Erismann, Christophe
ERC Advanced Grant für das Forschungsprojekt This_one_There
Zum Projekt
Das Projekt "This_one_There. From the paradox of individuality to the logic of representation. Individuals and descriptions in Byzantine thought (4th-12th centuries)" untersucht, wie byzantinische Denker die philosophische Frage der Individualität verstanden und behandelt haben. Byzanz entwickelte ab dem vierten Jahrhundert eine eigene intellektuelle Tradition auf Griechisch, die das Erbe der antiken Philosophie und die christliche Religion nicht ohne Auseinandersetzungen miteinander verband. Diese byzantinische Tradition bildet neben der lateinischen und der arabischen einen der großen Stränge des mittelalterlichen Denkens. Eine Theorie der Individualität versucht zu erklären, was zwei Individuen, die derselben Art angehören, ontologisch unterscheidet, was sie unterscheidbar macht und woran man das Individuum auf der rechten Seite als Paul und das auf der linken Seite als Peter erkennen kann. Bei der Analyse der Individualität vermischen sich ontologische, logische, semantische und epistemologische Überlegungen, was sie zu einem besonders komplexen philosophischen Problem macht.
In Byzanz, einer Gesellschaft, in der Bilder eine zentrale Rolle spielen, erhält das Problem der Individualität eine zusätzliche Dimension, nämlich die der Darstellbarkeit. Was muss von Paul dargestellt werden, damit jemand, der eine Darstellung des Apostels auf einer Ikone oder einem Fresko betrachtet, ihn erkennt? Die zentrale These der aristotelischen Tradition, die besagt, dass man keine Definition, sondern nur eine Beschreibung von Individuen geben kann, wird dadurch erheblich bereichert und neu überdacht. Durch die Kombination der Analyse philosophischer Quellen mit dem Studium literarischer Beschreibungen und der Untersuchung gemalter Porträts wird "This_one_There" versuchen, die gemeinsamen Denkstrukturen in diesen drei Bereichen zu beleuchten.