Kumano mandara

Aus Kamigraphie
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Die mandara von Kumano sind sowohl in kunsthistorischer, als auch in japanologischer Hinsicht von Bedeutung, da es unzählige von ihnen gibt, die mehrere Kunsttechniken umfassen und oft den gewohnten Alltag oder gängige Rituale der jeweiligen Zeit darstellen. Oft gibt es von einem mandara sogar mehrere Versionen, sodass es meist kein Problem darstellt, eine bis heute gut erhaltene zu finden.

Auf den mandara von Kumano wurden, da es sich um einen Pilgerort handelt, nicht nur die dem Schrein bzw. Tempel zugehörigen Gottheiten erklärt; häufig wurden auch der Pilgerweg und die verschiedenen ‚Stationen‘ darauf abgebildet.

Cleveland Museum of Art mandara

Kumano mandara

Dieses Kumano mandara entstand vermutlich im späten dreizehnten oder frühen vierzehnten Jahrhundert und gehört zu den seltenen synkretischen mandara (suijaku). Es zählt zu den am Besten konservierten suijaku-Bildern.


Darf man der Beschreibung des Museums Glauben schenken, so stellt das mandara die drei großen Schreine von Kumano in hierarchischer Weise dar, die nach der spirituellen Wichtigkeit, mit Nachi an der Spitze, von oben nach unten angeordnet sind. Laut Max Moerman soll allerdings Hongū der Schrein von größter Bedeutung gewesen sein.

Suijaku

Im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert entstanden einige wenige mandara, die stark von Shintō inspiriert wurden. Auf solchen mandara stehen statt Figuren vor allem die Landschaft und die Natur im Vordergrund, sodass zum Beispiel der Schrein, oder, wie auf dem Kumano mandara, ein Wasserfall abgebildet wird. Es handelt sich somit um eine Verbindung zwischen der Darstellung von Natur, wie man sie aus dem Shintoismus kennt, und Abbildungen von buddhistischer Hierarchie.

Stil

Der Stil des Kumano mandara lässt sich zurückverfolgen auf den Stil der chinesischen Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.), wo Landschaften vermehrt blau, grün und gold dargestellt wurden. Jedoch lassen sich natürlich japanische Einflüsse, beispielsweise in den blühenden Bäumen in den Farben rosa, weiß und gold, finden. Das Bild macht dadurch einen etwas wärmeren Eindruck.

Quellen

  • Sherman E. Lee 1954
    „Kumano Mandala.“ The Bulletin of Cleveland Museum of Art 46/1, Teil 1 (1954), S. 116-118, 122.
  • Max D. Moerman 2005
    Localizing paradise: Kumano pilgrimage and the religious landscape of premodern Japan. Harvard: Harvard University Press 2005.

Kumano sankei mandara

Kumano kanshin jikkai mandara, 17. Jh.

Kumano Herzschau der Zehn Welten Mandala (Kumano kanshin jikkai mandara 熊野観心十界曼荼羅), gehört zur Kategorie der sankei mandara 参詣曼荼羅.

Bildinhalt

Das kumano kanshin jikkai mandara ist eine Abbildung der Lebensabschnitte und der zehn Bereiche der Wiedergeburt. Der obere Bereich des Bildes enthält eine Brücke, auf der sowohl Männer als auch Frauen in den jeweiligen Lebensabschnitten dargestellt werden, von der Geburt bis zum Tod. Das übrige mandara stellt die vier Erlösungs- und sechs Wiedergeburtswelten dar, die um das Schriftzeichen „Herz“ (心) angeordnet sind und mit diesem durch rote Linien verbunden sind. Der Gedanke des sogenannten jikkai gogu wurde besonders von der Tendai-Schule stark geprägt; Er besagt, dass jede der zehn Welten in den jeweils anderen neun ebenfalls existiere, jedoch im Endeffekt alle nur Illusionen seien. Die meisten der Darstellungen betreffen die buddhistischen Höllen, wie das Enma-Gericht, die Waagen, auf denen das Karma gewogen wird, oder der Spiegel, in dem die früheren Taten eines Menschen reflektiert werden. Auch sieht man verschiedene Monster, die die Menschen foltern und quälen, wie im großen See des Feuers, wo sie gekocht werden, oder am großen Schwertberg, den sie überqueren müssen. Auch die Höllen speziell für Frauen, wie die der zeugungsunfähigen Frauen (umazume jigoku), die Bambussprossen mit Hilfe von Kerzendocht ernten müssen, oder die Blutteich-Hölle, der Frauen laut der Sutra ketsubon kyō aus biologischen Gründen nicht entkommen können, werden abgebildet. Alle ‚Eingänge‘ zu den verschiedenen Höllen sind durch torii gekennzeichnet.

Mokuren, ein Schüler Buddhas, der seine Mutter aus der Hölle gerettet haben soll, spielt in diesem mandara ebenfalls eine wichtige Rolle: entlang der vertikalen und horizontalen Achsen des Bildes sollen die Stationen der Erzählung von Mokuren abgebildet sein, während in der Mitte, wo sich die Achsen treffen, die Erlösung aus diesen Höllen befindet: der Bodhisattva Jizō, der sich aufgrund seines besonderen Verhältnisses zu Kindern in der Vorhölle der Kinder aufhält.

Quellen

  • Susanne Formanek 2006
    „Gewalt diesseits und jenseits: Zur Entwicklung der buddhistischen Höllenvorstellungen in Japan.“ Buddhismus in Geschichte und Gegenwart. (Vortragsmanuskript, Bd. 10.) Universität Hamburg: Asien-Afrika-Institut, Abteilung für Kultur und Geschichte Indiens und Tibets 2006.
  • Max D. Moerman 2005
    Localizing paradise: Kumano pilgrimage and the religious landscape of premodern Japan. Harvard: Harvard University Press 2005.
  • Religion in Japan - Ein Web-Handbuch (Bernhard Scheid, seit 2001).


Nachi sankei mandara

Nachi sankei mandara

Das Nachi sankei mandara zählt zu den am besten erhaltenen mandaras. Es wurde mehrmals im 17. Jahrhundert angefertigt, und das stets auf die selbe Art und Weise. Aufgrund seiner Geschichten erzählenden Anordnung von Bildern gibt es Aufschluss über verschiedene Bräuche und Traditionen, die zu dieser Zeit in Kumano gängig waren.


Bildinhalt

Dieses mandara beschreibt die Pilgerroute zum höchsten Punkt von Nachi. Im Grunde ist es wie eine Bildrolle, die eine Geschichte erzählt - wobei die zwei Personen in weiß die Protagonisten sind. Sie kommen immer wieder auf dem mandara vor und praktizieren Rituale und Gebete bei den wichtigsten Stationen der Pilgerroute. Das alles spielt sich unter der Sonne und dem Mond ab, die sich in den oberen Bildecken befinden. Neben allen wichtigen Gebäuden von Nachi ist auch der Kaiser Go-Shirakawa abgebildet, der zu seiner Zeit ein bekannter Liebhaber des Pilgerns und besonders der Pilgerroute von Kumano gewesen sein soll. Über seinem Kopf sind Krähen zu sehen, die vermutlich die göttliche, dreibeinige Krähe Yatagarasu symbolisieren sollen und daher seine Bedeutung als Kaiser unterstreichen sollen, bzw. darauf aufmerksam machen, dass es sich um einen Kaiser handelt.

Quellen

  • Max D. Moerman 2005
    Localizing paradise: Kumano pilgrimage and the religious landscape of premodern Japan. Harvard: Harvard University Press 2005.