Giuseppe Tucci (1894–1984)
Der italienische Orientalist Giuseppe Tucci (5. Juni 1894 bis 5. April 1984) war eine der prägendsten Figuren in der Dokumentation und Erforschung der tibetischen Kultur und des Himalayagebiets. Wie kaum ein anderer Reisender vor ihm, setzte er sich intensiv mit der Geschichte des Landes, seiner Sprache, Kunst und Religion auseinander und war Wegbereiter für zahlreiche Tibetologen, Buddhismusforscher und Kunsthistoriker. Unzählige Kunst- und Ritualobjekte, die er von seinen Reisen mitbrachte, befinden sich heute in privaten Sammlungen und öffentlichen Museen weltweit. Eine umfangreiche und wertvolle Sammlung von tibetischen Rollbildern, die Tucci auf seinen Expeditionen erwerben konnte, beherbergt das Museo Nazionale d‘Arte Orientale, Giuseppe Tucci in Rom, wo sie seit kurzem in
restauriertem Zustand bestaunt werden konnten. Ebenso umfassend ist auch die fotografische Dokumentation, die auf den Reisen entstand und die ein wichtiges Zeugnis von heute zum Teil zerstörten oder verfallenen Kulturdenkmälern darstellt. Diese Fotografien von den Forschungsreisen Giuseppe Tuccis und seiner Weggefährten stammen aus dem Fotoarchiv des Museo Nazionale d‘Arte Orientale und sind in Teilen im Katalog »Discovering Tibet: The Tucci Expeditions and Tibetan Paintings« (Herausgeber Deborah Klimburg-Salter 2015) publiziert.
Die Ausstellung soll einen kleinen Überblick über die Reisen Giuseppe Tuccis und ihre Bedeutung – vor allem für die kunsthistorische Forschung in Asien – liefern und gleichzeitig über rezente Forschungsaktivitäten im Himalaya, die in den letzten Jahren an der Universität Wien durchgeführt wurden, informieren. Die gezeigten Bilder und Objekte stammen zum Großteil aus dem Western Himalaya Archive Vienna (WHAV), welches am Institut für Kunstgeschichte verortet ist. Drittmittelgeförderte Projekte an der Universität Wien haben in den letzten drei Jahrzehnten eine große Anzahl an Dokumentationsmaterial hervorgebracht, welches unter anderem im WHAV wissenschaftlich aufbereitet und im Sinne einer Langzeitarchivierung dauerhaft bewahrt wird. Die Erschließung und Bereitstellung der mehr als 150000 analogen und digitalen Medien für Forschende, Lehrende, Studierende und Interessierte aus dem In- und Ausland, ist dabei ein zentrales Anliegen des Archivs. Die Sammlung vereint Feldforschungsdokumentationen von mehr als 30 Personen unterschiedlicher Disziplinen und beinhaltet neben dem Fokus auf den Großraum Himalaya auch Bildmaterial zu anderen Gebieten in Süd-, Südost- und Zentralasien, wie Indien, Pakistan, Afghanistan, China, Nepal, Burma, Kambodscha und Indonesien.
Bildnachweis
(von oben nach unten und links nach rechts) Tsarong und Guiseppe Tucci, August 1948, Foto: Prodhan //
Kloster Tholing 1933, Foto: Eugenio Ghersi // Kloster Shalu, Shigatse 1939, Foto: Felice Boffa Ballaran // Die Festung Shigatse 1939, Foto: Felice Boffa Ballaran // Kloster Sakya, Innenansicht 1939, Foto: Felice Boffa Ballaran //
Tholing 1988, Foto: Jaroslav Poncar (WHAV) // Shalu 2009, Foto: Verena Ziegler (WHAV) // Shigatse 2009, Foto: Petra Müller (WHAV) // Sakya, Altar 2009, Foto: Verena Ziegler (WHAV)