Vorlesungs­verzeichnis

Lit. Wechselbeziehungen (VO): Zeit und Erinnerung im modernen Roman

135045 VO 2019W

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Aufgrund einer auswärtigen Konferenz bzw. zeitgleich stattfindender Hearings kann die Vorlesung erst in der 3. Semesterwoche beginnen (16.10.); sie besteht daher aus 12 inhaltlichen Doppelstunden, auf die am 29.1.2020 die 1. Klausur folgt.

 

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Weltweit ist im Roman des 20. Jahrhunderts als Thema das Erleben von äußerer und innerer Zeit zu beobachten; häufig schließt sich daran die Problematisierung der Erinnerung. Deshalb gilt die Vorlesung ganz der vergleichenden Analyse kanonischer Erzählwerke, in denen Temporalität und Memoria im Mittelpunkt stehen. Flankierend wird erläutert, wie die Narratologie den Umgang mit dem Phänomen Zeit beschreibt. Die Vorlesung widmet sich also einem der prominentesten Themen, die im internationalen Roman namentlich des 20. Jahrhunderts zur Verhandlung kommen und zugleich einer der fundamentalen formalen Herausforderungen an den Roman. Es wird gehen um Zeit als Grundphänomen menschlichen Lebens, insofern es die narrative Literatur der Moderne zu erfassen sucht, um Erinnerung als einen zentralen Modus des Innewerdens vergangener Zeit und um Zeit als strukturgebende Leitkategorie großdimensionierten Erzählens. Daher wird die Vorlesung sich schwerpunkthaft mit Romanen befassen, die der Zeit eine entscheidende thematische Rolle einräumen und, damit einhergehend, meist auch besondere Lösungen für die erzählerische Gestaltung von Zeit gefunden haben. Im Mittelpunkt stehen Romane wie Marcel Prousts "A la recherche du temps perdu", Thomas Manns "Der Zauberberg" und "Joseph und seine Brüder", Virginia Woolfs "Mrs Dalloway", "To the Lighthouse" und "The Waves", William Faulkners "The Sound and The Fury" und Heimito von Doderers "Die Strudlhofstiege". Daneben werden aber auch avantgardistische Lösungen des Zeitproblems im Roman diskutiert wie etwa bei James Joyce, Vladimir Nabokov, Michel Butor oder zuletzt bei Szczepan Twardoch. Es liegt auf der Hand, dass die Vorlesung die Lektüre der Romane nicht ersetzen kann; indes werden die Werke unter Bezug auf die Zeitthematik gründlich vorgestellt. Überdies werden wesentliche Ansätze der Zeitphilosophie, die in den behandelten Romanen aufscheinen, erläutert, genauso wie die Grundtypen des erzählenden Umgangs mit Zeit im Horizont der neueren Narratologie. Eine Bibliografie und Romanauszüge werden begleitend zur Verfügung gestellt.