Stephan Procházka

Stephan Procházka

© Gisela Procházka-Eisl

Was ist beduinisches Arabisch?   Keine andere Sprache der Welt wird seit so langer Zeit in einem so großen zusammenhängenden Gebiet gesprochen wie Arabisch. Diese enormen zeitlichen und räumlichen Dimensionen führten zur Herausbildung von zahlreichen lokalen Dialekten. Während in der europäischen Dialektologie geographische Faktoren besonders wichtig sind, lässt sich die Dialektlandschaft des Arabischen aber nur erklären, wenn man einen weiteren Faktor mit einbezieht: die zahlreichen nomadisch lebenden Gemeinschaften, die durch ihre hohe Mobilität ganz maßgeblich zur sprachlichen Dynamik beigetragen haben.   Aber obwohl die Dialekte der Beduinen – wie die arabischen Nomaden genannt werden – für das Verständnis sprachhistorischer Zusammenhänge eine große Rolle spielen, fehlen bis heute rein linguistische Kriterien für eine Definition, was "beduinisches Arabisch" nun eigentlich ist.   Gemeinsam mit einem Team aus Mitarbeiter*innen von der Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wird Stephan Procházka in seinem ERC-Projekt versuchen, durch die Anwendung interdisziplinärer Methoden dieses für die arabische Sprachgeschichte grundlegende Konzept besser zu verstehen. Ein Fokus liegt auf der Erhebung von neuen Daten durch Feldforschung; unter anderem in Saudi-Arabien, Jordanien, Sudan und Marokko. Ein weiterer innovativer Ansatz des Projekts ist die Einbeziehung gesellschaftlicher Parameter, insbesondere die Frage, ob das Vorherrschen von Stammesstrukturen und patriarchalen Gesellschaftsmustern den sprachlichen Konservativismus der Dialekte der Beduinen zu erklären hilft.