Mythen/Goetter des Himmels: Unterschied zwischen den Versionen

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{{titel | <span>Zeitalter der Götter, Teil 1 </span>Die Götter des Himmels }}
=<span>Zeitalter der Götter, Teil 1</span>Die Götter des Himmels =
 
  
Das „Zeitalter der Götter“ erscheint in den Mythen als ver·hält·nis·mäßig klar ab·ge·grenzte Zeit·spanne zwischen der Ent·stehung der Welt und dem Beginn der Herr·schaft der {{Glossar:Tennou}} Dynastie. In dieser Zeit bevölkern Menschen, Götter und Fabel·wesen eine ge·mein·same Sphäre, ähnlich wie in den Mythen der griechischen Antike oder anderen mythologischen Traditionen. Die Mythen dieser Götter·zeit sind uns vor allem aus zwei staat·lich kommissionierten Chroniken aus dem 8. Jh., {{glossar:kojiki}} und {{glossar:nihonshoki}}, bekannt. Die einze·lnen Epi·soden sind zwar in eine fort·lau·fende Erzählung gegossen, anhand ihrer Prota·gonisten und ihrer regionalen Schwer·punkte lassen sie sich aber mehrere Haupt·er·zäh·lungen identifizieren. Dies deutet darauf hin, dass es sich ur·sprüng·lich um von einander un·ab·hängige Erzähl·traditionen handelt. Aus meiner per·sön·lichen Sicht lassen sich vier Haupt·episoden identi·fizieren, die mög·licher·weise aus jeweils eigenen Sagen·kreisen stammen, näm·lich: a) die Erschaffung der Welt, b) der Zwist zwischen {{Glossar:Amaterasu}} und {{Glossar: Susanoo}}, c) die Herr·schaft der Nach·kommen des Susanoo auf der Erde, und d) die Eroberung der Erde durch die Nach·kommen der Sonnengottheit — die spätere Tenno Dynastie. Auf dieser Seite werden die Episoden a) und b) behandelt, auf der [[Mythen:Götter_der_Erde | nächsten Seite]] c) und d).
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{{fl|D}}as „Zeitalter der Götter“ erscheint in den Mythen als ver·hält·nis·mäßig klar ab·ge·grenzte Zeit·spanne zwischen der Ent·stehung der Welt und dem Beginn der Herr·schaft der {{Glossar:Tennou}}-Dynastie. In dieser Zeit bevölkern Menschen, Götter und Fabel·wesen eine ge·mein·same Sphäre, ähnlich wie in den Mythen der griechi·schen Antike oder anderen mytholo·gischen Tradi·tionen. Die Mythen dieser Götter·zeit sind uns vor allem aus zwei staat·lich kom·mis·sionier·ten Chroniken aus dem 8. Jh., {{glossar:kojiki}} und {{glossar:nihonshoki}}, bekannt. Die einze·lnen Epi·soden sind zwar in eine fort·lau·fende Er·zählung gegossen, anhand ihrer Prota·gonisten und ihrer regio·nalen Schwer·punkte lassen sich aber mehrere unter·schied·liche Haupt·er·zäh·lungen identi·fizieren. Dies deutet darauf hin, dass es sich ur·sprüng·lich um von einander un·ab·hängige Erzähl·tradi·tionen handelt. Aus meiner per·sön·lichen Sicht lassen sich vier Haupt·episoden identi·fizieren, die mög·licher·weise aus jeweils eigenen Sagen·kreisen stammen, näm·lich: a) die Erschaffung der Welt, b) der Zwist zwischen {{Glossar:Amaterasu}} und {{Glossar: Susanoo}}, c) die Herr·schaft der Nach·kommen des Susanoo auf der Erde, und d) die Eroberung der Erde durch die Nach·kommen der Sonnen·gottheit — die spätere Tennō-Dynastie. Auf dieser Seite werden die Episoden a) und b) behandelt, auf der [[Mythen/Goetter der Erde | nächsten Seite]] c) und d).
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==Izanagi und Izanami==
 
==Izanagi und Izanami==
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Sowohl das ''Kojiki'' als auch das ''Nihon shoki'' beginnen mit der Ent·stehung des Univer·sums und greifen dabei auf chinesische Vor·stel·lungen zurück. Sie er·wäh·nen die Teilung der Ur·materie in Himmel und Erde ({{glossar:yinyang|Yang und Yin}}) und listen an·schließend eine Reihe von Ur·göttern auf, die den [[Texte/Yin_und_Yang | Fünf Wand·lungs·phasen]] ent·sprechen. Diese Gott·heiten besitzen kaum eine narrative Funktion für die folgende mythische Er·zählung und fanden daher ver·mutlich erst relativ spät und unter dem Einfluss Chinas Eingang in die japanische Mytholo·gie.<!--
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Die Yin-Yang Philosophie kommt vor allem im ''Nihon shoki'' explizit zum Ausdruck. Der erste Satz dieses Werks ist ein Zitat aus dem {{g|Huainanzi}}, einem chinesischen Werk der {{g|Han_chin}}-Zeit, und beschreibt, wie sich das Universum aus der Teilung von Yin und Yang entwickelt hat.
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Den eigent·lichen Beginn des Mythos von der Er·schaf·fung der Welt bildet die Er·zählung von den Ur·göttern {{glossar:izanagi}} und {{glossar:izanami}},<!--
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--><ref> Die Silben ''-ki'' und ''-mi'' stehen für „Mann“ bzw. „Frau“. ''Izana-'' ist schwierig zu deuten. Eine traditio·nelle Erklärung, die auf {{glossar:motoorinorinaga}} zurückgeht, leitet den Namen von ''izanau'' „einladen“ ab, was mit dem geschil·derten Hoch·zeits·ritus in Beziehung stehen könnte. Dem·gegen·über plädiert der Linguist Alexander Vovin für eine Verwandtschaft mit Koreanisch ''yenc'' („setzen, stellen“), woraus sich eine Bedeutung wie „[auf die Erde] gesetzte(r) Mann/Frau“ ergeben würde.
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die sowohl als Ge·schwis·ter als auch als Ehepaar auf·treten. Izanagi und Izanami befinden sich zunächst in einem Raum, der bloß aus Wasser, Luft und einer frei schwe·benden Brücke zu be·stehen scheint. Auf dieser Brücke stehen sie jeden·falls, wobei der Mann, Izanagi, mit einem Speer unten im Wasser herum·stochert. Als er den Speer aus dem Wasser zieht, bilden sich an seiner Spitze salzige Klumpen, die zurück ins Wasser fallen und dort die erste Insel ({{Glossar:Onogoroshima}}, wtl. „die von selbst geron·nene Insel“) bilden. Auf diese Insel steigen Izanagi und Izanami nun herab. Sie er·richten auf der Insel einen „Himmels·pfeiler“ (oder einen Palast) und um·runden ihn in einer Art Hoch·zeits·ritus. Es folgt ihre ge·schlecht·liche Ver·einigung, aus der auf nicht näher be·schrie·bene Weise „Kinder“ in Form der ja·pa·nischen Inseln entstehen. Mit jeder Be·wegung erzeugen sie zudem, fast wie nebenbei, eine Un·menge von Gott·heiten, z.B. Wind·götter, Nahrungs·götter und andere mehr.
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Sowohl das ''Kojiki'' als auch das ''Nihon shoki'' beginnen mit der Ent·stehung des Universums und greifen dabei auf chinesische Vor·stel·lungen zurück. Sie er·wäh·nen die Teilung der Urmaterie in Himmel und Erde ({{glossar:yinyang|Yang und Yin}}) und listen an·schließend eine Reihe von Urgöttern auf, die den [[Texte:Yin_und_Yang | Fünf Wand·lungs·phasen]] ent·sprechen. Diese Gott·heiten besitzen kaum eine narrative Funktion für die folgende mythische Er·zählung und fanden daher ver·mutlich erst relativ spät und unter dem Einfluss Chinas Eingang in die japanische Mythologie.
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Der drama·tische Höhepunkt: Izanami gebiert den Feuer·gott, der ihren Schoß ver·brennt. Sie „stirbt“ an den Folgen dieser Geburt, d.h. sie wird in die Toten·welt ({{glossar:yomi}}) ver·setzt. Der ent·setzte Vater Izanagi hin·gegen schlägt das Feuerkind mit seinem Schwert in Stücke, aus denen wieder·um neue „Schwert-Feuer-Gottheiten“ entstehen, die später noch eine Rolle spielen werden.
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Dann macht sich Izanagi in seinem Schmerz auf die Suche nach Izanami. Er findet sie schließ·lich in der Toten·welt, kann sie aller·dings in der Dunkel·heit nicht sehen. Gegen Izanamis aus·drück·liche Bitte ent·zündet er ein Licht (wtl. einen Span aus seinem Kamm) und erkennt ihre Schrecken erre·gende Ver·wand·lung in einen ver·westen Leichnam. Götter·mutter Izanami fühlt sich durch diese Zur·schau·stellung zu·tiefst entehrt und ver·wandelt sich in eine Furie. Zusammen mit acht Gehil·finnen (weibliche Donnergötter, die auch als „hässliche Frauen“ {{glossar:shikome}} apostrophiert werden) jagt sie Izanagi bis zum Tor der Toten·welt, wo dieser die Verfolge·rinnen ab·schüttelt, indem er das Tor mit einem großen Fels ver·rammelt. Diese Geste be·siegelt die end·gültige Trennung der Welt der Lebenden und der Toten. Izanami, die Herrin der Toten·welt, tut einen schreck·lichen Schwur, täglich ein·tausend Leben zu ver·nichten; Izanagi, der Gott des Lebens, schwört da·gegen, täglich ein·tausend fünfhundert Gebär·hütten zu er·richten. Damit ist der Zyklus von Geburt, Leben und Tod in Gang gesetzt.
===Vokabel===
 
Götternamen:
 
* {{glossar:Izanagi}} - Göttervater
 
* {{glossar:izanami}} - Göttermutter
 
* {{glossar:amaterasu}} - Sonnengottheit
 
* {{glossar:susanoo}} - Sturmgott, „enfant terrible“, Trickster
 
* {{glossar:ookuninushi}} - Weltbeherrscher von Izumo
 
* {{glossar:ninigi}} - Enkel der Sonnengottheit
 
* {{glossar:jinmutennou}} - Erster „menschlicher“ Herrscher
 
  
Mythische Orte:
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Ab·schließend voll·zieht Izanagi eine rituelle Waschung ({{glossar:misogi}}) in einem Fluss, um sich von den Ver·un·rei·nigungen ({{glossar:kegare}}) der Welt des Todes zu be·freien. Dabei ent·stehen wieder mehrere Gott·heiten: Amaterasu, die Sonnen·gottheit (bei der Waschung des linken Auges), {{g|Tsukuyomi}}, der Mond (bei der Waschung des rechten Auges) und Susanoo, der etwas miss·ratene Sohn (bei der Waschung der Nase).  Vater Izanagi teilt sein Erbe unter diesen Kindern auf. Nachdem die Nachfolge end·gültig geregelt ist, zieht er sich aus dem Welt·ge·schehen zurück und wird nicht mehr weiter erwähnt. Auch Izanami ent·schwindet sang- und klanglos aus der Erzählung.
* {{glossar:onogoroshima}} - die erste Insel
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* {{glossar:takamanohara}} - Die himmlischen Gefilde, der Himmel
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==Amaterasu und Susanoo==
* {{glossar:yomi}} - die Unterwelt
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| Amaterasu tritt aus der Höhle
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Amaterasu besitzt als Nach·folgerin Izanagis die höchste Auto·rität in den Himm·lischen Gefilden ({{glossar:takamanohara|Takama no hara}}) und reprä·sen·tiert zugleich die Sonne. Ama·terasus wich·tigster Partner und zugleich Wider·sacher ist ihr jün·gerer Bruder Susanoo. Ihm wird nach man·chen Vari·anten des Mythos zu·nächst die Herr·schaft über die Erde oder das Meer zu·ge·teilt, letzt·lich führt sein Weg aber in allen Mythen·vari·anten in eine Art Unterwelt, die als „Wurzel·land“ ({{g|Nenokuni}}, Ne no Katasukuni) bezeichnet wird.<ref>Obwohl zunächst von drei Ge·schwis·tern die Rede ist, wird der Mond·gott kaum näher be·schrie·ben. Nur in einer Neben·vari·ante ist von einem Zerwürf·nis von Sonne und Mond die Rede, während ansonsten stets Susanoo die Rolle eines Anta·gonis·ten der Sonne einnimmt. Susanoos letzt·endlicher Aufent·halt wird meist mit dem Totenreich seiner „Mutter“ Izanami gleich·gesetzt. Kōnoshi Takamitsu argumentiert jedoch, dass zumindest das ''Kojiki'' dahin gehend inter·pretiert werden muss, dass es sich um unter·schied·liche Reiche am Rande der sicht·baren Welt handelt. (Kōnoshi 1984)</ref>
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Den eigentlichen Beginn des Mythos von der Erschaffung der Welt bildet die Er·zählung von den Ur·göttern {{glossar:izanagi}} und {{glossar:izanami}}, die sowohl als Ge·schwis·ter als auch als Ehepaar auf·treten. Izanagi und Izanami befinden sich zunächst in einem Raum, der bloß aus Wasser, Luft und einer frei schwe·benden Brücke zu be·stehen scheint. Auf dieser Brücke stehen sie jeden·falls, wobei der Mann, Izanagi, mit einem Speer unten im Wasser herum·stochert. Als er den Speer aus dem Wasser zieht, bilden sich an seiner Spitze salzige Klumpen, die zurück ins Wasser fallen und dort die erste Insel ({{Glossar:Onogoroshima}}, wtl. „die von selbst geron·nene Insel“) bilden. Auf diese Insel steigen Izanagi und Izanami nun herab. Sie er·richten auf der Insel einen „Himmels·pfeiler“ (oder einen Palast) und um·runden ihn in einer Art Hoch·zeits·ritus. Es folgt ihre ge·schlecht·liche Ver·einigung, aus der auf nicht näher be·schrie·bene Weise „Kinder“ in Form der ja·pa·nischen Inseln entstehen. Mit jeder Be·wegung erzeugen sie zudem, fast wie nebenbei, eine Un·menge von Gott·heiten, z.B. Windgötter, Nahrungs·götter und andere mehr.
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| Ame no Uzume, <br>Ahnherrin des Theaters
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Susanoo benimmt sich zu·nächst sehr wider·sprüch·lich, wie ein un·ge·zogenes kleines Kind. Einer·seits wird er als wild und un·ge·stüm be·zeich·net, anderer·seits streunt er die meiste Zeit weinend umher, stets auf der Suche nach seiner Mutter (eigentlich ein Wider·spruch, denn er wurde ja von Izanagi allein ge·zeugt und ge·boren, doch der Mythos hält sich mit solchen Details nicht auf). Als Izanagi ihn da·rauf·hin in die Unter·welt schickt (verbannt), möchte Susanoo noch einmal von seiner Schwester Abschied nehmen und ver·schafft sich Eingang in den Himmel. Amaterasu ahnt zwar Böses, kann ihm aber den Zutritt nicht ver·wehren. Tat·säch·lich voll·führt Susanoo im Himmel alle nur er·denk·lichen Misse·taten, die ganz offen·sicht·lich als Provo·kation oder Rebellion gegen die Sonnen·gottheit zu verstehen sind.
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Die meisten dieser Misse·taten er·scheinen uns heute als archaisch-un·ver·ständ·liche Tabu·brüche: Susanoo zerstört zum einen die Be·wässe·rungs·kanäle von Reis·feldern (wohl·gemerkt, Reis·felder der Götter) und sabotiert damit die land·wirt·schaft·liche Pro·duk·tion, zum anderen ver·un·reinigt er Amaterasus Palast mit Exkre·menten und wirft schließ·lich — völlig mysteriös — „ein rück·wärts ge·häutetes Pferd“ in Ama·terasus Webe·halle, wobei eine Dienerin oder Schwester von Amaterasu zu Tode kommt. Amaterasu aber zieht sich, durch diese Untat ihres Bruders zu·tiefst ver·letzt, in die berühmte Felsen·höhle zurück, wo·durch sich das Uni·versum verdunkelt.
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An dieser Stelle kommt plötzlich eine Unzahl weiterer Götter ins Spiel, die bislang un·er·wähnt ge·blieben waren. (Es sind zumeist die Ahnen·götter der wich·tigsten Familien am Hof der antiken Tennō.) Diese Götter ver·suchen mit den ver·schie·densten Mitteln, Amaterasu wieder aus der Höhle her·vor·zulocken: Sie lassen Hähne krähen um den Morgen an·zu·kündigen, hängen einen Spiegel an einen heiligen Baum vor der Höhle und be·dienen sich sogar ver·schie·dener religiöser Rituale und Orakel·techniken.
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Schließlich veran·stalten sie ein aus·gelas·senes Fest, bei dem die Göttin {{glossar:amenouzume}} (die [[Mythen/Goetter des Himmels/Uzume | Ahn·herrin des japa·nischen Theaters]]) eine Art Strip·tease hin·legt (wtl. Brüste und Geni·talien entblößt) und auf einem um·ge·stürzten Zuber tanzt, bis daraus Stimmen zu hören sind wie bei einem Geister·be·schwö·rungs·ritual. Die ver·sammel·ten Götter brechen da·rauf·hin in schal·lendes Gelächter aus, das den ge·wünsch·ten Erfolg zeitigt: Amaterasu ist neu·gierig ge·worden und öffnet die Höhle einen Spalt. Ihr eigener An·blick im Spiegel ver·an·lasst sie, aus der Höhle her·vor·zu·treten, worauf die anderen Götter ihren neuer·lichen Rückzug mittels eines Götter·seils ({{glossar:shimenawa}}) blockieren: Die Welt wird wieder hell. Susanoo aber wird aus dem Himmel verbannt.
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=== Amaterasus „jungfräuliche Empfängnis“ ===
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Amaterasu erscheint in der gesamten Erzählung ge·heimnis·voll, priester·lich und un·nah·bar. Sie hat in dieser Hinsicht durch·aus Ähn·lich·keit mit der alt·ja·pa·nischen Priester·königin {{Glossar:Himiko}} aus dem dritten Jahr·hundert, von der eine chinesi·sche Quelle be·richtet, sie lebe in einem Palast, den Männer nicht be·treten dürfen, und habe ledig·lich einen jüngeren Bruder, der für sie gewisse Re·gierungs·aufgaben über·nehme.<!--
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--><ref>Vgl. Sidepage [[Himiko]].</ref>
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Auch Amatersu bleibt un·ver·heiratet. Ihre einzigen „Kinder“ ent·stehen aus einem selt·samen Wett·streit mit ihrem jüngeren Bruder Susanoo, als dieser Ein·gang in das von Amaterasu regierte Reich des Himmels begehrt: Beide Ge·schwister sind voll von gegen·seitigem Miss·trauen. Um dieses Miss·trauen aus der Welt zu schaffen, über·geben sie ein·ander ihre Waffen (ein Schwert im Fall Susanoos, magische Edelsteine, {{glossar:magatama}}, im Fall der Amaterasu), zerkauen diese und spucken die Über·reste wieder aus. Daraus ent·stehen fünf männ·liche und drei weib·liche Kinder. Gemäß ihrer zuvor getroffenen Ab·machung werden die Kinder als „Beweis“ gedeutet, dass Susanoo „reinen Herzens“ ist (was sich in der Folge als falsch heraus·stellt).
  
Der dramatische Höhepunkt: Izanami gebiert den Feuergott, der ihren Schoß ver·brennt. Sie „stirbt“ an den Folgen dieser Geburt, d.h. sie wird in die Unterwelt ({{glossar:yomi}}) ver·setzt. Der entsetzte Vater Izanagi hin·gegen schlägt das Feuer-Kind mit seinem Schwert in Stücke, aus denen wieder·um neue „Schwert-Feuer-Gottheiten“ entstehen, die später noch eine Rolle spielen werden.
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Einer der männ·lichen Spröss·linge dieses Wett·streits ist jene Gottheit, über den sich die Tennō-Linie von Amaterasu ab·leitet (es handelt sich dabei um Ame no Oshihomimi, den Vater des {{glossar:ninigi}}). Er könnte aber genau so gut als Sohn des Susanoo an·ge·sehen werden, da er seine Geburt der Tatsache ver·dankt, dass Susanoo die Edel·steine seiner Schwester zer·kaut. Obwohl das ''Nihon shoki'' gerade zu dieser Episode eine Viel·zahl von Varianten an·führt, die sehr unter·schied·liche Inter·pre·ta·tionen zu·lassen, wird die Abkunft der Tennō-Linie von Amaterasu (und zwar nur von Amaterasu) in der Folge nicht mehr weiter in Frage gestellt.
  
Dann macht sich Izanagi in seinem Schmerz auf die Suche nach Izanami. Er findet sie schließ·lich in der Unterwelt, kann sie aller·dings in der Dunkel·heit nicht sehen. Gegen Izanamis aus·drück·liche Bitte ent·zündet er ein Licht (wtl. einen Span aus seinem Kamm) und erkennt ihre Schrecken erregende Ver·wand·lung in einen ver·westen Leichnam. Izanami fühlt sich durch diese Zurschaustellung zu·tiefst entehrt und ver·wandelt sich in eine Furie. Zusammen mit einer Reihe von Gehilfen jagt sie Izanagi bis zum Tor der Unterwelt, wo dieser die Verfolger ab·schüttelt, indem er das Tor mit einem großen Fels ver·rammelt. Diese Geste be·siegelt die end·gültige Trennung der Welt der Lebenden und der Toten. Izanami, die Herrin der Unter·welt, tut einen schreck·lichen Schwur, täglich ein·tausend Leben zu ver·nichten; Izanagi, der Gott des Lebens, schwört da·gegen, täglich ein·tausend Gebärhütten zu er·richten. Damit ist der ewige Zyklus von Geburt, Leben und Tod in Gang gesetzt.
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== Mythenvergleichende Anmerkungen ==
  
Abschließend vollzieht Izanagi eine rituelle Waschung ({{glossar:misogi}}) in einem Fluss, um sich von den Ver·un·rei·nigungen ({{glossar:kegare}}) der Unterwelt (des Todes) zu be·freien. Dabei ent·stehen wieder mehrere Gottheiten: Amaterasu, die Sonnengottheit (bei der Waschung des linken Auges), Tsukiyomi, der Mond (bei der Waschung des rechten Auges) und Susanoo, der etwas miss·ratene Sohn (bei der Waschung der Nase). Vater Izanagi teilt sein Erbe unter diesen Kindern auf. Nachdem die Nachfolge end·gültig geregelt ist, zieht er sich aus dem Welt·ge·schehen zurück und wird nicht mehr weiter erwähnt.
+
In den japa·nischen Welt·entstehungs·mythen sind zahl·reiche Motive ent·halten, die auch aus anderen Mytholo·gien auf der ganzen Welt be·kannt sind. Viele dieser Parallelen sind mythologisches Allgemeingut, manchmal lassen sich aber auch direkte historische Verbindungen rekonstruieren.  
  
==Amaterasu und Susanoo==
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=== Izanami und Izanagi, Orpheus und Eurydike ===
{{floatleft|amaterasu_kunisada.jpg|w=310|rahmen_w=250|left=-30|Amaterasu tritt aus der Höhle}}
 
{{glossar:amaterasu}} besitzt als Nachfolgerin Izanagis die höchste Autorität in den Himmlischen Gefilden ({{glossar:takamanohara|Takama no hara}}) und reprä·sentiert zugleich die Sonne. Amaterasus wichtigster Partner und zugleich Wider·sacher ist ihr jüngerer Bruder {{glossar:susanoo}}. Ihm wird nach manchen Varianten des Mythos zunächst die Herrschaft über die Erde oder das Meer zu·ge·teilt, letztlich führt sein Weg aber in allen Mythen·vari·anten in die Unterwelt.
 
  
Susanoo benimmt sich zunächst sehr widersprüchlich, wie ein un·ge·zogenes kleines Kind. Obwohl er als wild und un·ge·stüm be·zeich·net wird, streunt er die meiste Zeit weinend umher, stets auf der Suche nach seiner Mutter. (Eigentlich ein Wider·spruch, denn er wurde ja von Izanagi allein ge·zeugt und ge·boren, doch der Mythos hält sich mit solchen Details nicht auf.) Als Izanagi ihn da·rauf·hin in die Unterwelt schickt (verbannt), möchte Susanoo noch einmal von seiner Schwester Abschied nehmen und ver·schafft sich Eingang in den Himmel. Amaterasu ahnt zwar Böses, kann ihm aber den Zutritt nicht ver·wehren. Tatsächlich voll·führt Susanoo im Himmel alle nur er·denk·lichen Misse·taten, die ganz offen·sicht·lich als Provokation der Sonnen·gottheit zu verstehen sind.
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Izanamis Tod bei der Geburt des Feuer·gottes reflektiert das Motiv „Tod der Urmutter“, ein Sinn·bild der Erde, die im Laufe eines Jahres er·blüht und „stirbt“, da·durch aber erst das Leben ihrer „Kinder“ ermöglicht. In einer Variante des Mythos wird aus·ge·führt, dass aus Izanamis Leiche sämtliche Getreide·sorten entstehen, die den Menschen als Nahrung dienen. Auch dies ist ein Motiv, das in vielen Kulturen mit dem Tod der Ur·mutter verknüpft ist.
  
Die meisten dieser Missetaten erscheinen uns heute als archaisch-un·ver·ständ·liche Tabu·brüche: Susanoo zerstört zum einen die Be·wässe·rungs·kanäle von Reisfeldern (wohl·gemerkt, Reis·felder der Götter) und sabotiert damit die land·wirt·schaft·liche Produk·tion, zum anderen ver·un·reinigt er Amaterasus Palast mit Exkrementen und wirft schließ·lich — völlig mysteriös — „ein rück·wärts gehäutetes Pferd“ in Amaterasus Webe·halle, wobei eine Dienerin (Schwester?) von Amaterasu zu Tode kommt. Amaterasu aber zieht sich, durch diese Untat ihres Bruders zu·tiefst ver·letzt, in die berühmte Felsen·höhle zurück, wo·durch sich das Uni·versum verdunkelt.
+
Die Toten·welt-Episode, in der Izanagi Izanami ver·botener·weise anblickt, er·innert wiederum an die Orpheus-Sage, die ihrer·seits ein uni·verselles Mythen·motiv darstellt. Hervorzu·heben ist in diesem Fall, dass das Verbot des Schauens von der Frau selbst formuliert wird, nicht von sonstigen Auto·ritäten der Unterwelt, und dass die Frau selbst, durch den männlichen Blick verletzt, die Trennung vollzieht.<!--
{{Wrapper|position=right|
+
--><ref>Das Motiv wieder·holt sich in der japa·nischen Mytholo·gie in einer späteren Episode, in der ein Mensch ver·botener·weise in die Gebär·hütte seiner Frau, einer Drachen·prinzessin, lugt und diese dabei in ihrer Drachen- bzw. Meer·unge·heuer-Gestalt erblickt. Auch hier ist es die Frau, die daraufhin aus gekränkter Ehre den ehelichen Kontakt endgültig abbricht. S. dazu Grapard 1991, Scheid 2016.</ref>
{{Sidebox|amaterasu_gakutei.jpg|w=200|rahmen_h=200|Amaterasu }}
 
{{Sidebox|sidepage=Uzume|uzume-hokusai.jpg|w=160|rahmen_h=200|top=-10|left=-10|caption=Ame no Uzume, Ahnherrin des Theaters}}
 
}}
 
An dieser Stelle kommt plötzlich eine Unzahl weiterer Götter ins Spiel, die bislang un·er·wähnt ge·blieben waren. (Es sind zumeist die Ahnengötter der wich·tigsten Familien am Hof der antiken Tenno.) Diese Götter ver·suchen mit den ver·schie·densten Mitteln, Amaterasu wieder aus der Höhle her·vor·zulocken: Sie lassen Hähne krähen um den Morgen an·zu·kündigen, hängen einen Spiegel an einen heiligen Baum vor der Höhle und be·dienen sich sogar ver·schiedener religiöser Rituale und Orakel·techniken.
 
  
Schließlich veranstalten sie ein ausgelassenes Fest, bei dem die junge attraktive Göttin {{glossar:amenouzume}} (die [[Mythen:Götter_des_Himmels/Uzume | Ahnherrin des japanischen Theaters]]) eine Art Striptease hin·legt (wtl. Brüste und Genitalien entblößt) und auf einem um·ge·stürzten Zuber tanzt, bis daraus Stimmen zu hören sind wie bei einem Geister·be·schwö·rungs·ritual. Die ver·sammelten Götter brechen da·rauf·hin in schallendes Gelächter aus, das den ge·wünsch·ten Erfolg zeitigt: Amaterasu ist neu·gierig ge·worden und öffnet die Höhle einen Spalt. Ihr eigener An·blick im Spiegel ver·an·lasst sie aus der Höhle her·vor·zu·treten, worauf die anderen Götter ihren neuer·lichen Rückzug mittels eines Götter·seils ({{glossar:shimenawa}}) blockieren: Die Welt wird wieder hell. Susanoo aber wird aus dem Himmel verbannt.
+
=== Rückzug der Sonne ===
  
===Amaterasus „jungfräuliche Empfängnis“===
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Der Rückzug der Sonne ist ein weiteres mytholo·gisches Motiv, das mit dem jahres·zeit·lich zu- bzw. ab·nehmenden Sonnen·stand in Verbindung steht und sich eben·falls in zahl·reichen Mythen·kreisen findet. Die Tatsache, dass die Sonnen·gottheit Ama·terasu in Japan als Frau dar·ge·stellt wird, er·scheint da·gegen rätsel·haft, ist doch die Sonne in den meisten Mytho·logien männ·lich. Daher gibt es auch die Theorie, dass die Sonnen·gott·heit erst in Anlehnung an Kaiserin {{Glossar:Jitoutennou | Jitō}} als Frau dar·ge·stellt wurde. Unter Kaiserin Jitō begann man nämlich mit den Auf·zeich·nungen der Mythen, die schließ·lich in Form von {{glossar:kojiki}} (712) und {{glossar:nihonshoki}} (720) fertig gestellt wurden (s.a. [[Texte/Mythentexte | Mythentexte]]).
  
Amaterasu erscheint in der gesamten Erzählung geheimnis·voll, priester·lich und un·nah·bar. Sie hat in dieser Hisicht durch·aus Ähn·lich·keit mit der alt·ja·pa·nischen Priester·königin {{Glossar:Himiko}} aus dem dritten Jahr·hundert, von der eine chinesi·sche Quelle be·richtet, sie lebe in einem Palast, den Männer nicht be·treten dürfen, und habe ledig·lich einen jüngeren Bruder, der für sie gewisse Re·gierungs·aufgaben über·nehme. Auch Amatersu bleibt un·ver·heiratet. Ihre „Kinder“ ent·stehen aus einem selt·samen Wett·streit mit ihrem jüngeren Bruder Susanoo, als dieser Ein·gang in das von Amaterasu regierte Reich des Himmels begehrt: Beide Geschwister sind voll von gegen·seitigem Misstrauen. Um dieses Miss·trauen aus der Welt zu schaffen, über·geben sie ein·ander ihre Waffen (ein Schwert im Fall Susanoos, magische Edelsteine, {{glossar:magatama}}, im Fall der Amaterasu). Jeder zer·kaut nun die Waffen des anderen und spuckt die Über·reste wieder aus. Daraus ent·stehen fünf männ·liche und drei weib·liche Kinder. Einer dieser männ·lichen Nach·kommen ist jene Gottheit, über den sich die Tenno-Linie von Amaterasu ab·leitet (es handelt sich dabei um Ame no Oshihomimi, den Vater des {{glossar:ninigi}}). Er könnte aber genau so gut als Sohn des Susanoo an·ge·sehen werden, da er seine Geburt der Tatsache ver·dankt, dass Susanoo die Edel·steine seiner Schwester zer·kaute. Obwohl das ''Nihon shoki'' gerade zu dieser Episode eine Viel·zahl von Varianten an·führt, die sehr unter·schied·liche Inter·pre·ta·tionen zu·lassen, wird die Abkunft der Tenno-Linie von Amaterasu (und zwar nur von Amaterasu) in der Folge nicht mehr weiter in Frage gestellt.
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Gegen diese These spricht, dass die Rolle der Frau als Priesterin offenbar in prähis·torischer Zeit besonders aus·ge·prägt war, wie dies auch die be·reits er·wähnte chinesische Chronik aus dem dritten Jahr·hundert anhand der ja·pa·nischen Priesterkönigin {{glossar:Himiko}} berichtet. Diese promi·nente Rolle der Frau in der ja·pa·nischen Früh·zeit könnte eben·falls er·klären, warum die wichtigste Himmels·gott·heit als weiblich ge·dacht wurde. Amaterasus Gestalt inspiriert daher auch immer wieder Hypothesen über ein ur·ge·schicht·liches Matriarchat in Japan.
  
==Mythenvergleichende Anmerkungen==
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Anderer·seits darf man nicht übersehen, dass in der Izanagi/Izanami Episode ein pa·tri·archalisches Rollen·modell vor·herrscht, das mit dem Amaterasu/Susanoo Mythos geradezu spiegel·bild·lich ver·flochten ist: Im ersten Fall repräsen·tiert der Mann den Himmel, das Licht und das Leben, während die Frau die Erde, die Dunkel·heit und den Tod ver·körpert; im zweiten Fall ist das Ge·schlechter·ver·hältnis genau um·ge·kehrt. Diese Kon·struktion wirkt nicht zu·fällig, sondern entspricht eher der [[Texte/Yin_und_Yang | Lehre von Yin und Yang]], nach der aus einem Über·maß an Yang (Himmel, Sonne) letzlich wieder ein Yin (weibliche Göttin) ent·steht und um·ge·kehrt. In weiterer Folge produziert Amatersu einen männ·lichen (Yang) Nachfolger, der die Erde (Yin) beherrscht. Insofern wäre das Ge·schlecht der Amaterasu auch aus den „Gesetzen“ von Yin und Yang zu erklären, die irgend·wann auf den japa·nischen Mythos über·tragen wurden.
  
In den japanischen Weltentstehungsmythen sind zahlreiche Motive ent·halten, die auch aus anderen Mythologien auf der ganzen Welt be·kannt sind. Izanamis Tod bei der Geburt des Feuergottes reflektiert das Motiv „Tod der Urmutter“, ein Sinn·bild der Erde, die im Laufe eines Jahres er·blüht und „stirbt“, da·durch aber erst das Leben ihrer „Kinder“ ermöglicht. In einer Variante des Mythos wird aus·ge·führt, dass aus Izanamis Leiche sämtliche Getreide·sorten entstehen, die den Menschen als Nahrung dienen. Auch dies ist ein Motiv, das in vielen Kulturen mit dem Tod der Urmutter verknüpft ist.
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Dieses {{Glossar:Yinyang}}-Schema wird natürlich nicht immer konsequent durch·gehalten, sondern mehr·fach durch erzählerische Elemente konter·kariert, die möglicher·weise aus älteren mytho·logi·schen Schichten stammen. Diese ''bricolage'', also das be·helfs·mäßige Zu·sammen·stückeln augen·schein·lich wider·sprüch·licher narrativer Elemente, zeigt sich auch deutlich anhand der Geschwister von Amaterasu, Tsukuyomi und Susanoo: Tsukuyomi, der Mondgott, hat über·haupt keine narrative Funktion und scheint wie eine Verlegen·heits·lösung — ein·gescho·ben, damit der Mythos auch als Fundament der Astrono·mie und Astrolo·gie her·halten kann. Der eigent·liche Partner Amaterasus ist Susanoo, der wie diese Yin und Yang Elemente in seinem Wesen ver·eint. Der Mythen·forscherin {{g|naumannnelly|Nelly Naumann}} zufolge ver·schmilzt Tsukuyomi mit Susanoo, der seiner·seits Züge eines archaischen Mond·gottes innehat.
  
Die Unterwelt-Episode, in der Izanagi Izanami ver·botener·weise anblickt, er·innert wiederum an die Orpheus-Sage, die ihrer·seits ein uni·verselles Mythenmotiv darstellt.
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=== Trickster ===
  
Der Rückzug der Sonne ist ein weiteres mythologisches Motiv, das mit dem jahres·zeit·lich zu-, bzw. ab·nehmenden Sonnen·stand in Verbindung steht und sich eben·falls in zahl·reichen Mythenkreisen findet. Die Tatsache, dass die Sonnengottheit Amaterasu in Japan als Frau dar·ge·stellt wird, er·scheint da·gegen rätsel·haft, ist doch die Sonne in den meisten Mythologien männ·lich. Daher gibt es auch die Theorie, dass die Sonnen·gott·heit erst in Anlehnung an Kaiserin {{Glossar:Jitoutennou | Jitō}} als Frau dar·ge·stellt wurde. Unter Kaiserin Jitō begann man nämlich mit den Auf·zeich·nungen der Mythen, die schließ·lich in Form von {{glossar:kojiki}} (712) und {{glossar:nihonshoki}} (720) fertig gestellt wurden. (S.a. [[Texte:Mythentexte | Mythentexte]].)
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| Japanische Trickster
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Susanoo kann aber daneben (oder zugleich) auch als ein „Trickster-Gott“ charakteri·siert werden. Trickster (engl. „Gauner, Schelm, Halunke“) wurden von der Kultur·anthro·po·logie in nord·amerika·nischen Indianer·märchen aus·findig gemacht, von der ver·gleichenden Mythen·forschung werden sie aber auch mit Ge·stalten wie dem griechi·schen Prometheus gleich·gesetzt. Zu den allge·meinen Merkmalen von Trickstern gehört, dass sie gegen die in der Welt der Götter herr·schen·den Gesetze ver·stoßen, mit den Menschen paktieren und sie in den Besitz aller möglichen kultu·rellen Errun·gen·schaften, z.B. des Feuers, der Land·wirt·schaft, u.a.m. bringen. Wie auf der folgenden Seite zu erkennen, ent·spricht dies durch·aus der Rolle, die Susanoo im weiteren Verlauf der Erzählung annimmt (siehe dazu auch die Sidepage [[Mythen/Goetter des Himmels/Trickster|Trickster]]).
  
Gegen diese These spricht, dass die Rolle der Frau als Priesterin offenbar in prähistorischer Zeit besonders aus·ge·prägt war, wie dies auch die be·reits er·wähnte chinesische Chronik aus dem dritten Jahr·hundert anhand der ja·pa·nischen Priesterkönigin {{glossar:Himiko}} berichtet. Diese prominente Rolle der Frau in der ja·pa·nischen Früh·zeit könnte eben·falls er·klären, warum die wichtigste Himmelsgottheit weiblich ge·dacht wurde. Amaterasus Gestalt inspiriert daher auch immer wieder Hypothesen über ein ur·ge·schicht·liches Matriarchat in Japan.
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=== Verlockendes Spiegelbild ===
  
Andererseits darf man nicht übersehen, dass in der Izanagi/Izanami Episode ein pa·tri·archalisches Rollen·modell vor·herrscht, das mit dem Amaterasu/Susanoo Mythos geradezu spiegel·bild·lich ver·flochten ist: Im ersten Fall repräsentiert der Mann den Himmel, das Licht und das Leben, während die Frau die Erde, die Dunkel·heit und den Tod verkörpert; im zweiten Fall ist das Ge·schlechter·ver·hältnis genau um·ge·kehrt. Diese Konstuktion wirkt nicht zu·fällig, sondern entspricht eher der [[Texte:Yin_und_Yang | Lehre von Yin und Yang]], nach der aus einem Über·maß an Yang (Himmel, Sonne) letzlich wieder ein Yin (weibliche Göttin) ent·steht und um·ge·kehrt. In weiterer Folge produziert Amatersu einen männ·lichen (Yang) Nachfolger, der die Erde (Yin) beherrscht. Insofern wäre das Ge·schlecht der Amaterasu auch aus den „Gesetzen“ von Yin und Yang zu erklären, die irgend·wann auf den japanischen Mythos übertragen wurden.
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Auch in der Hervorlockung der Sonnengottheit aus der Höhle lassen sich Motive finden, die in der griechischen Mythologie existieren. Eine wichtige Rolle spielt in dieser Episode ein Spiegel, in dem Amaterasu ihr eigenes Ebenbild erblickt und dadurch dazu angeregt wird, die Höhle zu verlassen. Ähnlich, aber mit anderen Folgen, ergeht es dem griechischen Gott Zagreus, einem Sohn des Zeus und der Persephone, der sich in einer Höhle vor den Titanen versteckt, die den Auftrag haben, ihn zu vernichten. Es gelingt ihnen jedoch, Zagreus ausfindig zu machen und durch einen Spiegel, in dem er sein Ebenbild erblickt, aus seinem Versteck zu locken. Dies hat in diesem Fall zur Folge, dass Zagreus getötet und von den Titanen gefressen wird, doch auch diese fallen schließlich Zeus' Blitzen zum Opfer. Aus den Leichen der Titanen und des Zagreus formt Prometheus schließlich den Menschen.  
  
Dieses {{Glossar:Yinyang}} Schema wird natürlich nicht immer konsequent durch·gehalten, sondern mehr·fach durch erzählerische Elemente konterkariert, die möglicher·weise aus älteren mythologischen Schichten stammen. Diese ''bricolage'', also das be·helfs·mäßige Zusammen·stückeln augen·schein·lich wider·sprüch·licher narrativer Elemente, zeigt sich auch deutlich anhand der Geschwister von Amaterasu, Tsukiyomi und Susanoo: Tsukiyomi, der Mondgott, hat über·haupt keine narrative Funktion und scheint wie eine Verlegen·heits·lösung — eingeschoben, damit der Mythos auch als Fundament der Astronomie und Astrologie her·halten kann. Der eigent·liche Partner Amaterasus ist Susanoo, der wie diese Yin und Yang Elemente in seinem Wesen ver·eint. Der Mythen·forscherin Nelly Naumann zufolge ver·schmilzt Tsukiyomi mit Susanoo, der seiner·seits Züge eines archaischen Mondgottes innehat.
 
{{Sidebox|sidepage=Trickster|titel=zitat|left=15|eliade.jpg|caption=Mircea Eliade über Trickster}}
 
Susanoo kann aber daneben (oder zugleich) auch als ein „Trickster-Gott“ charakterisiert werden. Trickster (engl. „Gauner, Schelm, Halunke“) wurden von der Ethnologie in nord·amerikanischen Indianermärchen aus·findig gemacht, von der ver·gleichenden Mythenforschung werden sie aber auch mit Ge·stalten wie dem griechischen Prometheus gleich·gesetzt. Zu den allgemeinen Merkmalen von Trickstern gehört, dass sie gegen die in der Welt der Götter herrschenden Gesetze ver·stoßen, mit den Menschen paktieren und sie in den Besitz aller möglichen kulturellen Errungen·schaften, z.B. des Feuers, der Land·wirt·schaft, u.a.m. bringen. Wie im nächsten Abschnitt zu erkennen, ent·spricht dies durch·aus der Rolle, die Susanoo im weiteren Verlauf der Erzählung annimmt.
 
  
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{{Literatur:Aston_1972}}
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{{Literatur:Philippi_1977}}
* [http://www.uwec.edu/philrel/shimbutsudo/ Shimbutsudo], Edward A. Beach (en.)<br/>Web-Essays zur japanischen Religion. Dept. of Philosophy and Religious Studies, Univ. of Wisconsin Eau Claire.
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{{Literatur: Scheid 2016}}
|update= Aug. 2010|
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* [http://web.archive.org/web/20120804021808/http://www.uwec.edu/philrel/shimbutsudo/ Shimbutsudo], Edward A. Beach (en.)<br/>Web-Essays zur japanischen Religion. Dept. of Philosophy and Religious Studies, Univ. of Wisconsin Eau Claire (inaktiv; Zugang über Internat Archive).
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| update= Sept. 2016
 
}}
 
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{{ThisWay|Mythen: Götter der Erde}}
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{{ThisWay|Mythen/Goetter der Erde}}
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Version vom 6. Januar 2019, 15:24 Uhr

Zeitalter der Götter, Teil 1 Die Götter des Himmels

Vorlage:WmaxX

Vorlage:Flas „Zeitalter der Götter“ erscheint in den Mythen als ver·hält·nis·mäßig klar ab·ge·grenzte Zeit·spanne zwischen der Ent·stehung der Welt und dem Beginn der Herr·schaft der

Tennō 天皇 (jap.)

jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels

Der Begriff „Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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-Dynastie. In dieser Zeit bevölkern Menschen, Götter und Fabel·wesen eine ge·mein·same Sphäre, ähnlich wie in den Mythen der griechi·schen Antike oder anderen mytholo·gischen Tradi·tionen. Die Mythen dieser Götter·zeit sind uns vor allem aus zwei staat·lich kom·mis·sionier·ten Chroniken aus dem 8. Jh.,

Kojiki 古事記 (jap.)

„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)

Text

Der Begriff „Kojiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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und

Nihon shoki 日本書紀 (jap.)

Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)

Text

Der Begriff „Nihon shoki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, bekannt. Die einze·lnen Epi·soden sind zwar in eine fort·lau·fende Er·zählung gegossen, anhand ihrer Prota·gonisten und ihrer regio·nalen Schwer·punkte lassen sich aber mehrere unter·schied·liche Haupt·er·zäh·lungen identi·fizieren. Dies deutet darauf hin, dass es sich ur·sprüng·lich um von einander un·ab·hängige Erzähl·tradi·tionen handelt. Aus meiner per·sön·lichen Sicht lassen sich vier Haupt·episoden identi·fizieren, die mög·licher·weise aus jeweils eigenen Sagen·kreisen stammen, näm·lich: a) die Erschaffung der Welt, b) der Zwist zwischen

Amaterasu 天照 (jap.)

Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise

Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Susanoo 須佐之男/素戔男 (jap.)

mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu

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, c) die Herr·schaft der Nach·kommen des Susanoo auf der Erde, und d) die Eroberung der Erde durch die Nach·kommen der Sonnen·gottheit — die spätere Tennō-Dynastie. Auf dieser Seite werden die Episoden a) und b) behandelt, auf der nächsten Seite c) und d).

Götternamen

Mythische Orte

Izanagi 伊耶那岐/伊奘諾 (jap.)

Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami

Der Begriff „Izanagi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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– Göttervater
Izanami 伊耶那美/伊奘冉 (jap.)

Göttermutter, Göttin der Unterwelt (mi hier weibliche Endung); Schwester und Frau des Izanagi

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– Göttermutter
Amaterasu 天照 (jap.)

Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise

Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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– Sonnengottheit
Susanoo 須佐之男/素戔男 (jap.)

mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu

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– Sturmgott, „enfant terrible“, Trickster
Ōkuninushi 大国主 (jap.)

mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes

Der Begriff „Ōkuninushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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– Weltbeherrscher von Izumo
Ninigi 瓊瓊杵 (jap.)

mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus

Der Begriff „Ninigi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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  • Tenno chikanobu1878 gr.jpg
– Enkel der Sonnengottheit
Jinmu Tennō 神武天皇 (jap.)

wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)

Fiktive Person

Der Begriff „Jinmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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  • Tenno chikanobu1878 gr.jpg
– erster „menschlicher“ Herrscher 
Onogoroshima 淤能碁呂島 (jap.)

Mythologischer Ursprungsort Japans; die „von selbst geronnene Insel“

Pantheon

Der Begriff „Onogoroshima“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Izanami izanagi hiroshige.jpg
– die erste Insel
Takama-no-hara 高天原 (jap.)

wtl. „Die Hohen Himmelsgefilde“, mythol. Bez. für das Reich der Himmlischen Götter; auch Takama-ga-hara

Pantheon

Der Begriff „Takama-no-hara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

– himmlische Gefilde, der Himmel
Yomi 黄泉 (jap.)

mytholog. Unterwelt; geschrieben mit den Zeichen „Gelbe Quellen“, eine chinesische Bezeichnung für die Unterwelt

Pantheon, Konzept

Der Begriff „Yomi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

– Welt der Toten

Izanagi und Izanami

Sowohl das Kojiki als auch das Nihon shoki beginnen mit der Ent·stehung des Univer·sums und greifen dabei auf chinesische Vor·stel·lungen zurück. Sie er·wäh·nen die Teilung der Ur·materie in Himmel und Erde (

Yin Yang 陰陽 (chin.)

Dualistisches Prinzip der chin. Naturphilosophie

Konzept

Der Begriff „Yin Yang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

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  • Seimei.jpg

) und listen an·schließend eine Reihe von Ur·göttern auf, die den Fünf Wand·lungs·phasen ent·sprechen. Diese Gott·heiten besitzen kaum eine narrative Funktion für die folgende mythische Er·zählung und fanden daher ver·mutlich erst relativ spät und unter dem Einfluss Chinas Eingang in die japanische Mytholo·gie.1

Den eigent·lichen Beginn des Mythos von der Er·schaf·fung der Welt bildet die Er·zählung von den Ur·göttern

Izanagi 伊耶那岐/伊奘諾 (jap.)

Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami

Der Begriff „Izanagi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

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  • Izanami izanagi hiroshige.jpg
  • Izanami izanagi.jpg

und

Izanami 伊耶那美/伊奘冉 (jap.)

Göttermutter, Göttin der Unterwelt (mi hier weibliche Endung); Schwester und Frau des Izanagi

Der Begriff „Izanami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

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  • Tenno chikanobu1878 gr.jpg
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  • Fusumi.jpg
  • Izanami izanagi hiroshige.jpg
  • Izanami izanagi.jpg

,2

die sowohl als Ge·schwis·ter als auch als Ehepaar auf·treten. Izanagi und Izanami befinden sich zunächst in einem Raum, der bloß aus Wasser, Luft und einer frei schwe·benden Brücke zu be·stehen scheint. Auf dieser Brücke stehen sie jeden·falls, wobei der Mann, Izanagi, mit einem Speer unten im Wasser herum·stochert. Als er den Speer aus dem Wasser zieht, bilden sich an seiner Spitze salzige Klumpen, die zurück ins Wasser fallen und dort die erste Insel (

Onogoroshima 淤能碁呂島 (jap.)

Mythologischer Ursprungsort Japans; die „von selbst geronnene Insel“

Pantheon

Der Begriff „Onogoroshima“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, wtl. „die von selbst geron·nene Insel“) bilden. Auf diese Insel steigen Izanagi und Izanami nun herab. Sie er·richten auf der Insel einen „Himmels·pfeiler“ (oder einen Palast) und um·runden ihn in einer Art Hoch·zeits·ritus. Es folgt ihre ge·schlecht·liche Ver·einigung, aus der auf nicht näher be·schrie·bene Weise „Kinder“ in Form der ja·pa·nischen Inseln entstehen. Mit jeder Be·wegung erzeugen sie zudem, fast wie nebenbei, eine Un·menge von Gott·heiten, z.B. Wind·götter, Nahrungs·götter und andere mehr.

Izanagi kagutsuchi.jpg
1 Izanagi erschlägt sein Feuerkind
Izanagi tötet den Feuergott Kagutsuchi
Werk von Katsushika Hokusai (1760-1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Houston.

Der drama·tische Höhepunkt: Izanami gebiert den Feuer·gott, der ihren Schoß ver·brennt. Sie „stirbt“ an den Folgen dieser Geburt, d.h. sie wird in die Toten·welt (

Yomi 黄泉 (jap.)

mytholog. Unterwelt; geschrieben mit den Zeichen „Gelbe Quellen“, eine chinesische Bezeichnung für die Unterwelt

Pantheon, Konzept

Der Begriff „Yomi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) ver·setzt. Der ent·setzte Vater Izanagi hin·gegen schlägt das Feuerkind mit seinem Schwert in Stücke, aus denen wieder·um neue „Schwert-Feuer-Gottheiten“ entstehen, die später noch eine Rolle spielen werden.

Dann macht sich Izanagi in seinem Schmerz auf die Suche nach Izanami. Er findet sie schließ·lich in der Toten·welt, kann sie aller·dings in der Dunkel·heit nicht sehen. Gegen Izanamis aus·drück·liche Bitte ent·zündet er ein Licht (wtl. einen Span aus seinem Kamm) und erkennt ihre Schrecken erre·gende Ver·wand·lung in einen ver·westen Leichnam. Götter·mutter Izanami fühlt sich durch diese Zur·schau·stellung zu·tiefst entehrt und ver·wandelt sich in eine Furie. Zusammen mit acht Gehil·finnen (weibliche Donnergötter, die auch als „hässliche Frauen“

shikome 醜女 (jap.)

„hässliche Frau“; Figur des -Theaters; Variante der Ama no Uzume; auch: Dämonin der Unterwelt (in der Izanami-Episode)

Fiktive Person

Der Begriff „shikome“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

apostrophiert werden) jagt sie Izanagi bis zum Tor der Toten·welt, wo dieser die Verfolge·rinnen ab·schüttelt, indem er das Tor mit einem großen Fels ver·rammelt. Diese Geste be·siegelt die end·gültige Trennung der Welt der Lebenden und der Toten. Izanami, die Herrin der Toten·welt, tut einen schreck·lichen Schwur, täglich ein·tausend Leben zu ver·nichten; Izanagi, der Gott des Lebens, schwört da·gegen, täglich ein·tausend fünfhundert Gebär·hütten zu er·richten. Damit ist der Zyklus von Geburt, Leben und Tod in Gang gesetzt.

Ab·schließend voll·zieht Izanagi eine rituelle Waschung (

misogi(jap.)

Purifikation, Reinigungsritus, rituelle Waschung

Ritus

Der Begriff „misogi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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  • Ikenoue1.jpg

) in einem Fluss, um sich von den Ver·un·rei·nigungen (

kegare 穢れ (jap.)

rituelle Verunreinigung, Befleckung, Schande

Konzept

Der Begriff „kegare“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Kamidana fuji.jpg

) der Welt des Todes zu be·freien. Dabei ent·stehen wieder mehrere Gott·heiten: Amaterasu, die Sonnen·gottheit (bei der Waschung des linken Auges), Tsukuyomi [Tsukuyomi (jap.) 月読 Mondgottheit, Bruder der Sonnengöttin Amaterasu; wtl. Mondleser oder Monatszähler; auch Tsukiyomi gelesen], der Mond (bei der Waschung des rechten Auges) und Susanoo, der etwas miss·ratene Sohn (bei der Waschung der Nase). Vater Izanagi teilt sein Erbe unter diesen Kindern auf. Nachdem die Nachfolge end·gültig geregelt ist, zieht er sich aus dem Welt·ge·schehen zurück und wird nicht mehr weiter erwähnt. Auch Izanami ent·schwindet sang- und klanglos aus der Erzählung.

Amaterasu und Susanoo

Iwado kagura2.jpg
2 Amaterasu tritt aus der Höhle
ukiyo-e-Triptychon mit dem Titel „Ursprung des Tanzes vor der Felsenhöhle“ (Iwato kagura no kigen). Dieser Tanz stellt die mythologische Szene nach, in der Amaterasu durch den Tanz von Ame no Uzume aus ihrer Felsenhöhle gelockt wird. Solche kagura-Tänze werden auch heute noch häufig aufgeführt. In der Darstellung ist deutlich die Kabuki-artige Schminke der Darsteller zu erkennen. Siehe auch Iwado_kagura.jpg.
Werk von Utagawa Kunisada (1786–1865). Edo-Zeit, 1857. Bildquelle: Database of Folklore Illustrations, Nichibunken, Kyōto.

Amaterasu besitzt als Nach·folgerin Izanagis die höchste Auto·rität in den Himm·lischen Gefilden (

Takama-no-hara 高天原 (jap.)

wtl. „Die Hohen Himmelsgefilde“, mythol. Bez. für das Reich der Himmlischen Götter; auch Takama-ga-hara

Pantheon

Der Begriff „Takama-no-hara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) und reprä·sen·tiert zugleich die Sonne. Ama·terasus wich·tigster Partner und zugleich Wider·sacher ist ihr jün·gerer Bruder Susanoo. Ihm wird nach man·chen Vari·anten des Mythos zu·nächst die Herr·schaft über die Erde oder das Meer zu·ge·teilt, letzt·lich führt sein Weg aber in allen Mythen·vari·anten in eine Art Unterwelt, die als „Wurzel·land“ (Ne no Kuni [Ne no Kuni (jap.) 根の国 wtl. Wurzelland, auch Ne no Katasukuni 根之堅州國; Unterwelt], Ne no Katasukuni) bezeichnet wird.3

Vorlage:Wrapper Susanoo benimmt sich zu·nächst sehr wider·sprüch·lich, wie ein un·ge·zogenes kleines Kind. Einer·seits wird er als wild und un·ge·stüm be·zeich·net, anderer·seits streunt er die meiste Zeit weinend umher, stets auf der Suche nach seiner Mutter (eigentlich ein Wider·spruch, denn er wurde ja von Izanagi allein ge·zeugt und ge·boren, doch der Mythos hält sich mit solchen Details nicht auf). Als Izanagi ihn da·rauf·hin in die Unter·welt schickt (verbannt), möchte Susanoo noch einmal von seiner Schwester Abschied nehmen und ver·schafft sich Eingang in den Himmel. Amaterasu ahnt zwar Böses, kann ihm aber den Zutritt nicht ver·wehren. Tat·säch·lich voll·führt Susanoo im Himmel alle nur er·denk·lichen Misse·taten, die ganz offen·sicht·lich als Provo·kation oder Rebellion gegen die Sonnen·gottheit zu verstehen sind.

Die meisten dieser Misse·taten er·scheinen uns heute als archaisch-un·ver·ständ·liche Tabu·brüche: Susanoo zerstört zum einen die Be·wässe·rungs·kanäle von Reis·feldern (wohl·gemerkt, Reis·felder der Götter) und sabotiert damit die land·wirt·schaft·liche Pro·duk·tion, zum anderen ver·un·reinigt er Amaterasus Palast mit Exkre·menten und wirft schließ·lich — völlig mysteriös — „ein rück·wärts ge·häutetes Pferd“ in Ama·terasus Webe·halle, wobei eine Dienerin oder Schwester von Amaterasu zu Tode kommt. Amaterasu aber zieht sich, durch diese Untat ihres Bruders zu·tiefst ver·letzt, in die berühmte Felsen·höhle zurück, wo·durch sich das Uni·versum verdunkelt.

An dieser Stelle kommt plötzlich eine Unzahl weiterer Götter ins Spiel, die bislang un·er·wähnt ge·blieben waren. (Es sind zumeist die Ahnen·götter der wich·tigsten Familien am Hof der antiken Tennō.) Diese Götter ver·suchen mit den ver·schie·densten Mitteln, Amaterasu wieder aus der Höhle her·vor·zulocken: Sie lassen Hähne krähen um den Morgen an·zu·kündigen, hängen einen Spiegel an einen heiligen Baum vor der Höhle und be·dienen sich sogar ver·schie·dener religiöser Rituale und Orakel·techniken.

Schließlich veran·stalten sie ein aus·gelas·senes Fest, bei dem die Göttin

Ame no Uzume 天鈿女/天宇受賣 (jap.)

mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters

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(die Ahn·herrin des japa·nischen Theaters) eine Art Strip·tease hin·legt (wtl. Brüste und Geni·talien entblößt) und auf einem um·ge·stürzten Zuber tanzt, bis daraus Stimmen zu hören sind wie bei einem Geister·be·schwö·rungs·ritual. Die ver·sammel·ten Götter brechen da·rauf·hin in schal·lendes Gelächter aus, das den ge·wünsch·ten Erfolg zeitigt: Amaterasu ist neu·gierig ge·worden und öffnet die Höhle einen Spalt. Ihr eigener An·blick im Spiegel ver·an·lasst sie, aus der Höhle her·vor·zu·treten, worauf die anderen Götter ihren neuer·lichen Rückzug mittels eines Götter·seils (

shimenawa 注連縄 (jap.)

shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.

Gegenstand

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) blockieren: Die Welt wird wieder hell. Susanoo aber wird aus dem Himmel verbannt.

Amaterasus „jungfräuliche Empfängnis“

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3 Amaterasu
Bei dieser Gestalt soll es sich um die legendäre Dichterin Sotoori-hime (5. Jh.) handeln. Sie wurde später vergöttlicht und vom Künstler Yashima Gakutei offenbar mit Amaterasu identifiziert. An die Sonnengottheit Amaterasu erinnert jedenfalls der Strahlenkranz, während der dunkle Bildhintergrund an die Höhle gemahnt, in die sich Amaterasu zurückzieht. Zugleich entsprechen Kleidung, Haartracht und die aufgemalten Augenbrauen der Figur einer Heian-zeitlichen Hofdame.
Werk von Yashima Gakutei (1786?–1868). Späte Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Amaterasu erscheint in der gesamten Erzählung ge·heimnis·voll, priester·lich und un·nah·bar. Sie hat in dieser Hinsicht durch·aus Ähn·lich·keit mit der alt·ja·pa·nischen Priester·königin

Himiko 卑弥呼 (jap.)

ca. 170–248; frühgeschichtliche Priesterkönigin; auch Pimiko (wahrscheinliche Bedeutung: „Kind der Sonne“); chin. Pei-mi-hu

Der Begriff „Himiko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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aus dem dritten Jahr·hundert, von der eine chinesi·sche Quelle be·richtet, sie lebe in einem Palast, den Männer nicht be·treten dürfen, und habe ledig·lich einen jüngeren Bruder, der für sie gewisse Re·gierungs·aufgaben über·nehme.4 

Auch Amatersu bleibt un·ver·heiratet. Ihre einzigen „Kinder“ ent·stehen aus einem selt·samen Wett·streit mit ihrem jüngeren Bruder Susanoo, als dieser Ein·gang in das von Amaterasu regierte Reich des Himmels begehrt: Beide Ge·schwister sind voll von gegen·seitigem Miss·trauen. Um dieses Miss·trauen aus der Welt zu schaffen, über·geben sie ein·ander ihre Waffen (ein Schwert im Fall Susanoos, magische Edelsteine,

magatama 勾玉 (jap.)

Krummjuwelen; archaischer Schmuck, Teil der Insignien des Tennō

Gegenstand

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, im Fall der Amaterasu), zerkauen diese und spucken die Über·reste wieder aus. Daraus ent·stehen fünf männ·liche und drei weib·liche Kinder. Gemäß ihrer zuvor getroffenen Ab·machung werden die Kinder als „Beweis“ gedeutet, dass Susanoo „reinen Herzens“ ist (was sich in der Folge als falsch heraus·stellt).

Einer der männ·lichen Spröss·linge dieses Wett·streits ist jene Gottheit, über den sich die Tennō-Linie von Amaterasu ab·leitet (es handelt sich dabei um Ame no Oshihomimi, den Vater des

Ninigi 瓊瓊杵 (jap.)

mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus

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). Er könnte aber genau so gut als Sohn des Susanoo an·ge·sehen werden, da er seine Geburt der Tatsache ver·dankt, dass Susanoo die Edel·steine seiner Schwester zer·kaut. Obwohl das Nihon shoki gerade zu dieser Episode eine Viel·zahl von Varianten an·führt, die sehr unter·schied·liche Inter·pre·ta·tionen zu·lassen, wird die Abkunft der Tennō-Linie von Amaterasu (und zwar nur von Amaterasu) in der Folge nicht mehr weiter in Frage gestellt.

Mythenvergleichende Anmerkungen

In den japa·nischen Welt·entstehungs·mythen sind zahl·reiche Motive ent·halten, die auch aus anderen Mytholo·gien auf der ganzen Welt be·kannt sind. Viele dieser Parallelen sind mythologisches Allgemeingut, manchmal lassen sich aber auch direkte historische Verbindungen rekonstruieren.

Izanami und Izanagi, Orpheus und Eurydike

Izanamis Tod bei der Geburt des Feuer·gottes reflektiert das Motiv „Tod der Urmutter“, ein Sinn·bild der Erde, die im Laufe eines Jahres er·blüht und „stirbt“, da·durch aber erst das Leben ihrer „Kinder“ ermöglicht. In einer Variante des Mythos wird aus·ge·führt, dass aus Izanamis Leiche sämtliche Getreide·sorten entstehen, die den Menschen als Nahrung dienen. Auch dies ist ein Motiv, das in vielen Kulturen mit dem Tod der Ur·mutter verknüpft ist.

Die Toten·welt-Episode, in der Izanagi Izanami ver·botener·weise anblickt, er·innert wiederum an die Orpheus-Sage, die ihrer·seits ein uni·verselles Mythen·motiv darstellt. Hervorzu·heben ist in diesem Fall, dass das Verbot des Schauens von der Frau selbst formuliert wird, nicht von sonstigen Auto·ritäten der Unterwelt, und dass die Frau selbst, durch den männlichen Blick verletzt, die Trennung vollzieht.5

Rückzug der Sonne

Der Rückzug der Sonne ist ein weiteres mytholo·gisches Motiv, das mit dem jahres·zeit·lich zu- bzw. ab·nehmenden Sonnen·stand in Verbindung steht und sich eben·falls in zahl·reichen Mythen·kreisen findet. Die Tatsache, dass die Sonnen·gottheit Ama·terasu in Japan als Frau dar·ge·stellt wird, er·scheint da·gegen rätsel·haft, ist doch die Sonne in den meisten Mytho·logien männ·lich. Daher gibt es auch die Theorie, dass die Sonnen·gott·heit erst in Anlehnung an Kaiserin

Jitō Tennō 持統天皇 (jap.)

645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin

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als Frau dar·ge·stellt wurde. Unter Kaiserin Jitō begann man nämlich mit den Auf·zeich·nungen der Mythen, die schließ·lich in Form von

Kojiki 古事記 (jap.)

„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)

Text

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(712) und

Nihon shoki 日本書紀 (jap.)

Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)

Text

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(720) fertig gestellt wurden (s.a.  Mythentexte).

Gegen diese These spricht, dass die Rolle der Frau als Priesterin offenbar in prähis·torischer Zeit besonders aus·ge·prägt war, wie dies auch die be·reits er·wähnte chinesische Chronik aus dem dritten Jahr·hundert anhand der ja·pa·nischen Priesterkönigin

Himiko 卑弥呼 (jap.)

ca. 170–248; frühgeschichtliche Priesterkönigin; auch Pimiko (wahrscheinliche Bedeutung: „Kind der Sonne“); chin. Pei-mi-hu

Der Begriff „Himiko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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berichtet. Diese promi·nente Rolle der Frau in der ja·pa·nischen Früh·zeit könnte eben·falls er·klären, warum die wichtigste Himmels·gott·heit als weiblich ge·dacht wurde. Amaterasus Gestalt inspiriert daher auch immer wieder Hypothesen über ein ur·ge·schicht·liches Matriarchat in Japan.

Anderer·seits darf man nicht übersehen, dass in der Izanagi/Izanami Episode ein pa·tri·archalisches Rollen·modell vor·herrscht, das mit dem Amaterasu/Susanoo Mythos geradezu spiegel·bild·lich ver·flochten ist: Im ersten Fall repräsen·tiert der Mann den Himmel, das Licht und das Leben, während die Frau die Erde, die Dunkel·heit und den Tod ver·körpert; im zweiten Fall ist das Ge·schlechter·ver·hältnis genau um·ge·kehrt. Diese Kon·struktion wirkt nicht zu·fällig, sondern entspricht eher der Lehre von Yin und Yang, nach der aus einem Über·maß an Yang (Himmel, Sonne) letzlich wieder ein Yin (weibliche Göttin) ent·steht und um·ge·kehrt. In weiterer Folge produziert Amatersu einen männ·lichen (Yang) Nachfolger, der die Erde (Yin) beherrscht. Insofern wäre das Ge·schlecht der Amaterasu auch aus den „Gesetzen“ von Yin und Yang zu erklären, die irgend·wann auf den japa·nischen Mythos über·tragen wurden.

Dieses

Yin Yang 陰陽 (chin.)

Dualistisches Prinzip der chin. Naturphilosophie

Konzept

Der Begriff „Yin Yang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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-Schema wird natürlich nicht immer konsequent durch·gehalten, sondern mehr·fach durch erzählerische Elemente konter·kariert, die möglicher·weise aus älteren mytho·logi·schen Schichten stammen. Diese bricolage, also das be·helfs·mäßige Zu·sammen·stückeln augen·schein·lich wider·sprüch·licher narrativer Elemente, zeigt sich auch deutlich anhand der Geschwister von Amaterasu, Tsukuyomi und Susanoo: Tsukuyomi, der Mondgott, hat über·haupt keine narrative Funktion und scheint wie eine Verlegen·heits·lösung — ein·gescho·ben, damit der Mythos auch als Fundament der Astrono·mie und Astrolo·gie her·halten kann. Der eigent·liche Partner Amaterasus ist Susanoo, der wie diese Yin und Yang Elemente in seinem Wesen ver·eint. Der Mythen·forscherin Nelly Naumann [Naumann, Nelly (west.) 1922–2000; deutsche Japanologin und Mythenforscherin] zufolge ver·schmilzt Tsukuyomi mit Susanoo, der seiner·seits Züge eines archaischen Mond·gottes innehat.

Trickster

Vorlage:Sidebox3 Susanoo kann aber daneben (oder zugleich) auch als ein „Trickster-Gott“ charakteri·siert werden. Trickster (engl. „Gauner, Schelm, Halunke“) wurden von der Kultur·anthro·po·logie in nord·amerika·nischen Indianer·märchen aus·findig gemacht, von der ver·gleichenden Mythen·forschung werden sie aber auch mit Ge·stalten wie dem griechi·schen Prometheus gleich·gesetzt. Zu den allge·meinen Merkmalen von Trickstern gehört, dass sie gegen die in der Welt der Götter herr·schen·den Gesetze ver·stoßen, mit den Menschen paktieren und sie in den Besitz aller möglichen kultu·rellen Errun·gen·schaften, z.B. des Feuers, der Land·wirt·schaft, u.a.m. bringen. Wie auf der folgenden Seite zu erkennen, ent·spricht dies durch·aus der Rolle, die Susanoo im weiteren Verlauf der Erzählung annimmt (siehe dazu auch die Sidepage Trickster).

Verlockendes Spiegelbild

Auch in der Hervorlockung der Sonnengottheit aus der Höhle lassen sich Motive finden, die in der griechischen Mythologie existieren. Eine wichtige Rolle spielt in dieser Episode ein Spiegel, in dem Amaterasu ihr eigenes Ebenbild erblickt und dadurch dazu angeregt wird, die Höhle zu verlassen. Ähnlich, aber mit anderen Folgen, ergeht es dem griechischen Gott Zagreus, einem Sohn des Zeus und der Persephone, der sich in einer Höhle vor den Titanen versteckt, die den Auftrag haben, ihn zu vernichten. Es gelingt ihnen jedoch, Zagreus ausfindig zu machen und durch einen Spiegel, in dem er sein Ebenbild erblickt, aus seinem Versteck zu locken. Dies hat in diesem Fall zur Folge, dass Zagreus getötet und von den Titanen gefressen wird, doch auch diese fallen schließlich Zeus' Blitzen zum Opfer. Aus den Leichen der Titanen und des Zagreus formt Prometheus schließlich den Menschen.


Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Die Yin-Yang Philosophie kommt vor allem im Nihon shoki explizit zum Ausdruck. Der erste Satz dieses Werks ist ein Zitat aus dem Huainanzi [Huainanzi (chin.) 淮南子 philosophisches Werk aus der Han-Zeit, 2. Jh. u.Z.], einem chinesischen Werk der Han [Han (chin.) chin. Han-Dynastie (207 v.u.Z.–220 u.Z.)]-Zeit, und beschreibt, wie sich das Universum aus der Teilung von Yin und Yang entwickelt hat.
  2. Die Silben -ki und -mi stehen für „Mann“ bzw. „Frau“. Izana- ist schwierig zu deuten. Eine traditio·nelle Erklärung, die auf
    Motoori Norinaga 本居宣長 (jap.)

    1730–1801; Shintō-Gelehrter der „nationalen Schule“ (kokugaku)

    Gelehrte Person

    Der Begriff „Motoori Norinaga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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    zurückgeht, leitet den Namen von izanau „einladen“ ab, was mit dem geschil·derten Hoch·zeits·ritus in Beziehung stehen könnte. Dem·gegen·über plädiert der Linguist Alexander Vovin für eine Verwandtschaft mit Koreanisch yenc („setzen, stellen“), woraus sich eine Bedeutung wie „[auf die Erde] gesetzte(r) Mann/Frau“ ergeben würde. 
    
  3. Obwohl zunächst von drei Ge·schwis·tern die Rede ist, wird der Mond·gott kaum näher be·schrie·ben. Nur in einer Neben·vari·ante ist von einem Zerwürf·nis von Sonne und Mond die Rede, während ansonsten stets Susanoo die Rolle eines Anta·gonis·ten der Sonne einnimmt. Susanoos letzt·endlicher Aufent·halt wird meist mit dem Totenreich seiner „Mutter“ Izanami gleich·gesetzt. Kōnoshi Takamitsu argumentiert jedoch, dass zumindest das Kojiki dahin gehend inter·pretiert werden muss, dass es sich um unter·schied·liche Reiche am Rande der sicht·baren Welt handelt. (Kōnoshi 1984)
  4. Vgl. Sidepage Himiko.
  5. Das Motiv wieder·holt sich in der japa·nischen Mytholo·gie in einer späteren Episode, in der ein Mensch ver·botener·weise in die Gebär·hütte seiner Frau, einer Drachen·prinzessin, lugt und diese dabei in ihrer Drachen- bzw. Meer·unge·heuer-Gestalt erblickt. Auch hier ist es die Frau, die daraufhin aus gekränkter Ehre den ehelichen Kontakt endgültig abbricht. S. dazu Grapard 1991, Scheid 2016.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen

  • Shimbutsudo, Edward A. Beach (en.)
    Web-Essays zur japanischen Religion. Dept. of Philosophy and Religious Studies, Univ. of Wisconsin Eau Claire (inaktiv; Zugang über Internat Archive).


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Sept. 2016

Literatur

Siehe auch Literaturliste

William George Aston (Ü.), Nihongi: Chronicles of Japan from the Earliest Times to A.D. 697. Rutland, Vt: Tuttle, 1972. (Online.) [Erste Ausgabe: London 1896.]
Allan Grapard, „Visions of Excess and Excess of Vision: Women and Transgression in Japanese Myth“. Japanese Journal of Religious Studies 18/1 (1991), 3–22.
Takamitsu Kōnoshi, „The Land of Yomi: On the Mythical World of the Kojiki“. JJRS 11:1 (1984), 57–76. (Online.)
Nelly Naumann, Die Mythen des alten Japan. München: Beck, 1996.
Donald Philippi (Ü.), Kojiki: Translated with an Introduction and Notes. Tokyo: University of Tokyo Press, 1977. [1. Aufl. 1968.]
Bernhard Scheid, „Kontinuierliche Brüche: Artikulationen des Unheimlichen in der japanischen Kulturgeschichte“. Literaturkritik.de 2016/3 (2016). (Online.) [Online-Essay.]

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Izanagi kagutsuchi.jpg
    Izanagi tötet den Feuergott Kagutsuchi
    Werk von Katsushika Hokusai (1760-1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Houston.
  2. ^ 
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    ukiyo-e-Triptychon mit dem Titel „Ursprung des Tanzes vor der Felsenhöhle“ (Iwato kagura no kigen). Dieser Tanz stellt die mythologische Szene nach, in der Amaterasu durch den Tanz von Ame no Uzume aus ihrer Felsenhöhle gelockt wird. Solche kagura-Tänze werden auch heute noch häufig aufgeführt. In der Darstellung ist deutlich die Kabuki-artige Schminke der Darsteller zu erkennen. Siehe auch Iwado_kagura.jpg.
    Werk von Utagawa Kunisada (1786–1865). Edo-Zeit, 1857. Bildquelle: Database of Folklore Illustrations, Nichibunken, Kyōto.
  1. ^ 
    Amaterasu gakutei.jpg
    Bei dieser Gestalt soll es sich um die legendäre Dichterin Sotoori-hime (5. Jh.) handeln. Sie wurde später vergöttlicht und vom Künstler Yashima Gakutei offenbar mit

    Amaterasu identifiziert. An die Sonnengottheit Amaterasu erinnert jedenfalls der Strahlenkranz, während der dunkle Bildhintergrund an die Höhle gemahnt, in die sich Amaterasu zurückzieht. Zugleich entsprechen Kleidung, Haartracht und die aufgemalten Augenbrauen der Figur einer Heian-zeitlichen Hofdame.
    Werk von Yashima Gakutei (1786?–1868). Späte Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.


Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Amaterasu 天照 ^ Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise
  • Ame-no-iwato 天岩戸 ^ wtl. Felsentor des Himmels; Höhle, in die sich Amaterasu zurückzieht
  • Ame no Koyane 天児屋/天児屋根 ^ mytholog. Gottheit; Ahnengottheit der Fujiwara
  • Ame no Oshihomimi 天忍穂耳 ^ mythol. Gottheit; Sohn von Amaterasu und Susanoo, Vater von Ninigi
  • Ame no Uzume 天鈿女/天宇受賣 ^ mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
  • Fujiwara 藤原 ^ mächtigste Adelsfamilie im jap. Altertum
  • Futsunushi 経津主 ^ Mythologischer Schwertgott
  • Hiko Hohodemi 彦火火出見 ^ auch Hoori; mythologischer Vorfahre der Tennō Dynastie und Held des Mythos von Bergglück und Meerglück
  • Himiko 卑弥呼 ^ ca. 170–248; frühgeschichtliche Priesterkönigin; auch Pimiko (wahrscheinliche Bedeutung: „Kind der Sonne“); chin. Pei-mi-hu
  • Izanagi 伊耶那岐/伊奘諾 ^ Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami
  • Izanami 伊耶那美/伊奘冉 ^ Göttermutter, Göttin der Unterwelt (mi hier weibliche Endung); Schwester und Frau des Izanagi
  • Jinmu Tennō 神武天皇 ^ wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)
  • Jitō Tennō 持統天皇 ^ 645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin
  • kegare 穢れ ^ rituelle Verunreinigung, Befleckung, Schande
  • Kojiki 古事記 ^ „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
  • magatama 勾玉 ^ Krummjuwelen; archaischer Schmuck, Teil der Insignien des Tennō
  • misogi^ Purifikation, Reinigungsritus, rituelle Waschung
  • Naumann, Nelly (west.) ^ 1922–2000; deutsche Japanologin und Mythenforscherin
  • Ne no Kuni 根の国 ^ wtl. Wurzelland, auch Ne no Katasukuni 根之堅州國; Unterwelt
  • Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
  • Ninigi 瓊瓊杵 ^ mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus
  • Onogoroshima 淤能碁呂島 ^ Mythologischer Ursprungsort Japans; die „von selbst geronnene Insel“
  • Ōkuninushi 大国主 ^ mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes
  • shikome 醜女 ^ „hässliche Frau“; Figur des -Theaters; Variante der Ama no Uzume; auch: Dämonin der Unterwelt (in der Izanami-Episode)
  • shimenawa 注連縄 ^ shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.
  • Susanoo 須佐之男/素戔男 ^ mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
  • Takama-no-hara 高天原 ^ wtl. „Die Hohen Himmelsgefilde“, mythol. Bez. für das Reich der Himmlischen Götter; auch Takama-ga-hara
  • Takemikazuchi 建御雷 ^ Mythologischer Schwertgott (wtl. Gewittergott); Ahnengottheit der Fujiwara; u.a. in den Schreinen Kashima und Kasuga verehrt
  • Tamayori-hime 玉依姫 ^ Meeresgottheit; Tochter des Meereskönigs Watatsumi
  • Tennō 天皇 ^ jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
  • Tsukuyomi 月読 ^ Mondgottheit, Bruder der Sonnengöttin Amaterasu; wtl. Mondleser oder Monatszähler; auch Tsukiyomi gelesen
  • ukehi 宇気比/誓約 ^ mythologisches Orakel, oft in Form eines Wettstreits oder Kräftemessens
  • yaoyorozu 八百万 ^ altjap. für „acht Millionen“ bzw. unendlich viele
  • Yin Yang (chin.) 陰陽 ^ Dualistisches Prinzip der chin. Naturphilosophie
  • Yomi 黄泉 ^ mytholog. Unterwelt; geschrieben mit den Zeichen „Gelbe Quellen“, eine chinesische Bezeichnung für die Unterwelt

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