Durnová, Anna
ERC Advanced Grant für das Forschungsprojekt LONERS
Zum Projekt
Einsamkeit wird zunehmend als zentrale gesellschaftliche Herausforderung erkannt – nicht nur als individuelles Gefühl, sondern auch als Faktor, der Gesundheit, sozialen Zusammenhalt und Vertrauen in Institutionen beeinflusst. In ihrem ERC-geförderten Forschungsprojekt LONERS geht die Soziologin Anna Durnová der Frage nach, wie Einsamkeit emotional erlebt wird und wie sie in gesellschaftlichen Debatten verhandelt und von Institutionen aufgegriffen wird. Um die vielfältigen Emotionen in diesem Kontext besser zu verstehen, verbindet das Projekt Einsamkeitsforschung mit emotionssoziologischen Ansätzen. Ziel ist es, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie emotionale Erfahrungen gesellschaftlich und politisch verhandelt werden und welche Folgen dies für die Regulierung von Privatsphäre hat. Ist Einsamkeit nur ein vorübergehendes Gefühl, das man durch Achtsamkeit oder bewussten Perspektivenwechsel selbst überwinden kann? Ab wann wir sie zu einem Risiko für die betroffene Person und ihr Umfeld, so dass ein Eingreifen von außen gerechtfertigt ist? Dabei wird untersucht, in welchen Momenten institutionelle Unterstützung notwendig sein könnte und wie dabei die Privatsphäre in Spiel kommt. Ziel ist es, ein neues Verständnis der "Politik der Privatsphäre" zu entwickeln, das Wege aufzeigt, wie das emotionale Wohlbefinden in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft geschützt werden kann.
LONERS basiert auf einer breit angelegten, empirischen Untersuchung, die Life-Story-Interviews, Analysen persönlicher Blogs sowie die Auswertung von Expert*innendebatten sowie politischen und wissenschaftlichen Diskursen umfasst. Die Forschung erstreckt sich über Österreich, die Slowakei, Italien und die Niederlande und erlaubt so einen internationalen Vergleich der Erfahrungen und institutionellen Umgangsweisen. LONERS liefert damit wertvolle Grundlagen, um gesellschaftliche Antworten auf Einsamkeit zu entwickeln sowie neue Einsichten in den Zusammenhang von Emotionen, gesellschaftlichen Normen und institutionellen Handlungsfeldern im Kontext von Einsamkeit zu gewinnen.