Konkordanz der Bildseiten der Handschriften von
Udalricus Campililiensis (Ulrich von Lilienfeld), Concordantiae caritatis
Zusammengestellt von Martin Roland
 
Budapest, Zentralbibliothek des Piaristenordens,  CX 2
das Haus zum Pfauen
 
In Budapest (fol. 90v) und daher auch in der unmittelbaren Abschrift in Paris (fol. 72v) wird das zweite Naturbeispiel (Pfau) zur Bildgruppe der Entkleidung Christi veraendert:
   
Statt der Gegenueberstellung eines Baumes, der seine Blaetter verliert, und eines Pfaues, der seine Federn einbuesst, wenn die Blaetter des Baumes zu fallen beginnen (so der Text und die entsprechenden Illustrationen in Lilienfeld [Bild], und New York), wird nun nur noch der Pfau dargestellt, der sich selbst Federn ausreisst.
    Diese dem Text widersprechende Selbstverstuemmelung vollzieht sich in einem Hof eines komplex strukturierten Hauses (Boreczky 1999/2000, S. 5, Abb. 8; Opll
–Roland 2006, S. 86, Abb. 45).
    Bemerkenswert vor allem das Hauszeichen mit einem Pfau, das beim Stiegenaufgang haengt.
    Ob es sich dabei nun um ein Identifikationsobjekt handelt, mit dem der Kuenstler oder wahrscheinlicher der Auftraggeber eine persoenliche Verbindung hatte oder ob es sich bloss um eine Uebernahme eines Vorbildes handelt ist schwierig zu beantworten (vgl. Opll
–Roland 2006, S. 84–86 und Abb. 2, 44, 45, mit entsprechenden Beobachtungen zur New Yorker Abschrift).

Dass es sich auch um eine Uebernahme aus einem Modellbuch handeln koennte, wurde von mir bisher nicht in Erwaegung gezogen.
    In einem etwa zeitgleichen Modellbuch in Paris (Musée du Louvre, Département des Arts graphiques, Cabinet Edmund de Rothschild, DR 854r), das wohl in Norditalien entstand, findet sich jedoch eine erstaunlich aehnliche Darstellung:
    Ein Pfau im Vordergrund in Deckfarbe und ein Innenhof mit Stiegenaufgang, reich gegliederten Hausteilen, verspielten Erkern und scheinbar individuellem Charakter dahinter, in reduzierter Farbigkeit gemalt (vgl. R. W. Scheller, Exemplum. Model-Book Drawings and the Artistic Transmission in the Middle Ages [ca. 900
–ca. 1470]. Amsterdam 1996, S. 309–316, Taf. XII).

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