Bodhidharma wird ein chinesisches Gedicht von vier Zeilen zugeschrieben, das die wesentlichen Inhalte seiner Lehre folgendermaßen umschreibt:

Eine Überlieferung außerhalb der Schriften,
Nicht auf geschriebene Worte gegründet,
Direkt gerichtet auf das Herz des Menschen,
Die eigene Natur schauen und Buddha werden.1

Insbesondere innerhalb der Rinzai-Schule (s.u.) gelten diese Verse als so etwas wie das Glaubensbekenntnis des Zen.

Chinesische Chan-Patriarchen

Rinzai.jpg
3 Linji, jap. Rinzai
Der Chan-Patriarch Linji (jap. Rinzai) mit geballter Faust.
Muromachi-Zeit. National Museums of Asian Art, Freer Gallery of Art.

Auf Bodhidharma folgte in China eine Reihe berühmter Patriarchen, die jeder ihren eigenen pädagogischen Stil hatten. Besonders berühmt ist Meister Linji [Linji (chin.) 臨濟 ?–866; chin. Chan-Patriarch; jap. Rinzai] (jap. Rinzai [Rinzai (jap.) 臨濟 chin. Linji; chin. Chan Patriarch und Namensgeber der japanischen Rinzai-shū]), der seine Schüler durch Stockschläge und Scheltschreie („katsu [katsu (jap.) Ausruf im Zen-Buddhismus, der vom Zen-Meister genutzt wird, um seine Schüler zu einem Status der Erleuchtung zu führen]!“) zur Erleuchtung führte. Die Anekdoten dieser Patriarchen bilden so etwas wie den Kanon des Zen Buddhismus. In ihnen offenbart sich ein im Zen fundamentales Prinzip: Erleuchtung kann nicht durch Studium vermittelt werden, sondern nur durch unmittelbare Erleuchtungserfahrung (jap. satori [satori (jap.) 悟り Erleuchtungserfahrung (bes. im Zen Buddhismus)]). Diese Erfahrung steht in vollkommenen Gegensatz zum Alltagsbewusstsein und überkommt einen überfallsartig. Um das Alltagsbewusstsein außer Kraft zu setzen, hat der Zen Buddhismus auch jene paradoxen „Zen-Rätsel“ (kōan [kōan (jap.) 公案 Koan, paradoxes Zen-Rätsel]) entwickelt, in die sich die Schüler während der Meditation vertiefen sollen. Die kōan mögen spielerischen Charakter haben. Zugleich drücken sie aber auch aus, dass die Suche nach der Erleuchtung nur dann erfolgreich ist, wenn sie mit dem Ernst einer Entscheidung auf Leben und Tod verbunden ist. Daher auch das häufige Motiv der physischen Gewalt in den Zen-Geschichten und auch ein möglicher Appeal, den Zen für die japanische Kriegerklasse hatte.

Hinsichtlich seiner privilegierten Mittel, zur Erleuchtung zu gelangen, lässt sich Zen als das genaue Gegenteil des Amidismus auffassen. Im Mittelpunkt steht die eigene Anstrengung, das eigene Wollen, das ein absolutes Ausmaß erreichen muss: jiriki [jiriki (jap.) 自力 wtl. eigene Kraft; buddhistisches Konzept], nicht tariki [tariki (jap.) 他力 andere Kraft (helfende Kraft Amidas)]. Die Beherrschung des eigenen Willens, die Selbstdisziplin schiebt sich dabei im Zen gegenüber dem Glauben in den Vordergrund. Was man glaubt, scheint oft gar nicht mehr von Bedeutung. Vor allem darf man sich durch den Gegenstand seiner Glaubensverehrung nicht von seinem Weg der Übung abbringen lassen. Ein berühmter kōan sagt sogar: „Wenn du den Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] triffst, töte den Buddha!“

Kōan Beispiel

Dass im Zen nicht nur auf das Was, sondern vor allem auf das Wie ankommt, wird in folgendem kōan-Dialog deutlich. Es handelt sich um ein Treffen zwischen dem chinesischen Chan-Meister Jimyō, auch bekannt als Sekisō Soen [Sekisō Soen (jap.) 石霜楚圓 986–1039; chin. Shishuang Chuyuan 石霜楚圓, Chan Patriarch], und einem Schüler namens Suigan.

Suigan begab sich zu Meister Jimyō. Jimyō fragte: „Was ist die genaue Bedeutung des Buddha-Gesetzes?“
Suigan: „Wenn über den Gipfeln keine Wolken sind, fällt der Mond ins Herz der Wellen.“
Jimyō, verächtlich: „Bis dein Haupt weiß und deine Zähne gelb geworden sind, wirst du dieser Ansicht bleiben.“
Suigan strömte der Schweiß aus allen Poren und alles Leben wich aus ihm.
Da sagte Jimyō: „Nun frage du mich, ich will es dir erklären.“
Suigan: „Was ist die genaue Bedeutung des Buddha-Gesetzes?“
Jimyō: „Wenn über den Gipfeln keine Wolken sind, fällt der Mond ins Herz der Wellen.“
Durch diese Worte erfuhr Suigan die Erleuchtung.

Enzan wadei gassui-shū („Sammlung des Enzan, in der sich Schlamm und Wasser mischt“) von Bassui Tokushō [Bassui Tokushō (jap.) 抜隊得勝 1327–1387; Zen Mönch der Rinzai Schule;] (1327–1387)2

Hotei2 hakuin.jpg
4 Tuschezeichnung von Sengai Gibon (1750–1837)

Zen in Japan

In der Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit entwickelten sich zwei Hauptströmungen des japanischen Zen, Sōtō-shū [Sōtō-shū (jap.) 曹洞宗 Schule des Zen-Buddhismus] und Rinzai-shū [Rinzai-shū (jap.) 臨濟宗 Rinzai-Schule des jap. Zen Buddhismus]. Sōtō Zen war ursprünglich die asketischere und strengere Richtung. Ihr Begründer, Dōgen Kigen [Dōgen Kigen (jap.) 道元希玄 1200–1253; Begründer des Sōtō Zen; auch Eihei Dōgen.] (1200–1253), ist heute der vielleicht bekannteste Vertreter des japanischen Zen überhaupt. Dōgen war jedoch zu seinen Lebzeiten nicht mehr als der Abt eines sektiererischen Klosters in einer abgelegenen Provinz. Auch unter seinen Nachfolgern blieb Sōtō Zen weit hinter der Bedeutung von Rinzai Zen zurück und verbreitete sich vor allem in ländlichen Gebieten.

Dogen.jpg
5 Dōgen
Zur Ikone gewordenes Portrait des Zen-Meisters Dōgen mit eingeschriebenem Gedicht. Beide sollen von Dōgens eigener Hand stammen. Es handelt sich bei der vorliegenden Abb. um eine Kopie, das Original befindet sich im Hōkei Tempel.
Bildquelle: Zenmonk.cn.
Eisai kenninji.jpg
6 Eisai
Myōan Yōsai war der Begründer des japanischen Rinzai-Zen und Abt des Kennin-ji. Die charakteristische Schädelform findet sich auf anderen Portraits von ihm. Yōsai sitzt auf dem traditionellen Abtsessel, in der Hand den Stock Linjis. Man beachte, dass Yōsai zwar auf einem erhöhten Stuhl sitzt, die Schuhe aber ausgezogen und die Beine überkreuzt hat. Diese Sitzweise ist auch auf vielen anderen Mönchsportraits zu beobachten.
Muromachi-Zeit, 14.–15. Jh. Bildquelle: Kurokawa Takao no Bi.
Gründermönche des japanischen Zen

Die Rinzai-Schule erfuhr hingegen eine massive Förderung durch das neu gegründete Shōgunat [Shōgun (jap.) 将軍 Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)] in Kamakura. Die historische Rolle des Zen ist daher eng mit der Etablierung einer neuen Herrschaftsordnung durch den Kriegeradel in der Kamakura-Zeit verknüpft.

Gozan-Klöster in Kamakura

Als buddhistischer Orden wurde Zen in Japan durch Myōan Yōsai [Myōan Yōsai (jap.) 明菴榮西 1141–1215; Zen-Möch, Begründer des jap. Rinzai Zen. Auch Eisai.] (oder Eisai [Eisai (jap.) 榮西 s. Myōan Yōsai], 1141–1215) begründet, nachdem er selbst in China in den Chan-Orden eingeweiht worden war. Eisai verdankte die rasche Akzeptanz seiner neuen Richtung zum einen der Tatsache, dass man von chinesischen Chan-Meistern wusste, aber noch niemand vor ihm in den Besitz einer formalen Weitergabeberechtigung gekommen war. Zum anderen kooperierte Eisai eng mit den etablierten japanischen Schulen, vor allem mit der Shingon-shū [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan], und bestand nicht auf einer puristischen, kompromisslosen Linie, wie sie für den Sōtō Zen charakteristisch werden sollte (Dōgen kritisiert die gleiche Kompromissbereitschaft bereits bei den Linji-Kollegen in China). Andererseits hatte auch Eisai mit Gegnern, vor allem innerhalb der Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai]-Schule zu kämpfen. Das führte dazu, dass er Kyōto verließ und im neu errichteten Shōgunat von Kamakura einen wichtigen Gönner fand. Das Shōgunat unterstützte Eisai dabei, ein Klostersystem, wie es bereits im chinesischen Chan bestand, zu errichten. Dieses bestand aus fünf Haupttempeln und wurde dementsprechend gozan [gozan (jap.) 五山 wtl. „Fünf Berge“; Klosterorganisation des Zen Buddhismus] (Fünf Berge) System genannt. Mit der Errichtung dieser Klöster erhielt Eisais Richtung (Rinzai Zen) in Kamakura eine ähnliche Funktion, wie sie Tendai, Shingon und die Nara Schulen für den Kaiserhof in Kyōto hatten.

Es ist fraglich, ob diese Förderung der neuen buddhistischen Richtung wirklich aufgrund einer besonderen Affinität zwischen der Strenge des Zen und dem Ethos der Krieger erfolgte, wie häufig behauptet wird. Eher scheint es der historischen Koinzidenz von der Gründung des Kamakura-Shōgunats (1185) und der Einführung einer neuen buddhistischen Lehre zuzuschreiben, dass die noch nicht vom Hof „besetzte“ Richtung des Zen nun von den Minamoto [Minamoto (jap.) Kriegerfamilie, die 1185 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Kamakura Shōgunat, 1185–1333] Shōgunen favorisiert wurde.

Zen unter den Ashikaga Shōgunen

Ashikaga yoshimitsu.jpg
8 Ex-Shōgun Ashikaga Yoshimitsu
Ashikaga Yoshimitsu (1358–1408) in der Tracht eines Zen-Abtes. Yoshimitsu trat nach seinem Rücktritt vom Amt des Shōguns (1394) in den Laienmönchstand (nyūdō) ein, dominierte aber weiterhin die Politik seiner Nachfolger. Er war auch ein besonderer Förderer des -Theaters.
Muromachi-Zeit. Bildquelle: unbekannt.

Das Kamakura Shōgunat wurde bekanntlich von der Dynastie der Ashikaga [Ashikaga (jap.) 足利 Kriegerfamilie, die 1336 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Ashikaga Shōgunat, 1336–1573] verdrängt, die das politische Zentrum Japans 1336 wieder nach Kyōto verlegte. Damit verlagerte sich auch der Schwerpunkt der gozan-Klöster in die alte Kaiserstadt, wo ein neues Set von „Fünf Bergen“ entstand. Die Regierungszeit der Ashikaga Shōgune (Muromachi [Muromachi (jap.) 室町 Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)]-Zeit, 1333–1573) gilt als die Blütezeit der gozan-Klosterkultur. Tuschmalerei und Tee-Kultur bildeten zusammen mit chinesischer und japanischer Dichtung die wichtigsten Künste, die in den Klöstern gepflegt und mit dem Adel geteilt wurden. Ashikaga Yoshimitsu [Ashikaga Yoshimitsu (jap.) 足利義満 1358–1408, 3. Ashikaga-Shōgun, r. 1368–1394; besonderer Förderer des Zen und des -Theaters; unter ihm endete das Schisma im Tennō-Haus (Nord-Süd Hof)] wurde nach seinem offiziellen Rücktritt als Shōgun sogar selbst Zen-Mönch, was ihn aber nicht daran hinderte, weiterhin politische Macht auszuüben. Zen-Mönche, die nicht das Privileg hatten, Mitglieder der „Fünf Berge“ zu sein, waren jedoch von dieser Kultur weitgehend ausgeschlossen und geißelten ihre Mitbrüder, sich ganz in weltlichen Verirrungen verloren zu haben. Für sie war Zen keineswegs gleichbedeutend mit Tee, Kalligraphie und Dichtung.

In der künstlerisch überhöhten gozan-Kultur zur Zeit der Ashikaga stellte im übrigen China das große Vorbild dar. Da in den gozan-Klöstern die chinesischen Chan-Patriarchen und ihre Texte einen hohen Stellenwert hatten, waren Zen-Mönche die besten „Sinologen“ der damaligen Zeit und vor allem in dieser Funktion waren sie für die Kultur der Elite wichtig. Es war beispielsweise ein Zen-Mönch, Keian Genju [Keian Genju (jap.) 桂庵玄樹 1427–1508; Zen-Mönch aus West-Honshū, der nach Aufenthalt in China den konfuzianischen Philosophen Zhu Xi in Japan bekannt machte und die japanischen Standards zur Lesung chinesischer Texte reformierte], der nach einem siebenjährigen Aufenthalt in China (1467–1473) neue Standards zur Übertragung des Chinesischen ins Japanische (bzw. der Lesung von chinesischen Texten in japanischer Lautung) etablierte.3 Außerdem machte er den neo-konfuzianischen Philosophen Zhu Xi [Zhu Xi (chin.) 朱熹 1130–1200; chin. Philosoph; Begründer des Neo-Konfuzianismus] in Japan bekannt und gründete in Kagoshima (Kyūshū) eine neo-konfuzianische Gelehrtenschule.

Die sinologische Kompetenz der Zen-Mönche führte also dazu, dass auch nicht-buddhistische Denktraditionen des Konfuzianismus [jukyō (jap.) 儒教 Konfuzianismus, Lehre des Konfuzius (Kong Zi oder Kong Fuzi); wtl. Lehre der Gelehrten] und Daoismus [Dōkyō (jap.) 道鏡 700?–772; Nara-zeitl. Mönch; buddhistischer Staatsmann] gerade in Zen-Klöstern gepflegt wurden. Es ist daher auch kein Zufall, dass die Neo-Konfuzianer der frühen Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit (17. Jh.) wie Fujiwara Seika [Fujiwara Seika (jap.) 藤原惺窩 1561–1619; Gelehrter und Philosoph des Neo-Konfuzianismus] oder Hayashi Razan [Hayashi Razan (jap.) 林羅山 1583–1657; neo-konfuzianischer Gelehrter] ausgebildete Zen-Mönche waren. Dies zeigt, dass die Entwicklung des Zen in Japan historisch differenziert zu betrachten ist. Man muss außerdem bedenken, dass nicht alles, was unter Beteiligung von Zen-Mönchen in Japan entstand, zwangsläufig Zen ist.

Die geschichtliche Rolle des Zen

Es gehört zu den von der japanischen Geschichtstradition selbst geschaffenen Mythen, dass alle sogenannten „Krieger“ (bushi [bushi (jap.) 武士 Krieger, Samurai], Samurai [Samurai (jap.) im Westen übliche Bezeichnung eines Mitgliedes der Krieger-Klasse des vorindustriellen Japans; in Japan schriftspr. bushi]) vom Shōgun bis zum letzten kleinen Vasall Träger einer gemeinsamen Krieger-Kultur waren, die im Kern vom Zen geprägt war. Tatsächlich war aber Krieger nicht gleich Krieger, Samurai nicht gleich Samurai. Zen war vor allem eine Religion der Kriegerelite, die sich zugleich an der Kultur des Hofes orientierte. Abkömmlinge des sogenannten „Schwertadels“ (buke [buke (jap.) 武家 Kriegeradel; die führenden Kriegerklans]) und des alten Hofadels (kuge [kuge (jap.) 公家 Hofadel; die führenden höfischen Familien]) bildeten während der Ashikaga-Herrschaft zusammen die Kultur der Hauptstadt und ließen sich dabei gemeinsam von Zen-Mönchen in exotischen Vergnügen wie dem Teetrinken beraten. In den Provinzen schlossen sich Krieger und Bauern dagegen zu rebellischen Gruppen zusammen, die als Ikkō-shū [Ikkō-shū (jap.) 一向宗 Ikkō Sekte, eine Fraktion des Buddhismus vom Reinen Land ( Jōdo-shū)] bekannt wurden. Sie stellen die Vorläufer des heute noch weit verbreiteten Jōdo Shinshū [Jōdo Shinshū (jap.) 浄土真宗 Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“] Buddhismus dar (s. dazu Amidismus). Die niederrangigen Kämpfer in den Provinzen waren also eher für die Lehren des Reinen Landes (jōdo [jōdo (jap.) 浄土 Reines Land, buddhistisches Paradies; auch gokuraku, Sukhavati]) empfänglich. Zwischen ihnen und der gozan-Kultur in Kyōto herrschte wohl eine ähnliche Kluft, wie zwischen Kriegern und Hofadeligen zur Zeit des Genji monogatari [Genji monogatari (jap.) 源氏物語 Das Genji monogatari (dt. Die Geschichte vom Prinzen Genji) wird der Hofdame Murasaki Shikibu (ca. 978–ca. 1014) zugeschrieben und ist der erste psychologische Roman der japanischen Literaturgeschichte.].

Gab es also überhaupt einen Unterschied zwischen Zen-Mönchen und den Angehörigen anderer buddhistischer Richtungen? Einen guten Einblick gibt hier die Geschichtensammlung Shasekishū [Shasekishū (jap.) 沙石集 Sammlung buddhistischer Erzählungen und Anekdoten, 1283 verfasst von Mujū Ichien], deren Autor, Mujū Ichien [Mujū Ichien (jap.) 無住一円 1226–1312; buddh. Mönch und Autor essayistischer und anekdotischer Werke] (1226–1312), selbst dem Zen nahe stand. Seine Bewunderung für die neue Richtung äußert sich beispielsweise in der Art, wie er über den Tod damals berühmter Zen-Meister berichtet. Sie sollen nicht nur jeweils ein Todesgedicht im chinesischen Stil gedichtet haben, das sie vor ihrem Ableben rezitierten, sie waren auch in der Lage, den Zeitpunkt ihres Todes vorherzusagen und verschieden dann in aufrechter Meditationshaltung. Mujū berichtet mit ähnlicher Anerkennung aber auch von Amida [Amida (jap.) 阿弥陀 Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)] Buddhisten, die bis zu ihrem Tod unverwandt das nenbutsu [nenbutsu (jap.) 念仏 Anrufung des Namens von Buddha Amida, Gebetsformel der Amida-Anhänger] rezitierten. Mujū selbst hat sicher sowohl von Zen- als auch von Jōdo-Techniken Gebrauch gemacht. Er zeigt Bewunderung für eine Art von konsequenter Strenge im Lebensstil der Zen-Mönche, die anderen Buddhisten seiner Zeit oft abhanden gekommen war, er verrät aber gleichzeitig, dass sie sehr wohl auch mit den etablierten Schulen (Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai] und Shingon [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan]) kooperierten, bzw. deren Praktiken in ihre eigene Liturgie integrierten. In dieser Hinsicht war Zen wahrscheinlich weniger radikal als einzelne Vertreter des Amidismus [Jōdo-shū (jap.) 浄土宗 Schule des Amida-Buddhismus] oder des Nichiren [Nichiren-shū (jap.) 日蓮宗 Nichiren Schule; Sammelnamen für den Nichiren Buddhismus, aber auch Namen einer bestimmten Schule innerhalb des heutigen Nichiren Buddhismus; nicht zu verwechseln mit der 1912 gegr. Nichiren Shōshū] Buddhismus, die fundamentalistische Positionen vertraten und sich nicht in das Paradigma des Pluralismus, das vom Mainstream-Buddhismus vertreten wurde, einordnen ließen.

Spätere Entwicklungen

Ikkyu2.jpg
10 Ikkyū
Der Dichter und Mönch Ikkyū Sōjun (1394–1481) zählt zu den bekanntesten und exzentrischsten Figuren des japanischen Zen. Aus seiner Zeit (Muromachi-Zeit) existieren zahlreiche Portraits von hochrangigen Mönchen, viele davon äußerst realistisch. Dennoch ist dieses Bild dank seines lebendigen und zugleich bekümmerten Ausdrucks außergewöhnlich. Es spiegelt eine Art von Weltschmerz wider, die auch in Ikkyūs Lyrik zu finden ist.
Werk von Bokusai. Muromachi-Zeit, 15. Jh. e-Museum.

Ein Bild vom Leben der Zen-Mönche im späten Mittelalter gibt der exzentrische Dichter-Mönch Ikkyū Sōjun [Ikkyū Sōjun (jap.) 一休宗純 1394–1481; Zen-Mönch und Dichter] (1394–1481), der unter anderem für seine erotische Liebeslyrik bekannt ist. Bei ihm ist zu erkennen, wie die rätselhafte Strenge, für die die alten Patriarchen bekannt sind, im Denken der Zen-Mönche immer wieder aufscheint. In der Praxis beweist jedoch Ikkyūs eigener Lebenswandel, dass von dieser Strenge wohl im allgemeinen nicht viel zu spüren war.

In der frühen Edo-Zeit kam es zur Gründung der dritten Hauptrichtung des japanischen Zen, der Ōbaku-shū [Ōbaku-shū (jap.) 黄檗宗 Dritte Hauptrichtung des jap. Zen], durch den chinesischen Mönch Yinyuan Longqi [Yinyuan Longqi (chin.) 隱元隆琦 1592–1673; jap. Ingen Ryūki; Begründer des Ōbaku-Zen] (1592–1673). Die Richtung ist nach einem chinesischen Kloster benannt und gilt als noch eklektizistischer als die beiden anderen Hauptrichtungen, Rinzai-shū und Sōtō-shū. Der Ōbakū-Zen schloss unter anderem den Amida [Amida (jap.) 阿弥陀 Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)]-Glauben, einschließlich der Anrufungsformel Amidas, nenbutsu [nenbutsu (jap.) 念仏 Anrufung des Namens von Buddha Amida, Gebetsformel der Amida-Anhänger], mit ein. Zugleich zogen neue, „exotisch“ chinesische Elemente wie etwa die Verehrung der „Fünfhundert Arhats [Arhat (skt.) अर्हत् buddhistische Heiligenfigur; höchste Stufe des Menschseins vor dem Austritt aus dem Geburtenkreislauf (jap. rakan)]“ (gohyaku rakan [rakan (jap.) 羅漢 buddhistische Heilsgestalt; Skt. arhat (oder arhant); eigentlich: arakan]) die Aufmerksamkeit der Eliten und der allgemeinen Bevölkerung auf sich.

Auch innerhalb des Rinzai Zen kam es zu Reformen, u.a. durch Hakuin Ekaku [Hakuin Ekaku (jap.) 白隠慧鶴 1685–1768; Zen-Mönch und Reformer der Rinzai-shū; Maler] (1685–1768), der mit seinen humorvollen Tuschzeichnungen ein eigenes Genre der „Zen-Malerei“ (zenga [zenga (jap.) 禅画 Zen-Tuschebild]) begründete. Er schuf aber auch eine Reihe von schriftlichen Werken in ähnlich unmittelbar-persönlichem Stil.

Zen und der Westen

Zen bietet historisch betrachtet ein sehr widersprüchliches Bild und ist auch als Religion die am schwierigsten zu klassifizierende Strömung des japanischen Buddhismus. Zweifellos liegt aber gerade darin seine besondere Anziehungskraft im Westen. Zen ist vielleicht ebenso aus dem Daoismus (Dōkyō [Dōkyō (jap.) 道教 Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a. ]) zu erklären, wie aus dem Buddhismus, und ist daher auch Anhängern anderer Religionen zugänglicher als jene Varianten des japanischen Buddhismus, die stärker an konkrete Bilder und Vorstellungen gebunden sind. Daher finden selbst Christen keine allzu großen Schwierigkeiten, Zen mit Jesus in Einklang zu bringen. Besonders um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts hat sich ein Naheverhältnis zwischen dem Jesuitenorden und dem japanischen Zen entwickelt, das die Zen-Begeisterung der westlichen Welt entscheidend prägte. In diese Zeit fiel auch die Abfassung von Eugen Herrigels [Herrigel, Eugen (west.) 1884–1955; deutscher Philosoph und Autor des Bestsellers Zen und die Kunst des Bogenschießens] Zen und die Kunst des Bogenschießens (1948), das bis heute den Mythos vom todesverachtenden Zen-Mönch bzw. vom Zen-inspirierten Samurai mit beeinflusst (s. dazu auch Stereotype Ansichten zu Religion in Japan).

Dieses Zen-Bild wurde maßgeblich von Suzuki Daisetsu [Suzuki Daisetsu (jap.) 鈴木大拙 1870–1966; japanischer Intellektueller und Publizist, der durch englischsprachige Werke den Zen-Buddhismus im Westen bekannt machte; publizierte als Daisetz T. Suzuki] (auch: Daisetz T. Suzuki) geprägt. Suzuki ist der vielleicht berühmteste Zen-Autor des 20. Jahrhunderts und verantwortlich für viele moderne Mythen, die rund um Zen entstanden sind. Dank seiner populären Schriften sind chinesische Chan-Mönche wie Linji oder Chan-Klassiker wie das Wumenguan [Wumenguan (chin.) 無門関 Klassiker des chin. Chan (Zen) von Wumen Huikai, 13. Jh.; jap. Mumonkan, „Die torlose Schranke“] im Westen unter der japanischen Aussprache „Rinzai“ und „Mumonkan“ viel besser bekannt. Das Zen-Bild Suzukis, der in der Zwischenkriegszeit nicht nur mit dem japanischen Ultranationalismus, sondern auch mit dem deutschen Faschismus sympathisierte, bedient sich einer plakativen Gegenüberstellung von westlicher „Rationalität“ und östlicher „Spiritualität“, die im Zen ihren reinsten Ausdruck findet. Dieses Stereotyp wurde seit den 1990er Jahren einer kritischen Prüfung unterzogen. Besonders pointiert ist in diesem Zusammenhang der kurze Artikel „Whose Zen? Zen Nationalism Revisited“ von Robert Sharf [[[glossar:sharfrobert|]] () ] (1995), dessen Vorworf an Suzuki, Zen als „invented tradition“ neu erfunden zu haben, allerdings in jüngerer Zeit von Zen-Historikern wie Victor Sōgen Hori [Hori, Victor Sōgen (west.) 1940–; kanadischer Zen-Lehrer und Religions-Historiker] relativiert wurde (Hori 2016).

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. In japanischer Umschrift:
    kyōge betsuden 教化別伝
    furyū monji 不立文字
    jikishi ninshin 直指人心
    kenshō jōbutsu 見性成佛
    Zitiert nach Suzuki 1958, S. 20.
  2. Übersetzung Bernhard Scheid.
  3. Keians Regeln wurden in der Edo-Zeit von einem Mönch in seiner Tradition, Bunshi Genshō (1555–1620), in gedruckter Form publiziert. Zugleich entwickelten japanische Konfuzianer die Regeln weiter, bis sie schließlich 1912 in die heute verbindliche Form des japonisierten Chinesisch (kanbun) gebracht wurden (Bodiford 2013, S. 286–288).

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen

Über Zen findet sich im Netz massenweise Information in westlichen Sprachen. Zur Orientierung empfiehlt sich:

Zen aus philosophischer Sicht:

Kritische Artikel zum geläufigen Zen-Bild:


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Daisetz Teitaro Suzuki, Essays in Zen Buddhism: First Series. London: Reider, 1958. (Online.) [Englische Erstausgabe 1927.]
William Bodiford, Sōtō Zen in Medieval Japan. Honolulu: University of Hawaii Press, 1993.
Bodiford gilt als führender westlicher Experte der institutionellen Geschichte des Zen in Japan.
William Bodiford, „Myth and Counter Myth in Early Modern Japan“. In: Joseph Falaky Nagy (Hg.), Writing Down the Myths. Cursor Mundi 17 (Sondernummer), 2013, 277–309.
Heinrich Dumoulin, Geschichte des Zen-Buddhismus, Band I: Indien und China. Bern: Francke, 1985.
Heinrich Dumoulin, Geschichte des Zen-Buddhismus, Band II: Japan. Bern: Francke, 1986.
Dumoulin gilt auch im englischen Sprachraum als exzellenter Kenner sowohl der japanischen als auch der chinesischen Geschichte des Zen. Seine Sicht ist jedoch nicht ganz unbeeinflusst von seinem Bemühen, Zen und Christentum einander anzunähern. Dumoulin war Jesuitenpater und Missionar.
Bernard Faure, Chan Insights and Oversights: An Epistemological Critique of the Chan Tradition. Princeton: Princeton University Press, 1993.
Entmythologisierende Studie des chinesischen und japanischen Zen, bzw. Chan Buddhismus.
Victor Sōgen Hori, „D. T. Suzuki and the Invention of Tradition“. The Eastern Buddhist (new series) 47/2 (2016), 41–81.
Robert Sharf, „Whose Zen?: Zen Nationalism Revisited“. In: James W. Heisig, John Maraldo (Hg.), Rude Awakenings: Zen, the Kyoto School, and the Question of Nationalism. Honolulu: University of Hawai'i Press, 1995, 40–51. (Online.)
Daisetz Teitaro Suzuki, Zen und die Kultur Japans. Hamburg: Rowohlt, 1957. [1. Fassung erschien bereits 1938 auf Englisch und 1941 auf Deutsch.]

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Daruma shokokuji.jpg
    Bodhidharma bei der Meditation. In der oberen Hälfte befindet sich ein Gedicht.
    Werk von Mushō Jōshō (1234-1306). Kamakura-Zeit. Jotenkaku Museum, via Web Archive.
  2. ^ 
    Daruma armoffering.jpg
    Der spätere Zen-Patriarch Huike bietet Bodhidharma seinen abgehackten Arm als Zeichen seiner Ernsthaftigkeit dar.
    Werk von Sesshū Tōyō (1420–1506). Muromachi-Zeit, 1496. Wikimedia Commons.
  3. ^ 
    Rinzai.jpg
    Der Chan-Patriarch Linji (jap. Rinzai) mit geballter Faust.
    Muromachi-Zeit. National Museums of Asian Art, Freer Gallery of Art.
  4. ^ 
    Hotei2 hakuin.jpg
    Glücksgott Hotei (chin. Budai).
    Werk von Sengai Gibon (1750-1837). Edo-Zeit. Museum Rietberg, über Internet Archive.
  5. ^ 
    Dogen.jpg
    Zur Ikone gewordenes Portrait des Zen-Meisters Dōgen mit eingeschriebenem Gedicht. Beide sollen von Dōgens eigener Hand stammen. Es handelt sich bei der vorliegenden Abb. um eine Kopie, das Original befindet sich im Hōkei Tempel.
    Bildquelle: Zenmonk.cn.
  6. ^ 
    Eisai kenninji.jpg
    Myōan Yōsai war der Begründer des japanischen Rinzai-Zen und Abt des Kennin-ji. Die charakteristische Schädelform findet sich auf anderen Portraits von ihm. Yōsai sitzt auf dem traditionellen Abtsessel, in der Hand den Stock Linjis. Man beachte, dass Yōsai zwar auf einem erhöhten Stuhl sitzt, die Schuhe aber ausgezogen und die Beine überkreuzt hat. Diese Sitzweise ist auch auf vielen anderen Mönchsportraits zu beobachten.
    Muromachi-Zeit, 14.–15. Jh. Bildquelle: Kurokawa Takao no Bi.
  1. ^ 
    Kinkakuji2.jpg
    Der Kinkaku-ji ist wahrscheinlich das meist photographierte Bauwerk Kyōtos. Ursprünglich als Teehaus für den Shōgun Ashikaga Yoshimitsu konzipiert, ging er später in den Besitz des Zen-Klosters Shōkoku-ji über. Das Gebäude fiel 1950 einem Brandanschlag zum Opfer und wurde danach originalgetreu wiedererrichtet. Dennoch vermisst man ein wenig die historische Patina.
    Muromachi-Zeit, errichtet 1398, 1950 zerstört, 1955 wieder errichtet. Ron Reznick, 2004.
  2. ^ 
    Ashikaga yoshimitsu.jpg
    Ashikaga Yoshimitsu (1358–1408) in der Tracht eines Zen-Abtes. Yoshimitsu trat nach seinem Rücktritt vom Amt des Shōguns (1394) in den Laienmönchstand (nyūdō) ein, dominierte aber weiterhin die Politik seiner Nachfolger. Er war auch ein besonderer Förderer des -Theaters.
    Muromachi-Zeit. Bildquelle: unbekannt.
  3. ^ 
    Hakuin.jpg
    Der Zen-Abt Hakuin Ekaku auf einem karikaturhaft überzeichneten Selbstportrait.
    Werk von Hakuin Ekaku (1686–1769). Edo-Zeit. Bildquelle: Gabor Terebess.
  4. ^ 
    Ikkyu2.jpg
    Der Dichter und Mönch Ikkyū Sōjun (1394–1481) zählt zu den bekanntesten und exzentrischsten Figuren des japanischen Zen. Aus seiner Zeit (Muromachi-Zeit) existieren zahlreiche Portraits von hochrangigen Mönchen, viele davon äußerst realistisch. Dennoch ist dieses Bild dank seines lebendigen und zugleich bekümmerten Ausdrucks außergewöhnlich. Es spiegelt eine Art von Weltschmerz wider, die auch in Ikkyūs Lyrik zu finden ist.
    Werk von Bokusai. Muromachi-Zeit, 15. Jh. e-Museum.
  5. ^ 
    Awa kenzo.jpg
    Awa Kenzō, der Bogenschießmeister von Eugen Herrigel.
    Bildquelle: Oslo Kyūdō Kyōkai.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Amida 阿弥陀 ^ Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)
  • Arhat (skt.) अर्हत् ^ buddhistische Heiligenfigur; höchste Stufe des Menschseins vor dem Austritt aus dem Geburtenkreislauf (jap. rakan)
  • Ashikaga 足利 ^ Kriegerfamilie, die 1336 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Ashikaga Shōgunat, 1336–1573
  • Ashikaga Yoshimitsu 足利義満 ^ 1358–1408, 3. Ashikaga-Shōgun, r. 1368–1394; besonderer Förderer des Zen und des -Theaters; unter ihm endete das Schisma im Tennō-Haus (Nord-Süd Hof)
  • Bassui Tokushō 抜隊得勝 ^ 1327–1387; Zen Mönch der Rinzai Schule;
  • Bodhidharma (skt.) बोधिधर्म ^ legendärer buddh. Mönch aus Indien, in China aktiv; gilt als Begründer des Chan (Zen) Buddhismus (jap. Daruma 達磨 oder Bodaidaruma 菩提達磨)
  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • buke 武家 ^ Kriegeradel; die führenden Kriegerklans
  • bushi 武士 ^ Krieger, Samurai
  • Chan (chin.) 禅 ^ jap. Zen, wtl. Meditation; chin. Bez. des Zen Buddhismus
  • Daruma 達磨 ^ Spitzname des Mönchs Bodhidharma; Bezeichnung der daruma-Puppe als Glücksbringer
  • dhyāna (skt.) ध्यान ^ „Meditation, Konzentration“ (jap. Zen 禅)
  • Dōgen Kigen 道元希玄 ^ 1200–1253; Begründer des Sōtō Zen; auch Eihei Dōgen.
  • Dōkyō 道鏡 ^ 700?–772; Nara-zeitl. Mönch; buddhistischer Staatsmann
  • Dōkyō 道教 ^ Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a.
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Fujiwara Seika 藤原惺窩 ^ 1561–1619; Gelehrter und Philosoph des Neo-Konfuzianismus
  • Genji monogatari 源氏物語 ^ Das Genji monogatari (dt. Die Geschichte vom Prinzen Genji) wird der Hofdame Murasaki Shikibu (ca. 978–ca. 1014) zugeschrieben und ist der erste psychologische Roman der japanischen Literaturgeschichte.
  • gozan 五山 ^ wtl. „Fünf Berge“; Klosterorganisation des Zen Buddhismus
  • Hakuin Ekaku 白隠慧鶴 ^ 1685–1768; Zen-Mönch und Reformer der Rinzai-shū; Maler
  • Hayashi Razan 林羅山 ^ 1583–1657; neo-konfuzianischer Gelehrter
  • Herrigel, Eugen (west.) ^ 1884–1955; deutscher Philosoph und Autor des Bestsellers Zen und die Kunst des Bogenschießens
  • Hori, Victor Sōgen (west.) ^ 1940–; kanadischer Zen-Lehrer und Religions-Historiker
  • Huike (chin.) 慧可 ^ 487–593; chin. Chan Patriarch; ältere Umschrift: Hui k‘o
  • Ikkō-shū 一向宗 ^ Ikkō Sekte, eine Fraktion des Buddhismus vom Reinen Land ( Jōdo-shū)
  • Ikkyū Sōjun 一休宗純 ^ 1394–1481; Zen-Mönch und Dichter
  • jiriki 自力 ^ wtl. eigene Kraft; buddhistisches Konzept
  • jōdo 浄土 ^ Reines Land, buddhistisches Paradies; auch gokuraku, Sukhavati
  • Jōdo Shinshū 浄土真宗 ^ Shin-Buddhismus, bzw. Jōdo Shin-Buddhismus; wtl. „Wahre Schule des Reinen Landes“
  • Jōdo-shū 浄土宗 ^ Schule des Amida-Buddhismus
  • jukyō 儒教 ^ Konfuzianismus, Lehre des Konfuzius (Kong Zi oder Kong Fuzi); wtl. Lehre der Gelehrten
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • katsu^ Ausruf im Zen-Buddhismus, der vom Zen-Meister genutzt wird, um seine Schüler zu einem Status der Erleuchtung zu führen
  • Keian Genju 桂庵玄樹 ^ 1427–1508; Zen-Mönch aus West-Honshū, der nach Aufenthalt in China den konfuzianischen Philosophen Zhu Xi in Japan bekannt machte und die japanischen Standards zur Lesung chinesischer Texte reformierte
  • kōan 公案 ^ Koan, paradoxes Zen-Rätsel
  • kuge 公家 ^ Hofadel; die führenden höfischen Familien
  • Liang Wu Di (chin.) 梁武帝 ^ 464–549; auch: Kaiser Wu, r. 502–549; Gründer der kurzlebigen Liang-Dynastie (502–557/587) und bedeutender Förderer des chinesischen Buddhismus
  • Linji (chin.) 臨濟 ^ ?–866; chin. Chan-Patriarch; jap. Rinzai
  • Minamoto^ Kriegerfamilie, die 1185 eine neue Herrschaftsdynastie begründete: Kamakura Shōgunat, 1185–1333
  • Mujū Ichien 無住一円 ^ 1226–1312; buddh. Mönch und Autor essayistischer und anekdotischer Werke
  • Muromachi 室町 ^ Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)
  • Myōan Yōsai 明菴榮西 ^ 1141–1215; Zen-Möch, Begründer des jap. Rinzai Zen. Auch Eisai.
  • nenbutsu 念仏 ^ Anrufung des Namens von Buddha Amida, Gebetsformel der Amida-Anhänger
  • Nichiren-shū 日蓮宗 ^ Nichiren Schule; Sammelnamen für den Nichiren Buddhismus, aber auch Namen einer bestimmten Schule innerhalb des heutigen Nichiren Buddhismus; nicht zu verwechseln mit der 1912 gegr. Nichiren Shōshū
  • oni^ Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister
  • Ōbaku-shū 黄檗宗 ^ Dritte Hauptrichtung des jap. Zen
  • rakan 羅漢 ^ buddhistische Heilsgestalt; Skt. arhat (oder arhant); eigentlich: arakan
  • Rinzai 臨濟 ^ chin. Linji; chin. Chan Patriarch und Namensgeber der japanischen Rinzai-shū
  • Rinzai-shū 臨濟宗 ^ Rinzai-Schule des jap. Zen Buddhismus
  • Samurai^ im Westen übliche Bezeichnung eines Mitgliedes der Krieger-Klasse des vorindustriellen Japans; in Japan schriftspr. bushi
  • satori 悟り ^ Erleuchtungserfahrung (bes. im Zen Buddhismus)
  • Sekisō Soen 石霜楚圓 ^ 986–1039; chin. Shishuang Chuyuan 石霜楚圓, Chan Patriarch
  • [[Glossar:Sharfrobert|]] () ^
  • Shasekishū 沙石集 ^ Sammlung buddhistischer Erzählungen und Anekdoten, 1283 verfasst von Mujū Ichien
  • Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
  • Shōgun 将軍 ^ Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)
  • Sōtō-shū 曹洞宗 ^ Schule des Zen-Buddhismus
  • Suzuki Daisetsu 鈴木大拙 ^ 1870–1966; japanischer Intellektueller und Publizist, der durch englischsprachige Werke den Zen-Buddhismus im Westen bekannt machte; publizierte als Daisetz T. Suzuki
  • tariki 他力 ^ andere Kraft (helfende Kraft Amidas)
  • Tendai-shū 天台宗 ^ Tendai-Schule, chin. Tiantai
  • Wumenguan (chin.) 無門関 ^ Klassiker des chin. Chan (Zen) von Wumen Huikai, 13. Jh.; jap. Mumonkan, „Die torlose Schranke“
  • Yinyuan Longqi (chin.) 隱元隆琦 ^ 1592–1673; jap. Ingen Ryūki; Begründer des Ōbaku-Zen
  • zazen 座禅 ^ Meditationssitz
  • Zen^ chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus
  • zenga 禅画 ^ Zen-Tuschebild
  • Zhu Xi (chin.) 朱熹 ^ 1130–1200; chin. Philosoph; Begründer des Neo-Konfuzianismus