Shuten Dōji

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Shuten Dōji.jpg
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ThemengruppeGeister (inkl. Tiere und Monster)
Name Shuten Dōji 酒天童子 („Sauf-Knabe“)
Sonstige Namen 朱点童子, 酒顛童子
Ikonographie oni-artiges Aussehen, riesenhafte Gestalt
Bemerkung Menschfresser; jagt und frisst bevorzugt junge Frauen; Gegenspieler: Minamoto no Raikō

In einer der berühmtesten und grausamsten oni-Legenden[1] in Japan entführt, versklavt und frisst ein Dämon namens Shuten Dōji Jungfrauen aus Kyoto. Für den Namen „Shuten Dōji“ gibt es drei verschiedene Schreibweisen, und zwar 酒天童子、朱点童子 und 酒顛童子 wobei letztere[2] am häufigsten ist. Über die Jahrhunderte hinweg erfreute sich diese Geschichte großer Beliebtheit, zum Teil auch wegen der heroischen Geschichten des Minamoto no Raikō (oder Yorimitsu) (948-1021).

Inhalt und Genre

Minamoto no Raikō war General in der Heian-Zeit und für seinen Mut und seine Tapferkeit bekannt. Er diente fünf Kaisern und wurde zum Gouverneur sämtlicher wichtigen Provinzen. Während der Edo-Zeit half die Entstehung des Kan'ei hoke kakeizuden („Genealogie der feudalen Herrscher der Kan´ei Periode“, 1643), dass die Tokukawa Genealogie mit der des Minamoto-Klans verband, dabei das Interesse an den Vorfahren dieses Klans zu wecken. In der Geschichte „Shuten Dōji“ werden Raikō und seine Gefährten vom Kaiser beauftragt, den bösen Dämon zu besiegen und die Gefangenen zu befreien. Sie können diese Misson aufgrund einer List und mithilfe sämtlicher Gottheiten meistern. Sie verkleiden sich nämlich als Berg-Priester und benebeln die Dämonen mit einem magischen Trank. Dann legen sie ihre Roben ab und zeigen sich als Krieger. „Shuten Dōji“ gehört zu dem Literatur-Genre otogi zōshi welches man mit „Begleiter- oder Kameradengeschichten“ übersetzen kann. Dies sind kurze Geschichten die vom vierzehnten bis zum sechszehnten Jahrhundert verfasst wurden um die Leute zu amüsieren und um sie moralisch aber auch religiös zu bilden. Die „Shuten Dōji“ Geschichte beispielsweise zeigt, dass Krieger, die an buddhistische und shintoistische Gottheiten glauben und sie verehren, die Macht erlangen, auch die furchtbarsten Bestien zu besiegen. Da im „Shuten Dōji“ eine der berühmtesten Heldengeschichten Japans mit unheimlicher Groteske verbunden wird, hat es den Ruf, der interessanteste Repräsentant der otogi zōshi Geschichten zu sein.

Raikō und seine Kompanen bekämpfen Shuten Dōji

Das „Shuten Dōji“ und das Tokugawa-Shogunat

„Shuten Dōji“ ist eine sehr einfache Geschichte in der das Gute, repräsentiert durch Raikō, sein Kompanen und den Kaiser, gegen den bösen Shuten Dōji und seine Untertanen kämpft. Trotz der thematischen Einfachheit stellt man bei genauer Betrachtung der Geschichte jedoch fest, dass die Legende eine komplexe sozialgeschichtliche Dichotomie aufweist. Oni wurden in der Literatur oft dafür verwendet, unterdrückte Menschen die nicht Teil der Fujiwara-Regierung waren zu repräsentieren. Die Fujiwara Regentschaft erlebte ihren Höhepunkt mit Fujiwara Michinaga (966-1027) und die Geschichten der oni erreichten ihren Zenit während der Herrschaft von Kaiser Ichijo (980-1011). Es wird davon ausgegangen, dass die Geschichte des Shuten Dōji, die während dieser Herrschaft erschaffen wurde, die Menschen repräsentiert, die an den Rand der Gesellschaft verbannt wurden. Somit kann die Geschichte nie ganz verstanden werden, solange man oni nicht als Repräsentanten der Verstoßenen oder Mittellosen ansieht.

Der Kopf des Shuten Dōji greift Raikō und seine Krieger an

In der Edo-Zeit wurde „Shuten Dōji“ oft in jōruri[3] und im Kabuki verwendet. In der Einleitung des Kabuki nenpyō (Kabuki Annalen) steht geschrieben, dass die „Shuten Dōji“ Gesichte unter den Leuten aus der Edo-Zeit sehr beliebt war. Obwohl die Geschichten der mittelalterlichen Zeit, Raikō als Anfährer der Krieger beschreiben, wird ihm in den jōruri Werken der Edo-Zeit die Rolle als Beschützer des Landes und als Anführer der Polizei und des Rechtes zugewiesen. Diese Veränderung des Titels Raikōs zeigt den Wunsch des Autors, das neue Tokugawa-Shogunat zufrieden zu stellen. Es war politisch wünschenswert für die damaligen Autoren, das Tokugawa-Shogunat mit der Reikō Legende in Verbindung zu bringen, denn somit bedeutete die Verehrung Reikōs auch eine Verehrung des Shogunats. Das Hauptthema der Gesichte, nämlich die mutigen Guten die das Böse besiegen, wusste das Shogunat für seine Selbstdarstellung zu instrumentalisieren: Wie Raikō würde nämlich auch das Shogunat mit göttlicher Hilfe das Land beschützen und alle Feinde der Regierung niedermetzeln.

Versionen des „Shuten Dōji“

Trotz der Popularität und der Langlebigkeit dieser Geschichte gibt es nur eine einzige publizierte englische Version von T.H James. Unglücklicherweise ist die Übersetzung nicht annotiert, und richtet sich eher an ein jugendliches Zielpublikum, weshalb die Geschichte auch gekürzt wurde. Außerdem wird das Buch nicht mehr gedruckt, was den Zugang zur Lektüre erschwert.

Der Kopf des Shuten Dōji wird nach Kyoto gebracht

Es gibt verschiedene Versionen von „Shuten Dōji“ und jede davon wird anders interpretiert. Die zwei wichtigsten Versionen sind die Ōeyama-Version und die Ibukiyama-Version. Heute wird generell angenommen, dass die Ōeyama-Version zuerst verschriftlicht wurde. Es gibt zwei große Unterschiede zwischen den Versionen. Die erste ist der Standort der Festung des oni. In der Ōeyama-Version liegt sie am Berg Ōe während sie in der Ibukiyama-Verson auf dem Berg Ibuki zu finden ist. Der zweite Unterschied ist, dass es in der Ibukiyama-Version einen Abschnitt gibt in der die ursprüngliche Form des Shuten Dōji als Erzfeind des Buddha, die ursprüngliche Form des Raikō als Bishamon und der Kaiser Ichijō als Miroku beschrieben werden. Der früheste Text in dem die Legende beschrieben wird, ist eine Bildrolle namens Ōeyama ekotoba die im vierzehnten Jahrhundert geschaffen wurde, und die sich derzeit im Itsuō Museum in Osaka befindet. Wie der Name schon sagt, gehört dieser Text zu der Ōeyama-Version. Eine andere Bildrolle namens Shuten dōji emaki ist im Besitz des Suntory Museum of Art in Tokyo. Diese Rolle repräsentiert die Ibukiyama-Version und lässt sich auf das frühe sechzehnte Jahrhundert datieren.

Verweise

Anmerkungen

  1. übersetzt „Dämon(en)“-Legenden
  2. übersetzt „der betrunkene Junge“
  3. Art der gesungenen Geschichtenerzählung, meist mit dem shamisen begleitet

Literatur

  • Noriko T. Reider 2005
    „Shuten dōji: The drunken demon.“ Asian Folklore Studies 64/2 (2005), S. 208-210.

Links