Geschichte/Kami Kulte: Unterschied zwischen den Versionen

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=Und die einheimischen Götter?<span class="bottom"> Kami-Kult am antiken Kaiserhof</span>=
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{{Fl|I}}m sechsten und siebenten Jahr·hundert sah sich Japan gegen·über China in einer Situation, die sich viele Jahr·hunderte später in der Be·gegnung mit dem Westen wieder·holen sollte: Man wurde sich zu·neh·mend einer militärisch und techno·logisch über·legenen Macht be·wusst, die die ter·ritoriale Ei·gen·ständig·keit des Landes bedrohte. Schon damals wählte Japan den Weg der frei·willigen An·passung, um sich mit den Mitteln des Gegners gegen eine Fremd·herr·schaft zu wehren. Die Über·nahme des chi·ne·sischen Staats·wesens war Aus·druck dieser Stra·tegie.
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|Chinesischer Drache des Ostens}}
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Die Sini·sierung des Staates erreichte einen ersten Höhe·punkt in der Zeit nach 662. Damals war der wichtigste Ver·bün·dete Japans auf dem Kontinent, das koreanische Reich {{g|Baekje}}, unter Mithilfe {{Glossar:Tang}}-Chinas vom Nach·bar·reich Silla ein·ge·nommen worden. Japan unter·nahm im Jahr 662 einen groß·angelegten Versuch, Baekje militärisch zu Hilfe zu kommen, wurde jedoch ver·nich·tend geschlagen und musste fürchten, selbst Objekt von chinesisch-koreanischen Be·gehr·lich·keiten zu werden.
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Als Reaktion auf diese Vor·gänge wurden die Häfen dicht gemacht und die Tribut-Zahlungen, die Japan bis da·hin regel·mäßig an die chi·ne·sische Tang-Dynastie ent·richtet hatte, ein·ge·stellt.
  
Auch wenn über die japanische Religion vor Einführung des Buddhismus nur wenige gesicherte Aussagen möglich sind, kann man davon aus·gehen, dass in Japan schon seit vor·geschicht·lichen Zeiten {{glossar:kami}} verehrt wurden. Allerdings waren sowohl die Gestalten der ''kami'' als auch die Formen ihrer Ver·ehrung sehr unter·schied·lich. Aus frühen chi·ne·sischen Berichten und aus den Mythen selbst kann man ent·nehmen, dass Frauen eine wichtige Rolle in der Religion spielten. Das chinesische Ge·schichts·werk {{glossar:weizhi}} (Chronik der Wei, 297 u.Z.) berichtet, dass es um die Mitte des dritten Jahr·hunderts in Japan eine Priester·königin namens {{glossar:himiko}} gab, die das Volk mit Mitteln der Magie und Zauberei be·herrschte. Diese Berichte erinnern an die mytho·logische Kaiserin {{glossar:jinguukougou|Jingū}}, die mit magischen Mitteln einen erfolg·reichen Feld·zug gegen Korea führte, aber auch an die Gott·heit {{glossar:amaterasu}}, die sich mit magischen Mitteln gegen ihren unge·hor·samen Bruder {{Glossar:Susanoo}} behauptet.
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Zugleich trieb man die Zen·trali·sierung von Staat und Ver·waltung nach chinesischem Muster un·ver·mindert voran. Eine Schlüssel·figur dieser Ent·wicklung stellt {{Glossar:Tenmutennou}} dar. Wie bereits erwähnt, wurde die Um·struktu·rierung des Staats·wesens nach chi·ne·sischem Muster unter seiner Herr·schaft end·gültig voll·zogen (siehe Kap. [[Geschichte/Frühzeit|Frühzeit]]). Unter Tenmu bürgerte sich der chinesisch an·mutende Titel {{glossar:tennou}} (Himmels-Herrscher) für den japanischen Herrscher ein, auch der Landesname {{glossar:nihon}} — wtl. Sonnenursprungsland, also Land im Osten [Chinas] — ersetzte das alte {{glossar:Yamato}}.
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{{sidebox|sidepage=Himiko|jingu.jpg|w=140|Königin Himiko und Kaiserin Jingū }}
 
{{sidebox|nintoku_kofun.jpg|w=140|top=-40| Grab des Nintoku Tenno}}
 
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Ausgehend von solchen Berichten und Legenden nehmen manche Religions·historiker an, dass an der Spitze der früh·geschicht·lichen japa·nischen Klan·gesell·schaften Herr·scher·paare standen, bei denen den Männern die weltlich-poli·tische, den Frauen die geistlich-reli·giöse Autorität zukam. Die zahl·reichen Götter·paare in den Mythen stützen diese Annahme. Doch bereits in vor·bud·dhis·tischer Zeit änderte sich die starke religiöse Stellung der Frau.
 
 
 
==Ujigami==
 
 
 
Vor der Übernahme des chinesischen Staats- und Rechtssystems im siebenten Jahr·hundert wurde der frühe japanische Staat von einer Konföderation von Klans ({{glossar:uji}}) dominiert, unter denen der Klan des {{Glossar:Tennou}}-Geschlechts eine führende Stellung inne·hatte. Ein heute noch sicht·bares Zeichen dieser früh·geschicht·lichen Herr·schafts·form sind die riesigen schlüssel·loch·förmigen Grab·hügel ({{glossar:kofun}}), mit denen die Herr·scher zwischen dem dritten und siebenten Jahrhundert ihre Auto·rität unter Beweis stellten. Man nimmt an, dass es in dieser Zeit zu einer zu·neh·menden Strati·fi·zierung der Gesell·schaft kam. Es bildete sich eine Aristo·kratie heraus, die ihren Status unter anderem durch die Ver·ehrung ihrer Ahnen in Form von Klan·gott·heiten ({{glossar:ujigami}}) hervor·hob. Viele der ältesten heute noch bekannten Schreine, etwa der [[Kasuga|Kasuga Schrein]] in {{glossar:nara}}, gingen aus diesen ''ujigami'' Verehrungsstätten hervor.
 
  
Die ''kami'' Verehrung der ''uji''-Aristokratie stellt daher wahrscheinlich keine besonders urtümliche religiöse Praxis dar, sondern ist Ausdruck der Zen·tra·lisie·rung des frühen ja·pa·nischen Staats·wesens und der damit ver·bun·denen Be·to·nung der patri·linearen Erb·folge. Das Auf·kommen der ''ujigami'', die stets die Ahnen der männ·lichen Linie repräsen·tierten, steht möglicher·weise mit einer Ver·drängung der mütter·lichen Erb·folge und damit ein·her·gehend mit einer Schwächung der Stellung der Frau in rituellen Belangen in Zusammenhang.
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Auf den ersten Blick mag all das wie ein Zu·geständ·nis an China er·scheinen. Doch zu·gleich präsen·tierte sich Japan dadurch als eine dem chi·ne·sischen Kaiser·reich eben·bürtige Macht mit einem eben·bürtigen Kaiser, der ebenso wie dieser als Sohn des Himmels angesprochen wurde. In diesem Sinne legte Tenmu auch den Grund·stein für die Nieder·schrift der mytho-histo·rischen Landes·chroniken, die später in Gestalt von {{glossar:kojiki}} (712) und {{glossar:nihonshoki}} (720) voll·endet wurden. Auch der Bud·dhis·mus erfuhr unter Tenmu Tennō Unter·stützung, während zugleich der Schrein der Sonnen·gott·heit {{g|Amaterasu}} in {{g|Ise}} als wichtigster Ahnen·schrein des Tennō-Hauses fest·gelegt und ent·sprechend gefördert wurde.
  
Die ''ujigami'' standen nicht nur für die Ahnen eines patrilinearen Klans, sie waren auch mit dem Land des Klans verbunden und fungierten somit als Hüter der territorialen Klan·rechte. Mit der Ein·führung des chi·ne·sischen Staats·wesens im siebenten Jahr·hundert wurde jedoch das ganze Land zumindest der Theorie nach dem Tenno unterstellt. Die alten Land·rechte der ''uji''-Aristo·kratie wandelten sich in Ver·waltungs·ämter um, dh. man konnte Land nicht mehr besitzen, sondern nur noch im Namen des Tenno verwalten. Wenn ein Verwalter in Ungnade fiel, konnten ihm seine Land·rechte ent·zogen werden. Vor allem dagegen scheinen sich die „Kon·serva·tiven“ bei Hof gerichtet zu haben. Diese Fraktion stellte ein Gegen·gewicht zur zu·neh·menden Sini·sierung der Ver·waltung dar und bestand im Gegen·satz zum leistungs·betonten Modell der chi·ne·sischen Beamten·hie·rarchie auf den erblichen Privilegien der alten Klan-Aristokratie.
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Das siebente Jahrhundert war somit wahr·scheinlich von einer ähnlichen Dynamik und Wider·sprüch·lich·keit geprägt wie die {{glossar:meiji}}-Zeit des modernen Japan: Rasanter Wechsel ging mit dem Fest·halten an alten Traditionen bzw. mit der Erfindung neuer „alter Traditionen“ Hand in Hand (s. [[Staatsshintō]]). Aus dieser Situation heraus ist es wohl auch ver·ständlich, wie ein eigen·ständiges, auf die ein·heimi·schen Götter gerichtetes Hof·zere·moniell fest·gelegt werden konnte, das sowohl zahl·reiche Elemente des chine·sischen Staats- und Kaiser·kults in sich auf·nahm, als auch breiten Raum für den Bud·dhis·mus frei ließ.
 
 
==Der Einfluss Chinas==
 
{{Sidebox|takamatsuzuka_seiryu.jpg|w=140|top=-40|Drache des Ostens}}
 
 
 
Im sechsten und siebenten Jahrhundert sah sich Japan gegen·über China in einer Situation, die sich viele Jahr·hunderte später in der Begegnung mit dem Westen wieder·holen sollte: Man wurde sich zunehmend einer militärisch und techno·logisch über·legenen Macht bewusst, die die territoriale Eigen·ständig·keit des Landes bedrohte. Schon damals wählte Japan den Weg der frei·willigen An·passung, um sich mit den Mitteln des Gegners gegen eine Ver·ein·nahmung zu wehren. Die Über·nahme des chi·ne·sischen Staats·wesens war Aus·druck dieser Strategie. Auf den ersten Blick mag sie wie ein Zu·geständ·nis an China er·scheinen. Doch zugleich präsentierte sich Japan dadurch als eine dem chi·ne·sischen Kaiser·reich eben·bürtige Macht mit einem eben·bürtigen Kaiser, der ebenso ein Sohn des Himmels war. Es mag daher kein Zufall sein, dass die früheste historisch belegbare Ver·wendung des chinesisch anmutenden Titels {{glossar:tennou}} (Himmels-Herrscher) in die Mitte des siebenten Jahr·hunderts fällt, als der wichtigste Ver·bündete Japans auf dem Kontinent, das koreanische Reich Baekje, unter Mithilfe {{Glossar:Tang}}-Chinas vom Nach·bar·reich Silla ein·ge·nommen wurde. Japan unter·nahm im Jahr 662 einen groß·angelegten Versuch, Baekje militärisch zu Hilfe zu kommen, wurde jedoch vernichtend geschlagen.
 
 
 
Als Reaktion auf diese Vorgänge wurden die Tribut-Zahlungen, die Japan bis dahin regel·mäßig an die chi·ne·sische Tang Dynastie entrichtet hatte, eingestellt, und die ein·heimische Mytho·logie stark betont: Der Auftrag zur Ab·fassung der frühesten (mytho-histo·rischen) Chroniken erfolgte wieder im späten siebenten Jahr·hundert. Dennoch ging die Sinisierung von Staat und Ver·waltung un·ver·mindert voran. Eine Schlüssel·figur dieser Ent·wicklung stellt Kaiser {{Glossar:Tenmutennou}} (631-686, r. 673-686) dar. Wie bereits [[Geschichte:Frühzeit| erwähnt]], wurde die Um·struktu·rierung des Staatswesens nach chi·ne·sischem Muster unter seiner Herr·schaft end·gültig voll·zogen, doch legte er anderer·seits auch den Grund·stein für die Nieder·schrift der mytho-histo·rischen Landes·chroniken, die später in Gestalt von {{glossar:kojiki}} (712) und {{glossar:nihonshoki}} (720) voll·endet wurden. Auch der Bud·dhis·mus erfuhr unter Tenmu Tennō Unter·stützung, während zugleich der Schrein der Sonnen·gott·heit Amaterasu in [[Bauten:Ise_Izumo| Ise]] als wichtigster Ahnen·schrein des Tenno-Hauses fest·gelegt und ent·sprechend gefördert wurde.
 
 
 
Das siebente Jahrhundert war somit wahrscheinlich von einer ähnlichen Dynamik und Wider·sprüch·lich·keit geprägt wie die {{glossar:meiji}}-Zeit des modernen Japan: Rasanter Wechsel ging mit dem Fest·halten an alten Traditionen, bzw. mit der Erfindung neuer „alter Traditionen“ Hand in Hand (s. [[Staatsshinto]]). Aus dieser Situation heraus ist es wohl auch ver·ständlich, wie ein eigen·ständiges, auf die ein·heimischen Götter gerichtetes Hof·zeremoniell fest·gelegt werden konnte, das sowohl zahl·reiche Elemente des chinesischen Staats- und Kaiser·kults in sich auf·nahm als auch breiten Raum für den Buddhismus frei ließ.
 
  
 
==Das Götteramt==
 
==Das Götteramt==
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Das Hof·zeremo·niell unter Tenmu ist vor allem insofern be·merkens·wert, als es einer eigenen Be·hörde unter·stellt war, die als einziges Regie·rungs·amt nicht auf einem chi·ne·sischen Vor·bild beruhte: Das Götter·amt, {{glossar:jingikan}} (wtl. „Behörde für Götter des Himmels und der Erde“).
  
Das Hofzeremoniell unter Tenmu ist vor allem insofern bemerkens·wert, als es einer eigenen Behörde unter·stellt war, die als einziges Regierungs·amt nicht auf einem chi·ne·sischen Vor·bild beruhte: Das Götter·amt, {{glossar:jingikan}} (wtl. „Behörde für Götter des Himmels und der Erde“).
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Das Götter·amt stand ur·sprünglich dem obersten Re·gie·rungs·amt ({{Glossar:Daijoukan}}) gleich·wertig gegen·über und war damit rang·mäßig höher als die so·genannten „Acht Ministerien“, in denen die wesent·lichen politischen Ver·waltungs·auf·gaben des Landes be·handelt wurden. Den sakralen und zere·moni·ellen Auf·gaben wurde somit ein beson·derer Platz in der Hier·archie staat·licher An·gelegen·heiten ein·geräumt. Das Götteramt wurde anfangs von Priestern der Familie {{g|Nakatomi}} dominiert, die offenbar schon seit langem Spezialisten für rituelle Angelegenheiten waren. Das Daijōkan wiederum lag zumeist in Händen der Fujiwara, einer Zweigfamilie der Nakatomi. Sieht man sich jedoch die Ränge der jeweiligen Beamten an, er·kennt man, dass der Status der Nakatomi  niedriger war als der ihrer „welt·lichen“ Fujiwara-Verwandten. Auch waren die weltlichen Behörden  mit mehr tat·sächlicher Macht·befugnis aus·ge·stattet. Diese Ambi·valenz bleibt im Grunde auch in späterer Zeit für die Be·handlung alles „Shintōistischen“ charak·teris·tisch: Den {{g|kami}} steht zwar immer der ehren·vollste Platz zu, die tatsächliche Macht geht aber von anderen Instanzen aus.
  
Das Götteramt stand ursprünglich dem obersten Regierungsamt ({{Glossar:Daijoukan}}) gleich·wertig gegen·über und war damit rang·mäßig höher als die sog. „Acht Ministerien“, in denen die wesent·lichen politischen Ver·waltungs·auf·gaben des Landes behandelt wurden. Den sakralen und zere·moni·ellen Auf·gaben wurde somit ein besonderer Platz in der Hier·archie staat·licher An·gelegen·heiten ein·geräumt. Sieht man sich jedoch die Hier·archie der darin tätigen Priester-Beamten an, erkennt man, dass ihre Dienst·ränge niedriger waren als die ihrer „welt·lichen“ Minister·kollegen, die zugleich mit mehr tat·sächlicher Macht·befugnis aus·ge·stattet waren. Diese Ambivalenz bleibt im Grunde auch in späterer Zeit für die Be·handlung alles „Shintoistischen“ charak·teris·tisch: Den ''kami'' steht zwar immer der ehren·vollste Platz zu, die meiste Auf·merk·samkeit erhalten jedoch andere Bereiche.
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Das Götter·amt regelte die wichtigsten rituellen An·gelegen·heiten bei Hof und be·zog auch die {{glossar:ujigami}} der wichtigsten Adels·familien in seinen Auf·gaben·bereich ein. Zu·gleich oblag ihm die Ab·haltung von jahres·zeit·lichen Festen, die wieder·um von chi·ne·sischen Vor·bildern ge·prägt waren. Obwohl das Götter·amt selbst also eine ja·pa·nische Erfindung ist, muss man sich das von ihm prak·tizierte Ritual·system als Mischung von ein·heimischen und chi·ne·sischen Elementen vorstellen.
  
Das Götteramt regelte die wichtigsten rituellen Angelegenheiten bei Hof und bezog auch die ''ujigami'' der wichtigsten Adels·familien in seinen Auf·gaben·bereich ein. Zugleich oblag ihm die Ab·haltung von jahres·zeit·lichen Festen, die wiederum von chi·ne·sischen Vor·bildern geprägt waren. Obwohl das Götter·amt selbst also eine ja·pa·nische Erfindung ist, muss man sich das von ihm praktizierte Ritual·system als Mischung von ein·heimischen und chi·ne·sischen Elementen vorstellen.
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Da das Götter·amt als Ver·waltungs·behörde und nicht als eigene religiöse Körper·schaft an·ge·sehen wurde, wurden seine Auf·gaben in Ge·setzes·texten ge·regelt. Das genaueste Bild ver·mitteln die „Gesetzlichen Be·stimmungen aus der Ära Engi“ ({{glossar:engishiki}}), die Mitte des zehnten Jahr·hunderts in Kraft traten. Die ''Engishiki'' legen u.a. das Personal des Götter·amts genau fest, ent·halten detaillierte Angaben zu den jahres·zeit·lichen Riten, die zum Teil unter Führung des Tennō abzu·halten sind, und listen schließ·lich über 3000 Schreine im ganzen Land auf, die mit dem Kaiser·hof durch Aus·tausch von Opfer·gaben in Ver·bindung stehen. Sie be·schäf·tigen sich dabei in erster Linie mit formalen Details (Art und Anzahl der Opfer·gaben bei be·stimmten Anlässen, Art und Dauer der Askese bei der Vor·bereitung eines Ritus, etc.). Trotz ihrer über·ragenden Bedeutung als Quelle des antiken höfischen ''kami''-Kults deutet manches darauf·hin, dass die ''Engishiki'' eine Ideal·vor·stellung des höfischen Zere·monial·wesens dar·stellen, die in der Praxis nie voll·kommen er·reicht wurde. Besonders die landes·weite Kommu·nikation mit Schreinen, die stets mit dem Geben und Nehmen von Opfer·gaben verknüpft war, stellte eine ge·waltige logistische Heraus·forde·rung dar. Daher kon·zentrierte sich der Hof in der späten {{glossar:heian}}-Zeit auf einige wenige Groß-Schreine und über·ließ die Pflege aller anderen Schreine den lokalen Provinz·verwaltungen.
 
 
Da das Götteramt als Verwaltungsbehörde und nicht als eigene religiöse Körper·schaft angesehen wurde, wurden seine Auf·gaben in Gesetzes·texten geregelt. Das genaueste Bild vermitteln die „Gesetzlichen Bestimmungen aus der Ära Engi“ ({{glossar:engishiki}}), die Mitte des zehnten Jahr·hunderts in Kraft traten. Die ''Engishiki'' legen u.a. das Personal des Götter·amts genau fest, enthalten detaillierte Angaben zu den jahres·zeit·lichen Riten, die zum Teil unter Führung des Tenno abzu·halten sind, und listen schließlich über 3000 Schreine im ganzen Land auf, die mit dem Kaiser·hof in Verbindung stehen. Sie beschäftigen sich dabei in erster Linie mit formalen Details (Art und Anzahl der Opfer·gaben bei bestimmten Anlässen, Art und Dauer der Askese bei der Vor·bereitung eines Ritus, etc.). Trotz ihrer über·ragenden Bedeutung als Quelle des antiken höfischen ''kami''-Kults deutet manches daraufhin, dass die ''Engishiki'' eine Ideal·vor·stellung des höfischen Zere·monial·wesens darstellen, die in der Praxis nie voll·kommen erreicht wurde. Besonders die landes·weite Kommunikation mit Schreinen, die stets mit dem Geben und Nehmen von Opfer·gaben verknüpft war, stellte eine gewaltige logistische Heraus·forde·rung dar. Daher kon·zentrierte sich der Hof in der späten {{glossar:heian}}-Zeit auf einige wenige Groß-Schreine und überließ die Pflege aller anderen Schreine den lokalen Provinzverwaltungen.
 
  
 
==Tabus gegen den Buddhismus==
 
==Tabus gegen den Buddhismus==
  
Etwas rätselhaft ist, dass der höfische Buddhismus in den ''Engishiki'' weitgehend ausgeblendet ist. Im Gegensatz dazu sind nicht nur die Chroniken der einzelnen Schreine bereits in der Heian-Zeit voll von buddhistischen Bezügen, auch in der Hofaristokratie selbst greift die Praxis des buddhistischen Laienmönchsstands ({{glossar:nyuudou}}<nowiki>; meist verbunden mit dem Rücktritt von öffentlichen Ämtern) mehr und mehr um sich. Ende der Heian-Zeit macht sich diese Praxis selbst unter zurückgetretenen Kaisern breit, ja es kommt sogar zur berühmten Schattenregierung der „Klosterkaiser“ (</nowiki>{{glossar:insei}}). Dagegen ist es ausgeschlossen, dass ein amtierender Tenno in den Mönchsstand eintritt. Ohne jegliche theologische Begründung existiert somit eine deutliche Trennwand zwischen einzelnen Bereichen des höfischen ''kami''-Kults und dem buddhistischen Klerus.
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Etwas rätsel·haft ist, dass der höfische Bud·dhis·mus in den ''Engishiki'' weit·gehend ausge·blendet ist. Im Gegensatz dazu sind nicht nur die Chro·niken der einzelnen Schreine bereits in der Heian-Zeit voll von bud·dhis·tischen Bezügen, auch in der Hof·aristo·kratie selbst greift die Praxis des bud·dhis·tischen Laien·mönchs·stands ({{glossar:nyuudou}}; meist ver·bunden mit dem Rück·tritt von öffent·lichen Ämtern) mehr und mehr um sich. Ende der Heian-Zeit macht sich diese Praxis selbst unter zurück·ge·tretenen Kaisern breit, ja es kommt sogar zur berühmten Schatten·regierung der „Kloster·kaiser“ ({{glossar:insei}}). Dagegen ist es aus·geschlossen, dass ein am·tie·render Tennō in den Mönchs·stand eintritt. Ohne jegliche theo·logische Be·grün·dung existiert somit eine deutliche Trenn·wand zwischen dem höfischen ''kami''-Kult und dem bud·dhis·tischen Klerus.
 
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{{w500
Am stärksten ist diese Tendenz im {{glossar:isejinguu|Ise Schrein}} ausgeprägt. So sind z.B. in den ''Engishiki'' mehrere buddhistische Begriffe genannt, die in Ise nicht verwendet werden dürfen. Statt dessen hat man sich bestimmter Tabuworte zu bedienen, etwa: „Langhaar“ für Mönch, „gefärbtes Papier“ für Sutra, „Schindeldach“ für Tempel (andere ähnliche Tabuworte beziehen sich auf Krankheit, Tod und Fleischkonsum). Auch gibt es das rätselhafte Gebot, beim Betreten des Ise Schreins „den Atem des Buddhismus zu bedecken“, und buddhistische Mönche können den Schrein nur mit Schwierigkeiten besuchen. Ähnliche Gebote verbreiten sich auch in einigen wenigen anderen, dem Hof nahe stehenden Schreinen. Es scheint somit, dass innerhalb des Zeremonialwesens, dessen Zentrum das Götteramt darstellte, der Einfluss des Buddhismus bewusst negiert wurde.
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|ise2013.jpg
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|Hauptschrein von Ise
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Am stärksten ist diese Tendenz im {{glossar:isejinguu|Ise Schrein}} ausgeprägt. So sind z.B. in den ''Engishiki'' mehrere bud·dhis·tische Begriffe genannt, die in Ise nicht ver·wendet werden dürfen. Stattdessen hat man sich bestimmter Tabu·worte zu bedienen, etwa: „Lang·haar“ für Mönch, „gefärbtes Papier“ für {{skt:Sutra}}, „Schindel·dach“ für Tempel (andere ähn·liche Tabu·worte beziehen sich auf Krank·heit, Tod und Fleisch·konsum). Auch gibt es das rätsel·hafte Gebot, beim Be·treten des Ise Schreins „den Atem des Bud·dhis·mus zu bedecken“, und bud·dhis·tische Mönche können den Schrein nur mit Schwierig·keiten besuchen. Ähnliche Gebote ver·breiten sich auch in einigen wenigen anderen, dem Hof nahe stehenden, Schreinen. Es scheint somit, dass inner·halb des Zere·monial·wesens, dessen Zentrum das Götter·amt dar·stellte, der Ein·fluss des Bud·dhis·mus bewusst negiert wurde.
  
Warum diese Trennung? Es mag sein, dass der latente Widerstand gegen den Buddhismus, der hier zu erkennen ist, mit einem Festhalten der Hofaristokratie an ihren angestammten Erbrechten zu tun hat, die trotz der „meritokratischen“ Hierarchie des chinesischen Beamtenstaates nie gänzlich abgeschafft wurden. In der Tat waren staatliche Beamtenprüfungen wie sie das chinesische Modell vorsieht, nur kurz im {{Glossar:Nara}}-zeitlichen Japan üblich und verloren gegenüber den erblichen Privilegien einzelner Adelshäuser bald wieder an Bedeutung. Diese Erbrechte werden nun aber gerade vom Buddhismus nicht ideologisch unterstützt. Daher pflegte der Adel neben dem Buddhismus auch den Kult der eigenen ''ujigami'' Schreine weiter.
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Warum diese Tren·nung? Es mag sein, dass der latente Wider·stand gegen den Bud·dhis·mus, der hier zu er·kennen ist, mit einem Fest·halten der Hof·aristo·kratie an ihren ange·stammten Erb·rechten zu tun hat, die trotz der „merito·kratischen“ Hie·rarchie des chi·ne·sischen Beamten·staates nie gänzlich abge·schafft wurden. In der Tat waren staat·liche Beamten·prüfungen wie sie das chi·ne·sische Modell vorsieht, nur kurz im {{Glossar:Nara}}-zeitlichen Japan üblich und verloren gegen·über den erb·lichen Privilegien einzelner Adels·häuser bald wieder an Bedeutung. Diese Erb·rechte werden nun aber gerade vom Bud·dhis·mus nicht ideo·logisch unter·stützt. Daher pflegte der Adel neben dem Bud·dhis·mus auch den Kult der eigenen ''ujigami''-Schreine weiter.
  
Die ''ujigami'' — und vielleicht die japanischen ''kami'' überhaupt — schufen eine Möglichkeit, im an sich perfekt geordneten Weltsystem der [[Grundbegriffe:Buddhismus|Karma]]-Theorie ein Schlupfloch zu finden. Man konnte beispielsweise, wenn kein karmischer, bzw. moralischer Nutzen an einer bestimmten Handlungsweise zu erkennen war, göttliche Tabu-Regeln geltend machen. Der anti-systematische Charakter der alten ''kami'' Religion kam zweifellos der Aufrechterhaltung bestimmter Sonderrechte oder Privilegien entgegen.
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Die ''ujigami'' — und vielleicht die japanischen ''kami'' überhaupt — schufen eine Möglich·keit, im an sich perfekt ge·ordneten Welt·system der [[Grundbegriffe/Buddhismus|Karma]]-Theorie ein Schlupf·loch zu finden. Man konnte bei·spiels·weise, wenn kein {{skt:karma|karmischer}} bzw. moralischer Nutzen an einer be·stimmten Handlungs·weise zu er·kennen war, göttliche Tabu-Regeln geltend machen. Der anti-sys·tema·tische Charakter der alten ''kami''-Religion kam zweifel·los der Aufrecht·er·haltung bestimmter Son·der·rechte oder Privi·legien entgegen.
  
Der Buddhismus hingegen pflegte in seinen Klöstern eine Art Meritokratie und stellte – trotz aller historischen Verflechtungen mit den einzelnen Adelsfamilien – im besten Fall einen prekären Schutz weltlicher Einzelinteressen dar. Denn unter Berufung auf das mönchische Ideal der Besitzlosigkeit oder auf die Unbeständigkeit aller weltlichen Güter konnte die Verteidigung irdischer Besitztümer stets von Grund auf angezweifelt werden. Dies scheint aus meiner Sicht ein wesentlicher Punkt, wenn man nach Erklärungen sucht, warum nach einem anfänglichen Höhenflug des staatlich subventionierten Buddhismus eine verhaltene, aber doch deutliche Gegenbewegung spätestens seit dem Beginn der Heian Zeit zu erkennen ist.
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Der Bud·dhis·mus hin·ge·gen pflegte in seinen Klöstern eine Art Merito·kratie. Trotz aller historischen Ver·flech·tungen mit den einzelnen Adels·familien waren seine Grund·dogmen daher nicht auf den Schutz welt·licher Einzel·interessen ausgerichtet. Unter Berufung auf das mönchische Ideal der Besitz·losigkeit oder auf die Un·beständig·keit aller welt·lichen Güter konnten irdische Besitz·rechte daher stets von Grund auf ange·zweifelt werden. Dass dies in der Praxis auch der Fall war, wird spätestens Ende der Heian-Zeit aus diversen bud·dhis·tischen Anek·doten ({{glossar:setsuwa}}) deutlich. Dies ist aus meiner Sicht ein wesent·licher Punkt, wenn man nach Er·klärungen sucht, warum nach einem an·fäng·lichen Höhen·flug des staat·lich sub·ventio·nierten Bud·dhis·mus eine ver·haltene, aber doch deut·liche Gegen·bewegung spätestens seit dem Beginn der Heian-Zeit zu erkennen ist.
  
Vielleicht gab aber auch die erwähnte Affäre des buddhistischen Usurpators [[Geschichte:Nara|Dōkyō]] den Ausschlag, dass ein gewisser Bereich des höfischen Zeremoniells einschließlich der Riten des Tenno vom Einfluss des Buddhismus ferngehalten wurde. Jedenfalls erfolgte diese Abgrenzung im wesentlichen in Form von Tabu-Regeln. Bereits in der späten Heian Zeit, als das buddhistische Weltbild im allgemeinen Bewusstsein der Japaner zur Selbstverständlichkeit geworden war, tat man sich schwer, den Sinn dieser Tabus zu verstehen, und suchte nach spitzfindigen Deutungen. Nichtsdestoweniger behielten sie auch in der buddhistisch dominierten Zeit des japanischen Mittelalters stets ein gewisses Maß an Gültigkeit.
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Vielleicht gab aber auch die erwähnte Affäre des bud·dhis·tischen Usurpators {{g|Doukyou}} (siehe Kap.  [[Geschichte/Nara|Nara]]) den Aus·schlag, dass ein gewisser Bereich des hö·fischen Zere·moni·ells, ein·schließ·lich der Riten des Tennō, vom Ein·fluss des Bud·dhis·mus fern·gehalten wurde. Jeden·falls erfolgte diese Ab·grenzung im wesent·lichen in Form von Tabu-Regeln. Bereits in der späten Heian-Zeit, als das bud·dhis·tische Welt·bild im allge·meinen Bewusst·sein der Japaner zur Selbst·ver·ständ·lich·keit geworden war, tat man sich schwer, den Sinn dieser Tabus zu ver·stehen, und suchte nach spitz·findigen Deutungen. Nichts·desto·weniger be·hielten sie auch in der bud·dhis·tisch domi·nierten Zeit des japanischen Mittel·alters stets ein gewisses Maß an Gültigkeit.
  
 
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* [http://www.asukanet.gr.jp/asukahome/index.html Asuka Historical Museum] (en.)<br/>Mit Informationen und Abbildungen zum Takamatsuzuka Grab.
 
* [http://www.asukanet.gr.jp/asukahome/index.html Asuka Historical Museum] (en.)<br/>Mit Informationen und Abbildungen zum Takamatsuzuka Grab.
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Version vom 20. August 2018, 21:28 Uhr

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Und die einheimischen Götter? kami-Kult am antiken Kaiserhof

Vorlage:Flm sechsten und siebenten Jahr·hundert sah sich Japan gegen·über China in einer Situation, die sich viele Jahr·hunderte später in der Be·gegnung mit dem Westen wieder·holen sollte: Man wurde sich zu·neh·mend einer militärisch und techno·logisch über·legenen Macht be·wusst, die die ter·ritoriale Ei·gen·ständig·keit des Landes bedrohte. Schon damals wählte Japan den Weg der frei·willigen An·passung, um sich mit den Mitteln des Gegners gegen eine Fremd·herr·schaft zu wehren. Die Über·nahme des chi·ne·sischen Staats·wesens war Aus·druck dieser Stra·tegie.

Takamatsuzuka seiryu.jpg
Chinesischer Drache des Ostens

Die Sini·sierung des Staates erreichte einen ersten Höhe·punkt in der Zeit nach 662. Damals war der wichtigste Ver·bün·dete Japans auf dem Kontinent, das koreanische Reich Baekje [Baekje (kor.) 百濟/백제 Ehemaliges Königreich in Korea, das sich zu seiner Blütezeit im 5. Jh. über die gesamte Westküste Südkoreas erstreckte; 660 vom benachbarten Silla erobert], unter Mithilfe

Tang 唐 (chin.)

chin. Herrschaftsdynastie, 618–907

Epoche

Der Begriff „Tang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

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-Chinas vom Nach·bar·reich Silla ein·ge·nommen worden. Japan unter·nahm im Jahr 662 einen groß·angelegten Versuch, Baekje militärisch zu Hilfe zu kommen, wurde jedoch ver·nich·tend geschlagen und musste fürchten, selbst Objekt von chinesisch-koreanischen Be·gehr·lich·keiten zu werden. Als Reaktion auf diese Vor·gänge wurden die Häfen dicht gemacht und die Tribut-Zahlungen, die Japan bis da·hin regel·mäßig an die chi·ne·sische Tang-Dynastie ent·richtet hatte, ein·ge·stellt.

Zugleich trieb man die Zen·trali·sierung von Staat und Ver·waltung nach chinesischem Muster un·ver·mindert voran. Eine Schlüssel·figur dieser Ent·wicklung stellt

Tenmu Tennō 天武天皇 (jap.)

631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)

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dar. Wie bereits erwähnt, wurde die Um·struktu·rierung des Staats·wesens nach chi·ne·sischem Muster unter seiner Herr·schaft end·gültig voll·zogen (siehe Kap. Frühzeit). Unter Tenmu bürgerte sich der chinesisch an·mutende Titel

Tennō 天皇 (jap.)

jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels

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(Himmels-Herrscher) für den japanischen Herrscher ein, auch der Landesname

Nihon/Nippon 日本 (jap.)

Japan; wtl. Sonnenursprungs[land]

Ort

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— wtl. Sonnenursprungsland, also Land im Osten [Chinas] — ersetzte das alte

Yamato 大和/倭 (jap.)

Kernland der Tennō-Dynastie in Zentraljapan (Präfektur Nara); archaischer Name für Japan

Ort, Geschichte

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.

Auf den ersten Blick mag all das wie ein Zu·geständ·nis an China er·scheinen. Doch zu·gleich präsen·tierte sich Japan dadurch als eine dem chi·ne·sischen Kaiser·reich eben·bürtige Macht mit einem eben·bürtigen Kaiser, der ebenso wie dieser als Sohn des Himmels angesprochen wurde. In diesem Sinne legte Tenmu auch den Grund·stein für die Nieder·schrift der mytho-histo·rischen Landes·chroniken, die später in Gestalt von

Kojiki 古事記 (jap.)

„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)

Text

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(712) und

Nihon shoki 日本書紀 (jap.)

Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)

Text

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(720) voll·endet wurden. Auch der Bud·dhis·mus erfuhr unter Tenmu Tennō Unter·stützung, während zugleich der Schrein der Sonnen·gott·heit Amaterasu [Amaterasu  (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise] in Ise [Ise  (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū] als wichtigster Ahnen·schrein des Tennō-Hauses fest·gelegt und ent·sprechend gefördert wurde.

Das siebente Jahrhundert war somit wahr·scheinlich von einer ähnlichen Dynamik und Wider·sprüch·lich·keit geprägt wie die

Meiji 明治 (jap.)

posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt

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-Zeit des modernen Japan: Rasanter Wechsel ging mit dem Fest·halten an alten Traditionen bzw. mit der Erfindung neuer „alter Traditionen“ Hand in Hand (s. Staatsshintō). Aus dieser Situation heraus ist es wohl auch ver·ständlich, wie ein eigen·ständiges, auf die ein·heimi·schen Götter gerichtetes Hof·zere·moniell fest·gelegt werden konnte, das sowohl zahl·reiche Elemente des chine·sischen Staats- und Kaiser·kults in sich auf·nahm, als auch breiten Raum für den Bud·dhis·mus frei ließ.

Das Götteramt

Das Hof·zeremo·niell unter Tenmu ist vor allem insofern be·merkens·wert, als es einer eigenen Be·hörde unter·stellt war, die als einziges Regie·rungs·amt nicht auf einem chi·ne·sischen Vor·bild beruhte: Das Götter·amt,

Jingi-kan 神祇官 (jap.)

Götteramt, wtl. Amt für Götter des Himmels und der Erde

Institution

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(wtl. „Behörde für Götter des Himmels und der Erde“).

Das Götter·amt stand ur·sprünglich dem obersten Re·gie·rungs·amt (

Daijō-kan 太政官 (jap.)

oberstes Regierungsamt der Nara- und Heian-Zeit

Institution

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) gleich·wertig gegen·über und war damit rang·mäßig höher als die so·genannten „Acht Ministerien“, in denen die wesent·lichen politischen Ver·waltungs·auf·gaben des Landes be·handelt wurden. Den sakralen und zere·moni·ellen Auf·gaben wurde somit ein beson·derer Platz in der Hier·archie staat·licher An·gelegen·heiten ein·geräumt. Das Götteramt wurde anfangs von Priestern der Familie Nakatomi [Nakatomi (jap.) 中臣 Adelsgeschlecht der Antike] dominiert, die offenbar schon seit langem Spezialisten für rituelle Angelegenheiten waren. Das Daijōkan wiederum lag zumeist in Händen der Fujiwara, einer Zweigfamilie der Nakatomi. Sieht man sich jedoch die Ränge der jeweiligen Beamten an, er·kennt man, dass der Status der Nakatomi niedriger war als der ihrer „welt·lichen“ Fujiwara-Verwandten. Auch waren die weltlichen Behörden mit mehr tat·sächlicher Macht·befugnis aus·ge·stattet. Diese Ambi·valenz bleibt im Grunde auch in späterer Zeit für die Be·handlung alles „Shintōistischen“ charak·teris·tisch: Den kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō] steht zwar immer der ehren·vollste Platz zu, die tatsächliche Macht geht aber von anderen Instanzen aus.

Das Götter·amt regelte die wichtigsten rituellen An·gelegen·heiten bei Hof und be·zog auch die

ujigami 氏神 (jap.)

Altertum: Klangottheit; heute: lokale Schutzgottheit

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der wichtigsten Adels·familien in seinen Auf·gaben·bereich ein. Zu·gleich oblag ihm die Ab·haltung von jahres·zeit·lichen Festen, die wieder·um von chi·ne·sischen Vor·bildern ge·prägt waren. Obwohl das Götter·amt selbst also eine ja·pa·nische Erfindung ist, muss man sich das von ihm prak·tizierte Ritual·system als Mischung von ein·heimischen und chi·ne·sischen Elementen vorstellen.

Da das Götter·amt als Ver·waltungs·behörde und nicht als eigene religiöse Körper·schaft an·ge·sehen wurde, wurden seine Auf·gaben in Ge·setzes·texten ge·regelt. Das genaueste Bild ver·mitteln die „Gesetzlichen Be·stimmungen aus der Ära Engi“ (

Engishiki 延喜式 (jap.)

„Bestimmungen der Engi Ära“; Gesetzeswerk mit zahlreichen religionspol. Bestimmungen, v.a. zum Schreinzeremoniell, aus dem 10. Jh.

Text

Der Begriff „Engishiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), die Mitte des zehnten Jahr·hunderts in Kraft traten. Die Engishiki legen u.a. das Personal des Götter·amts genau fest, ent·halten detaillierte Angaben zu den jahres·zeit·lichen Riten, die zum Teil unter Führung des Tennō abzu·halten sind, und listen schließ·lich über 3000 Schreine im ganzen Land auf, die mit dem Kaiser·hof durch Aus·tausch von Opfer·gaben in Ver·bindung stehen. Sie be·schäf·tigen sich dabei in erster Linie mit formalen Details (Art und Anzahl der Opfer·gaben bei be·stimmten Anlässen, Art und Dauer der Askese bei der Vor·bereitung eines Ritus, etc.). Trotz ihrer über·ragenden Bedeutung als Quelle des antiken höfischen kami-Kults deutet manches darauf·hin, dass die Engishiki eine Ideal·vor·stellung des höfischen Zere·monial·wesens dar·stellen, die in der Praxis nie voll·kommen er·reicht wurde. Besonders die landes·weite Kommu·nikation mit Schreinen, die stets mit dem Geben und Nehmen von Opfer·gaben verknüpft war, stellte eine ge·waltige logistische Heraus·forde·rung dar. Daher kon·zentrierte sich der Hof in der späten

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar

-Zeit auf einige wenige Groß-Schreine und über·ließ die Pflege aller anderen Schreine den lokalen Provinz·verwaltungen.

Tabus gegen den Buddhismus

Etwas rätsel·haft ist, dass der höfische Bud·dhis·mus in den Engishiki weit·gehend ausge·blendet ist. Im Gegensatz dazu sind nicht nur die Chro·niken der einzelnen Schreine bereits in der Heian-Zeit voll von bud·dhis·tischen Bezügen, auch in der Hof·aristo·kratie selbst greift die Praxis des bud·dhis·tischen Laien·mönchs·stands (

nyūdō 入道 (jap.)

buddhistischer Laienmönch

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meist ver·bunden mit dem Rück·tritt von öffent·lichen Ämtern) mehr und mehr um sich. Ende der Heian-Zeit macht sich diese Praxis selbst unter zurück·ge·tretenen Kaisern breit, ja es kommt sogar zur berühmten Schatten·regierung der „Kloster·kaiser“ (
insei 院政 (jap.)

Regierung der „Klosterkaiser“ (späte Heian-Zeit)

Geschichte

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). Dagegen ist es aus·geschlossen, dass ein am·tie·render Tennō in den Mönchs·stand eintritt. Ohne jegliche theo·logische Be·grün·dung existiert somit eine deutliche Trenn·wand zwischen dem höfischen kami-Kult und dem bud·dhis·tischen Klerus.

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Hauptschrein von Ise
Der Ise Schrein kurz nach der Schrein­verlegungs­zeremonie, Oktober 2013. Vor einem knallneuen torii verneigen sich zwei festlich gekleidete Damen unter Anleitung eines Priesters. Eine Masse von Schaulustigen, zu denen auch der Fotograf gehört, befindet sich hinter einem Zaun, der nur für prominente Gäste geöffnet wird. Vom eigentlichen Hauptgebäude ist lediglich ein kleines Stück Dach zu sehen, die Architektur entspricht jedoch dem überdachten Tor hinter dem torii. Rechts im Hintergrund ist noch die spiegelbildlich errichtete alte Anlage zu sehen, die in Kürze abgerissen wird, bis das Areal nach zwanzig Jahren für einen weiteren Neuaufbau genutzt wird.
Bernhard Scheid, 2013.

Am stärksten ist diese Tendenz im

Ise Jingū 伊勢神宮 (jap.)

kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū

Schrein

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Ise Jingū; s.a. Geo-Glossar

ausgeprägt. So sind z.B. in den Engishiki mehrere bud·dhis·tische Begriffe genannt, die in Ise nicht ver·wendet werden dürfen. Stattdessen hat man sich bestimmter Tabu·worte zu bedienen, etwa: „Lang·haar“ für Mönch, „gefärbtes Papier“ für

sūtra सूत्र (skt., n.)

„Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)

Text

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Bilder

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, „Schindel·dach“ für Tempel (andere ähn·liche Tabu·worte beziehen sich auf Krank·heit, Tod und Fleisch·konsum). Auch gibt es das rätsel·hafte Gebot, beim Be·treten des Ise Schreins „den Atem des Bud·dhis·mus zu bedecken“, und bud·dhis·tische Mönche können den Schrein nur mit Schwierig·keiten besuchen. Ähnliche Gebote ver·breiten sich auch in einigen wenigen anderen, dem Hof nahe stehenden, Schreinen. Es scheint somit, dass inner·halb des Zere·monial·wesens, dessen Zentrum das Götter·amt dar·stellte, der Ein·fluss des Bud·dhis·mus bewusst negiert wurde.

Warum diese Tren·nung? Es mag sein, dass der latente Wider·stand gegen den Bud·dhis·mus, der hier zu er·kennen ist, mit einem Fest·halten der Hof·aristo·kratie an ihren ange·stammten Erb·rechten zu tun hat, die trotz der „merito·kratischen“ Hie·rarchie des chi·ne·sischen Beamten·staates nie gänzlich abge·schafft wurden. In der Tat waren staat·liche Beamten·prüfungen wie sie das chi·ne·sische Modell vorsieht, nur kurz im

Nara 奈良 (jap.)

Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō

Ort, Geschichte

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Nara; s.a. Geo-Glossar

-zeitlichen Japan üblich und verloren gegen·über den erb·lichen Privilegien einzelner Adels·häuser bald wieder an Bedeutung. Diese Erb·rechte werden nun aber gerade vom Bud·dhis·mus nicht ideo·logisch unter·stützt. Daher pflegte der Adel neben dem Bud·dhis·mus auch den Kult der eigenen ujigami-Schreine weiter.

Die ujigami — und vielleicht die japanischen kami überhaupt — schufen eine Möglich·keit, im an sich perfekt ge·ordneten Welt·system der Karma-Theorie ein Schlupf·loch zu finden. Man konnte bei·spiels·weise, wenn kein

Karma कर्म (skt., n.)

„Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)

Konzept

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bzw. moralischer Nutzen an einer be·stimmten Handlungs·weise zu er·kennen war, göttliche Tabu-Regeln geltend machen. Der anti-sys·tema·tische Charakter der alten kami-Religion kam zweifel·los der Aufrecht·er·haltung bestimmter Son·der·rechte oder Privi·legien entgegen.

Der Bud·dhis·mus hin·ge·gen pflegte in seinen Klöstern eine Art Merito·kratie. Trotz aller historischen Ver·flech·tungen mit den einzelnen Adels·familien waren seine Grund·dogmen daher nicht auf den Schutz welt·licher Einzel·interessen ausgerichtet. Unter Berufung auf das mönchische Ideal der Besitz·losigkeit oder auf die Un·beständig·keit aller welt·lichen Güter konnten irdische Besitz·rechte daher stets von Grund auf ange·zweifelt werden. Dass dies in der Praxis auch der Fall war, wird spätestens Ende der Heian-Zeit aus diversen bud·dhis·tischen Anek·doten (

setsuwa 説話 (jap.)

Lehrerzählung, didaktische Anekdote; meist von buddh. Mönchen in Form umfangreicher Sammlungen kompiliert

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Der Begriff „setsuwa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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) deutlich. Dies ist aus meiner Sicht ein wesent·licher Punkt, wenn man nach Er·klärungen sucht, warum nach einem an·fäng·lichen Höhen·flug des staat·lich sub·ventio·nierten Bud·dhis·mus eine ver·haltene, aber doch deut·liche Gegen·bewegung spätestens seit dem Beginn der Heian-Zeit zu erkennen ist.

Vielleicht gab aber auch die erwähnte Affäre des bud·dhis·tischen Usurpators Dōkyō [Dōkyō (jap.) 道鏡 700?–772; Nara-zeitl. Mönch; buddhistischer Staatsmann] (siehe Kap. Nara) den Aus·schlag, dass ein gewisser Bereich des hö·fischen Zere·moni·ells, ein·schließ·lich der Riten des Tennō, vom Ein·fluss des Bud·dhis·mus fern·gehalten wurde. Jeden·falls erfolgte diese Ab·grenzung im wesent·lichen in Form von Tabu-Regeln. Bereits in der späten Heian-Zeit, als das bud·dhis·tische Welt·bild im allge·meinen Bewusst·sein der Japaner zur Selbst·ver·ständ·lich·keit geworden war, tat man sich schwer, den Sinn dieser Tabus zu ver·stehen, und suchte nach spitz·findigen Deutungen. Nichts·desto·weniger be·hielten sie auch in der bud·dhis·tisch domi·nierten Zeit des japanischen Mittel·alters stets ein gewisses Maß an Gültigkeit.