Ikonographie: Unterschied zwischen den Versionen

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{{titel | <span>Einleitung: </span>Die religiöse Ikonographie Japans}}
{{DISPLAYTITLE:<span>Einleitung:</span> Die religiöse Ikonographie Japans}}<!--
 
-->Die japanische Ikonographie ist stark vom Buddhismus geprägt, daher sind die höchsten bud·dhis·tischen Wesen,  und ,  auch am häufigsten ab·ge·bildet.
 
  
Doch die Buddhas lassen auch Gott·heiten anderer Religionen zu: Zusammen mit den einheimischen japanischen Göttern  und im·por·tier·ten Gottheiten aus Indien, China und Korea formen sie ein Pantheon, in dem die Grenzen zwischen den einzelnen Kon·fes·sionen und Religionen verschwinden.  
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| Buddha, umgeben von Göttern und Heiligen (Japan, 1257)
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{{fl|D}}ie japanische religiöse Bilderwelt ist stark vom [[Buddhismus]] geprägt, daher sind die höchsten bud·dhis·ti·schen Wesen, {{skt:buddha|Buddhas}} und {{skt:bodhisattva|Bodhisattvas}}, auch am häufigs·ten ab·ge·bildet. Doch die Bud·dhas lassen auch Gott·hei·ten anderer Re·li·gio·nen zu: Zu·sam·men mit den ein·hei·mi·schen japa·ni·schen Göt·tern ({{g|kami}}) und im·por·tier·ten Gott·hei·ten aus Indien, China und Korea formen sie ein Pan·the·on, in dem die Gren·zen zwi·schen den ein·zel·nen Kon·fes·sionen und Reli·gionen ver·schwin·den. In diesem Kapitel werden die wich·tigs·ten, am häu·figs·ten anzu·tref·fenden Gestal·ten dieses japani·schen Pan·theons vorge·stellt und ihre ikono·gra·phischen Erken·nungs·merk·male kurz be·schrie·ben. Es handelt sich aller·dings nur um einen klei·nen Aus·schnitt des·sen, was man an Figu·ren und The·men in der Reli·gion Japans vor·fin·det.
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Zunächst soll es einmal darum gehen, in der ver·wir·ren·den Viel·falt bud·dhis·tischer Figu·ren eine Art Orien·tie·rung zu finden. In der japa·ni·schen Kunst·ge·schich·te gibt es zu diesem Zweck vier hier·ar·chisch ange·ord·nete Kate·go·rien:
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''Nyorai'' (Buddha), ''bosatsu'' (Bodhisattva), ''myōō'' (Vidyārāja) und ''tenbu'' (Deva).
  
In diesem Kapitel werden die wichtigsten, am häufigsten anzutref·fenden Gestalten dieses japanischen Pantheons vorgestellt und ihre ikonographischen Erken·nungs·merk·male kurz beschrieben. Es handelt sich aller·dings nur um einen kleinen Aus·schnitt dessen, was man an Figuren und Themen in der Religion Japans vorfindet.
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==Nyorai oder Buddha-Gruppe==
  
Zunächst soll es einmal darum gehen, in der ver·wir·renden Viel·falt buddhis·tischer Figuren eine Art Orien·tierung zu finden. In der japanischen Kunst·ge·schichte gibt es zu diesem Zweck vier hierarchisch angeordnete Kategorien:
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{{g|nyorai|Nyorai}} ist ein Eh·ren·titel eines Bud·dhas, die Über·set·zung von skt. {{skt:Tathagata}}. Bud·dhas sind streng ge·nom·men keine Götter, wer·den aber ähn·lich wie Göt·ter dar·ge·stellt. Trotz der ver·schie·denen Namen sind die meis·ten Bud·dhas äußer·lich (und wohl auch in·ner·lich) bei·nahe iden·tisch. In den bud·dhis·tischen Schriften wer·den ihnen [[32 Merkmale]] zu·ge·spro·chen, durch die sie sich von ge·wöhn·lichen Sterb·li·chen unter·schei·den. In den bild·li·chen Dar·stel·lun·gen sind davon meist nur einige zu sehen, z.B. der Schädel·aus·wuchs (Sitz be·son·der·er spi·ri·tu·eller Fähig·keiten); das Stirn·mal (ei·gent·lich eine weiße leuch·tende Haar·locke zwi·schen den Augen·brauen, meist als kleine Erhe·bung dar·ge·stellt); oder die lang ge·dehn·ten Ohr·läpp·chen.
  
==Nyorai oder Buddha&shy;-Gruppe==
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Abge·sehen davon weisen die meisten Bud·dhas fol·gen·de Ge·mein·sam·kei·ten auf: ein·faches Mönchs·gewand, ent·spannte Körper·hal·tung, ent·spannte Ge·sichts·züge, kein (oder kaum) Schmuck. Buddhas sitzen häufig im Medi·tations- oder Lotos-Sitz, es gibt aber auch ste·hende Buddha-Statuen, die dann meistens von zwei Bo·dhi·satt·vas flan·kiert sind. Die Dar·stel·lung des Kör·pers ist im All·ge·mei·nen schlicht und rea·lis·tisch. Nur wenige Bud·dhas besit·zen in·di·vi·du·elle Merk·male. Daher lassen sie sich oft nur durch un·ter·schied·liche Hand·zeichen ({{skt:mudra}}) un·ter·schei·den. In diesen Kapiteln wird auf die Bud·dhas [[Ikonographie/Amida|Amida]], [[Ikonographie/Dainichi|Dainichi]] und [[Ikonographie/Shaka|Shaka]] ge·nauer eingegan·gen. Beson·ders im Alter·tum war neben diesen auch {{g|Yakushinyorai}}, der „hei·lende Buddha“ oder „Buddha der Medizin“ von großer Bedeu·tung.
{{Sidebox|amida_nyorai_zu.jpg|rahmen_h=170|w=200|left=-30|top=-10|caption=Amida Nyorai}}
 
{{glossar:nyorai|Nyorai}} ist ein Ehrentitel eines Buddhas, die Überset·zung von skt. {{skt:Tathagata}}. Buddhas sind streng genommen keine Götter, werden aber ähnlich wie Götter dar·ge·stellt. Trotz der ver·schie·denen Namen sind die meisten Buddhas äußerlich (und wohl auch inner·lich) beinahe iden·tisch. In den bud·dhis·tischen Schriften werden ihnen [[32 Merkmale]] zu·ge·spro·chen, durch die sie sich von ge·wöhn·lichen Sterblichen unter·scheiden. In den bildlichen Dar·stel·lungen sind davon meist nur einige zu sehen, z.B. der Schädel·aus·wuchs (Sitz beson·derer spiritueller Fähigkeiten); das Stirn·mal (eigentlich eine weiße leuchtende Haar·locke zwischen den Augen·brauen, meist als kleine Erhebung dargestellt); oder die lang gedehnten Ohr·läppchen. Abgesehen davon weisen die meisten Buddhas folgende Gemein·sam·keiten auf: einfaches Mönchs·gewand, entspannte Körper·haltung, entspannte Ge·sichts·züge, kein (oder kaum ein) Schmuck. Buddhas sitzen häufig im Meditations- oder Lotos-Sitz, es gibt aber auch stehende Buddha-Statuen, die dann meistens von zwei Bodhisattvas flan·kiert sind. Die Dar·stel·lung des Körpers ist im allgemeinen schlicht und realis·tisch. Nur wenige Buddhas besit·zen individuelle Merkmale. Daher lassen sie sich oft nur durch unter·schied·liche Handzeichen ({{skt:mudra}}) unter·scheiden. In diesem Kapitel wird auf die Buddhas {{glossar:Amida}}, {{glossar:Dainichi}} und {{glossar:Shaka}} genauer eingegan·gen. Beson·ders im Alter·tum war neben diesen auch {{glossar:Yakushinyorai}}, der „heilende Buddha“ oder „Buddha der Medizin“ von großer Bedeutung.
 
  
==Bosatsu oder Bodhisattva&shy;-Gruppe==
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==''Bosatsu'' oder Bodhisattva-Gruppe==
{{Sidebox|senjukannon.jpg|rahmen_h=170|w=220|left=-40|top=-20|caption=Kannon Bosatsu}}
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Das Wort {{glossar:bosatsu}} geht auf den Sanskritbegriff {{skt:bodhisattva}} zurück und bedeutet „Erleuchteter“. Bodhisattvas sind eine Schöp·fung des {{skt:Mahayana}} Buddhismus und verkör·pern nach dieser Lehre die unmittel·bare Vorstufe zur Existenz als Buddha. Funktionell sind sie in vieler Hinsicht mit christlichen Heiligen zu vergleichen. Mit ihrer Hilfe versuchte der Mahayana Buddhismus — im Gegen·satz zu dem auf das Mönchs·wesen fokus·sierten {{skt:Theravada}} — den Weg zur Bud·dha·wer·dung auch für die buddhis·tischen Laien gangbar und attraktiv erscheinen zu lassen.
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|Kannon Bosatsu
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Das Wort {{g|bosatsu}} geht auf den Sanskritbegriff {{skt:bodhisattva}} zurück und bedeutet „Erleuchteter“. Bodhi·sattvas sind eine Schöp·fung des {{skt:Mahayana}} Buddhismus und verkör·pern nach dieser Lehre die un·mittel·bare Vor·stufe zur Existenz als Buddha. Funk·tionell sind sie in vieler Hin·sicht mit christ·lichen Hei·ligen zu ver·gleichen. Mit ihrer Hilfe ver·suchte der Maha·yana Bud·dhismus — im Gegen·satz zu den ältesten buddhistischen Schulrichtungen — den Weg zur Bud·dha·wer·dung auch für die bud·dhis·tischen Laien gang·bar und at·trak·tiv erschei·nen zu lassen.
  
Bodhisattvas sind zwar vollkommen erleuchtet aber noch nicht ins {{skt:Nirvana}} ein·ge·gan·gen und stehen somit gleichsam mit einem Bein im Dies·seits. Sie sind leichter zugänglich als die welt·ab·ge·wandten Buddhas. Voll von mildem Ver·ständ·nis für menschliche Schwächen sind sie jeder·zeit bereit, den Gläubigen bei der Überwin·dung schlechten {{skt:Karma}}s zur Seite zu stehen.
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Bo·dhi·satt·vas sind zwar voll·kom·men erleuchtet, aber noch nicht ins {{skt:Nirvana}} ein·ge·gan·gen, und stehen somit gleich·sam mit einem Bein im Dies·seits. Sie sind leichter zugäng·lich als die welt·ab·ge·wand·ten Buddhas. Voll von mildem Ver·ständ·nis für mensch·liche Schwächen sind sie jeder·zeit bereit, den Gläu·bigen bei der Über·win·dung schlechten {{skt:Karma|Karmas}} zur Seite zu stehen.
  
Zu den bekanntesten japanischen Bodhisattvas zählen {{glossar:Kannonbosatsu}}, {{glossar:jizoubosatsu}}, {{glossar:seishibosatsu }} und {{glossar:fugenbosatsu}}. Oft wirken sie prächtiger als Buddhas, auch können sie vier, sechs oder gar „tausend“ Arme besitzen und sind mit zahl·reichen Schmuck·stücken und Gegen·ständen aus·ge·stattet. Ähnlich den christlichen Heiligen kann ein Bodhisattva die  Haupt·ver·ehrungs·figur eines Tempels ({{glossar:honzon}}) dar·stellen. Daher sind Bodhisattvas im all·ge·meinen Be·wusst·sein der Japaner ebenso bekannt und oft sogar populärer als so mancher Buddha. Wenn sie aber mit Buddhas zusammen dar·ge·stellt sind, wird allein durch die Größen·unter·schiede klar, wer höher steht.
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Zu den be·kann·tes·ten ja·pa·ni·schen Bo·dhi·satt·vas zählen {{g|Kannonbosatsu}}, {{g|jizoubosatsu}}, {{g|seishibosatsu }} und {{g|fugenbosatsu}}. Oft wirken sie präch·tiger als Buddhas, auch können sie vier, sechs oder gar „tausend“ Arme besitzen und sind mit zahl·rei·chen Schmuck·stü·cken und Ge·gen·stän·den aus·ge·stattet. Ähnlich den christ·lichen Hei·li·gen kann ein Bo·dhi·satt·va die  Haupt·ver·ehrungs·figur eines Tem·pels ({{g|honzon}}) dar·stel·len. Daher sind Bodhi·sattvas im all·ge·meinen Be·wusst·sein der Japaner ebenso be·kannt und oft sogar popu·lärer als so mancher Buddha. Wenn sie aber mit Buddhas zusammen dar·ge·stellt sind, wird allein durch die Größen·unter·schiede klar, wer höher steht.
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In diesen Kapiteln wird auf [[Ikonographie/Kannon |Kannon]] und [[Ikonographie/Jizo |Jizō]] genauer ein·ge·gangen.
  
In diesem Kapitel wird auf [[Ikonographie:Kannon |Kannon]] und [[Ikonographie:Jizo |Jizō]] genauer ein·ge·gangen. Die in der Titel·zeile abgebil·dete Figur ist Fugen Bosatsu, der meist auf einem Elefanten reitet, aber auch als Begleiter {{skt:Shakyamuni|Shakyamunis}} fungiert.
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== ''Myōō'' oder Vidyārāja-Gruppe ==
  
==Myōō oder Vidyārāja&shy;-Gruppe==
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{{Sidebox|fudo22.jpg|rahmen_h=170|w=180|left=-25|top=-45|caption=Fudō Myōō}}
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| fudo22.jpg
{{glossar:myouou|Myōō}} (skt.{{skt:vidyaraja|Vidyārāja}}) bedeutet „Mantra-König“ und verrät damit bereits eine Nahe·beziehung zu esoterischen Gebets·formeln ({{skt:mantra|Mantren}}). Im Unter·schied zu Buddhas und Bodhisattvas tragen Myōō fast immer grim·mige Züge und Waffen. Der in Japan bekannteste Mantra-König ist {{glossar:fudoumyouou}}, man trifft aber auch immer wieder auf {{glossar:aizenmyouou}}, oder die Gruppe der Fünf Großen Myōō.
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{{g|myouou|''Myōō''}} (skt. {{skt:vidyaraja|Vidyārāja}}) bedeutet „Mantra-König“ und verrät damit bereits eine Nahe·bezie·hung zu eso·te·rischen Gebets·formeln ({{skt:mantra|Mantren}}). Im Unter·schied zu Buddhas und Bodhi·sattvas tragen ''myōō'' fast immer grim·mige Züge und Waffen. Der in Japan be·kann·teste Mantra-König ist {{g|fudoumyouou}}, man trifft aber auch immer wieder auf {{g|aizenmyouou}}, oder die Gruppe der Fünf Großen Myōō.
  
Myōō spielen vor allem im esoterischen Buddhismus eine wichtige Rolle. Sie gelten hier streng genommen nicht als eigene Gestalten, sondern als zornvolle, furcht·ein·flößende Er·scheinungs·formen von Buddhas und Bodhisattvas. Solche zorn·vollen, furcht·ein·flößenden Figuren sind vor allem aus den {{skt:tantra|tantristischen}} Traditionen des tibetischen Bud·dhis·mus bekannt, sie waren und sind aber auch in Japan, v.a. im {{glossar:shingonshuu}} Buddhismus stark präsent. Mehr dazu auf der [[Myōō]]-Seite.
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''Myōō'' spielen vor allem im eso·te·ri·schen Bud·dhis·mus eine wichtige Rolle. Sie gelten hier streng ge·nom·men nicht als eigene Gestalten, son·dern als zorn·volle, furcht·ein·flößende Er·schei·nungs·formen von Buddhas und Bo·dhi·satt·vas. Da diese Erscheinungsformen allerdings unter Namen bekannt sind, die keine Rückschlüsse auf den eigentlichen Buddha oder Bodhisattva zulassen, funktionieren sie als eigene Figurengruppe, die sich durch zorn·volle, furcht·ein·flößen·de Merkmale auszeichnet. Buddhistisch ausgedrückt: der unerleuchtet Laie nimmt sie als individuelle Figuren war, der Eingeweihte erkennt sie als Aspekte eines Buddha. Diese zornvollen Figuren sind vor allem aus den {{skt:tantra|tantristischen}} Tradi·tionen des tibe·tischen Bud·dhis·mus bekannt, sie waren und sind aber auch in Japan, v.a. im {{g|shingonshuu}} Bud·dhismus stark präsent. Mehr dazu auf der [[Ikonographie/Myoo|''myōō''-Seite]].
  
==Tenbu oder Deva&shy;-Gruppe==
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== ''Tenbu'' oder ''Deva''-Gruppe ==
{{Sidebox|tamonten.jpg|rahmen_h=170|w=180|left=-20|top=-35|caption=Bishamon-ten}}
 
Die Angehörigen dieser Gruppe sind meist ursprünglich indische Götter ({{skt:Deva}}), die der Bud·dhis·mus als Beschützer des {{skt:Dharma}} in sein Pantheon aufnahm und als solche nach Ostasien brachte. Der Begriff „Deva“ wurde in China meist mit ''-tian'' (jp. -''ten''), wtl. „Himmel“, übersetzt, daher spricht man auch von der „Himmels-Gruppe“ ({{glossar:tenbu}}). Manche Devas werden aber auch, gleich den Myōō, als „König“ (''ō'') bezeichnet. Zu den bekanntesten zählen {{glossar:enmaten}}, {{glossar:benzaiten}}, die Vier Himmelskönige ({{glossar:shitennou}}), die {{glossar:niou}}, u.a.m. Sie haben meistens Wächter·funktionen (z.B. Wächter des Tempel·tores), es können ihnen aber auch eigene Tempel geweiht sein. Manche dieser Götter sind im Laufe der Geschichte in Japan zu populären {{glossar:kami}}, also zu Shinto-Gottheiten, mutiert und haben dabei ihre schrecken·er·regenden Züge verloren. Mehr dazu auf der [[Tenbu]]-Seite.
 
  
Ikonographisch gesehen verschwimmen die Grenzen zwischen diesen Kategorien natür·lich immer wieder. Buddhas und Bodhisattvas lassen sich jedoch meist recht deut·lich von Myōō und Tenbu unter·scheiden: Sie strahlen innere Ruhe, Milde und Mitgefühl aus. Tenbu und Myōō sind dagegen eher furcht·ein·flößende Gestalten. Sie sind außerdem den mild·tätigen Buddhas und Bodhisattvas deut·lich unter·ge·ordnet. Obwohl sie mitunter an christliche Teufel und Dämonen erin·nern, darf man nicht den Fehler begehen, sie als böse oder sündhaft an·zu·sehen. Sie bilden mit den Buddhas ein System, das milde und strenge Wege kennt, um die Lebe·wesen auf den rechten Weg zu führen. Oft werden Devas und Myōō auch als Inkar·nationen oder Mani·fes·ta·tionen, also Erscheinungen in verän·derter Form, eines Buddhas oder Bodhisattvas angesehen.
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Die An·ge·hö·ri·gen dieser Gruppe sind meist ur·sprüng·lich in·dische Götter ({{skt:Deva}}), die der Bud·dhis·mus als Be·schüt·zer des {{skt:Dharma}} in sein Pan·theon auf·nahm und als solche nach Ost·asien brachte. Der Begriff „''deva''“ wurde in China meist mit ''tian'' (jp. {{g|ten}}), wtl. „Himmel“, übersetzt, daher spricht man auch von der „Himmels-Gruppe“ ({{g|tenbu}}). Manche ''devas'' werden aber auch, gleich den ''myōō'', als „König“ (''ō'') bezeichnet. Zu den be·kann·tes·ten zählen {{g|enma|Enma-ten}}, {{g|Bishamonten}} oder die {{g|niou}}.  Sie haben meis·tens Wächter·funk·tionen (z.B. Wächter des Tempel·tores), es können ihnen aber auch eigene Tempel geweiht sein. Unter den ''tenbu'' gibt es aber auch betont weibliche Figuren wie z.B. {{g|benzaiten|Benzai-ten}}. Manche dieser Götter sind im Laufe der Ge·schi·chte in Japan zu popu·lären ''kami'', also zu Shintō-Gott·heiten, mutiert und haben dabei ihre schre·cken·er·re·gen·den Züge verloren. Mehr dazu auf der [[Tenbu]]-Seite.
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Ikonographisch gesehen ver·schwim·men die Grenzen zwischen diesen Kate·gorien natür·lich immer wieder. Buddhas und Bodhi·sattvas lassen sich jedoch meist recht deut·lich von ''myōō'' und ''tenbu'' unter·scheiden: Sie strahlen innere Ruhe, Milde und Mit·gefühl aus. ''Tenbu'' und ''myōō'' sind da·ge·gen eher furcht·ein·flößende Ge·stal·ten. Sie sind außer·dem den mild·tätigen Buddhas und Bodhi·sattvas deut·lich unter·ge·ordnet. Obwohl sie mitunter an christ·liche Teufel und Dä·mo·nen erin·nern, darf man nicht den Fehler begehen, sie als böse oder sünd·haft an·zu·sehen. Sie bilden mit den Bud·dhas ein System, das milde und strenge Wege kennt, um die Lebe·wesen auf den rechten Weg zu führen. Oft werden ''devas'' und ''myōō'' auch als Inkar·nationen oder Mani·fes·ta·tionen, also Er·schei·nungen in verän·derter Form, eines Buddhas oder Bodhi·sattvas ange·sehen.
  
 
==Geschichtlicher Überblick  der buddhistischen Ikonographie==
 
==Geschichtlicher Überblick  der buddhistischen Ikonographie==
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{{Sidebox|maitreya_gandhara.jpg|w=200|left=-30|top=-10|caption=Hellenistischer Bodhisattva}}
 
{{Sidebox|asuka_bosatsu.jpg|w=200|left=-30|top=-60|caption= Bodhisattva der Asuka-Zeit}}
 
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Im Buddhismus herrschte ursprünglich, ähnlich wie in den semitischen Religionen, ein Bilder·verbot. Der Buddha sollte lediglich in symbolischer Form, z.B. als Rad der Lehre, abgebildet werden. Erst unter dem Ein·fluss des Mahayana Buddhismus (ab dem zweiten vorchr. Jh.) verschwand dieses Verbot, wahr·schein·lich im Zu·sammen·hang mit der Tatsache, dass sich das Mahayana beson·ders um die Ver·brei·tung der Lehre unter den Laien bemüht. Die frühesten Dar·stel·lungen des Buddha stammen aus dem ersten Jahrhun·dert unserer Zeit aus Madura (N-Indien) und {{skt:gandhara}} (Pakistan). Beson·ders an den Statuen aus Gandhara fällt ein starker hellenis·tischer Ein·fluss auf, oft erin·nern sie an Götter der griechisch-römischen Antike.
 
  
Mit der Ausbreitung des Buddhismus nach China erfuhren die indischen und zentralasiatischen Motive — ebenso wie die Lehre des Buddha selbst — einige stilis·tische Ver·än·der·ungen. Die oft sehr bewegten indischen Gestalten werden etwas ruhiger, in sich gekehrter. Viele ikonographische Details werden jedoch beibehalten und in streng kodifizierter Form von Epoche zu Epoche weiter tradiert.
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Im Buddhismus herrschte ursprünglich, ähnlich wie in den se·mi·ti·schen Reli·gionen, ein Bilder·verbot. Der Buddha sollte ledig·lich in symbo·lischer Form, z.B. als Rad der Lehre, abge·bildet werden. Erst unter dem Ein·fluss des Maha·yana Bud·dhis·mus (ab dem zweiten vorchr. Jh.) verschwand dieses Verbot, wahr·schein·lich im Zu·sammen·hang mit der Tat·sache, dass sich das Maha·yana beson·ders um die Ver·brei·tung der Lehre unter den Laien bemüht. Die frühes·ten Dar·stel·lun·gen des Buddha stammen aus dem ersten Jahr·hun·dert unserer Zeit aus {{s|Mathura}} (N-Indien) und {{skt:gandhara}} (Pakistan). Beson·ders an den Sta·tuen aus Gandhara fällt ein starker hel·le·nis·tischer Ein·fluss auf, oft erin·nern sie an Götter der grie·chisch-römi·schen Antike.
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Mit der Aus·breitung des Bud·dhismus nach China erfuhren die in·di·schen und zentral·asiati·schen Motive — ebenso wie die Lehre des Buddha selbst — einige stilis·tische Ver·än·der·ungen. Die oft sehr be·weg·ten in·dischen Ge·stal·ten wer·den et·was ru·hi·ger, in sich ge·kehr·ter. Viele ikono·graphi·sche Details werden jedoch beibe·halten und in streng kodifi·zierter Form von Epoche zu Epoche weiter tradiert.
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In Japan über·nahm man in der Regel so·wohl die Stil·rich·tungen als auch die ikono·graphi·sche Symbolik der chine·sischen Bud·dha·statuen, in der Früh·zeit kamen auch die Bild·hauer selbst aus China oder Korea. Daher ähneln japani·sche Statuen sehr stark chine·sischen oder korea·nischen, die wie·derum Varian·ten von indi·schen oder zentral-asiati·schen Grund·mustern sind. Die all·mäh·lichen, subtilen Aus·prä·gungen eines spezifisch japani·schen Stils sind auf den ersten Blick nur schwer er·kenn·bar. Es ist auch nicht einfach, das Alter einer bud·dhis·tischen Figur ab·zu·schätzen. Lediglich der schlichte Stil aus der Früh·zeit des japani·schen Bud·dhis·mus (6.–8. Jh.) lässt sich ver·hält·nis·mäßig leicht identi·fizieren. In der {{g|Heian}}-Zeit (9.–11. Jh.) entstand schließ·lich der klas·sisch-japani·sche Stil, der beson·deren Wert auf die innere Ruhe legt, die von den Skulp·turen ausgeht, auf indivi·duelle oder dyna·mische Merk·male jedoch weit·gehend verzichtet.
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Die {{g|Kamakura}}-Zeit (12.–14. Jh.) gilt als die Blüte·zeit der buddhis·tischen Bild·hauer·kunst. Aus dieser Periode sind sogar die Bio·graphien der Künstler bekannt, während man sonst kaum mehr als den Namen der Maler und Bild·hauer kennt. Die berühm·testen Statuen der Kama·kura-Zeit ent·stammen der soge·nann·ten Kei-Schule, deren Mit·glieger häufig die Silbe „''kei''“ im Namen tragen. Ihre krea·tivsten Neue·rungen liegen in dyna·mischen, psycho·logisch raffi·nierten Darstel·lungen, die in der realis·tischen Darstel·lung von zorn·vollen Gott·heiten und Dämonen am deut·lichsten hervortritt. Aber auch zahlreiche Por·trait·skulp·turen von hoch·rangigen Mönchen stammen aus der Kamakura-Zeit.
  
In Japan übernahm man in der Regel sowohl die Stil·rich·tungen als auch die ikonographische Symbolik der chinesischen Buddhastatuen, ja in der Früh·zeit kamen auch die Bild·hauer selbst aus China oder Korea. Daher ähneln japanische Statuen sehr stark chinesischen oder koreanischen, die wiederum Varianten von indischen oder zentral-asiatischen Grund·mustern sind. Die allmäh·lichen, subtilen Aus·prä·gungen eines spezifisch japanischen Stils sind auf den ersten Blick nur schwer erkennbar. Es ist auch nicht einfach, das Alter einer bud·dhis·tischen Figur ab·zu·schätzen. Lediglich der schlichte Stil aus der Früh·zeit des japanischen Bud·dhis·mus (6.–8. Jh.) lässt sich ver·hält·nis·mäßig leicht iden·tifizieren. In der {{glossar:Heian}}-Zeit (9.–11. Jh.) entstand schließlich der klas·sisch-japanische Stil, der beson·deren Wert auf die innere Ruhe legt, die von den Skulpturen ausgeht, auf individuelle oder dynamische Merkmale jedoch weit·gehend verzichtet.
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Später, vielleicht bedingt durch einen allgemeinen Be·deu·tungs·ver·lust buddhis·tischer Tempel, ent·stan·den nur noch wenige bild·hau·erische Werke von ver·gleich·barer Qualität. Zu neuar·tigen Über·schnei·dungen von Kunst- und Religion·geschichte kam es vor allem im [[Geschichte/Zen | Zen-Buddhismus]], der die mono·chromen, oft humor·vollen Tuschebilder von buddhis·tischen [[Ikonographie/Heilige|Heiligen und Patri·archen]] her·vor·brachte, sowie im neun·zehnten Jahr·hundert in der Kunst der {{g|ukiyoe}} (Holzblock-Drucke), die u.a. die ein·hei·mischen Gott·heiten als graphisches Sujet „ent·deckten“.
  
In der {{glossar:Kamakura}}-Zeit (12.–14. Jh) erlebte die buddhis·tische Bild·hauer·kunst eine beson·dere Blüte. Aus dieser Zeit sind sogar die Bio·graphien der Künstler bekannt, während man sonst kaum mehr als den Namen der Maler und Bildhauer kennt. Die berühmtesten Statuen der Kamakura-Zeit entstammen der sog. Kei-Schule, deren Mit·glieger häufig die Silbe „''kei''“ im Namen tragen. Ihre kreativsten Neuerungen liegen in dynamischen, psychologisch raffinierten Darstel·lungen, die in der realis·tischen Darstel·lung von zorn·vollen Gottheiten und Dämonen am deut·lichsten hervortritt. Aber auch zahlreiche Portraitskulpturen von hoch·rangigen Mönchen stammen aus der Kamakura-Zeit.
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{{Verweise
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|themen=
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In diesem Kapitel liegt der Schwer·punkt auf der buddhis·tischen Plastik, mit deren Hilfe die Grund·kate·gorien der japa·nisch-buddhis·tischen Götter·welt erläutert werden (s.o.). Zunächst werden aber die Begriffe [[Ikonographie/Mandala|Mandala]] und [[Ikonographie/Mudra|Mudrā]] vorgestellt, um die man bei der Bespre·chung bud·dhis·tischer Kunst nicht her·um·kommt. Die [[Ikonographie/Shinto-Goetter|''kami'']], die in der japani·schen Kunst er·staun·lich unter·re·prä·sen·tiert sind, kommen gegen  Ende des Kapitels zu Wort. Als Über·leitung ist die Seite der [[Sieben Glücksgötter]] anzu·sehen, die meist aus dem Bud·dhismus kommen, heute aber oft in [[Shinto-Schreine|Shintō-Schreinen]] verehrt werden. Den Schluss bilden die Abbil·dungen buddhis·tischer Heiliger und Mönche in realis·tischer Menschen·gestalt. Im Kapi·tel [[Mythen]], gibt es darü·ber hi·naus Be·schrei·bungen von [[geister|Geistern und Dämonen]] sowie von [[tiere|Tieren und Fabel·wesen]] mit über·irdi·schen Fähig·keiten.
  
Später, vielleicht bedingt durch einen allgemeinen Be·deu·tungs·ver·lust buddhis·tischer Tempel, entstanden nur noch wenige bild·hau·erische Werke von ver·gleich·barer Qualität. Zu neuar·tigen Über·schnei·dungen von Kunst- und Religion·geschichte kam es vor allem im [[Geschichte:Zen | Zen-Buddhismus]], der die monochromen, oft humor·vollen Tuschebilder von buddhis·tischen Heiligen und Patriarchen her·vor·brachte, sowie im neun·zehnten Jahr·hundert in der Kunst der ''ukiyo-e'' (Holzblock-Drucke), die u.a. die ein·hei·mischen Gottheiten als graphisches Sujet „entdeckten“.
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In diesem Kapitel liegt der Schwer·punkt auf der buddhis·tischen Plastik, mit deren Hilfe die Grund·kategorien der japanisch-buddhis·tischen Götter·welt erläutert werden (s.o.). Zunächst werden aber die Begriffe [[Ikonographie:Mandala|Mandala]] und [[Ikonographie:Mudra|Mudrā]] vorgestellt, um die man bei der Besprechung bud·dhis·tischer Kunst nicht her·um·kommt. Die [[ikonographie:kami|einheimischen Götter]], die in der japanischen Kunst erstaun·lich unter·re·prä·sen·tiert sind, kommen am Schluss des Kapitels zu Wort. Als Über·leitung ist die Seite der [[Sieben Glücksgötter]] anzusehen, die meist aus dem Buddhismus kommen, heute aber oft in [[Shinto-Schreine]]n verehrt werden. Im Kapitel Mythen, gibt es darüber hinaus Be·schrei·bungen von [[geister|Geistern und Dämonen]] sowie von [[tiere|Tieren und Fabel·wesen]] mit überirdischen Fähigkeiten.
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* [http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml ''Dictionary of Japan's Buddhist Deities''], Mark Schumacher (en.)<br/>Reich illustriertes Online-Wörterbuch: sehr ausführlich, sehr informativ, sehr ansprechend gemacht.
 
* [http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml ''Dictionary of Japan's Buddhist Deities''], Mark Schumacher (en.)<br/>Reich illustriertes Online-Wörterbuch: sehr ausführlich, sehr informativ, sehr ansprechend gemacht.
 
* [http://www.emuseum.jp/ ''E-kokuhō'']<br/>Mehrsprachig und ausführlich dokumentierte „Nationalschätze“ der japanischen Kultur.
 
* [http://www.emuseum.jp/ ''E-kokuhō'']<br/>Mehrsprachig und ausführlich dokumentierte „Nationalschätze“ der japanischen Kultur.
* [http://darumamuseumgallery.blogspot.com/2008/06/who-is-who-01.html darumamuseumgallery.blogspot.com ], Gabriele Greve<br/>Diese Blogsite enthält unglaublich viele Informationen zur japanischen Ikonographie in Englisch und Deutsch, u.a. die online Fassungen von zwei Büchern der Autorin:
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* [http://darumamuseumgallery.blogspot.com/2008/06/who-is-who-01.html darumamuseumgallery.blogspot.com ], Gabriele Greve<br/>Diese Blogsite enthält unglaublich viele Informationen zur japanischen Ikonographie in Englisch und Deutsch, u.a. die online Fassungen von zwei Büchern der Autorin.
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* [http://www.tnm.jp Tokyo National Museum] (jap., en.)
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* [http://www.tnm.jp/en Tokyo National Museum] (en.)
 
 
* [http://www.kyohaku.go.jp/ Kyoto National Museum] (jap., en.)
 
* [http://www.kyohaku.go.jp/ Kyoto National Museum] (jap., en.)
 
* [http://www.narahaku.go.jp/index.html Nara National Museum] (jap.)<br/>Auch in [http://www.narahaku.go.jp/english/index_e.html Englisch] verfügbar.
 
* [http://www.narahaku.go.jp/index.html Nara National Museum] (jap.)<br/>Auch in [http://www.narahaku.go.jp/english/index_e.html Englisch] verfügbar.
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Version vom 22. Januar 2019, 18:53 Uhr

Einleitung Die religiöse Ikonographie Japans

Vorlage:WmaxX

Vorlage:Flie japanische religiöse Bilderwelt ist stark vom Buddhismus geprägt, daher sind die höchsten bud·dhis·ti·schen Wesen,

Buddha बुद्ध (skt., m.)

„Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)

Buddha

Der Begriff „Buddha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Buddha palast.jpg
  • Nehanzu.jpg
  • Daihannyakyo.jpg
  • Birth buddha gandhara.jpg
  • Devadatta hokusai.jpg
  • Buddha predigt ingakyo.jpg
  • Buddha geburt dunhuang.jpg
  • Alchi buddha birth.jpg
  • Leshan.jpg
  • Borobudur buddha.jpg
  • Hoshi mandara boston.jpg
  • Parinirvana gandhara.jpg
  • Asket ingakyo.jpg
  • Rakanji morioka.jpg
  • Borobudur verfuehrung.jpg
  • Buddha geburt.jpg
  • Ausfahrt ingakyo.jpg

und

Bodhisattva बोधिसत्त्व (skt., m.)

„Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)

Buddha

Der Begriff „Bodhisattva“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Maitreya koryuji.jpg
  • Arima harunobu.jpg
  • Shukuyo.jpg
  • Bodhisattva korea.jpg
  • Diamant Sutra.jpg
  • Enma-ten.jpg
  • Raigo chionin.jpg
  • Shokannon 13.jpg
  • Daihannyakyo.jpg
  • Seokguram.jpg
  • Nehanzu.jpg
  • Kakumei gyoja ontake.jpg
  • Paranirvana dunhuang.jpg
  • Jizo sokujoin.jpg
  • Amida spinner.jpg

, auch am häufigs·ten ab·ge·bildet. Doch die Bud·dhas lassen auch Gott·hei·ten anderer Re·li·gio·nen zu: Zu·sam·men mit den ein·hei·mi·schen japa·ni·schen Göt·tern (kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō]) und im·por·tier·ten Gott·hei·ten aus Indien, China und Korea formen sie ein Pan·the·on, in dem die Gren·zen zwi·schen den ein·zel·nen Kon·fes·sionen und Reli·gionen ver·schwin·den. In diesem Kapitel werden die wich·tigs·ten, am häu·figs·ten anzu·tref·fenden Gestal·ten dieses japani·schen Pan·theons vorge·stellt und ihre ikono·gra·phischen Erken·nungs·merk·male kurz be·schrie·ben. Es handelt sich aller·dings nur um einen klei·nen Aus·schnitt des·sen, was man an Figu·ren und The·men in der Reli·gion Japans vor·fin·det. Zunächst soll es einmal darum gehen, in der ver·wir·ren·den Viel·falt bud·dhis·tischer Figu·ren eine Art Orien·tie·rung zu finden. In der japa·ni·schen Kunst·ge·schich·te gibt es zu diesem Zweck vier hier·ar·chisch ange·ord·nete Kate·go·rien: Nyorai (Buddha), bosatsu (Bodhisattva), myōō (Vidyārāja) und tenbu (Deva).

Nyorai oder Buddha-Gruppe

Amida nyorai zu.jpg
1 Amida Nyorai
Buddha Amida Nyorai in seiner klassischen Haltung, sitzend und mit der mudra der Meditation. Die Abbildung geht auf das älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie zurück. Das Werk ist unter den Titeln Zuzōshō („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) oder Jikkan-shō („Abriss in zehn Bänden“) bekannt und wird wahlweise Byōdōbō Yōgon (1075–1151) oder Shōjōbō Ejū (1060–1144) zugeschrieben. In jedem Fall gehörte der Autor der Shingon-Schule an. Die Details der Darstellungen haben sich seit der ersten Abfassung des Werkes bemerkenswert wenig geändert. Die vorliegende Abbildung entstammt der Abschrift einer Abschrift des originalen Zuzōshō und wurde laut Kolophon 1702 (Genroku 15) angefertigt.
Edo-Zeit, 1702. Ryukoku University Library.

Vorlage:Sidebox3

Nyorai [nyorai (jap.) 如来 Buddha-Titel; skt. tathagata] ist ein Eh·ren·titel eines Bud·dhas, die Über·set·zung von skt.

tathāgata तथागत (skt., m.)

„Der so Gekommene“, Ehrentitel eines Buddhas (jap. nyorai 如来)

Buddha

Der Begriff „tathagata“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

. Bud·dhas sind streng ge·nom·men keine Götter, wer·den aber ähn·lich wie Göt·ter dar·ge·stellt. Trotz der ver·schie·denen Namen sind die meis·ten Bud·dhas äußer·lich (und wohl auch in·ner·lich) bei·nahe iden·tisch. In den bud·dhis·tischen Schriften wer·den ihnen 32 Merkmale zu·ge·spro·chen, durch die sie sich von ge·wöhn·lichen Sterb·li·chen unter·schei·den. In den bild·li·chen Dar·stel·lun·gen sind davon meist nur einige zu sehen, z.B. der Schädel·aus·wuchs (Sitz be·son·der·er spi·ri·tu·eller Fähig·keiten); das Stirn·mal (ei·gent·lich eine weiße leuch·tende Haar·locke zwi·schen den Augen·brauen, meist als kleine Erhe·bung dar·ge·stellt); oder die lang ge·dehn·ten Ohr·läpp·chen.

Abge·sehen davon weisen die meisten Bud·dhas fol·gen·de Ge·mein·sam·kei·ten auf: ein·faches Mönchs·gewand, ent·spannte Körper·hal·tung, ent·spannte Ge·sichts·züge, kein (oder kaum) Schmuck. Buddhas sitzen häufig im Medi·tations- oder Lotos-Sitz, es gibt aber auch ste·hende Buddha-Statuen, die dann meistens von zwei Bo·dhi·satt·vas flan·kiert sind. Die Dar·stel·lung des Kör·pers ist im All·ge·mei·nen schlicht und rea·lis·tisch. Nur wenige Bud·dhas besit·zen in·di·vi·du·elle Merk·male. Daher lassen sie sich oft nur durch un·ter·schied·liche Hand·zeichen (

mudrā मुद्रा (skt., f.)

„Siegel“, Gebetsgeste (jap. inzō 印相)

Ritus

Der Begriff „mudra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Shaka heian boston.jpg
  • Gosanze myoo.jpg
  • Dainichi unkei.jpg
  • Amida heian.jpg
  • Mudra kamakuradaibutsu.jpg
  • Dainichi sonsho mandara.jpg
  • Amida horyuji.jpg
  • Aniin middle.jpg
  • Amida nyorai zu.jpg
  • Kongokai.jpg
  • Luohan3.jpg
  • Taizokai kamakura.jpg
  • Gosanze mudra.jpg
  • Luohan11.jpg
  • Shaka muroji.jpg
  • Arhat16 ryozen.jpg
  • Dainichi douganji.jpg
  • Luohan2.jpg

) un·ter·schei·den. In diesen Kapiteln wird auf die Bud·dhas Amida, Dainichi und Shaka ge·nauer eingegan·gen. Beson·ders im Alter·tum war neben diesen auch Yakushi Nyorai [Yakushi Nyorai (jap.) 薬師如来 Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru], der „hei·lende Buddha“ oder „Buddha der Medizin“ von großer Bedeu·tung.

Bosatsu oder Bodhisattva-Gruppe

Nyoirin jukkansho.jpg
2 Kannon Bosatsu
Bodhisattva Kannon auf einem Felsen sitzend und mit sechs Armen, ein Wunscherfüllungsjuwel (nyoi no tama) zur Brust haltend. Die Abbildung geht auf eine relativ frühe Kopie des Jikkanshō 十巻抄 („Abriss in zehn Bänden“) zurück. Dieses älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie stammt aus dem 11. Jahrhundert ist auch unter dem Titel Zuzōshō 図像抄 („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) bekannt. Hier handelt es sich um eine Kopie durch Ingen 印玄, einen Mönch des Ninna-ji in Kyōto.
Werk von Ingen. Kamakura-Zeit, 14. Jh. Kūkai mandara: Kōbō Daishi to Kōya-san (Katalog), Reihōkan 2006, S. 116, Abb. 41-1.

Das Wort bosatsu [bosatsu (jap.) 菩薩 Bodhisattva, buddhistische Heilsgestalt] geht auf den Sanskritbegriff

Bodhisattva बोधिसत्त्व (skt., m.)

„Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)

Buddha

Der Begriff „Bodhisattva“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Nehanzu.jpg
  • Amida spinner.jpg
  • Kakumei gyoja ontake.jpg
  • Raigo chionin.jpg
  • Daihannyakyo.jpg
  • Arima harunobu.jpg
  • Enma-ten.jpg
  • Shokannon 13.jpg
  • Diamant Sutra.jpg
  • Bodhisattva korea.jpg
  • Jizo sokujoin.jpg
  • Seokguram.jpg
  • Maitreya koryuji.jpg
  • Shukuyo.jpg
  • Paranirvana dunhuang.jpg

zurück und bedeutet „Erleuchteter“. Bodhi·sattvas sind eine Schöp·fung des

Mahāyāna महायान (skt., n.)

„Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)

Schulrichtung

Der Begriff „Mahayana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Buddhismus und verkör·pern nach dieser Lehre die un·mittel·bare Vor·stufe zur Existenz als Buddha. Funk·tionell sind sie in vieler Hin·sicht mit christ·lichen Hei·ligen zu ver·gleichen. Mit ihrer Hilfe ver·suchte der Maha·yana Bud·dhismus — im Gegen·satz zu den ältesten buddhistischen Schulrichtungen — den Weg zur Bud·dha·wer·dung auch für die bud·dhis·tischen Laien gang·bar und at·trak·tiv erschei·nen zu lassen.

Bo·dhi·satt·vas sind zwar voll·kom·men erleuchtet, aber noch nicht ins

Nirvāṇa निर्वाण (skt., n.)

„Erloschen, ausgelöscht“, Ort der Erlösung von allem Leid, absolutes Jenseits (jap. Nehan 涅槃)

Pantheon, Konzept

Der Begriff „Nirvana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Nehanzu.jpg

ein·ge·gan·gen, und stehen somit gleich·sam mit einem Bein im Dies·seits. Sie sind leichter zugäng·lich als die welt·ab·ge·wand·ten Buddhas. Voll von mildem Ver·ständ·nis für mensch·liche Schwächen sind sie jeder·zeit bereit, den Gläu·bigen bei der Über·win·dung schlechten

Karma कर्म (skt., n.)

„Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)

Konzept

Der Begriff „Karma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

zur Seite zu stehen.

Zu den be·kann·tes·ten ja·pa·ni·schen Bo·dhi·satt·vas zählen Kannon Bosatsu [Kannon Bosatsu (jap.) 観音菩薩 Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;], Jizō Bosatsu [Jizō Bosatsu (jap.) 地蔵菩薩 Bodhisattva (Bosatsu); skr. Kṣitigarbha, „Speicher oder Mutterleib der Erde“ (vgl. Jizō)], Seishi Bosatsu [Seishi Bosatsu (jap.) 勢至菩薩 Bodhisattva Mahasthamaprapta; Begleiter Amidas] und Fugen Bosatsu [Fugen Bosatsu (jap.) 普賢菩薩 Bodhisattva Samantabhadra; Begleiter des Shaka Nyorai]. Oft wirken sie präch·tiger als Buddhas, auch können sie vier, sechs oder gar „tausend“ Arme besitzen und sind mit zahl·rei·chen Schmuck·stü·cken und Ge·gen·stän·den aus·ge·stattet. Ähnlich den christ·lichen Hei·li·gen kann ein Bo·dhi·satt·va die Haupt·ver·ehrungs·figur eines Tem·pels (honzon [honzon (jap.) 本尊 Hauptheiligtum eines Tempels]) dar·stel·len. Daher sind Bodhi·sattvas im all·ge·meinen Be·wusst·sein der Japaner ebenso be·kannt und oft sogar popu·lärer als so mancher Buddha. Wenn sie aber mit Buddhas zusammen dar·ge·stellt sind, wird allein durch die Größen·unter·schiede klar, wer höher steht. In diesen Kapiteln wird auf Kannon und Jizō genauer ein·ge·gangen.

Myōō oder Vidyārāja-Gruppe

Fudo22.jpg
3 Fudō Myōō
Fudō Myōō mit Schwert und Flammen-Nimbus. Kopie des verlorenen Zuzōshō (1239).
Edo-Zeit, 1702. Ryūgoku University Library.

Myōō [myōō (jap.) 明王 wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja] (skt.

vidyārāja विद्याराज (skt., m.)

„Mantra-König, Weisheits-König“ (jap. myōō 明王)

Der Begriff „vidyaraja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

) bedeutet „Mantra-König“ und verrät damit bereits eine Nahe·bezie·hung zu eso·te·rischen Gebets·formeln (

mantra मन्त्र (skt., n.)

Gebetsformel (jap. shingon 真言)

Ritus, Text

Der Begriff „mantra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

). Im Unter·schied zu Buddhas und Bodhi·sattvas tragen myōō fast immer grim·mige Züge und Waffen. Der in Japan be·kann·teste Mantra-König ist Fudō Myōō [Fudō Myōō (jap.) 不動明王 prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“], man trifft aber auch immer wieder auf Aizen Myōō [Aizen Myōō (jap.) 愛染明王 wtl. Mantra-König der Liebe; einer der bekanntesten myōō Japans], oder die Gruppe der Fünf Großen Myōō.

Myōō spielen vor allem im eso·te·ri·schen Bud·dhis·mus eine wichtige Rolle. Sie gelten hier streng ge·nom·men nicht als eigene Gestalten, son·dern als zorn·volle, furcht·ein·flößende Er·schei·nungs·formen von Buddhas und Bo·dhi·satt·vas. Da diese Erscheinungsformen allerdings unter Namen bekannt sind, die keine Rückschlüsse auf den eigentlichen Buddha oder Bodhisattva zulassen, funktionieren sie als eigene Figurengruppe, die sich durch zorn·volle, furcht·ein·flößen·de Merkmale auszeichnet. Buddhistisch ausgedrückt: der unerleuchtet Laie nimmt sie als individuelle Figuren war, der Eingeweihte erkennt sie als Aspekte eines Buddha. Diese zornvollen Figuren sind vor allem aus den

tantra तन्त्र (skt., n.)

„Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)

Text

Der Begriff „tantra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Dakini indien.jpg
Tradi·tionen des tibe·tischen Bud·dhis·mus bekannt, sie waren und sind aber auch in Japan, v.a. im Shingon-shū [Shingon-shū  (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan] Bud·dhismus stark präsent. Mehr dazu auf der myōō-Seite.

Tenbu oder Deva-Gruppe

Bishamon hokekyo.jpg
4 Bishamon-ten
Bishamon-ten in klassischer Form, mit Pagode und Dreizack, auf einem Dämon stehend. Darstellung aus einer illustrierten Fassung des 25. Kapitels des Lotos Sutra (Hoke-kyō), in dem es um die Vorzüge von Bodhisattva Kannon geht. Obwohl Bishamon-ten zumeist als eigenständige Figur bzw. als Anführer der Vier Himmlischen Könige (Shi-Tennō) auftritt, verrät das Lotos Sutra, dass auch Kannon imstande ist, die Form des Bishamon anzunehmen. Die Identitäten der buddhistischen Wesenheiten sind daher äußerst fließend.
Werk von Sugawara Mitsushige. Kamakura-Zeit. Metropolitan Museum of Art.

Die An·ge·hö·ri·gen dieser Gruppe sind meist ur·sprüng·lich in·dische Götter (

deva देव (skt., m.)

„Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)

Der Begriff „deva“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Enma-ten.jpg
  • Enmaten enmao.jpg

), die der Bud·dhis·mus als Be·schüt·zer des

Dharma धर्म (skt., m.)

Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. 法)

Konzept

Der Begriff „Dharma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

in sein Pan·theon auf·nahm und als solche nach Ost·asien brachte. Der Begriff „deva“ wurde in China meist mit tian (jp. -ten [-ten  (jap.)  wtl. Himmel; Göttertitel für eine eine aus Indien übernommene Gottheit (skt. deva)]), wtl. „Himmel“, übersetzt, daher spricht man auch von der „Himmels-Gruppe“ (tenbu [tenbu  (jap.) 天部 Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)]). Manche devas werden aber auch, gleich den myōō, als „König“ (ō) bezeichnet. Zu den be·kann·tes·ten zählen Enma-ten [Enma  (jap.) 閻魔 skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen], Bishamon-ten [Bishamon-ten  (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana] oder die niō [niō  (jap.) 仁王 Wächterfigur, Torwächter].  Sie haben meis·tens Wächter·funk·tionen (z.B. Wächter des Tempel·tores), es können ihnen aber auch eigene Tempel geweiht sein. Unter den tenbu gibt es aber auch betont weibliche Figuren wie z.B. Benzai-ten [Benzaiten  (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten]. Manche dieser Götter sind im Laufe der Ge·schi·chte in Japan zu popu·lären kami, also zu Shintō-Gott·heiten, mutiert und haben dabei ihre schre·cken·er·re·gen·den Züge verloren. Mehr dazu auf der Tenbu-Seite.

Ikonographisch gesehen ver·schwim·men die Grenzen zwischen diesen Kate·gorien natür·lich immer wieder. Buddhas und Bodhi·sattvas lassen sich jedoch meist recht deut·lich von myōō und tenbu unter·scheiden: Sie strahlen innere Ruhe, Milde und Mit·gefühl aus. Tenbu und myōō sind da·ge·gen eher furcht·ein·flößende Ge·stal·ten. Sie sind außer·dem den mild·tätigen Buddhas und Bodhi·sattvas deut·lich unter·ge·ordnet. Obwohl sie mitunter an christ·liche Teufel und Dä·mo·nen erin·nern, darf man nicht den Fehler begehen, sie als böse oder sünd·haft an·zu·sehen. Sie bilden mit den Bud·dhas ein System, das milde und strenge Wege kennt, um die Lebe·wesen auf den rechten Weg zu führen. Oft werden devas und myōō auch als Inkar·nationen oder Mani·fes·ta·tionen, also Er·schei·nungen in verän·derter Form, eines Buddhas oder Bodhi·sattvas ange·sehen.

Geschichtlicher Überblick der buddhistischen Ikonographie

Im Buddhismus herrschte ursprünglich, ähnlich wie in den se·mi·ti·schen Reli·gionen, ein Bilder·verbot. Der Buddha sollte ledig·lich in symbo·lischer Form, z.B. als Rad der Lehre, abge·bildet werden. Erst unter dem Ein·fluss des Maha·yana Bud·dhis·mus (ab dem zweiten vorchr. Jh.) verschwand dieses Verbot, wahr·schein·lich im Zu·sammen·hang mit der Tat·sache, dass sich das Maha·yana beson·ders um die Ver·brei·tung der Lehre unter den Laien bemüht. Die frühes·ten Dar·stel·lun·gen des Buddha stammen aus dem ersten Jahr·hun·dert unserer Zeit aus Mathura [Mathurā (skt.) मथुरा Stadt in Nordindien, zur Zeit der Kushana Dynastie (2.–3. Jh. u.Z.), wichtiges buddhistisches Zentrum; gilt auch als Geburtsstätte Krishnas] (N-Indien) und

Gandhāra गन्धार (skt., m.)

Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst

Ort

Der Begriff „Gandhara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Coin of Kanishka I.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Gandhara; s.a. Geo-Glossar
(Pakistan). Beson·ders an den Sta·tuen aus Gandhara fällt ein starker hel·le·nis·tischer Ein·fluss auf, oft erin·nern sie an Götter der grie·chisch-römi·schen Antike.
Maitreya gandhara.jpg
5 Bodhisattva, Gandhara
Hellenistische Statue des Maitreya.
Gandhara, Pakistan, 2. od. 3. Jh. u.Z. Ron Reznick (mit freundlicher Genehmigung).
Asuka bosatsu.jpg
6 Bodhisattva, Asuka-Zeit
Statue aus der Frühzeit der buddhistischen Plastik in Japan. Möglicherweise handelt es sich um Maitreya (jap. Miroku), den „Buddha der Zukunft“.
Asuka-Zeit, 7. Jh. Foundation J.-E. Berger.

Mit der Aus·breitung des Bud·dhismus nach China erfuhren die in·di·schen und zentral·asiati·schen Motive — ebenso wie die Lehre des Buddha selbst — einige stilis·tische Ver·än·der·ungen. Die oft sehr be·weg·ten in·dischen Ge·stal·ten wer·den et·was ru·hi·ger, in sich ge·kehr·ter. Viele ikono·graphi·sche Details werden jedoch beibe·halten und in streng kodifi·zierter Form von Epoche zu Epoche weiter tradiert.

In Japan über·nahm man in der Regel so·wohl die Stil·rich·tungen als auch die ikono·graphi·sche Symbolik der chine·sischen Bud·dha·statuen, in der Früh·zeit kamen auch die Bild·hauer selbst aus China oder Korea. Daher ähneln japani·sche Statuen sehr stark chine·sischen oder korea·nischen, die wie·derum Varian·ten von indi·schen oder zentral-asiati·schen Grund·mustern sind. Die all·mäh·lichen, subtilen Aus·prä·gungen eines spezifisch japani·schen Stils sind auf den ersten Blick nur schwer er·kenn·bar. Es ist auch nicht einfach, das Alter einer bud·dhis·tischen Figur ab·zu·schätzen. Lediglich der schlichte Stil aus der Früh·zeit des japani·schen Bud·dhis·mus (6.–8. Jh.) lässt sich ver·hält·nis·mäßig leicht identi·fizieren. In der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit (9.–11. Jh.) entstand schließ·lich der klas·sisch-japani·sche Stil, der beson·deren Wert auf die innere Ruhe legt, die von den Skulp·turen ausgeht, auf indivi·duelle oder dyna·mische Merk·male jedoch weit·gehend verzichtet.

Die Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit (12.–14. Jh.) gilt als die Blüte·zeit der buddhis·tischen Bild·hauer·kunst. Aus dieser Periode sind sogar die Bio·graphien der Künstler bekannt, während man sonst kaum mehr als den Namen der Maler und Bild·hauer kennt. Die berühm·testen Statuen der Kama·kura-Zeit ent·stammen der soge·nann·ten Kei-Schule, deren Mit·glieger häufig die Silbe „kei“ im Namen tragen. Ihre krea·tivsten Neue·rungen liegen in dyna·mischen, psycho·logisch raffi·nierten Darstel·lungen, die in der realis·tischen Darstel·lung von zorn·vollen Gott·heiten und Dämonen am deut·lichsten hervortritt. Aber auch zahlreiche Por·trait·skulp·turen von hoch·rangigen Mönchen stammen aus der Kamakura-Zeit.

Später, vielleicht bedingt durch einen allgemeinen Be·deu·tungs·ver·lust buddhis·tischer Tempel, ent·stan·den nur noch wenige bild·hau·erische Werke von ver·gleich·barer Qualität. Zu neuar·tigen Über·schnei·dungen von Kunst- und Religion·geschichte kam es vor allem im Zen-Buddhismus, der die mono·chromen, oft humor·vollen Tuschebilder von buddhis·tischen Heiligen und Patri·archen her·vor·brachte, sowie im neun·zehnten Jahr·hundert in der Kunst der ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit] (Holzblock-Drucke), die u.a. die ein·hei·mischen Gott·heiten als graphisches Sujet „ent·deckten“.

Verweise

Verwandte Themen

In diesem Kapitel liegt der Schwer·punkt auf der buddhis·tischen Plastik, mit deren Hilfe die Grund·kate·gorien der japa·nisch-buddhis·tischen Götter·welt erläutert werden (s.o.). Zunächst werden aber die Begriffe Mandala und Mudrā vorgestellt, um die man bei der Bespre·chung bud·dhis·tischer Kunst nicht her·um·kommt. Die kami, die in der japani·schen Kunst er·staun·lich unter·re·prä·sen·tiert sind, kommen gegen Ende des Kapitels zu Wort. Als Über·leitung ist die Seite der Sieben Glücksgötter anzu·sehen, die meist aus dem Bud·dhismus kommen, heute aber oft in Shintō-Schreinen verehrt werden. Den Schluss bilden die Abbil·dungen buddhis·tischer Heiliger und Mönche in realis·tischer Menschen·gestalt. Im Kapi·tel Mythen, gibt es darü·ber hi·naus Be·schrei·bungen von Geistern und Dämonen sowie von Tieren und Fabel·wesen mit über·irdi·schen Fähig·keiten.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Sept 2016

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Gabriele Greve, Buddhastatuen, Who is Who: Ein Wegweiser zur Ikonografie von japanischen Buddhastatuen. Kamakura: Paradise Publishers, 1994. [2. Auflage. S.a. online-Fassung.]
Gabriele Greve, Buddhistische Kultgegenstände Japans. Kamakura: Paradise Publishers, 1996. [S.a. online-Fassung.]

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Amida nyorai zu.jpg
    Buddha Amida Nyorai in seiner klassischen Haltung, sitzend und mit der mudra der Meditation. Die Abbildung geht auf das älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie zurück. Das Werk ist unter den Titeln Zuzōshō („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) oder Jikkan-shō („Abriss in zehn Bänden“) bekannt und wird wahlweise Byōdōbō Yōgon (1075–1151) oder Shōjōbō Ejū (1060–1144) zugeschrieben. In jedem Fall gehörte der Autor der Shingon-Schule an. Die Details der Darstellungen haben sich seit der ersten Abfassung des Werkes bemerkenswert wenig geändert. Die vorliegende Abbildung entstammt der Abschrift einer Abschrift des originalen Zuzōshō und wurde laut Kolophon 1702 (Genroku 15) angefertigt.
    Edo-Zeit, 1702. Ryukoku University Library.
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    Nyoirin jukkansho.jpg
    Bodhisattva Kannon auf einem Felsen sitzend und mit sechs Armen, ein Wunscherfüllungsjuwel (nyoi no tama) zur Brust haltend. Die Abbildung geht auf eine relativ frühe Kopie des Jikkanshō 十巻抄 („Abriss in zehn Bänden“) zurück. Dieses älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie stammt aus dem 11. Jahrhundert ist auch unter dem Titel Zuzōshō 図像抄 („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) bekannt. Hier handelt es sich um eine Kopie durch Ingen 印玄, einen Mönch des Ninna-ji in Kyōto.
    Werk von Ingen. Kamakura-Zeit, 14. Jh. Kūkai mandara: Kōbō Daishi to Kōya-san (Katalog), Reihōkan 2006, S. 116, Abb. 41-1.
  3. ^ 
    Fudo22.jpg
    Fudō Myōō mit Schwert und Flammen-Nimbus. Kopie des verlorenen Zuzōshō (1239).
    Edo-Zeit, 1702. Ryūgoku University Library.
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    Bishamon hokekyo.jpg
    Bishamon-ten in klassischer Form, mit Pagode und Dreizack, auf einem Dämon stehend. Darstellung aus einer illustrierten Fassung des 25. Kapitels des Lotos Sutra (Hoke-kyō), in dem es um die Vorzüge von Bodhisattva Kannon geht. Obwohl Bishamon-ten zumeist als eigenständige Figur bzw. als Anführer der Vier Himmlischen Könige (Shi-Tennō) auftritt, verrät das Lotos Sutra, dass auch Kannon imstande ist, die Form des Bishamon anzunehmen. Die Identitäten der buddhistischen Wesenheiten sind daher äußerst fließend.
    Werk von Sugawara Mitsushige. Kamakura-Zeit. Metropolitan Museum of Art.
  2. ^ 
    Maitreya gandhara.jpg
    Hellenistische Statue des Maitreya.
    Gandhara, Pakistan, 2. od. 3. Jh. u.Z. Ron Reznick (mit freundlicher Genehmigung).
  3. ^ 
    Asuka bosatsu.jpg
    Statue aus der Frühzeit der buddhistischen Plastik in Japan. Möglicherweise handelt es sich um Maitreya (jap. Miroku), den „Buddha der Zukunft“.
    Asuka-Zeit, 7. Jh. Foundation J.-E. Berger.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • dharmacakra (skt.) धर्मचक्र ^ „Rad der Lehre“, Symbol des Buddhismus (jap. hōrin 法輪)
  • Gandhāra (skt.) गन्धार ^ Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • Kei-ha 慶派 ^ Buddh. Bildhauerschule des japanischen Mittelalters; benannt nach ihren berühmtesten Vertretern Unkei und Kaikei
  • Mahāyāna (skt.) महायान ^ „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
  • Mathurā (skt.) मथुरा ^ Stadt in Nordindien, zur Zeit der Kushana Dynastie (2.–3. Jh. u.Z.), wichtiges buddhistisches Zentrum; gilt auch als Geburtsstätte Krishnas
  • ukiyo-e 浮世絵 ^ „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit

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