Vorlesungs­verzeichnis

NdL: Literatur und Demokratisierung - von F. Schiller zu Juli Zeh

100104 PS 2020W

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Moodle

Vortragende:

ACHTUNG, KORREKTUR:
Umstellung auf digitale Lehre (synchron: Mi, 16.45-18.15) ab Mittwoch, 4.11.2020. Alle Angemeldeten bekommen rechtzeitig einen Link zugesandt.

Ursprüngliches Vorgehen:
Der LV wurde ein neuer, größerer Raum zugeteilt, weshalb es, wenn es bei der aktuellen TeilnehmerInnenanzahl bleibt, möglich wäre, keine Gruppenteilung vorzunehmen und auf reine Präsenzlehre umzusteigen. Ziel ist es jedenfalls, möglichst viel Lehre vor Ort abzuhalten.
Neu ist aber, dass die Studierenden während der LV einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen haben.

 

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen zur Krise der westlichen Demokratien – zur steigenden Attraktivität antidemokratischer, rechtspopulistischer und rassistischer Ideologien und Bewegungen – erkundet die LV verschiedene Sichtweisen auf das Verhältnis von Literatur und Demokratisierung. Hierbei sind einerseits unterschiedliche Demokratiebegriffe und Konzepte des Politischen zu berücksichtigen, andererseits ein Feld variierender literatur- und kulturtheoretischer Vorannahmen und Zugänge, die in ihrem Zusammenspiel zahlreiche Antworten auf die Frage nach dem möglichen Beitrag literarischer Artefakte und Praktiken zur Herbeiführung, Stärkung und/ oder Stabilisierung demokratischer Strukturen und Prozesse hervorgebracht haben. Eine der berühmtesten historischen Positionen ist das von Friedrich Schiller als Reaktion auf den Verlauf der Französischen Revolution entworfene Konzept der „ästhetischen Erziehung“, als eine der bekanntesten, sich demokratiepolitischen Fragen widmenden GegenwartsautorInnen darf Juli Zeh gelten. Die LV beginnt mit einem kurzen Überblick über aktuelle Demokratietheorien, die Unterscheidung zwischen „der Politik“ und „dem Politischen“ miteinbeziehend. Ausgehend von einer Reihe kurzer literarischer Texte (F. Schiller, V. Canetti, E. Jandl, M. Streeruwitz und anderer) nähert sie sich sodann dem Spektrum möglicher Strategien, durch und mit Literatur im weitesten Sinne demokratisierend zu agieren. In einem dritten Schritt stehen vier ausgewählte Texte von Bertolt Brecht, Peter Weiss, Christoph Hein und Juli Zeh im Zentrum, die unter Berücksichtigung einschlägiger theoretischer Ansätze und methodologischer Optionen einer intensiven Lektüre unterzogen werden.

Die Lehrveranstaltung verfolgt zwei Ziele:
1) Zum einen zielt sie auf die Vermittlung und selbständige Erarbeitung von literatur- und kulturhistorischem Wissen bezüglich der im Zentrum stehenden Fragestellung, die – vom Gegenstand wie von der Herangehensweise – auf dem Zugang der kulturwissenschaftlichen Germanistik basiert.
2) Zum anderen zielt das Proseminar auf das Erwerben praktischer Kompetenzen des selbständigen wissenschaftlichen Arbeitens, wobei die einzelnen Arbeitsschritte (unterstützte Themenfindung; Erstellung eines Exposés inklusive klarer Fragestellung, theoretischem Rahmen, Methodik sowie einer Bibliografie relevanter Forschungsliteratur) thematisiert, diskutiert und Schritt für Schritt mit Unterstützung (durch die LV-Leiterin und in themenbezogenen Arbeitsgruppen) umgesetzt werden.

Die Lehrveranstaltung wird aufgrund der aktuellen COVID 19-Regelungen in zwei geteilten Gruppen (Gruppe A, Gruppe B) stattfinden, wobei jeweils eine Gruppe (live) vor Ort ist, die andere Gruppe autonom und synchron – im Modus der digitalen Lehre – vorgegebene Aufgaben erarbeitet. Die Gruppeneinteilung erfolgt vor der ersten LV über Moodle.
Die LV beginnt mit mehreren einführenden Sitzungen, in denen auf der Basis selbständiger Vorbereitung wichtige theoretische und thematisch einführende Grundlagen gemeinsam erarbeitet werden. Im Anschluss folgen Termine, die der gemeinsamen Erarbeitung literarischer Schlüsseltexte gewidmet sind. Diese Termine werden ergänzt durch Überblicke und Hilfestellungen zu den verschiedenen Bereichen wissenschaftlichen Arbeitens (literatur- und kulturwissenschaftliche Methodik, Bibliografieren, Themenspezifizierung, Strukturierung der schriftlichen Abschlussarbeit). Die letzten Termine sind der Präsentation und Diskussion der erarbeiteten Exposés gewidmet.

 

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Art der Leistungskontrolle
- Regelmäßige Anwesenheit (max. drei Fehlstunden)
- Vollständige und termingerechte Lektüre der Pflichtliteratur
- Vorbereitung der Sitzungen, einschließlich kurzer Gruppen-Kurzpräsentationen zu mehreren Terminen
- Aktive mündliche Mitarbeit in Plenums- und Gruppendiskussionen
- Exposé inklusive Bibliografie, Abgabe während des Semesters
- Schriftliche Abschlussarbeit (15 Seiten Haupttext, einzureichen bis 28.02.2021)

 

Literatur

Vorläufige Literaturliste:

Bachtin, Michail M.: Probleme der Poetik Dostoevskijs, Wien 1985.
Brecht, Bertolt: Die Maßnahme (1930)
Foucault, Michel: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit. Bd. 1, Frankfurt/ Main 1977.
Geiselberger, Heinrich (Hg.): Die große Regression. Eine internationale Debatte über die geistige Situation der Zeit, Frankfurt/ Main 2017 (mit Beiträgen von A. Appadurai, I. Krastev, B. Labour, S. Zizek und anderen).
Hackl, Erich/ Evelyne Polt-Heinzl (Hg.): Im Kältefieber. Februargeschichten 1934, Wien 2014.
Hebekus, Uwe/ Jan Völker: Neue Philosophien der Politischen. Zur Einführung, Hamburg 2012.
Hein, Christoph: Horn Ende. Roman, Berlin-Weimar 1985
Neuhaus, Stefan/ Immanuel Nover (Hg.): Das Politische in der Literatur der Gegenwart, Berlin-Boston 2018.
Schiller, Friedrich: Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen (1793-95)
Schmidt, Manfred G.: Demokratietheorien. Eine Einführung, Wiesbaden 2019.
Trojanow, Ilija/ Juli Zeh: Angriff auf die Freiheit. Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte, München 2009.
Weiss, Peter: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade, Frankfurt/ Main 1965.
Zeh, Juli: Corpus Delicti. Ein Prozess, München 2009.

Eine ausführliche Liste der Primär- und Sekundärliteratur wird in der ersten LV-Einheit ausgehändigt und ist – inklusive einiger, wichtiger Texte – ab dann auf moodle zugänglich.

 

Prüfungsstoff

s.o.

 

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Gesamtnote wird aus den oben angeführten Teilleistungen (1. schriftliche Abschlussarbeit, 2. Exposé, 3. Kurzpräsentationen, 4. mündliche Mitarbeit) errechnet, wobei die Punkte 1 bis 3 die Mindestanforderung (1. positive Abschlussarbeit, 2. Exposé, 3. Kurzpräsentationen) darstellen.

Da das Konzept der LV auf kontinuierlicher Mitarbeit und Lektüre basiert – schrittweiser Aufbau von für die PS-Arbeit relevantem Wissen – wird Interesse für das Thema und für den Zugang sehr empfohlen! (Es werden hingegen keine Referate i.e.S. verlangt.)