Manuel Zimmer

Portrait von Manuel Zimmer

© privat

Tiere nehmen die Außenwelt immer gleichzeitig mit ihren eigenen Handlungen wahr, und scheinen diese Informationsflüsse zu kombinieren. Eine neue und sehr überraschende Erkenntnis in den Neurowissenschaften ist, dass diese handlungsgekoppelte Wahrnehmung über das ganze Gehirn verteilt stattfindet. Doch was ist der Vorteil und die Funktion dieses Phänomens? Ein Team um den Neurobiologen Manuel Zimmer von der Universität Wien will genau dieses Rätsel mit Hilfe eines kleinen Fadenwurms, C. elegans, lösen. Die Zimmer-Gruppe hat bereits Pionierarbeit geleistet und Techniken entwickelt, um die Aktivität aller Nervenzellen in Echtzeit zu messen, was zahlreiche Entdeckungen über Gehirnfunktionen ermöglicht hat. Im ERC-Projekt werden die Wissenschafter*innen nun neue Mikroskopie- und Computertechnologien entwickeln, um die Gehirnaktivität von völlig frei kriechenden Würmern zu messen und zu analysieren, die auf der Suche nach Nahrung natürliche Umgebungen erkunden und durchqueren. Angesichts der geringen Größe des Nervensystems des Wurms und der Möglichkeit, die Aktivität des Gehirns und das Verhalten bis ins kleinste Detail zu beobachten, werden die Forscher*innen in der Lage sein zu untersuchen und zu modellieren, wie ein Tier die Außenwelt wahrnimmt und diese Informationen im Zusammenhang mit seinen eigenen Verhaltensweisen verarbeitet. Zimmer und sein Team wollen dabei neue Hypothesen über die Funktion von Gehirn-Körper-Umwelt-Interaktionen formulieren, die dann in großen Tieren mit Gehirnen, die dem menschlichen Gehirn ähnlicher sind, getestet werden können. Das Projekt wird mit einem ERC Advanced Grant in der Höhe von 3,5 Mio. Euro gefördert.

Über Manuel Zimmer

Manuel Zimmer ist Universitätsprofessor für Neurobiologie am Department für Neurowissenschaften und Entwicklungsbiologie der Universität Wien. In den vergangenen Jahren baute er eine eigene Forschungsgruppe am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie in Wien auf. Seine aktuelle Forschung konzentriert sich etwa darauf, wie das Gehirn die sensorische Welt verarbeitet. Zuvor forschte Zimmer bei Cori Bargmann an der University of California, San Francisco, und der Rockefeller University, New York.  Frühere Stationen in seiner wissenschaftlichen Karriere waren außerdem am Skirball Institute of Biomolecular Medicine der New York University Medical School, am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg (EMBL) und am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in München. Mit diesen Ansätzen im winzigen Fadenwurm will er die Grundlagen neuronaler Berechnungen verstehen, die auf komplexere Gehirne einschließlich des Menschen verallgemeinert werden können.