Konkordanz der Bildseiten der Handschriften von
Udalricus Campililiensis (Ulrich von Lilienfeld), Concordantiae caritatis
Zusammengestellt von Martin Roland
 
Budapest, Zentralbibliothek des Piaristenordens,  CX 2 
 Haendescheidung

Die Illustrationen der Budapester Concordantiae sind von mehreren Haenden ausgefuehrt worden. Bei der Beurteilung dieser Illustratoren besteht zwar weitgehend Uebereinstimmung, in Details gibt es jedoch Abweichungen zwischen den Meinungen von Boreczky, Schmidt und mir.

Unbestritten ist die hohe Qualitaet des Hauptmeisters, dessen stark westlich gepraegter Stil sofort ins Auge sticht. Von seiner Hand stammen foll. 1v–11v, 23v, 226v–
254v und 259v (Boreczky, 1999/2000, S. 7, 10–13).
    Ausfuehrlich hat sich Gerhard Schmidt mit den westeuropaeischen Quellen befasst, die diese hervorragende Kuenstlerpersoenlichkeit verarbeitete. (link)
    Waehrend Schmidt vor allem die westeuropaeischen Quellen der Generation bis ca. 1400 darstellt, habe ich staerker auf Beziehungen zu dem im ersten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in Paris taetigen Boucicault-Meister verwiesen (Roland 2000, S. 523).

Neben diesen stilistischen Eigenschaften tritt uns der Hauptmeister aber auch als einfallsreicher Kuenstler entgegen, der die vorgegebenen Szenen sehr kreativ neu gestaltet.

Unmittelbar vom Hauptmeister abhaengig sind die Illustrationen von foll. 12v–119v und von foll. 255v–259r sowie fol. 260r (Mitarbeiter 
Boreczky 1999/2000: Gruppe 2). Die Figuren bewegen sich nicht mehr so selbstverstaendlich im Raum, die Proportionen verschieben sich (vgl. Boreczky, Abb. 18 und 19).
    Bemerkenswerter Weise werden jedoch die Vorlagen aus Lilienfeld weiterhin kompositorisch erneuert, sodass wir auch bei dem nun taetigen Mitarbeiter davon ausgehen muessen, dass die Kompositionen vom Hauptmeister entworfen wurden.

Ab fol. 120v tritt ein ganz neuer Stil entgegen, den wir als Stil 2 bezeichnen moechten. Die Figuren sind untersetzt, in geschmeidige Gewaender gehuellt, die charakteristisch ausschwingende Sockel ausbilden. Die raumhaltigen Bewegungen, die fuer den Hauptmeister und seinen Gehilfen eine so bedeutende Rolle gespielt haben, verlieren ihre Wichtigkeit
    Die Kompositionen werden nun weitgehend unveraendert aus der Lilienfelder Vorlage uebernommen.

Von foll. 120v
155v tritt uns Stil 2 rein und unvermischt entgegen (Boreczky 1999/2000, S. 13: 3. Hand  Abb. 67).
    Auf foll. 180v
183v, 185v191v ist ein Illustrator taetig (Boreczky, S. 14: 5. Hand  Abb. 69), der eine Variante des als Stil 2 bezeichneten Stilgehabes vertritt. Im Jahr 2000 habe ich in der Geschichte der bildenden Kunst in Oesterreich, S. 522 f., diesen Abschnitt mit 1415 datierten Fresken in der Magdalenenkirche von Judenburg in Verbindung gebracht (zu diesen ebenda S. 458 f., mit Abb.).
    Fuer beide Varianten sind Haare typisch, die sich zu kompakten, haeufig eng gekraeuselten Massen zusammenballen; dieses Zusammenballen wird durch die Kolorierung stark betont.

Boreczky (S. 13 f., Abb. 68) nimmt von foll. 156v
179v einen weiteren Meister an (Hand 4), dem sie auch foll. 192v225v und 255r zuordnet. Tatsaechlich kommt es mit Beginn des Abschnitts "de sanctis" zu einem Stilbruch (fol. 156v), denn nun mischen sich Komponenten der Gruppe um den Hauptmeister mit Merkmalen von Stil 2. Von den beiden bisher beschriebenen Varianten von Stil 2 unterscheidet sich dieser Abschnitt durch die sich oft in Einzellocken aufloesenden Frisuren.
    Weitere von Boreczky unterschiedene Maler, deren Anteile jeweils sehr gering sind, muessen hier nicht weiter behandelt werden.

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