Neuere deutsche Literatur

Der Fachbereich Neuere Deutsche Literatur befasst sich mit der deutschsprachigen Literatur von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart und ist sowohl von seinem Anteil an der Lehre als auch von der Anzahl der forschenden und lehrenden Personen der größte des Instituts.

Gäste am Fachbereich

Klimaprotest. Ästhetische Intervention oder Angriff auf Besitzverhältnisse?

Gastvortrag: Prof. Dr. Michael Baum (Institut für deutsche Sprache und Literatur, PH Karlsruhe)

Am Mittwoch 17.4.24, um 18:30 Uhr, Hauptgebäude, Tiefparterre, Stiege 9, Hörsaal 3

Der Vortrag versucht zu klären, welcher Zusammenhang zwischen Klimawandel und sozialer Ungerechtigkeit besteht. Ferner soll überlegt werden, wie dieser Zusammenhang die Positionen der Streitenden bestimmt. In didaktischer Perspektive kommt die Interdependenz sozialer, ökonomischer und ökologischer Faktoren als Bildungsziel in den Blick; eine Verengung ökonomischer Bildung auf Strategien unternehmerischen Handelns gilt es zu vermeiden.

Kritische Arbeit am Kanon im transkulturellen Literaturunterricht. Am Beispiel von Kleists Verlobung in St. Domingo

Gastvortrag: Assoc.-Prof. Dr. Hajnalka Nagy (Universität Klagenfurt)

Dienstag, 12.12.2023, 18.30-20.00 / Hauptgebäude, Tiefparterre, Stiege 9, Hörsaal 5

Kulturelle Identität ist ohne Erinnern und Gedächtnis nicht möglich (vgl. J. Assmann 2005, S. 89), genauso wie auch kulturelles Gedächtnis ohne Kanon, verstanden als Ensemble von Texten, kulturellen Repräsentationen sowie kollektiven Selbst- und Weltbildern, unvorstellbar ist. Eine spezifische Funktionalisierung erfahren Kanon und kollektives Gedächtnis im 19. Jahrhundert, indem sie zum Mittel der Hervorbringung nationaler Identität und kultureller Hegemonie werden. Der Konnex von Nation, Kanon und Macht wird insbesondere am Beispiel des Deutschunterrichts offensichtlich, der explizit im Dienst der nationalen Idee stand und heute noch – etwa durch die Dominantsetzung bestimmter Autor*innen und einer national gerahmten Literaturgeschichte – natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeitsstrukturen legitimiert.

Die herrschaftsstabilisierende Funktion von Kanon wird in der Literaturdidaktik seit Beginn der 2000er-Jahre problematisiert, wobei vor allem angesichts der Herausforderungen der postmigrantischen und postkolonialen Gesellschaft auf die Öffnung schulischer Kanons und auf eine kritische Reflexion von Kanonisierungs- und Traditionsbildungsprozessen insistiert wird. Um das bislang vorherrschende, an germano- und eurozentrische Erzählungen orientierte Konzept der literarischen Bildung neu zu justieren, greifen jedoch alternative Kanons zu kurz. Es bedarf vielmehr – wie TheoretikerInnen des pädagogischen Ansatzes des Verlernens (vgl. Castro Varela 2017) betonen – einer allgemeinen ‚Dekolonisierung‘ von Bildung, die im Deutschunterricht u.a. mit der Infragestellung jener kollektiven Deutungs- und Handlungsmuster sowie Selbst- und Weltvorstellungen einhergehen soll, die Klassiker bzw. ihre didaktischen Kommentierungen transportieren.

Ausgehend vom Konzept des Verlernens geht der Beitrag am Beispiel einer neuen Bearbeitung von Necati Öziri zu Kleists Die Verlobung in St. Domingo einerseits der Frage nach, welche Neuinterpretationen Klassiker unter postmigrantischen Bedingungen notwendigerweise erhalten, wenn sie auf aktuelle Diskurse antworten möchten. Andererseits wird gezeigt, wie dieser Bedeutungswandel kanonischer Werke und die Transformation des kulturellen Gedächtnisses auch für junge Leser*innen in einem transkulturellen Literaturunterricht reflektierbar werden kann, indem konventionelle und kontroversielle Deutungen von Klassikern in den Mittelpunkt literarischer Erinnerungsarbeit und Rassismuskritik gestellt werden.

Künstlerische Praxen der Vergegenwärtigung

Künstlerische Praxen der Vergegenwärtigung

62. St. Pöltner Literaturtagung
16.-17. November 2023
Bildungshaus St. Hippolyt, St. Pölten, Niederösterreich

 

Programm unter:

Tagungsfolder

https://www.oesterreichkunde.ac.at/einzelansicht/news/62-literaturtagung/

 

Veranstalter:
Institut für Germanistik der Universität Klagenfurt, Abteilung für Fachdidaktik, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Österreichkunde

Wissenschaftliche Leitung:
Nicola Mitterer, Hajnalka Nagy (beide Universität Klagenfurt) und Dieter Merlin (Universität Wien)

Organisation und Anmeldung:
Birgit Dörfl, Institut für Österreichkunde, Hanuschgasse 3/III, A-1010 Wien
Tel./Fax: +43/1/512 79 32; E-Mail: ioek.wirtschaftsgeschichte@univie.ac.at

Die Welten des Peter Henisch: Wien – Mitteleuropa – Transatlantik

Internationales Symposium aus Anlass des 80. Geburtstags von Peter Henisch
Wien, 27.–30. September 2023

Veranstalter:
Institut für Germanistik der Universität Wien, Österreichische Gesellschaft für Literatur, Alte Schmiede

In Kooperation mit:
Verein Neugermanistik Wien, Bereich Kulturwissenschaften, Andrássy Universität Budapest, Fakultät Kulturwissenschaften, Technische Universität Dortmund

Wissenschaftliche Leitung:
Walter Grünzweig (Technische Universität Dortmund), Wynfrid Kriegleder (Universität Wien), Günther Stocker (Universität Wien)
 

Programm

Mittwoch, 27.09., 18:00: Alte Schmiede

Würdigung: Karl-Markus Gauß (Salzburg)
Lesung: Peter Henisch liest aus seinem neuen Roman Nichts als Himmel
Einleitung zur Lesung und Gespräch: Johanna Öttl (Alte Schmiede Wien)

Donnerstag, 28. 9.: Österreichische Gesellschaft für Literatur

9:00­–9:30 Eröffnung und Einleitung

9:30–11:00 Medien / Schreiben (Moderation: Wynfrid Kriegleder)
Hannes Krauss (Universität Duisburg-Essen): Henisch als Kolumnist
Herta-Luise Ott (Université de Picardie): „es geht mir keineswegs um poetisierung der wirklichkeit“ – Anmerkungen zu den poetischen „unmittelbarkeiten“ in der Lyrik von Peter Henisch
Gábor Kerekes (ELTE Budapest): Neu-, Über- und Bearbeitungen der Werke Peter Henischs

11:30–12:30 Räume in Texten von Peter Henisch (Moderation: Wynfrid Kriegleder)
Stefano Apostolo (Università degli Studi di Milano Statale): Kultur, Küche, Katzen. Die Italienbilder des Peter Henisch
Anton Thuswaldner (Salzburg): Zum Baronkarl

14:30–­15:30 Die USA in Texten von Peter Henisch (Moderation Günther Stocker)
Barbara Berendt-Metzner (TU Dortmund): Von der Donau zum Mississippi – Peter Henisch im transatlantischen Dialog
Johanna Öttl (Alte Schmiede Wien): Peter Henischs Schwarzer Peter im Kontext kollektiver Erinnerung an die Kinder afroamerikanischer Besatzungssoldaten in Österreich

16:00–17:00 Autoren antworten auf Peter Henisch (Moderation Manfred Müller)
Egon Christian Leitner (Graz): Das gute Ende und die gute Politik im Werk Peter Henischs
Heinrich Steinfest (Stuttgart): Der Mann im Fenster oder Suchbild mit Schriftsteller. Eine Verbeugung

Freitag, 29. 9.: Österreichische Gesellschaft für Literatur

9:30–11:00 Produktive Rezeption / Traditionen (Moderation Walter Grünzweig)
Thomas Antonic / Paul Pechmann (Universität Wien): Vienna Connection: Peter Henisch und das „Beat Movement”
Paola Quadrelli (Liceo Tenca Milano): Ironie und Möglichkeitssinn: Kritische und produktive Rezeption von E.T.A. Hoffmanns Leben und Werk bei Peter Henisch
Gerhard Fuchs (Universität Graz): Peter Henischs Suchbild mit Katze

11:30–12:30 Erinnerungskultur (Moderation Walter Grünzweig)
Christoph Parry (Universität Vaasa): Literatur-Geschichten – Peter Henischs Weg zum Jahrhundertroman
Stefan Alker-Windbichler (Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung Graz): Manuskript, Depot und Asyl. Arbeitsweisen im Jahrhundertroman zwischen 20. Jahrhundert und Gegenwart

14:30–16:00 Henischs Die kleine Figur meines Vaters (Moderation Günther Stocker)
Jakub Gortat (Universität Łódź): Nicht nur Vaterliteratur. Das Engagement von verschiedenen Medien in Wolfgang Glücks Die kleine Figur meines Vaters (1980) nach der gleichnamigen Erzählung von Peter Henisch
Monika Szczepaniak (Uniwersytet Kazimierza Wielkiego w Bydgoszczy): „Aber du bist ein Seiltänzer, ganz wie ich“. Flug, Levitation und Luftakrobatik als ambivalente Identitätsbilder in Peter Henischs Die kleine Figur meines Vaters.

Marcel Winter (Universität Augsburg): Bloße Erinnerungsinseln in einem Meer von längst Vergessenem“: Zum Erinnern im Werk Peter Henischs am Beispiel der Romane Die kleine Figur meines Vaters (1975) und Eine sehr kleine Frau (2007)

16:30–17:30 Musik bei und mit Peter Henisch (Moderation Walter Grünzweig)
Werner Grünzweig (Akademie der Künste Berlin): Prima le parole, oder: Was es bedeutet, wenn Peter Henisch den Begriff ‚Blues‘ verwendet
Robert Rotifer (Canterbury): „Alles, was i mach“ – Peter Henisch, der Singer-Songwriter

Anschließend: Musik mit Peter Henisch und Band (Peter Strutzenberger, Bass / Hermann Posch, Gitarre, / Franz Haselsteiner, Keyboard und Akkordeon.)

Samstag, 30. 9.

10:00. Abschluss: Ein Spaziergang durch Wien auf den Spuren von Peter Henisch

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Dieses Symposium wird gefördert von der Kulturabteilung der Stadt Wien

Analogue Humanities? Das Handwerk der Geisteswissenschaften im Digitalzeitalter

Zur Verhältnisbestimmung von Analogem und Digitalem in den Literatur-, Kunst-, Sozial- und Kulturwissenschaften

Universität Wien, Alte Kapelle am Campus, 1.7.-2.7.2022

Längst ist unabweislich geworden, dass wir in einer digitalen Kultur leben. Nicht allein das Alltagsleben, auch die wissenschaftliche Arbeit ist in einer Weise davon geprägt, die es fragwürdig werden lässt, nur einen – mittlerweile fest etablierten – Teilbereich davon als ‚Digital Humanities‘ zu bezeichnen. Angesichts dieser Nähe stellt die Konferenz die Frage nach dem Verhältnis von digitalen und ‚traditionellen‘ Geisteswissenschaften. Zu fragen ist dabei insbesondere, worin sie sich unterscheiden, ob sie etwa andere Methoden anwenden, andere Gegenstände bearbeiten oder andere Heuristiken zugrunde legen und wie deren Mischungsverhältnisse und Überlappungszonen beschaffen sind. Dabei soll versuchsweise auch Perspektive der Unterscheidung umgekehrt und die Frage zumindest stärker konturiert werden, ob und in welcher Weise es komplementär zu den digitalen Geisteswissenschaften tatsächlich ‚Analogue Humanities‘ gibt. Es geht daher zum einen um die praxeologische Musterung gegenwärtiger Arbeitsweisen und ihrer diskursiven Voraussetzungen, zum anderen um die Frage, welche bisher latenten theoretisch-methodischen Probleme durch die neuen Forschungszugänge virulent werden. Auf dieses Weise figurieren die ‚Digital Humanities‘ gleichsam als Reflexionsfigur, durch die aus philosophischer, medienwissenschaftlicher, soziologischer, historischer und literaturwissenschaftlicher Perspektive die Rolle der ‚Geisteswissenschaften‘ im Digitalzeitalter erkundet wird.

Gäste sind herzlich willkommen.
Um Voranmeldung unter daniel.ehrmann@univie.ac.at wird gebeten.

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Dariya Manova erhält den zweiten Preis der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften

Lars Kreye und Dariya Manova

Die Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften vergibt am 12. Mai 2022 zum ersten Mal die „Boehringer Ingelheim Preise für Geisteswissenschaften“. 

Assistenzprofessorin Dariya Manova erhält den 2. Preis für ihre Dissertation „,Sterbende Kohle‘ und ,flüssiges Gold‘. Rohstoffnarrative in der Populärliteratur und Publizistik der deutschen Zwischenkriegszeit“, erschienen 2021 im Wallstein-Verlag.

Dariya Manova hat aufgedeckt, dass Rohstoffe wie Öl und Kohle in der Zeit zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg zu einem Leitmotiv in Literatur und Publizistik wurden. Dabei spielte die Sorge um die langfristige Energieversorgung eine zentrale Rolle. Aber auch die deutsche Niederlage im 1. Weltkrieg wurde mit der ungleichen Verfügbarkeit der Ressourcen zwischen den Kriegsnationen erklärt. Dariya Manova hat untersucht, wie der Diskurs über endliche Rohstoffe die Programme der Buchverlage und den Pressemarkt prägte – mit z. T. verblüffenden Parallelen zu heute – und wie er die Gestalt populärer Sachbücher, Biografien und Zukunftsromane beeinflusste. Die klug argumentierende Arbeit verknüpft dazu Geschichts- und Kulturwissenschaften und beeindruckt durch ihre Originalität.

Moby-Dick: Ein historisch-spekulativer Kommentar

Letzte Ausfahrt (durch die 135 Kapitel): 16. Juli 2021

Universität Wien, Hauptgebäude (Universitätsring 1, 1010 Wien), Erika-Weinzierl-Saal

10:00: Matthias Bickenbach (21: Going Aboard)
11:00: Harun Maye (41: Moby-Dick)
12:00: Mittagspause
13:30 Peter Plener (121: Midnight – The Forecastle Bulwarks)
14:30 Ethel Matala (128: The Pequod Meets the Rachel)
15:30 Kaffeepause (im Arkadenhof der Uni Wien)
16:00 Per Zoom: Friedrich Balke (131: The Pequod Meets the Delight)
17:00-18.00 Burkhardt Wolf (135: The Chase – Third Day)

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Aktenzeichen MoE

Teilweise Musil. Kapitelkommentare zum »Mann ohne Eigenschaften«

27.-29. Februar 2020
Seminarraum 1, Hauptgebäude, Tiefparterre, Stiege 1

Donnerstag, 27. Februar 2020

15.00–15.30 Uhr

Einleitung – Burkhardt Wolf, Peter Plener

15.30–16.30 Uhr

I.20: Berührung der Wirklichkeit. Ungeachtet des Fehlens von Eigenschaften benimmt sich Ulrich tatkräftig und feurig – Antonia Eder

17.00–19.00 Uhr

I.40: Ein Mann mit allen Eigenschaften, aber sie sind ihm gleichgültig. Ein Fürst des Geistes wird verhaftet, und die Parallelaktion erhält ihren Ehrensekretär – Roland Innerhofer

I.56: Lebhafte Arbeit in den Ausschüssen der Parallelaktion. Clarisse schreibt an Se. Erlaucht und schlägt ein Nietzsche-Jahr vor – Burkhardt Wolf

Freitag, 28. Februar 2020

09.30–11.30 Uhr

I.58: Die Parallelaktion erregt Bedenken. In der Geschichte der Menschheit gibt es aber kein freiwilliges Zurück – Matthias Bauer

I.74: Das 4. Jahrhundert v. Chr. gegen das Jahr 1797. Ulrich erhält abermals einen Brief seines Vaters – Armin Schäfer

12.00–13.00 Uhr

I.85: General Stumms Bemühung, Ordnung in den Zivilverstand zu bringen – Matthias Bauer

14.00–16.00 Uhr

I.98: Aus einem Staat, der an einem Sprachfehler zugrundegegangen ist – Roland Innerhofer

I.107: Graf Leinsdorf erzielt einen unerwarteten politischen Erfolg – Iulia Patrut

16.30–18.30 Uhr

I.116: Die beiden Bäume des Lebens und die Forderung eines Generalsekretariats der Genauigkeit und Seele – Burkhardt Wolf

II.35 // II.38: Ein großes Ereignis ist im Entstehen – Artur R. Boelderl // Walter Fanta

Samstag, 29. Februar 2020

09.30–11.30 Uhr

Nachlass, 2. Fortsetzungsreihe »//«: Unterhaltungen mit Schmeißer – Artur R. Boelderl

Nachlass, 2. Fortsetzungsreihe »//«: Beschreibung einer kakanischen Stadt – Walter Fanta

12.00–14.00 Uhr

Nachlass, Druckfahnenkapitel, 53: Die Referate D und L – Christian Kirchmeier

Nachlass, Kapitelgruppe (1928), 19: Hans Sepps Selbstmord – Peter Plener

Ankündigung
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For Sale: Kommodifizierung in der Gegenwartskultur

Symposium der ARGE „Kulturelle Dynamiken“ der Österreichischen Forschungsgemeinschaft

09. – 10. Jänner 2020
Sky-Lounge der Universität Wien
Oskar-Morgenstern-Platz 1, 1090 Wien

Programm als PDF

Das siebte Symposium der ARGE Kulturelle Dynamiken untersucht die Ausdehnung populärer Kommerzsysteme auf den gesamten Kulturbetrieb, wie Artefakte der gewerblichen Produktvermarktung unterliegen (museale Einrichtungen als ›emotionale Produkte‹, Adaptierung von Bestsellercovern auf kanonisierte Literatur, Klassik CD-Covers in populärer Aufmachung, neue Konzertformate). Analysiert werden sollen der Begriff der Kulturbörse und der Neoliberalisierung des Kunstbetriebs, z.B. im Hinblick auf Einschaltquoten, Rankings und Voting-Verfahren populärer Shows oder medial groß aufgezogener Wettbewerbe.

Aus touristischer, kulturökonomischer, geschichtlicher und sozialanthropologischer Sicht ist die Veränderung der Lebensstruktur durch Kommodifizierung regionaler/nationaler Eigenschaften (Brauchtum, Tracht) zu untersuchen. Esoterik und Spiritualität als erwerbliche Produkte sind im Kontext von Religionsforschung, Geschichts- und Musikwissenschaft zu beleuchten; um die Kommerzialisierung des Körpers in Medizin, Sport, Schönheitsindustrie, Fitness und Wellness besser zu verstehen, bedarf es der Zusammenarbeit einer ganzen Reihe von Disziplinen. Der Körper ist zum boomenden Kommerzartikel avanciert. Wie verhalten sich spektakuläre Prognosen vom Rohstoff und Warenlager Mensch zur tatsächlichen Forschung und Praxis in den Naturwissenschaften (Transplantationsmedizin, Reproduktionsmedizin, Leihmütter, Genforschung, etc.)? Welche Ängste und Hoffnungen liegen dem Geschäft mit Gesundheit, Jugend und Schönheit zugrunde? Wie wird das Ideal des gesunden Körpers kommerzialisiert (health data, quantified self)? Die Privatisierung von Öffentlichkeit und natürlichen Ressourcen (z.B. Wasser, genetisch verändertes Saatgut, etc.) erlangt im Zuge ihrer kommerziellen Nutzung eine existenzielle Brisanz, die für kulturtheoretische Fragen geöffnet werden soll.

In enger Verbindung mit dem Drang, Vergangenes zu bewahren, steht die Digitalisierung aber auch die Fetischisierung von Geschichte: Beispiele liefert die Versteigerung historischer Alltagsgegenstände (ein rezentes Beispiel: Reitunterhose Kaiser Franz-Josefs; Handtaschen von Margaret Thatcher und Hüte von Lady Di). Hier münden wiederum Fragen der Memorialisierung und der Delokalisierung herein, zum Beispiel mit dem käuflichen Erwerb historischer Gegenstände (Trümmer der Concorde als Souvenirs, Reste der Berliner Mauer in Schmuck gefasst oder als Gebrauchsgegenstände umfunktioniert), welche die Museumsbesucher aus dem Museumsshop mit nach Hause nehmen. Gleicht nicht die Jagd auf Souvenirs der Jagd nach Trophäen und Raritäten, die zur Entwicklung der frühneuzeitlichen Wunderkammern führte?

Auf diesen Fragen aufbauend will das Symposium unter dem Motto »For Sale« die Verschränkungen von Kommodifizierung, aktuellen Praktiken und lebensweltlichen Erfahrungen in der Gegenwartskultur aufzeigen.

Professuren

Gastprofessuren

Ass.-Prof. · Assoz. Prof. · ao. Univ.-Prof.

Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen (post doc)

Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen (prae doc)

Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen (Projekte)

Lehrbeauftragte

Studentische Mitarbeiter*innen

Emeriti · Im Ruhestand

Portrait

1. Zentrale Arbeitsfelder

Als größtes Germanistik-Institut des Landes haben wir die Aufgabe, den Fachbereich der Neueren Deutschen Literatur in der Lehre, aber auch in der Forschung möglichst in seiner gesamten Breite abzudecken. Darüber hinaus lassen sich folgende Schwerpunkte festhalten: Die kontinuierliche historisch-interpretatorische und philologisch-editorische Betreuung der österreichischen Literatur bildet zweifellos den wichtigsten Schwerpunkt des Fachbereichs. Mit diesem Fokus vertritt das Institut sowohl eine wissenschaftlich-strategische wie auch eine über das akademische Feld hinausreichende kulturelle Schlüsselfunktion im deutschsprachigen Raum. Zur Erfüllung dieser Rolle tragen insbesondere die bestehenden engen Beziehungen zu Wiener Archiv- und Bibliotheksinstitutionen (Österreichisches Literaturarchiv, Wiener Stadt- und Landesbibliothek) sowie zu den Institutionen des literarischen Lebens in Österreich bei (Alte Schmiede, Literaturhaus Wien, Verlags- und Medienlandschaft). Folgende literaturhistorische Schwerpunkte lassen sich innerhalb der Vielfalt der Forschungs- und Lehrtätigkeit umreißen
  • 17. Jahrhundert (insb. Barockliteratur, Buch- und Mediengeschichte)
  • 18. Jahrhundert (insb. Literatur und Kultur des Josephinismus)
  • 19. Jahrhundert (insb. literarisches Leben, Drama)
  • Jahrhundertwende und „Wiener Moderne“
  • Literatur der Zwischenkriegszeit im Spannungsfeld von Moderne und Antimoderne
  • Gegenwartsliteratur
Inter- und transdisziplinär orientierte Fragestellungen wie Gender Studies und Kulturwissenschaft/Cultural Studies im engeren Sinn werden sowohl fachspezifisch als auch im Rahmen fachübergreifender Studienmodule angeboten. Spezifische Literaturen wie Kinder- und Jugendliteratur werden in Zusammenarbeit mit außeruniversitären Forschungsinstitutionen betreut. Der Bereich der literarischen Gattungen am Schnittpunkt von historischer Poetik, Rhetorik, Literaturgeschichte und Literaturtheorie zeichnet sich in den letzten Jahren in der Wiener Neugermanistik als deutlich erkennbarer und ausbaufähiger Schwerpunkt ab (traditionelle und moderne dramatische, lyrische und epische Gattungen, Kleinformen, autobiographische Formen, literarische Gebrauchsformen). Die Editionsphilologie bildet seit Jahren ein wichtiges Arbeitsfeld des Fachbereichs. Die Herstellung verlässlicher Editionen ist besonders für die österreichische Literatur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts von zentraler Bedeutung, da ein großer Teil dieser fruchtbaren Periode der österreichischen Literaturgeschichte editorisch noch weitgehend unerschlossen ist. Die Frage nach der Intermedialität stellt ebenfalls einen Schwerpunkt der Lehr- und Forschungstätigkeit unseres Fachbereichs dar. Zahlreiche Arbeiten zu verschiedenen literaturgeschichtlichen Epochen und literarischen Gattungen konvergieren in der intensiven Beschäftigung mit den Wechselbeziehungen zwischen Literatur und Musik bzw. bildender Kunst.

2. Gesellschaftliche Aufgaben und Kooperationen

Zweifellos ist unser Fachbereich derjenige, der die größte Anziehungskraft auf die Studierenden des Faches Deutsche Philologie ausübt, was sich durch die Zahl der hier abgeschlossenen Diplomarbeiten und Dissertationen im Vergleich zu den anderen Fachbereichen zeigen lässt. Die Neuere Deutsche Literatur deckt darüber hinaus auch einen zentralen fachlichen Bereich der Lehramtsausbildung für das Fach Deutsch ab, da fast alle der zum schulischen Kanon gehörenden Werke in unser Untersuchungsgebiet fallen. Die langjährige Beschäftigung mit der österreichischen Literatur hat großes öffentliches Interesse ausgelöst und ist immer wieder Anknüpfungspunkt zahlreicher Kooperationen mit kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen wie Theatern, Literaturhäusern, Archiven, Zeitungen und Zeitschriften, Bibliotheken, Einrichtungen der Erwachsenenbildung und der LehrerInnenfortbildung. Unsere diesbezügliche Expertise ist nicht nur in der außeruniversitären Öffentlichkeit, sondern auch in der internationalen Scientific Community anerkannt Auch für den österreichischen und internationalen Kulturbetrieb sowie für die einheimische und internationale Bildungslandschaft bietet unser Fachbereich mit seiner großen historischen Ausdehnung und seinem expliziten Gegenwartsbezug die meisten Anknüpfungspunkte. Nahezu das gesamte deutschsprachige Repertoire der Theater, das Spektrum der von der Literaturkritik besprochenen Bücher, des in Bibliotheken und Archiven zu betreuenden Bestandes sowie des deutschsprachigen literarischen Kanons schlechthin fallen in unseren Arbeitsbereich. Ein besonderes Anliegen ist uns der persönliche Kontakt mit zahlreichen österreichischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, der durch vielfältige Formen der Zusammenarbeit gepflegt wird. Durch diesen wechselseitigen Austausch zwischen der Literaturszene und dem Institut für Germanistik entstehen wertvolle Impulse für Lehre und Forschung.

3. Unsere Zukunft

Ein neuer Schwerpunkt wurde in jüngster Zeit im Bereich Literaturtheorie eröffnet, der nicht nur für die germanistische Literaturwissenschaft, sondern auch für andere Philologien am Universitätsstandort von hohem Interesse sein wird. Auf der Basis der internationalen sowie transdisziplinären Ausrichtung der zeitgenössischen literatur- und kulturtheoretischen Diskussion lassen sich als Synergieeffekte sowohl eine Bündelung von Forschungsinitiativen am und durch das Institut als auch ein Brückenschlag zur regen außeruniversitären Theorie- und Kulturszene erwarten. In Zukunft stärker zu berücksichtigen ist der Forschungsbereich Literatur und Medien. Mit der Verankerung einer spezifischen Lehrveranstaltung im Studienplan sowie der einschlägigen Lehrtätigkeit externer Lehrbeauftragter besteht hier bereits eine Basis, die durch eine stärkere Koordination der einzelnen Arbeitsfelder sowie eine verstärkte Forschungstätigkeit auszubauen ist. Dieser Forschungs- und Lehrbereich ist angesichts der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien gesellschaftlich von eminenter Bedeutung, aber auch aktuelle Entwicklungen innerhalb des Faches (Stichwort: Intermedialität) und die interdisziplinäre Anschließbarkeit an kultur- und medienwissenschaftliche Fragestellungen zeugen von seiner Wichtigkeit.

4. Besonderheiten der Wiener Neugermanistik

Die bedeutende Rolle Wiens in der österreichischen und internationalen Kulturgeschichte sowie die zentrale Lage als Hauptstadt machen einen Schwerpunkt zur österreichischen Literatur unumgänglich. An unserem Institut gibt es dazu eine ebenso vielfältige wie erfolgreiche Forschungs- und Lehrtradition, die uns deutlich von anderen Germanistik-Instituten im In- und Ausland abhebt. Das Wiener Institut ist darüber hinaus das größte Germanistik-Institut in Österreich und ermöglicht daher in Forschung und Lehre eine besondere Breite und besondere Spezialisierungen. Damit ist aber auch die Verpflichtung verbunden, das Fach in seinem gesamten Umfang abzudecken, da es in vielen Bereichen weder im Inland und schon gar nicht im Ausland alternative Forschungs- bzw. Ausbildungseinrichtungen gibt, die diese Aufgabe übernehmen könnten.

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